Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

Bild:
<< vorherige Seite


Manchmahlen wird man von dem
Frauenzimmer ersucht, mit hinauf in das
Zimmer zu gehen, wodurch sie den Eltern
denjenigen gleichsam präsentiren will, von
welchem sie soviel Ehr und Höflichkeit ge-
nossen. Und dieses nimmt mancher für
eine gute Vorbedeutung, fernerer und ge-
nauerer Bekandtschafft, an, zum wenig-
sten verspricht er sich dadurch einen öff-
tersmahligen und freyern Zutritt. Wel-
ches manchmalen zu dessen grösten Un-
glük ausgeschlagen, und wäre besser ge-
wesen, er wäre niemals dahin gekommen,
so hätte er nicht die Glocke, zum Klang
seines eigenen Verderbens gezogen.
Doch muß, so man hinauf gehet, auch ein
Compliment, an die Eltern gemacht, und
die genommene Freyheit mit dem Befehl
der Jungfer Tochter, entschuldiget wer-
den.



Wann nun Mahlzeit und Tanzen zu
Ende gegangen, und die sämtliche Hoch-
zeit Gäste sich wiederum nach Hause, und
zum Anfbruch gefast machen: so pfleget
der Hochzeit-Bitter, im Nahmen der

Braut-


Manchmahlen wird man von dem
Frauenzimmer erſucht, mit hinauf in das
Zimmer zu gehen, wodurch ſie den Eltern
denjenigen gleichſam praͤſentiren will, von
welchem ſie ſoviel Ehr und Hoͤflichkeit ge-
noſſen. Und dieſes nimmt mancher fuͤr
eine gute Vorbedeutung, fernerer und ge-
nauerer Bekandtſchafft, an, zum wenig-
ſten verſpricht er ſich dadurch einen oͤff-
tersmahligen und freyern Zutritt. Wel-
ches manchmalen zu deſſen groͤſten Un-
gluͤk ausgeſchlagen, und waͤre beſſer ge-
weſen, er waͤre niemals dahin gekommen,
ſo haͤtte er nicht die Glocke, zum Klang
ſeines eigenen Verderbens gezogen.
Doch muß, ſo man hinauf gehet, auch ein
Compliment, an die Eltern gemacht, und
die genommene Freyheit mit dem Befehl
der Jungfer Tochter, entſchuldiget wer-
den.



Wann nun Mahlzeit und Tanzen zu
Ende gegangen, und die ſaͤmtliche Hoch-
zeit Gaͤſte ſich wiederum nach Hauſe, und
zum Anfbruch gefaſt machen: ſo pfleget
der Hochzeit-Bitter, im Nahmen der

Braut-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0126" n="120"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Manchmahlen wird man von dem<lb/>
Frauenzimmer er&#x017F;ucht, mit hinauf in das<lb/>
Zimmer zu gehen, wodurch &#x017F;ie den Eltern<lb/>
denjenigen gleich&#x017F;am pra&#x0364;&#x017F;entiren will, von<lb/>
welchem &#x017F;ie &#x017F;oviel Ehr und Ho&#x0364;flichkeit ge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en. Und die&#x017F;es nimmt mancher fu&#x0364;r<lb/>
eine gute Vorbedeutung, fernerer und ge-<lb/>
nauerer Bekandt&#x017F;chafft, an, zum wenig-<lb/>
&#x017F;ten ver&#x017F;pricht er &#x017F;ich dadurch einen o&#x0364;ff-<lb/>
tersmahligen und freyern Zutritt. Wel-<lb/>
ches manchmalen zu de&#x017F;&#x017F;en gro&#x0364;&#x017F;ten Un-<lb/>
glu&#x0364;k ausge&#x017F;chlagen, und wa&#x0364;re be&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
we&#x017F;en, er wa&#x0364;re niemals dahin gekommen,<lb/>
&#x017F;o ha&#x0364;tte er nicht die Glocke, zum Klang<lb/>
&#x017F;eines eigenen Verderbens gezogen.<lb/>
Doch muß, &#x017F;o man hinauf gehet, auch ein<lb/>
Compliment, an die Eltern gemacht, und<lb/>
die genommene Freyheit mit dem Befehl<lb/>
der Jungfer Tochter, ent&#x017F;chuldiget wer-<lb/>
den.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Wann nun Mahlzeit und Tanzen zu<lb/>
Ende gegangen, und die &#x017F;a&#x0364;mtliche Hoch-<lb/>
zeit Ga&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich wiederum nach Hau&#x017F;e, und<lb/>
zum Anfbruch gefa&#x017F;t machen: &#x017F;o pfleget<lb/>
der Hochzeit-Bitter, im Nahmen der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Braut-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0126] Manchmahlen wird man von dem Frauenzimmer erſucht, mit hinauf in das Zimmer zu gehen, wodurch ſie den Eltern denjenigen gleichſam praͤſentiren will, von welchem ſie ſoviel Ehr und Hoͤflichkeit ge- noſſen. Und dieſes nimmt mancher fuͤr eine gute Vorbedeutung, fernerer und ge- nauerer Bekandtſchafft, an, zum wenig- ſten verſpricht er ſich dadurch einen oͤff- tersmahligen und freyern Zutritt. Wel- ches manchmalen zu deſſen groͤſten Un- gluͤk ausgeſchlagen, und waͤre beſſer ge- weſen, er waͤre niemals dahin gekommen, ſo haͤtte er nicht die Glocke, zum Klang ſeines eigenen Verderbens gezogen. Doch muß, ſo man hinauf gehet, auch ein Compliment, an die Eltern gemacht, und die genommene Freyheit mit dem Befehl der Jungfer Tochter, entſchuldiget wer- den. Wann nun Mahlzeit und Tanzen zu Ende gegangen, und die ſaͤmtliche Hoch- zeit Gaͤſte ſich wiederum nach Hauſe, und zum Anfbruch gefaſt machen: ſo pfleget der Hochzeit-Bitter, im Nahmen der Braut-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/126
Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/126>, abgerufen am 04.12.2024.