Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

seine Condolenz mit solchen Minen und
Geberden vorbringen, aus welchen man
deutlich mercken kan, daß wir durch des
Verstorbenen tödtlichen Hintritt im
Herzen empfindlich gerühret worden.



Jedoch, beliebter Kürtze willen, schrei-
ten wir zu dergleichen Complimenten
selbst, und wollen mit denselben diese
wenige Bogen beschliessen. Wenn man
in Erfahrung gebracht, daß jemand
erkrancket, kan man bey dem Besuch,
sich folgender Worte gebrauchen.

Jch habe, mein Herr! nicht ohne
Betrübnüs vernommen, daß sich derselbe
nicht wol auf befinde, habe demnach
meine Schuldigkeit zu seyn erachtet,
mich gegenwärtig ihres Zustandes zu
erkundigen; mit hertzlicher Anwünschung
einer baldigen und vollkommenen Ge-
nesung; bitte nur, die Freyheit meines
Besuches mir nicht übel zu nehmen.

Antwort des Patienten.

Jch bin vor ihre Christliche Liebe und
Bemühung verbunden, und dancke für
ihren wolgemeinten Wunsch. Weil
aber alles, so Leben als Tod, in den

Händen
H 3

ſeine Condolenz mit ſolchen Minen und
Geberden vorbringen, aus welchen man
deutlich mercken kan, daß wir durch des
Verſtorbenen toͤdtlichen Hintritt im
Herzen empfindlich geruͤhret worden.



Jedoch, beliebter Kuͤrtze willen, ſchrei-
ten wir zu dergleichen Complimenten
ſelbſt, und wollen mit denſelben dieſe
wenige Bogen beſchlieſſen. Wenn man
in Erfahrung gebracht, daß jemand
erkrancket, kan man bey dem Beſuch,
ſich folgender Worte gebrauchen.

Jch habe, mein Herr! nicht ohne
Betruͤbnuͤs vernommen, daß ſich derſelbe
nicht wol auf befinde, habe demnach
meine Schuldigkeit zu ſeyn erachtet,
mich gegenwaͤrtig ihres Zuſtandes zu
erkundigen; mit hertzlicher Anwuͤnſchung
einer baldigen und vollkommenen Ge-
neſung; bitte nur, die Freyheit meines
Beſuches mir nicht uͤbel zu nehmen.

Antwort des Patienten.

Jch bin vor ihre Chriſtliche Liebe und
Bemuͤhung verbunden, und dancke fuͤr
ihren wolgemeinten Wunſch. Weil
aber alles, ſo Leben als Tod, in den

Haͤnden
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0179" n="173"/>
&#x017F;eine <hi rendition="#aq">Condolenz</hi> mit &#x017F;olchen Minen und<lb/>
Geberden vorbringen, aus welchen man<lb/>
deutlich mercken kan, daß wir durch des<lb/>
Ver&#x017F;torbenen to&#x0364;dtlichen Hintritt im<lb/>
Herzen empfindlich geru&#x0364;hret worden.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Jedoch, beliebter Ku&#x0364;rtze willen, &#x017F;chrei-<lb/>
ten wir zu dergleichen Complimenten<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, und wollen mit den&#x017F;elben die&#x017F;e<lb/>
wenige Bogen be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Wenn man<lb/>
in Erfahrung gebracht, daß jemand<lb/>
erkrancket, kan man bey dem Be&#x017F;uch,<lb/>
&#x017F;ich folgender Worte gebrauchen.</p><lb/>
        <p>Jch habe, mein Herr! nicht ohne<lb/>
Betru&#x0364;bnu&#x0364;s vernommen, daß &#x017F;ich der&#x017F;elbe<lb/>
nicht wol auf befinde, habe demnach<lb/>
meine Schuldigkeit zu &#x017F;eyn erachtet,<lb/>
mich gegenwa&#x0364;rtig ihres Zu&#x017F;tandes zu<lb/>
erkundigen; mit hertzlicher Anwu&#x0364;n&#x017F;chung<lb/>
einer baldigen und vollkommenen Ge-<lb/>
ne&#x017F;ung; bitte nur, die Freyheit meines<lb/>
Be&#x017F;uches mir nicht u&#x0364;bel zu nehmen.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Antwort des Patienten.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Jch bin vor ihre Chri&#x017F;tliche Liebe und<lb/>
Bemu&#x0364;hung verbunden, und dancke fu&#x0364;r<lb/>
ihren wolgemeinten Wun&#x017F;ch. Weil<lb/>
aber alles, &#x017F;o Leben als Tod, in den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Ha&#x0364;nden</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0179] ſeine Condolenz mit ſolchen Minen und Geberden vorbringen, aus welchen man deutlich mercken kan, daß wir durch des Verſtorbenen toͤdtlichen Hintritt im Herzen empfindlich geruͤhret worden. Jedoch, beliebter Kuͤrtze willen, ſchrei- ten wir zu dergleichen Complimenten ſelbſt, und wollen mit denſelben dieſe wenige Bogen beſchlieſſen. Wenn man in Erfahrung gebracht, daß jemand erkrancket, kan man bey dem Beſuch, ſich folgender Worte gebrauchen. Jch habe, mein Herr! nicht ohne Betruͤbnuͤs vernommen, daß ſich derſelbe nicht wol auf befinde, habe demnach meine Schuldigkeit zu ſeyn erachtet, mich gegenwaͤrtig ihres Zuſtandes zu erkundigen; mit hertzlicher Anwuͤnſchung einer baldigen und vollkommenen Ge- neſung; bitte nur, die Freyheit meines Beſuches mir nicht uͤbel zu nehmen. Antwort des Patienten. Jch bin vor ihre Chriſtliche Liebe und Bemuͤhung verbunden, und dancke fuͤr ihren wolgemeinten Wunſch. Weil aber alles, ſo Leben als Tod, in den Haͤnden H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/179
Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/179>, abgerufen am 02.05.2024.