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Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 12. Berlin, 26. Januar 1737.

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Hofe die Werbungen auf das eifrigste fortgesetzet. Die Haupt-
Leute müssen ihre Compagnien nicht allein in vollem Stande,
sondern auch bei nächster Musterung annoch zehen Mann
über die ordentliche Anzahl haben.

Hamburg, den 22. Jan.

Ehegestern sind Jhro Exc. der Kaiserl. Gesandte im Nieder-
Sächsis. Kreise, Hr. Graf v. Khevenhüller allhier ankommen.

Jedermann ist noch bis ietzo begierig die eigentliche Ab-
kunfft und den wahren Geburts=Ort des Persischen Tamer-
lans, oder Thamas Kuli Khams zu wissen; weil nun eine
wahrhaffte Nachricht davon durch den Secretarium des
Französischen Abgesandten zu Constantinopel, Marquis de
Villeneuve, als Verfertigern öffentlich in Paris bekannt ge-
macht worden, so wollen wir den Jnnhalt zu Stillung der
Neubegierde unserer Zeitungs=Liebhaber mitteilen, ob wir
uns gleich nicht mit dem eiteln Ruhme schmeicheln können,
daß uns diese Nachricht von vornehmer Hand zugeschikket
worden sey, sondern geben sie, wie sie bereits in Französischen
und benachbarten Deutschen Zeitungen gestanden hat: Tha-
mas Kuli Kham ist aus einem Dorffe der Provinz Chorosan,
Afehis genannt, gebürtig, welches 3. Tage=Reisen von Ma-
ched lieget, wo das Grab des Jenan Bioa ist. Sein Vater
war ein Schäfer, und der Sohn folgte eben dieser Profeßion,
war aber mit weit höhern Gedancken gebohren, und besaß
viel Ehrgeitz. Er ward also solcher Lebens=Art gar bald
überdrüßig, entführte seinem Vater 700. Stük Schaafe,
und verkauffte sie zu Mached. Das daraus gelösete Geld
gebrauchte er dazu, daß er einen Hauffen verwegener Leute
zusammen brachte, über die er das Haupt war, und mit ihnen
verschiedene Caravanen plünderte, wodurch er sehr reich
ward. Auf diese Weise schweiffete er 7. ganzer Jahre her-
um, bis zur Einnahme von Jspahan durch die Eiguans.
Schach Hussain hatte vor der Ubergabe dieses Plazes seinen
Vater, den Schach Thamas, heraus geschaffet, und ihn nach
Masanderan und Astrabat geschikket, um daselbst ein Kriegs-
Heer zu werben, und entweder besagten Prinzen aus der Ge-
walt seiner Feinde zu entreissen, oder einen Rächer zu haben.
Zu Astrabat nun geschahe es, daß Nadir Kouli, welches der
Name [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]Idar, den er damals führte, dem Schach Thamas sei-

Hofe die Werbungen auf das eifrigste fortgesetzet. Die Haupt-
Leute müssen ihre Compagnien nicht allein in vollem Stande,
sondern auch bei nächster Musterung annoch zehen Mann
über die ordentliche Anzahl haben.

Hamburg, den 22. Jan.

Ehegestern sind Jhro Exc. der Kaiserl. Gesandte im Nieder-
Sächsis. Kreise, Hr. Graf v. Khevenhüller allhier ankommen.

Jedermann ist noch bis ietzo begierig die eigentliche Ab-
kunfft und den wahren Geburts=Ort des Persischen Tamer-
lans, oder Thamas Kuli Khams zu wissen; weil nun eine
wahrhaffte Nachricht davon durch den Secretarium des
Französischen Abgesandten zu Constantinopel, Marquis de
Villeneuve, als Verfertigern öffentlich in Paris bekannt ge-
macht worden, so wollen wir den Jnnhalt zu Stillung der
Neubegierde unserer Zeitungs=Liebhaber mitteilen, ob wir
uns gleich nicht mit dem eiteln Ruhme schmeicheln können,
daß uns diese Nachricht von vornehmer Hand zugeschikket
worden sey, sondern geben sie, wie sie bereits in Französischen
und benachbarten Deutschen Zeitungen gestanden hat: Tha-
mas Kuli Kham ist aus einem Dorffe der Provinz Chorosan,
Afehis genannt, gebürtig, welches 3. Tage=Reisen von Ma-
ched lieget, wo das Grab des Jenan Bioa ist. Sein Vater
war ein Schäfer, und der Sohn folgte eben dieser Profeßion,
war aber mit weit höhern Gedancken gebohren, und besaß
viel Ehrgeitz. Er ward also solcher Lebens=Art gar bald
überdrüßig, entführte seinem Vater 700. Stük Schaafe,
und verkauffte sie zu Mached. Das daraus gelösete Geld
gebrauchte er dazu, daß er einen Hauffen verwegener Leute
zusammen brachte, über die er das Haupt war, und mit ihnen
verschiedene Caravanen plünderte, wodurch er sehr reich
ward. Auf diese Weise schweiffete er 7. ganzer Jahre her-
um, bis zur Einnahme von Jspahan durch die Eiguans.
Schach Hussain hatte vor der Ubergabe dieses Plazes seinen
Vater, den Schach Thamas, heraus geschaffet, und ihn nach
Masanderan und Astrabat geschikket, um daselbst ein Kriegs-
Heer zu werben, und entweder besagten Prinzen aus der Ge-
walt seiner Feinde zu entreissen, oder einen Rächer zu haben.
Zu Astrabat nun geschahe es, daß Nadir Kouli, welches der
Name [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]Idar, den er damals führte, dem Schach Thamas sei-

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Zitationshilfe: Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 12. Berlin, 26. Januar 1737, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz12_1737/7>, abgerufen am 24.11.2024.