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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 90. Berlin, 29. Juli 1741.

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[Beginn Spaltensatz] Lissabon zu schicken, völlig entdeckt, und die vor-
nehmsten darunter sind folgende: Franckreich hält bey
jetzigen Umständen vor höchst nöthig, den König von
Portugall mit in sein Jnteresse zu ziehen, und es hat
bereits wircklich Mittel gefunden, den Portugisischen
Minister in Paris, Don Louis d'Acunha, nach und
nach zu gewinnen. Diesem wurde nun ohnlängst der
Vorschlag gethan, seinen König zu Schliessung einer
genauen Alliantz mit Franckreich überreden zu helffen.
So bald Se. Portugisische Majest. hiervon Nach-
richt empfingen, fragten Sie den Cardinal la
Motta um Rath, welchen der Frantzösische Mini-
ster zu Lissabon, Herr von Chavigni, auch schon ziem-
lich zum Jnteresse des Hofes zu Versailles gelenckt
hatte, und selbiger versicherte seinen König, daß
Portugall sich von einer solchen Alliantz die wichtig-
sten Vortheile gewiß versprechen könnte. Denn Se.
Allerchristl. Majest. wären gesonnen, dem König
von Portugall in Seinen Jndianischen Staaten Ru-
he zu schaffen, und durch Absendung eines starcken
Corps Frantzösischer Truppen nach Goa die Jndianer
zu zwingen, daß sie ehestens die Belagerung des er-
wehnten Platzes wieder aufheben müsten. Ausser-
dem wolle der Hof zu Versailles den Portugisen we-
gen des Commercii in Franckreich, besonders aber wegen
des Juwelen= Handels, viele Vorzüge verstatten.
Nur möchten Se. Portugisische Maj. geruhen, von
der Alliantz mit Engelland abzutreten. Allein dieses
ist eben die Haupt= Verhinderung, und der rechte
Stein des Anstossens; weil Portugall besorgt, es
dürften die Engelländer, welche ihm doch die meisten
Lebens=Mittel liefern, gar zu heftig zum Zorn ge-
reitzt werden. Jnzwischen sucht der Herr von Cha-
vigni die Sache noch immer mit besonderer Grschick-
lichkeit zu treiben, und der Cardinal la Motta un-
terstützt seine Absichten so kräftig, als behutsam. Die
jüngsten Briefe von Turin sind voller Klagen über
das unvermuthete Absterben der Königin, und die
Oesterreichische Parthey am dasigen Hofe befürchtet
eine sehr nachtheilige Veränderung. Nichts desto
weniger tröstet sie sich in ihrer Bekümmerniß mit der
Hoffnung, daß durch eine in Vorschlag zu bringen-
de Vermählung des Königs von Sardinien mit der
zweyten Ertz= Hertzogin allen übeln Folgen glücklich
könne vorgebeuget werden.

Die jüngsten Pariser Briefe berichten, es sey der
Marschall von Belle=Jsle schon wieder von dannen
[Spaltenumbruch] abgereiset, niemand aber wisse noch zur Zeit, wohin
er seinen Weg genommen habe; doch glaube man
nicht, daß er gerade nach Franckfurt gehen werde.

Brüssel, vom 19. Julii.

Die Durchlauchtigste Ertz=Hertzogin, unsere gnä-
digste Gouvernantin, befindet sich wieder sehr kranck.
Den neuesten Briefen aus Commercy zu folge, wäre
die verwittwete Hertzogin von Lothringen über die
Nachricht von dem Absterben Jhrer Tochter, der Kö-
nigin von Sardinien, so heftig erschrocken, daß Sie
der Schlag gerühret hätte.

Rom, vom 12. Julii.

Neulich langete ein Orientalischer Printz, welcher
sich vor einen nahen Vetter des Groß=Moguls aus-
giebt, in hiesiger Stadt an. Er ist bisher zu Nea-
polis gewesen, und Se. Sicilianische Majestät ha-
ben ihm daselbst alle seiner Geburt zukommende Eh-
ren Bezeigungen erwiesen, ihn auch auf Dero Kosten
anhero geschafft. Dieser Printz will sich gern in
den Grund=Sätzen der Catholischen Religion unterich-
ten lassen.

Regensburg, vom 22. Julii.

Jn hiesigen Gegenden wird jetzo gar kein Geheim-
niß mehr daraus gemacht, daß ohnweit der Chur-
Bayerischen Stadt Scharding ein Lager vor 30000
Mann ist abgestochen worden; es haben auch zwey
Bayerische Regimenter, Moravitzki, und Lerchen-
feld, ihren Marsch in gröster Eil landwärts dahin
angetreten. Vorgestern fuhren 5 Schiffe, welche
mit Proviant beladen waren, und von Jngolstadt
kamen, auf der Donan hier vorbey nach gemeldetem
Lager. Die gantze Chur=Bayerische Armee hat
schon Ordre erhalten, gleich nach der Erndte
aufzubrechen, und in das Lager einzurücken. Sonst
haben Se. Churfürstl. Durchl. von Bayern in Dero
sämmtlichen Landen ein neues und ungemein scharfes
Patent, den Unterschleif beym Tobacks=Apalto be-
treffend, bekannt machen lassen, krafft dessen diejeni-
gen, welche darwieder handeln, das erstemahl
10 Thaler Straffe erlegen, das anderemahl gebrannt-
marckt, und zur Staupe geschlagen, das drittemahl
aber mit dem Schwerdte hingerichtet werden sollen.
Man siehet hier unter der Hand ein Schreiben des
Herrn Feld=Marschalls, Baron von Schmettau, an
Jhro Majestät die Königin von Ungarn und Böh-
men, de Dato Torgau, in Sachsen, vom 15 May,
worinnen gedachter Herr Feld=Marschall die Ursa-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Lissabon zu schicken, völlig entdeckt, und die vor-
nehmsten darunter sind folgende: Franckreich hält bey
jetzigen Umständen vor höchst nöthig, den König von
Portugall mit in sein Jnteresse zu ziehen, und es hat
bereits wircklich Mittel gefunden, den Portugisischen
Minister in Paris, Don Louis d'Acunha, nach und
nach zu gewinnen. Diesem wurde nun ohnlängst der
Vorschlag gethan, seinen König zu Schliessung einer
genauen Alliantz mit Franckreich überreden zu helffen.
So bald Se. Portugisische Majest. hiervon Nach-
richt empfingen, fragten Sie den Cardinal la
Motta um Rath, welchen der Frantzösische Mini-
ster zu Lissabon, Herr von Chavigni, auch schon ziem-
lich zum Jnteresse des Hofes zu Versailles gelenckt
hatte, und selbiger versicherte seinen König, daß
Portugall sich von einer solchen Alliantz die wichtig-
sten Vortheile gewiß versprechen könnte. Denn Se.
Allerchristl. Majest. wären gesonnen, dem König
von Portugall in Seinen Jndianischen Staaten Ru-
he zu schaffen, und durch Absendung eines starcken
Corps Frantzösischer Truppen nach Goa die Jndianer
zu zwingen, daß sie ehestens die Belagerung des er-
wehnten Platzes wieder aufheben müsten. Ausser-
dem wolle der Hof zu Versailles den Portugisen we-
gen des Commercii in Franckreich, besonders aber wegen
des Juwelen= Handels, viele Vorzüge verstatten.
Nur möchten Se. Portugisische Maj. geruhen, von
der Alliantz mit Engelland abzutreten. Allein dieses
ist eben die Haupt= Verhinderung, und der rechte
Stein des Anstossens; weil Portugall besorgt, es
dürften die Engelländer, welche ihm doch die meisten
Lebens=Mittel liefern, gar zu heftig zum Zorn ge-
reitzt werden. Jnzwischen sucht der Herr von Cha-
vigni die Sache noch immer mit besonderer Grschick-
lichkeit zu treiben, und der Cardinal la Motta un-
terstützt seine Absichten so kräftig, als behutsam. Die
jüngsten Briefe von Turin sind voller Klagen über
das unvermuthete Absterben der Königin, und die
Oesterreichische Parthey am dasigen Hofe befürchtet
eine sehr nachtheilige Veränderung. Nichts desto
weniger tröstet sie sich in ihrer Bekümmerniß mit der
Hoffnung, daß durch eine in Vorschlag zu bringen-
de Vermählung des Königs von Sardinien mit der
zweyten Ertz= Hertzogin allen übeln Folgen glücklich
könne vorgebeuget werden.

Die jüngsten Pariser Briefe berichten, es sey der
Marschall von Belle=Jsle schon wieder von dannen
[Spaltenumbruch] abgereiset, niemand aber wisse noch zur Zeit, wohin
er seinen Weg genommen habe; doch glaube man
nicht, daß er gerade nach Franckfurt gehen werde.

Brüssel, vom 19. Julii.

Die Durchlauchtigste Ertz=Hertzogin, unsere gnä-
digste Gouvernantin, befindet sich wieder sehr kranck.
Den neuesten Briefen aus Commercy zu folge, wäre
die verwittwete Hertzogin von Lothringen über die
Nachricht von dem Absterben Jhrer Tochter, der Kö-
nigin von Sardinien, so heftig erschrocken, daß Sie
der Schlag gerühret hätte.

Rom, vom 12. Julii.

Neulich langete ein Orientalischer Printz, welcher
sich vor einen nahen Vetter des Groß=Moguls aus-
giebt, in hiesiger Stadt an. Er ist bisher zu Nea-
polis gewesen, und Se. Sicilianische Majestät ha-
ben ihm daselbst alle seiner Geburt zukommende Eh-
ren Bezeigungen erwiesen, ihn auch auf Dero Kosten
anhero geschafft. Dieser Printz will sich gern in
den Grund=Sätzen der Catholischen Religion unterich-
ten lassen.

Regensburg, vom 22. Julii.

Jn hiesigen Gegenden wird jetzo gar kein Geheim-
niß mehr daraus gemacht, daß ohnweit der Chur-
Bayerischen Stadt Scharding ein Lager vor 30000
Mann ist abgestochen worden; es haben auch zwey
Bayerische Regimenter, Moravitzki, und Lerchen-
feld, ihren Marsch in gröster Eil landwärts dahin
angetreten. Vorgestern fuhren 5 Schiffe, welche
mit Proviant beladen waren, und von Jngolstadt
kamen, auf der Donan hier vorbey nach gemeldetem
Lager. Die gantze Chur=Bayerische Armee hat
schon Ordre erhalten, gleich nach der Erndte
aufzubrechen, und in das Lager einzurücken. Sonst
haben Se. Churfürstl. Durchl. von Bayern in Dero
sämmtlichen Landen ein neues und ungemein scharfes
Patent, den Unterschleif beym Tobacks=Apalto be-
treffend, bekannt machen lassen, krafft dessen diejeni-
gen, welche darwieder handeln, das erstemahl
10 Thaler Straffe erlegen, das anderemahl gebrannt-
marckt, und zur Staupe geschlagen, das drittemahl
aber mit dem Schwerdte hingerichtet werden sollen.
Man siehet hier unter der Hand ein Schreiben des
Herrn Feld=Marschalls, Baron von Schmettau, an
Jhro Majestät die Königin von Ungarn und Böh-
men, de Dato Torgau, in Sachsen, vom 15 May,
worinnen gedachter Herr Feld=Marschall die Ursa-
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 90. Berlin, 29. Juli 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin090_1741/2>, abgerufen am 03.12.2024.