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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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tene Frau Gevatter erkläret: Sie dörf-
te sich seinerwegen die geringste Un-
kosten nicht machen, sondern nur sei-
nem Kind ein schönes Andencken ge-
ben.



An vielen Orten werden mehr, als ein
Gevatter oder Pathe, erbetten, deren ge-
meiniglich 3. oder 4. sind. Anderer Or-
ten aber nur einer oder zwey, welche denn
noch etliche Christliche Personen zur Tau-
fe mit in die Kirche erbitten lassen; wie-
wol solches nicht von allen und jeden will
gebilliget werden. Die Gevatter-Brie-
fe, welche manchmal in einer ziemlichen
Anzahl ausgefertiget und an weite Orte
verschicket werden, fallen vielen klugen
Personen verdächtig, daß sie nach dem
honetten Bettel riechen: Wie jener
Schulmeister erwähnet, welcher gesagt:
auf solche Art käme man, mit leichter
Mühe, zu dem schönen ganzen G[o]l-
de und Thalern.



Ein kluger Kinds-Vatter richtet hier-
inn sein Herz auf Gottesfürchtige und er-
bare Personen, die den allgemeinen Ruff

und

tene Frau Gevatter erklaͤret: Sie doͤrf-
te ſich ſeinerwegen die geringſte Un-
koſten nicht machen, ſondern nur ſei-
nem Kind ein ſchoͤnes Andencken ge-
ben.



An vielen Orten werden mehr, als ein
Gevatter oder Pathe, erbetten, deren ge-
meiniglich 3. oder 4. ſind. Anderer Or-
ten aber nur einer oder zwey, welche denn
noch etliche Chriſtliche Perſonen zur Tau-
fe mit in die Kirche erbitten laſſen; wie-
wol ſolches nicht von allen und jeden will
gebilliget werden. Die Gevatter-Brie-
fe, welche manchmal in einer ziemlichen
Anzahl ausgefertiget und an weite Orte
verſchicket werden, fallen vielen klugen
Perſonen verdaͤchtig, daß ſie nach dem
honetten Bettel riechen: Wie jener
Schulmeiſter erwaͤhnet, welcher geſagt:
auf ſolche Art kaͤme man, mit leichter
Muͤhe, zu dem ſchoͤnen ganzen G[o]l-
de und Thalern.



Ein kluger Kinds-Vatter richtet hier-
inn ſein Herz auf Gottesfuͤrchtige und er-
bare Perſonen, die den allgemeinen Ruff

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[43/0049] tene Frau Gevatter erklaͤret: Sie doͤrf- te ſich ſeinerwegen die geringſte Un- koſten nicht machen, ſondern nur ſei- nem Kind ein ſchoͤnes Andencken ge- ben. An vielen Orten werden mehr, als ein Gevatter oder Pathe, erbetten, deren ge- meiniglich 3. oder 4. ſind. Anderer Or- ten aber nur einer oder zwey, welche denn noch etliche Chriſtliche Perſonen zur Tau- fe mit in die Kirche erbitten laſſen; wie- wol ſolches nicht von allen und jeden will gebilliget werden. Die Gevatter-Brie- fe, welche manchmal in einer ziemlichen Anzahl ausgefertiget und an weite Orte verſchicket werden, fallen vielen klugen Perſonen verdaͤchtig, daß ſie nach dem honetten Bettel riechen: Wie jener Schulmeiſter erwaͤhnet, welcher geſagt: auf ſolche Art kaͤme man, mit leichter Muͤhe, zu dem ſchoͤnen ganzen Gol- de und Thalern. Ein kluger Kinds-Vatter richtet hier- inn ſein Herz auf Gottesfuͤrchtige und er- bare Perſonen, die den allgemeinen Ruff und

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/49>, abgerufen am 26.04.2024.