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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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der, die ihre vormalige Anmuth, durch
unnöthige Sorg und Kümmernüs, mit
solchen greulichen Larven-Gesichtern ver-
tauschet und verwechslet haben. Wie-
der andere bringen gegen einander, im
wünschen, alles dasjenige auf einmal
und in einem Klumpen, für, was sie das
ganze Jahr über auf dem Herzen wider
einander gehabt; zumal wenn sie ein an-
ders Herze wünschen, und eine Verän-
derung des ehmaligen sündlichen Lebens,
da könte mancher nur seiner Wunder
nicht genug hören, was da vor schöne
Acten und verborgene Schandthaten
heraus springen, die man dergleichen
Personen nimmermehr zugetrauet haben
würde. Würden es aber ein paar ver-
nünfftige Eheleute seyn, die eine recht-
schaffene ehliche Liebe und Treue gegen
einander trügen; so würden sie sich derge-
stalt mit einem wohlgemeinten Wunsch,
zum Antritt des Neuen Jahrs begegnen:
Neu-Jahrs Wunsch des Manns an
seine Frau:

Lieber Schaz! Jch wünsche ihr vom
Herzen Glück zu diesem in GOttes Se-
gen angetrettenen Neuen Jahr. Der

Höch-

der, die ihre vormalige Anmuth, durch
unnoͤthige Sorg und Kuͤmmernuͤs, mit
ſolchen greulichen Larven-Geſichtern ver-
tauſchet und verwechslet haben. Wie-
der andere bringen gegen einander, im
wuͤnſchen, alles dasjenige auf einmal
und in einem Klumpen, fuͤr, was ſie das
ganze Jahr uͤber auf dem Herzen wider
einander gehabt; zumal wenn ſie ein an-
ders Herze wuͤnſchen, und eine Veraͤn-
derung des ehmaligen ſuͤndlichen Lebens,
da koͤnte mancher nur ſeiner Wunder
nicht genug hoͤren, was da vor ſchoͤne
Acten und verborgene Schandthaten
heraus ſpringen, die man dergleichen
Perſonen nimmermehr zugetrauet haben
wuͤrde. Wuͤrden es aber ein paar ver-
nuͤnfftige Eheleute ſeyn, die eine recht-
ſchaffene ehliche Liebe und Treue gegen
einander truͤgen; ſo wuͤrden ſie ſich derge-
ſtalt mit einem wohlgemeinten Wunſch,
zum Antritt des Neuen Jahrs begegnen:
Neu-Jahrs Wunſch des Manns an
ſeine Frau:

Lieber Schaz! Jch wuͤnſche ihr vom
Herzen Gluͤck zu dieſem in GOttes Se-
gen angetrettenen Neuen Jahr. Der

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[163/0169] der, die ihre vormalige Anmuth, durch unnoͤthige Sorg und Kuͤmmernuͤs, mit ſolchen greulichen Larven-Geſichtern ver- tauſchet und verwechslet haben. Wie- der andere bringen gegen einander, im wuͤnſchen, alles dasjenige auf einmal und in einem Klumpen, fuͤr, was ſie das ganze Jahr uͤber auf dem Herzen wider einander gehabt; zumal wenn ſie ein an- ders Herze wuͤnſchen, und eine Veraͤn- derung des ehmaligen ſuͤndlichen Lebens, da koͤnte mancher nur ſeiner Wunder nicht genug hoͤren, was da vor ſchoͤne Acten und verborgene Schandthaten heraus ſpringen, die man dergleichen Perſonen nimmermehr zugetrauet haben wuͤrde. Wuͤrden es aber ein paar ver- nuͤnfftige Eheleute ſeyn, die eine recht- ſchaffene ehliche Liebe und Treue gegen einander truͤgen; ſo wuͤrden ſie ſich derge- ſtalt mit einem wohlgemeinten Wunſch, zum Antritt des Neuen Jahrs begegnen: Neu-Jahrs Wunſch des Manns an ſeine Frau: Lieber Schaz! Jch wuͤnſche ihr vom Herzen Gluͤck zu dieſem in GOttes Se- gen angetrettenen Neuen Jahr. Der Hoͤch-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/169>, abgerufen am 02.05.2024.