Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

mancher Orten gar wolfeil im Preiß, und
also desto weniger geachtet und gescho-
net wird: Denn wer kein grosser Lieb-
haber vom Trincken ist, der wird sich
durch dergleichen Zwang an seiner Ge-
sundheit sehr schaden, und viele Zeit her-
nach, mit Schmerzen, an solche Hoch-
zeiten gedencken. Hingegen darf es de-
nen versoffenen Wein-Schläuchen, an
ihrem beliebten Reben-Safft, auch nicht
fehlen, weil sie sich viele Wochen be-
reits auf eine Hochzeit freuen, und sich
auf selbiger einen schönen rothen Kamm
sauffen, daß sie mit deren Milch-Bäur-
innen ihren gefegten Milch-Krügen in
die Wette glänzen. Uberhaupts aber
stehet doch dem Bräutigam oder dem
Ehren-Vatter wol an, wenn sie manch-
mal die Gäste zum Trincken freundlich
anmahnen, damit der Wein in denen
Gläsern nicht warm werde; zumal wenn
man sie versichern kan, daß der Wein
von so guter Art sey, welcher ihnen an
ihrer Gesundheit keine Hindernüs noch
Schaden bringen würde; welches man-
chen Gast zum Bescheid auf eine und an-
dere Gesundheit veranlassen kan.

Theils

mancher Orten gar wolfeil im Preiß, und
alſo deſto weniger geachtet und geſcho-
net wird: Denn wer kein groſſer Lieb-
haber vom Trincken iſt, der wird ſich
durch dergleichen Zwang an ſeiner Ge-
ſundheit ſehr ſchaden, und viele Zeit her-
nach, mit Schmerzen, an ſolche Hoch-
zeiten gedencken. Hingegen darf es de-
nen verſoffenen Wein-Schlaͤuchen, an
ihrem beliebten Reben-Safft, auch nicht
fehlen, weil ſie ſich viele Wochen be-
reits auf eine Hochzeit freuen, und ſich
auf ſelbiger einen ſchoͤnen rothen Kamm
ſauffen, daß ſie mit deren Milch-Baͤur-
innen ihren gefegten Milch-Kruͤgen in
die Wette glaͤnzen. Uberhaupts aber
ſtehet doch dem Braͤutigam oder dem
Ehren-Vatter wol an, wenn ſie manch-
mal die Gaͤſte zum Trincken freundlich
anmahnen, damit der Wein in denen
Glaͤſern nicht warm werde; zumal wenn
man ſie verſichern kan, daß der Wein
von ſo guter Art ſey, welcher ihnen an
ihrer Geſundheit keine Hindernuͤs noch
Schaden bringen wuͤrde; welches man-
chen Gaſt zum Beſcheid auf eine und an-
dere Geſundheit veranlaſſen kan.

Theils
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0095" n="89"/>
mancher Orten gar wolfeil im Preiß, und<lb/>
al&#x017F;o de&#x017F;to weniger geachtet und ge&#x017F;cho-<lb/>
net wird: Denn wer kein gro&#x017F;&#x017F;er Lieb-<lb/>
haber vom Trincken i&#x017F;t, der wird &#x017F;ich<lb/>
durch dergleichen Zwang an &#x017F;einer Ge-<lb/>
&#x017F;undheit &#x017F;ehr &#x017F;chaden, und viele Zeit her-<lb/>
nach, mit Schmerzen, an &#x017F;olche Hoch-<lb/>
zeiten gedencken. Hingegen darf es de-<lb/>
nen ver&#x017F;offenen Wein-Schla&#x0364;uchen, an<lb/>
ihrem beliebten Reben-Safft, auch nicht<lb/>
fehlen, weil &#x017F;ie &#x017F;ich viele Wochen be-<lb/>
reits auf eine Hochzeit freuen, und &#x017F;ich<lb/>
auf &#x017F;elbiger einen &#x017F;cho&#x0364;nen rothen Kamm<lb/>
&#x017F;auffen, daß &#x017F;ie mit deren Milch-Ba&#x0364;ur-<lb/>
innen ihren gefegten Milch-Kru&#x0364;gen in<lb/>
die Wette gla&#x0364;nzen. Uberhaupts aber<lb/>
&#x017F;tehet doch dem Bra&#x0364;utigam oder dem<lb/>
Ehren-Vatter wol an, wenn &#x017F;ie manch-<lb/>
mal die Ga&#x0364;&#x017F;te zum Trincken freundlich<lb/>
anmahnen, damit der Wein in denen<lb/>
Gla&#x0364;&#x017F;ern nicht warm werde; zumal wenn<lb/>
man &#x017F;ie ver&#x017F;ichern kan, daß der Wein<lb/>
von &#x017F;o guter Art &#x017F;ey, welcher ihnen an<lb/>
ihrer Ge&#x017F;undheit keine Hindernu&#x0364;s noch<lb/>
Schaden bringen wu&#x0364;rde; welches man-<lb/>
chen Ga&#x017F;t zum Be&#x017F;cheid auf eine und an-<lb/>
dere Ge&#x017F;undheit veranla&#x017F;&#x017F;en kan.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Theils</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0095] mancher Orten gar wolfeil im Preiß, und alſo deſto weniger geachtet und geſcho- net wird: Denn wer kein groſſer Lieb- haber vom Trincken iſt, der wird ſich durch dergleichen Zwang an ſeiner Ge- ſundheit ſehr ſchaden, und viele Zeit her- nach, mit Schmerzen, an ſolche Hoch- zeiten gedencken. Hingegen darf es de- nen verſoffenen Wein-Schlaͤuchen, an ihrem beliebten Reben-Safft, auch nicht fehlen, weil ſie ſich viele Wochen be- reits auf eine Hochzeit freuen, und ſich auf ſelbiger einen ſchoͤnen rothen Kamm ſauffen, daß ſie mit deren Milch-Baͤur- innen ihren gefegten Milch-Kruͤgen in die Wette glaͤnzen. Uberhaupts aber ſtehet doch dem Braͤutigam oder dem Ehren-Vatter wol an, wenn ſie manch- mal die Gaͤſte zum Trincken freundlich anmahnen, damit der Wein in denen Glaͤſern nicht warm werde; zumal wenn man ſie verſichern kan, daß der Wein von ſo guter Art ſey, welcher ihnen an ihrer Geſundheit keine Hindernuͤs noch Schaden bringen wuͤrde; welches man- chen Gaſt zum Beſcheid auf eine und an- dere Geſundheit veranlaſſen kan. Theils

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/95
Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/95>, abgerufen am 04.05.2024.