Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 4. Burg/Berlin, 1838.57 Conversations=Blatt. 58
[Abbildung]
ST SOPHIA. [Beginn Spaltensatz]
gang durch 4 Thore, zwei von Erz und zwei von Ei- Jm Schlafzimmer steht auf einer Estrade das Der Thronsaal, wo der Sultan die Prinzessin- Hinter dem Pavillon erhebt sich ein Gebäude mit Daneben ist ein mit Marmor gepflasterter und (Fortsetzung folgt.) Kara=Aly, der Räuber bei Kasan. Seit mehren Monaten war der Bezirk Zaraisk, 57 Conversations=Blatt. 58
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ST SOPHIA. [Beginn Spaltensatz]
gang durch 4 Thore, zwei von Erz und zwei von Ei- Jm Schlafzimmer steht auf einer Estrade das Der Thronsaal, wo der Sultan die Prinzessin- Hinter dem Pavillon erhebt sich ein Gebäude mit Daneben ist ein mit Marmor gepflasterter und (Fortsetzung folgt.) Kara=Aly, der Räuber bei Kasan. Seit mehren Monaten war der Bezirk Zaraïsk, <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0005"/> <fw type="header" place="top">57 <hi rendition="#c">Conversations=Blatt.</hi> <hi rendition="#right">58</hi></fw> <figure> <head> ST SOPHIA. </head> </figure> <cb type="start" n="57"/> <p>gang durch 4 Thore, zwei von Erz und zwei von Ei-<lb/> sen führt, und bei Tag und Nacht durch die schwar-<lb/> zen Eunuchen so strenge bewacht wird, daß selbst de-<lb/> ren furchtbares Oberhaupt der Kislar=Aga ohne beson-<lb/> dern Befehl des Sultans nicht hinein darf. Jn der<lb/> Mitte dieses Harems befindet sich der Pavillon des<lb/> Großherren, welcher nächst den vorzüglichen Gemächern,<lb/> das Schlafzimmer und den Thronsaal enthält.</p><lb/> <p>Jm Schlafzimmer steht auf einer Estrade das<lb/> Beit mit atlassenen und perlengestickten Vorhängen und<lb/> ein mit Goldstoff bedecktes Soffa nimmt den übrigen<lb/> Raum des Gemaches ein.</p><lb/> <p>Der Thronsaal, wo der Sultan die Prinzessin-<lb/> nen von Geblüt und die Cadinen empfängt, so wie die<lb/> meisten religiösen und politischen Feste feiert, ist mit<lb/> Gold ausgetäfelt und mit reichen Divans versehen, so<lb/> wie er in jeder Ecke einen von Gold und Edelsteinen<lb/> strahlenden Thron hat.</p><lb/> <p>Hinter dem Pavillon erhebt sich ein Gebäude mit<lb/> 13 Gemächern, in welchen sich die Garderobe des Sul-<lb/> tans, (Schatz des Harems genannt) befindet, und unter<lb/> Aufsicht der Unterhofmeisterin steht.</p><lb/> <p>Daneben ist ein mit Marmor gepflasterter und<lb/> auf Porphirsäulen ruhender Badesaal, wo der Sultan<lb/><cb n="58"/> von Gedeklis bedient, der morgenländischen Sitte voll<lb/> Liebe und Neigung häufig huldigt.</p><lb/> <p><space dim="horizontal"/> (Fortsetzung folgt.) </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="Raeuber1" type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Kara=Aly,</hi><lb/> der Räuber bei Kasan.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <p>Seit mehren Monaten war der Bezirk Zara<hi rendition="#aq">ï</hi>sk,<lb/> im Gouvernement Kasan, von einer furchtbaren Räu-<lb/> berbande unsicher gemacht worden; nicht die Reisenden<lb/> allein sahen sich täglich ihren Angriffen ausgesetzt, son-<lb/> dern sie überfiel auch die Dörfer, drang in die Häuser<lb/> und verübte hier die schrecklichsten Plünderungen. Auch<lb/> war der Name ihres Häuptlings, Kara=Aly (der schwar-<lb/> ze Aly) , der Schrecken aller Bewohner dieses weiten<lb/> und reichen Landes. Seit mehr als acht Monaten wa-<lb/> ren die Wachsamkeit der Polizei=Agenten, die Märsche<lb/> und Gegenmärsche der zur Verfolgung der Räuber ab-<lb/> geschickten Truppen=Abtheilungen erfolglos geblieben; das<lb/> den Bauern gemachte Versprechen, die Gefangenneh-<lb/> mung jedes todt oder lebendig eingebrachten Räubers<lb/> mit einer Prämie von 1000 Rubel Papiergeld zu be-<lb/> lohnen, und der so hohe Preis von 5000 Rubeln, den<lb/> man auf den Kopf Kara=Aly's gesetzt, hatten sich eben<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0005]
57 Conversations=Blatt. 58
[Abbildung ST SOPHIA. ]
gang durch 4 Thore, zwei von Erz und zwei von Ei-
sen führt, und bei Tag und Nacht durch die schwar-
zen Eunuchen so strenge bewacht wird, daß selbst de-
ren furchtbares Oberhaupt der Kislar=Aga ohne beson-
dern Befehl des Sultans nicht hinein darf. Jn der
Mitte dieses Harems befindet sich der Pavillon des
Großherren, welcher nächst den vorzüglichen Gemächern,
das Schlafzimmer und den Thronsaal enthält.
Jm Schlafzimmer steht auf einer Estrade das
Beit mit atlassenen und perlengestickten Vorhängen und
ein mit Goldstoff bedecktes Soffa nimmt den übrigen
Raum des Gemaches ein.
Der Thronsaal, wo der Sultan die Prinzessin-
nen von Geblüt und die Cadinen empfängt, so wie die
meisten religiösen und politischen Feste feiert, ist mit
Gold ausgetäfelt und mit reichen Divans versehen, so
wie er in jeder Ecke einen von Gold und Edelsteinen
strahlenden Thron hat.
Hinter dem Pavillon erhebt sich ein Gebäude mit
13 Gemächern, in welchen sich die Garderobe des Sul-
tans, (Schatz des Harems genannt) befindet, und unter
Aufsicht der Unterhofmeisterin steht.
Daneben ist ein mit Marmor gepflasterter und
auf Porphirsäulen ruhender Badesaal, wo der Sultan
von Gedeklis bedient, der morgenländischen Sitte voll
Liebe und Neigung häufig huldigt.
(Fortsetzung folgt.)
Kara=Aly,
der Räuber bei Kasan.
Seit mehren Monaten war der Bezirk Zaraïsk,
im Gouvernement Kasan, von einer furchtbaren Räu-
berbande unsicher gemacht worden; nicht die Reisenden
allein sahen sich täglich ihren Angriffen ausgesetzt, son-
dern sie überfiel auch die Dörfer, drang in die Häuser
und verübte hier die schrecklichsten Plünderungen. Auch
war der Name ihres Häuptlings, Kara=Aly (der schwar-
ze Aly) , der Schrecken aller Bewohner dieses weiten
und reichen Landes. Seit mehr als acht Monaten wa-
ren die Wachsamkeit der Polizei=Agenten, die Märsche
und Gegenmärsche der zur Verfolgung der Räuber ab-
geschickten Truppen=Abtheilungen erfolglos geblieben; das
den Bauern gemachte Versprechen, die Gefangenneh-
mung jedes todt oder lebendig eingebrachten Räubers
mit einer Prämie von 1000 Rubel Papiergeld zu be-
lohnen, und der so hohe Preis von 5000 Rubeln, den
man auf den Kopf Kara=Aly's gesetzt, hatten sich eben
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