Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 28. Burg/Berlin, 1837.443 Conversations=Blatt. 444 [Abbildung] [Beginn Spaltensatz] Ein Offizier (Kyau) lag bei einem gewinnsüchtigen Die Jagd auf der fürstlich Colloredo=Mansfeld'schen 443 Conversations=Blatt. 444 [Abbildung] [Beginn Spaltensatz] Ein Offizier (Kyau) lag bei einem gewinnsüchtigen Die Jagd auf der fürstlich Colloredo=Mansfeld'schen <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <pb facs="#f0008"/> <fw type="header" place="top">443 <hi rendition="#c">Conversations=Blatt.</hi> <hi rendition="#right">444</hi></fw><lb/> <figure/> <cb type="start" n="443"/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Ein Offizier (Kyau) lag bei einem gewinnsüchtigen<lb/> Wirthe, der gewohnt war, mehr anzuschreiben, als die<lb/> Gäste verzehrt hatten, im Quartier; es fehlte ihm am<lb/> Gelde, daher mußte sein Bedienter dem Wirthe zu Oh-<lb/> ren bringen, er sollte die Zeche aufs genaueste einrichten,<lb/> und nichts ansetzen, was er nicht mit gutem Gewissen<lb/> verantworten könne, sonst hätte er von seinem Herrn<lb/> eine schlechte Zahlung zu erwarten; denn er hielte da-<lb/> für, sein Herr müsse kein rechter Mensch, sondern der<lb/> Teufel selbst sein, weil er seit kurzer Zeit so viele und<lb/> wundersame Dinge vorgenommen hätte, die nimmermehr<lb/> ein gewöhnlicher Mensch thun könnte. Aber der Wirth<lb/> hielt des Bedienten Vorgeben für Scherz und verlangte<lb/> für ihn, den Bedienten und zwei Pferde, vierzehn Tha-<lb/> ler, die sie während drittehalb Tagen sollten verzehrt<lb/> haben. Als nun der Offizier fortreiten wollte, lies er<lb/> sich eine Pfanne glühender Kohlen unter dem Vorwande,<lb/> noch eine Pfeife Taback zu rauchen, hereinholen. Er<lb/> legte einen harten Thaler darauf, und als dieser beinahe<lb/> glühend geworden war, wurde der Wirth hereingerufen.<lb/> Wie derselbe in die Stube trat, drückte der Offizier ihm<lb/> den glühenden Thaler, den er mit seinen starken leder-<lb/> nen Handschuhen angriff, in die Hand, mit den Wor-<lb/> ten: Hier hast du Geld vom Teufel, und wisse, daß<lb/> du hinführo mein bist. Hierüber entsetzte sich der Wirth<lb/> dermaßen, daß er heftig schrie und den Leuten zurief:<lb/> reterirt euch, denn der Teufel ist im Hause, und machte<lb/><cb n="444"/> etlichemale das Kreuz, als der Offizier auf ihn losgehen<lb/> wollte. Bei dieser Unordnung setzte sich der Offizier<lb/> auf sein Pferd und ritt mit seinem Bedienten fort.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die Jagd auf der fürstlich Colloredo=Mansfeld'schen<lb/> Herrschaft <hi rendition="#g">Oppotschno</hi> hat in diesem Herbst und Win-<lb/> ter verschiedene Merkwürdigkeiten dargeboten. Schon der<lb/> Vögelzug brachte große Flüge von Tannenhehren (<hi rendition="#aq">Cor-<lb/> vus Caryocatactes Lin</hi>.) . Auch wurden mehre dickknieige<lb/> Trappen (<hi rendition="#aq">Otis Oedicnemus</hi> oder <hi rendition="#aq">Charadrius Oedic-<lb/> nemus</hi>) , im Januar aber ein starker Wolf männlichen<lb/> Geschlechts geschossen. Er wog 75 Pfund. Seine Länge<lb/> von der Schnauzspitze bis zur Ruthe beträgt 4 Fuß<lb/> 1 Zoll, die Höhe 2 Fuß 6 Zoll, die Länge der Bal-<lb/> len an den Vorläufen 4 Zoll, die Breite derselben<lb/> 2 1 / 2 Zoll, die Länge der Ballen an den Hinterläufen 3<lb/> Zoll, die Breite derselben 2 Zoll. Die Länge des Ge-<lb/> bisses vom Kinn oder den Rüstern gemessen, bis zu den<lb/> Rachenwinkeln 7 Fuß, die Ruthe hat eine Länge von<lb/> 1 Fuß 3 Zoll, der Hals einen Umfang von 2 Fuß<lb/> 4 1 / 2 Zoll. Auf Befehl des Fürsten wurde das Forst-<lb/> amt angewiesen, diesen Wolf in die Thiersammlung des<lb/> böhmischen Nationalmuseums nach Prag einzusenden, wo<lb/> er an der Seite des auf der Herrschaft <hi rendition="#g">Duppau</hi> im<lb/> Jahre 1830 geschossenen Luchses aufgestellt werden<lb/> wird. <space dim="horizontal"/> Abendz.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div><lb/> <cb type="end"/> <trailer> <ref>Hierbei die Extrabeilage No. 7. „ <hi rendition="#g">Die Nacht</hi>.“</ref> </trailer> </body> </text> </TEI> [0008]
443 Conversations=Blatt. 444
[Abbildung]
Ein Offizier (Kyau) lag bei einem gewinnsüchtigen
Wirthe, der gewohnt war, mehr anzuschreiben, als die
Gäste verzehrt hatten, im Quartier; es fehlte ihm am
Gelde, daher mußte sein Bedienter dem Wirthe zu Oh-
ren bringen, er sollte die Zeche aufs genaueste einrichten,
und nichts ansetzen, was er nicht mit gutem Gewissen
verantworten könne, sonst hätte er von seinem Herrn
eine schlechte Zahlung zu erwarten; denn er hielte da-
für, sein Herr müsse kein rechter Mensch, sondern der
Teufel selbst sein, weil er seit kurzer Zeit so viele und
wundersame Dinge vorgenommen hätte, die nimmermehr
ein gewöhnlicher Mensch thun könnte. Aber der Wirth
hielt des Bedienten Vorgeben für Scherz und verlangte
für ihn, den Bedienten und zwei Pferde, vierzehn Tha-
ler, die sie während drittehalb Tagen sollten verzehrt
haben. Als nun der Offizier fortreiten wollte, lies er
sich eine Pfanne glühender Kohlen unter dem Vorwande,
noch eine Pfeife Taback zu rauchen, hereinholen. Er
legte einen harten Thaler darauf, und als dieser beinahe
glühend geworden war, wurde der Wirth hereingerufen.
Wie derselbe in die Stube trat, drückte der Offizier ihm
den glühenden Thaler, den er mit seinen starken leder-
nen Handschuhen angriff, in die Hand, mit den Wor-
ten: Hier hast du Geld vom Teufel, und wisse, daß
du hinführo mein bist. Hierüber entsetzte sich der Wirth
dermaßen, daß er heftig schrie und den Leuten zurief:
reterirt euch, denn der Teufel ist im Hause, und machte
etlichemale das Kreuz, als der Offizier auf ihn losgehen
wollte. Bei dieser Unordnung setzte sich der Offizier
auf sein Pferd und ritt mit seinem Bedienten fort.
Die Jagd auf der fürstlich Colloredo=Mansfeld'schen
Herrschaft Oppotschno hat in diesem Herbst und Win-
ter verschiedene Merkwürdigkeiten dargeboten. Schon der
Vögelzug brachte große Flüge von Tannenhehren (Cor-
vus Caryocatactes Lin.) . Auch wurden mehre dickknieige
Trappen (Otis Oedicnemus oder Charadrius Oedic-
nemus) , im Januar aber ein starker Wolf männlichen
Geschlechts geschossen. Er wog 75 Pfund. Seine Länge
von der Schnauzspitze bis zur Ruthe beträgt 4 Fuß
1 Zoll, die Höhe 2 Fuß 6 Zoll, die Länge der Bal-
len an den Vorläufen 4 Zoll, die Breite derselben
2 1 / 2 Zoll, die Länge der Ballen an den Hinterläufen 3
Zoll, die Breite derselben 2 Zoll. Die Länge des Ge-
bisses vom Kinn oder den Rüstern gemessen, bis zu den
Rachenwinkeln 7 Fuß, die Ruthe hat eine Länge von
1 Fuß 3 Zoll, der Hals einen Umfang von 2 Fuß
4 1 / 2 Zoll. Auf Befehl des Fürsten wurde das Forst-
amt angewiesen, diesen Wolf in die Thiersammlung des
böhmischen Nationalmuseums nach Prag einzusenden, wo
er an der Seite des auf der Herrschaft Duppau im
Jahre 1830 geschossenen Luchses aufgestellt werden
wird. Abendz.
Hierbei die Extrabeilage No. 7. „ Die Nacht.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |