Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 100. Berlin, 22. August 1741.[Beginn Spaltensatz]
Das Regiment von Bandemer siehet ein klein we- Diese Oesterreichischen Hussaren traffen in einem Die Oesterreichischen Hussaren nahmen die Flucht, Unsere Rittmeisters verfolgten den Feind so wohl Sie sehen wohl, mein Herr, daß der Obriste einen Die Feinde sind bey einer andern Gelegenheit vorsich- Berlin, vom 22. Augusti. Nachdem bishero unterschiedene Deserteurs von Gestern, früh um 7 Uhr, hat der um die gantze Evan- [Beginn Spaltensatz]
Das Regiment von Bandemer siehet ein klein we- Diese Oesterreichischen Hussaren traffen in einem Die Oesterreichischen Hussaren nahmen die Flucht, Unsere Rittmeisters verfolgten den Feind so wohl Sie sehen wohl, mein Herr, daß der Obriste einen Die Feinde sind bey einer andern Gelegenheit vorsich- Berlin, vom 22. Augusti. Nachdem bishero unterschiedene Deserteurs von Gestern, früh um 7 Uhr, hat der um die gantze Evan- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003"/> <cb type="start"/> <p>Das Regiment von Bandemer siehet ein klein we-<lb/> nig verstellt aus, und zwar wegen eines Verlusts,<lb/> den es auf dem Marsch gelitten hat. Die Umstände<lb/> davon sind folgende: Besagtes Regiment nahm sei-<lb/> nen Weg auf der andern Seite der Oder, und machte<lb/> im Closter Leubus Halte, um die in selbigen Gegenden<lb/> noch rückständigen Contributiones einzutreiben. Jn-<lb/> dessen hatte ein starckes Detachement Oesterreichischer<lb/> Hussaren, von ohngefehr 1500 oder 2000 Mann,<lb/> nachdem e<gap reason="illegible"/> immer längst den Böhmischen Gebirgen<lb/> hin marschiret war, sich zwischen Schweidnitz, Liegnitz,<lb/> und Parchwitz, bis an das Ufer des Stroms, einge-<lb/> schlichen, in dem Vorsatz, die Schiffahrt zu bennru-<lb/> higen, und dasjenige, was es auf der grossen Land-<lb/> strasse von Glogau nach Breslau erhaschen könte, weg-<lb/> zucapern.</p><lb/> <p>Diese Oesterreichischen Hussaren traffen in einem<lb/> Dorffe, Maltsch genannt, einen Vorrath von 4 bis<lb/> 500 Centner Mehl, und etwa hundert Tonnen Saltz,<lb/> wie auch 6 mit Haber und Heu beladene Schiffe an,<lb/> welches alles einem unserer Entrepreneurs gehörete.<lb/> Sie können sich leicht einbilden, daß sie nicht lange<lb/> werden gesäumet haben, das gefundene zu verderben.<lb/> Der Obriste Bandemer erhielt hiervon Nachricht,<lb/> und ließ so fort 2 Rittmeisters, nebst 200 Pferden,<lb/> über den Strom setzen, mit der Ordre, den Feind<lb/> anzugreiffen; weil er wahrscheinlich glaubte, es wären<lb/> nur die 3 oder 400 Mann, die sich im Dorffe hät-<lb/> ten sehen lassen.</p><lb/> <p>Die Oesterreichischen Hussaren nahmen die Flucht,<lb/> und schickten zu gleicher Zeit einen falschen Spion an<lb/> die unsrigen, mit der Nachricht, ihre Pferde<lb/> wären ermüdet die Menge der Wagens beun-<lb/> ruhige sie ungemein, und kurtz, es würde hier nicht<lb/> viel Mühe kosten.</p><lb/> <p>Unsere Rittmeisters verfolgten den Feind so wohl<lb/> aus Unvorsichtigkeit, als Hertzhafftigkeit, sehr hitzig;<lb/> sie hatten aber kaum eine kleine Höhe, 3000 Schritte<lb/> vom Dorffe, zurück gelegt, so wurden sie schon durch<lb/> 16 oder 18 feindliche Escadrons von allen Seiten<lb/> umringet. Sie faßten unverzüglich die Entschliessung,<lb/> sich den Weg mit dem Säbel in der Faust zu eröff-<lb/> nen. Es gelunge ihnen auch wircklich; allein sie konten<lb/> sich dadurch nicht retten: denn der Strom<lb/> schnitte ihnen die Retirade ab. Fast 60 der unsri-<lb/> gen wurden von den Feinden niedergesäbelt, 20 aber,<lb/> die durch den Fluß schwimmen wolten, musten ersauf-<lb/><cb n="2"/> fen, und der Rest ward gefangen genommen, bis auf<lb/> einen Officier, und 42 Mann, die sich zum zweyten<lb/> mahl durchschlugen, auch eine Meile vom Wahl=Platze<lb/> glücklich wieder über den Strom kamen. Jch kan<lb/> nicht genau wissen, wie viel von den Feinden geblie-<lb/> ben sind. Dieser Streich ist ihnen gelungen; aber<lb/> mit der Bedingung, daß wir uns das Wieder=Ver-<lb/> geltungs=Recht vorbehalten haben.</p><lb/> <p>Sie sehen wohl, mein Herr, daß der Obriste einen<lb/> Fehler beging; weil er so wenige Mannschafft auf<lb/> Fahrzeugen über den Strom setzen ließ, ohne vor-<lb/> her von der eigentlichen Stärcke des Feindes richtige<lb/> Kundschafft einzuziehen, und daß die Schuld auch mit<lb/> an unsern jungen Officiers liegt, als welche gleich-<lb/> sam blind in die Falle lieffen, ohne zuvor das Terrain<lb/> recognosciren zu lassen.</p><lb/> <p>Die Feinde sind bey einer andern Gelegenheit vorsich-<lb/> tiger gewesen. Sie hatten nehmlich einen Posten von<lb/> 7 bis 800 Talpatschen, und eben so viel Hussaren, in<lb/> der Abtey Henrichau, 2 Meilen von hier. Der Kö-<lb/> nig schickte vor 5 oder 6 Tagen 2 Bataillons, nebst<lb/> etlichen Escadrons, dahin ab, um sie von dannen zu<lb/> vertreiben; allein sie waren so vernünftig, daß sie<lb/> geschwind in das Gebürge entflohen, bis auf ein Du-<lb/> tzend, die unsere Hussaren zu Krieges=Gefangenen<lb/> machten. Unsere Leute stehen noch daselbst, und be-<lb/> dienen sich der von den Oesterreichen zusammen<lb/> gerafften Lebens=Mittel, und Fourage. Jch<lb/> bin <choice><choice><abbr>ec.</abbr></choice></choice> <choice><choice><abbr>ec.</abbr></choice></choice> </p><lb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head>Berlin, vom 22. Augusti.</head><lb/> <p>Nachdem bishero unterschiedene Deserteurs von<lb/> der Königl. Preuß. Armee, welchen das Verbrechen<lb/> ihres Meineydes leid worden, supplicando von aus-<lb/> wärts sich gemeldet, und um Pardon angesuchet; so<lb/> haben Se. Königl. Majestät in Preussen unterm 16ten<lb/> dieses allergnädigst befohlen, einen General=Pardon<lb/> zu publiciren, daß alle Deserteurs, welche bis dahin<lb/> entlauffen sind, und sich binnen sechs Monathen<lb/> wieder stellen werden, nicht nur völlig pardoniret seyn<lb/> sollen, sondern auch jeder sechs Thlr. neues Hand-<lb/> Geld bekommen.</p><lb/> <p>Gestern, früh um 7 Uhr, hat der um die gantze Evan-<lb/> gelische Kirche so hochverdiente Theologus, der Hoch-<lb/> würdige und Hochgelahrte <hi rendition="#g">Herr, Johann<lb/> Gustav Reinbeck,</hi> der Heil. Schrift Doctor,<lb/> Sr. Königl. Majestät in Preussen wohlbestallter Con-<lb/> sistorial=Rath, Probst in Cöln, Pastor Primarius zu<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0003]
Das Regiment von Bandemer siehet ein klein we-
nig verstellt aus, und zwar wegen eines Verlusts,
den es auf dem Marsch gelitten hat. Die Umstände
davon sind folgende: Besagtes Regiment nahm sei-
nen Weg auf der andern Seite der Oder, und machte
im Closter Leubus Halte, um die in selbigen Gegenden
noch rückständigen Contributiones einzutreiben. Jn-
dessen hatte ein starckes Detachement Oesterreichischer
Hussaren, von ohngefehr 1500 oder 2000 Mann,
nachdem e_ immer längst den Böhmischen Gebirgen
hin marschiret war, sich zwischen Schweidnitz, Liegnitz,
und Parchwitz, bis an das Ufer des Stroms, einge-
schlichen, in dem Vorsatz, die Schiffahrt zu bennru-
higen, und dasjenige, was es auf der grossen Land-
strasse von Glogau nach Breslau erhaschen könte, weg-
zucapern.
Diese Oesterreichischen Hussaren traffen in einem
Dorffe, Maltsch genannt, einen Vorrath von 4 bis
500 Centner Mehl, und etwa hundert Tonnen Saltz,
wie auch 6 mit Haber und Heu beladene Schiffe an,
welches alles einem unserer Entrepreneurs gehörete.
Sie können sich leicht einbilden, daß sie nicht lange
werden gesäumet haben, das gefundene zu verderben.
Der Obriste Bandemer erhielt hiervon Nachricht,
und ließ so fort 2 Rittmeisters, nebst 200 Pferden,
über den Strom setzen, mit der Ordre, den Feind
anzugreiffen; weil er wahrscheinlich glaubte, es wären
nur die 3 oder 400 Mann, die sich im Dorffe hät-
ten sehen lassen.
Die Oesterreichischen Hussaren nahmen die Flucht,
und schickten zu gleicher Zeit einen falschen Spion an
die unsrigen, mit der Nachricht, ihre Pferde
wären ermüdet die Menge der Wagens beun-
ruhige sie ungemein, und kurtz, es würde hier nicht
viel Mühe kosten.
Unsere Rittmeisters verfolgten den Feind so wohl
aus Unvorsichtigkeit, als Hertzhafftigkeit, sehr hitzig;
sie hatten aber kaum eine kleine Höhe, 3000 Schritte
vom Dorffe, zurück gelegt, so wurden sie schon durch
16 oder 18 feindliche Escadrons von allen Seiten
umringet. Sie faßten unverzüglich die Entschliessung,
sich den Weg mit dem Säbel in der Faust zu eröff-
nen. Es gelunge ihnen auch wircklich; allein sie konten
sich dadurch nicht retten: denn der Strom
schnitte ihnen die Retirade ab. Fast 60 der unsri-
gen wurden von den Feinden niedergesäbelt, 20 aber,
die durch den Fluß schwimmen wolten, musten ersauf-
fen, und der Rest ward gefangen genommen, bis auf
einen Officier, und 42 Mann, die sich zum zweyten
mahl durchschlugen, auch eine Meile vom Wahl=Platze
glücklich wieder über den Strom kamen. Jch kan
nicht genau wissen, wie viel von den Feinden geblie-
ben sind. Dieser Streich ist ihnen gelungen; aber
mit der Bedingung, daß wir uns das Wieder=Ver-
geltungs=Recht vorbehalten haben.
Sie sehen wohl, mein Herr, daß der Obriste einen
Fehler beging; weil er so wenige Mannschafft auf
Fahrzeugen über den Strom setzen ließ, ohne vor-
her von der eigentlichen Stärcke des Feindes richtige
Kundschafft einzuziehen, und daß die Schuld auch mit
an unsern jungen Officiers liegt, als welche gleich-
sam blind in die Falle lieffen, ohne zuvor das Terrain
recognosciren zu lassen.
Die Feinde sind bey einer andern Gelegenheit vorsich-
tiger gewesen. Sie hatten nehmlich einen Posten von
7 bis 800 Talpatschen, und eben so viel Hussaren, in
der Abtey Henrichau, 2 Meilen von hier. Der Kö-
nig schickte vor 5 oder 6 Tagen 2 Bataillons, nebst
etlichen Escadrons, dahin ab, um sie von dannen zu
vertreiben; allein sie waren so vernünftig, daß sie
geschwind in das Gebürge entflohen, bis auf ein Du-
tzend, die unsere Hussaren zu Krieges=Gefangenen
machten. Unsere Leute stehen noch daselbst, und be-
dienen sich der von den Oesterreichen zusammen
gerafften Lebens=Mittel, und Fourage. Jch
bin
Berlin, vom 22. Augusti.
Nachdem bishero unterschiedene Deserteurs von
der Königl. Preuß. Armee, welchen das Verbrechen
ihres Meineydes leid worden, supplicando von aus-
wärts sich gemeldet, und um Pardon angesuchet; so
haben Se. Königl. Majestät in Preussen unterm 16ten
dieses allergnädigst befohlen, einen General=Pardon
zu publiciren, daß alle Deserteurs, welche bis dahin
entlauffen sind, und sich binnen sechs Monathen
wieder stellen werden, nicht nur völlig pardoniret seyn
sollen, sondern auch jeder sechs Thlr. neues Hand-
Geld bekommen.
Gestern, früh um 7 Uhr, hat der um die gantze Evan-
gelische Kirche so hochverdiente Theologus, der Hoch-
würdige und Hochgelahrte Herr, Johann
Gustav Reinbeck, der Heil. Schrift Doctor,
Sr. Königl. Majestät in Preussen wohlbestallter Con-
sistorial=Rath, Probst in Cöln, Pastor Primarius zu
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