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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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meines wenigen Orts dero beständigen
Gewogenheit bestens empfehle.

Weilen nun gemeiniglich die Näch-
sten Freunde der Braut dazu erwählet
und geladen werden; so hat man nicht
leichtlich eine abschlägliche Antwort dar-
auf zu gewarten; weil sichs dergleichen
Personen für eine sonderbare Ehre schä-
zen, die Jungfer Braut mit ihren ge-
puzten Degen, (oder wie die Bauern-
Kerls, mit ihren breit n Hunischen
Säbeln
) zur Kirche und Strasse zu füh-
ren. Und also könte ein solcher Braut-
führer auf die beschehene Einladung der-
gestalt antworten:

Mein Herr! Jch bin verbunden f[ür]
die Ehre, welche mir das hochwerthesie
Braut-Paar durch die freundliche Ein-
ladung zu ihrem hochzeitlichen Ehren-
Tag, erweisen lassen. Noch mehr Ver-
gnügen schöpfe ich aber, daß sie mich gar
so viel würdigen wollen, die Jungfer
Braut zur Kirche zu führen, weil ich
daraus ihre besondere Gewogenheit ge-
gen meine wenige Person erkenne und
abnehme. Und da ich also zu dieser Eh-
re um so viel begieriger, so werde nicht

erman-
E 4

meines wenigen Orts dero beſtaͤndigen
Gewogenheit beſtens empfehle.

Weilen nun gemeiniglich die Naͤch-
ſten Freunde der Braut dazu erwaͤhlet
und geladen werden; ſo hat man nicht
leichtlich eine abſchlaͤgliche Antwort dar-
auf zu gewarten; weil ſichs dergleichen
Perſonen fuͤr eine ſonderbare Ehre ſchaͤ-
zen, die Jungfer Braut mit ihren ge-
puzten Degen, (oder wie die Bauern-
Kerls, mit ihren breit n Huniſchen
Saͤbeln
) zur Kirche und Straſſe zu fuͤh-
ren. Und alſo koͤnte ein ſolcher Braut-
fuͤhrer auf die beſchehene Einladung der-
geſtalt antworten:

Mein Herr! Jch bin verbunden f[ür]
die Ehre, welche mir das hochwertheſie
Braut-Paar durch die freundliche Ein-
ladung zu ihrem hochzeitlichen Ehren-
Tag, erweiſen laſſen. Noch mehr Ver-
gnuͤgen ſchoͤpfe ich aber, daß ſie mich gar
ſo viel wuͤrdigen wollen, die Jungfer
Braut zur Kirche zu fuͤhren, weil ich
daraus ihre beſondere Gewogenheit ge-
gen meine wenige Perſon erkenne und
abnehme. Und da ich alſo zu dieſer Eh-
re um ſo viel begieriger, ſo werde nicht

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[103/0109] meines wenigen Orts dero beſtaͤndigen Gewogenheit beſtens empfehle. Weilen nun gemeiniglich die Naͤch- ſten Freunde der Braut dazu erwaͤhlet und geladen werden; ſo hat man nicht leichtlich eine abſchlaͤgliche Antwort dar- auf zu gewarten; weil ſichs dergleichen Perſonen fuͤr eine ſonderbare Ehre ſchaͤ- zen, die Jungfer Braut mit ihren ge- puzten Degen, (oder wie die Bauern- Kerls, mit ihren breit n Huniſchen Saͤbeln) zur Kirche und Straſſe zu fuͤh- ren. Und alſo koͤnte ein ſolcher Braut- fuͤhrer auf die beſchehene Einladung der- geſtalt antworten: Mein Herr! Jch bin verbunden für die Ehre, welche mir das hochwertheſie Braut-Paar durch die freundliche Ein- ladung zu ihrem hochzeitlichen Ehren- Tag, erweiſen laſſen. Noch mehr Ver- gnuͤgen ſchoͤpfe ich aber, daß ſie mich gar ſo viel wuͤrdigen wollen, die Jungfer Braut zur Kirche zu fuͤhren, weil ich daraus ihre beſondere Gewogenheit ge- gen meine wenige Perſon erkenne und abnehme. Und da ich alſo zu dieſer Eh- re um ſo viel begieriger, ſo werde nicht erman- E 4

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/109>, abgerufen am 28.04.2024.