Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Calmäuserey reden. Welches inson-
derheit bey denen [M]usicanten oder Spiel-
Leuten zu beobachten, we[l]che die Braut-
Leute erbärmlich ausrichten und herum
trommeln können, wenn man selbige nicht
rechtschaffen mit Speise, Bier und Wein
versiehet: Denn sie haben manchmal ei-
nen grossen Anhang und Nachlauff von
ihren Weibern und Kindern, die sich
mehr dabey begrasen, und sich so starck
ansauffen, daß ihnen der Gropf und
Binzger zerspringen möchte, und sich
nicht schämen, vom Anfang biß zum En-
de dabey zu bleiben; so, daß sich die an-
dern Cameraden, mit Recht und Bil-
ligkeit, beschwehren, und ihren Ver-
druß darüber mercken lassen müssen, weil
ihnen gemeiniglich ihre Gebühr darun-
ter abgehet.



So schön es lautet, wenn bey Hoch-
zeiten alles nach Ordnung und sattsamer
Genüge zugehet; so soll man sich doch
wol vorsehen, daß man niemand zum
Trincken mit Gewalt forcire und zwin-
ge, es sey solches gleich im Wein, oder
aber im Bier, welches lezere Geträncke

man-

Calmaͤuſerey reden. Welches inſon-
derheit bey denen [M]uſicanten oder Spiel-
Leuten zu beobachten, we[l]che die Braut-
Leute erbaͤrmlich ausrichten und herum
trommeln koͤnnen, wenn man ſelbige nicht
rechtſchaffen mit Speiſe, Bier und Wein
verſiehet: Denn ſie haben manchmal ei-
nen groſſen Anhang und Nachlauff von
ihren Weibern und Kindern, die ſich
mehr dabey begraſen, und ſich ſo ſtarck
anſauffen, daß ihnen der Gropf und
Binzger zerſpringen moͤchte, und ſich
nicht ſchaͤmen, vom Anfang biß zum En-
de dabey zu bleiben; ſo, daß ſich die an-
dern Cameraden, mit Recht und Bil-
ligkeit, beſchwehren, und ihren Ver-
druß daruͤber mercken laſſen muͤſſen, weil
ihnen gemeiniglich ihre Gebuͤhr darun-
ter abgehet.



So ſchoͤn es lautet, wenn bey Hoch-
zeiten alles nach Ordnung und ſattſamer
Genuͤge zugehet; ſo ſoll man ſich doch
wol vorſehen, daß man niemand zum
Trincken mit Gewalt forcire und zwin-
ge, es ſey ſolches gleich im Wein, oder
aber im Bier, welches lezere Getraͤncke

man-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0094" n="88"/>
Calma&#x0364;u&#x017F;erey reden. Welches in&#x017F;on-<lb/>
derheit bey denen <hi rendition="#aq"><supplied>M</supplied>u&#x017F;icant</hi>en oder Spiel-<lb/>
Leuten zu beobachten, we<supplied>l</supplied>che die Braut-<lb/>
Leute erba&#x0364;rmlich ausrichten und herum<lb/>
trommeln ko&#x0364;nnen, wenn man &#x017F;elbige nicht<lb/>
recht&#x017F;chaffen mit Spei&#x017F;e, Bier und Wein<lb/>
ver&#x017F;iehet: Denn &#x017F;ie haben manchmal ei-<lb/>
nen gro&#x017F;&#x017F;en Anhang und Nachlauff von<lb/>
ihren Weibern und Kindern, die &#x017F;ich<lb/>
mehr dabey begra&#x017F;en, und &#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;tarck<lb/>
an&#x017F;auffen, daß ihnen der Gropf und<lb/>
Binzger zer&#x017F;pringen mo&#x0364;chte, und &#x017F;ich<lb/>
nicht &#x017F;cha&#x0364;men, vom Anfang biß zum En-<lb/>
de dabey zu bleiben; &#x017F;o, daß &#x017F;ich die an-<lb/>
dern Cameraden, mit Recht und Bil-<lb/>
ligkeit, be&#x017F;chwehren, und ihren Ver-<lb/>
druß daru&#x0364;ber mercken la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, weil<lb/>
ihnen gemeiniglich ihre Gebu&#x0364;hr darun-<lb/>
ter abgehet.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>So &#x017F;cho&#x0364;n es lautet, wenn bey Hoch-<lb/>
zeiten alles nach Ordnung und &#x017F;att&#x017F;amer<lb/>
Genu&#x0364;ge zugehet; &#x017F;o &#x017F;oll man &#x017F;ich doch<lb/>
wol vor&#x017F;ehen, daß man niemand zum<lb/>
Trincken mit Gewalt <hi rendition="#aq">forci</hi>re und zwin-<lb/>
ge, es &#x017F;ey &#x017F;olches gleich im Wein, oder<lb/>
aber im Bier, welches lezere Getra&#x0364;ncke<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0094] Calmaͤuſerey reden. Welches inſon- derheit bey denen Muſicanten oder Spiel- Leuten zu beobachten, welche die Braut- Leute erbaͤrmlich ausrichten und herum trommeln koͤnnen, wenn man ſelbige nicht rechtſchaffen mit Speiſe, Bier und Wein verſiehet: Denn ſie haben manchmal ei- nen groſſen Anhang und Nachlauff von ihren Weibern und Kindern, die ſich mehr dabey begraſen, und ſich ſo ſtarck anſauffen, daß ihnen der Gropf und Binzger zerſpringen moͤchte, und ſich nicht ſchaͤmen, vom Anfang biß zum En- de dabey zu bleiben; ſo, daß ſich die an- dern Cameraden, mit Recht und Bil- ligkeit, beſchwehren, und ihren Ver- druß daruͤber mercken laſſen muͤſſen, weil ihnen gemeiniglich ihre Gebuͤhr darun- ter abgehet. So ſchoͤn es lautet, wenn bey Hoch- zeiten alles nach Ordnung und ſattſamer Genuͤge zugehet; ſo ſoll man ſich doch wol vorſehen, daß man niemand zum Trincken mit Gewalt forcire und zwin- ge, es ſey ſolches gleich im Wein, oder aber im Bier, welches lezere Getraͤncke man-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/94
Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/94>, abgerufen am 04.12.2024.