Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 46. Burg/Berlin, 1837.735 Conversationsblatt.. 736 [Abbildung] [Beginn Spaltensatz] Einige lustige junge Leute in einer Provinzialstadt Drei Wiener Stutzer fuhren in einem zweisitzigen "Gehts no nit! Jhr Schlingel! sehts nit, daß Die amerikanischen Journale theilen interessante Ein junger Rechtsgelehrter in Wien trat einst bei "Na, So!" glaubens etwa, daß i meine Beine ,,,,Gott bewahr'!'''' war die Antwort, "hätten's [Ende Spaltensatz] 735 Conversationsblatt.. 736 [Abbildung] [Beginn Spaltensatz] Einige lustige junge Leute in einer Provinzialstadt Drei Wiener Stutzer fuhren in einem zweisitzigen „Gehts no nit! Jhr Schlingel! sehts nit, daß Die amerikanischen Journale theilen interessante Ein junger Rechtsgelehrter in Wien trat einst bei „Na, So!“ glaubens etwa, daß i meine Beine ‚‚‚‚Gott bewahr'!'''' war die Antwort, „hätten's [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <pb facs="#f0008"/> <fw type="header" place="top">735 <hi rendition="#c">Conversationsblatt.</hi>. <hi rendition="#right">736</hi></fw><lb/> <figure/> <cb type="start" n="735"/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Einige lustige junge Leute in einer Provinzialstadt<lb/> geriethen auf den Einfall, einem ehrlichen Pächter vom<lb/> Lande einen Streich zu spielen. Als dieser gerade in<lb/> der Stadt sich einen Rausch getrunken hatte und an ei-<lb/> nem finstern Abend wieder zurückkehren wollte, gingen<lb/> sie voraus, und lauerten am Wege, bis er käme. Sie<lb/> nahmen ihn vom Pferde, thaten, als leerten sie ihm<lb/> die Taschen aus, nahmen ihm aber nichts, und setzten<lb/> ihn dann wieder auf sein Pferd, doch, mit dem Ge-<lb/> sicht gegen den Schwanz hin. Um das Herunterfallen<lb/> zu verhüten, banden sie ihn an, gaben dem Pferd ei-<lb/> nen Peitschenschlag und ließen es laufen, wohin es woll-<lb/> te. Das Pferd war mit dem Wege gut bekannt, und<lb/> trabte also immer weiter, kam auch endlich glücklich vor<lb/> die Thüre seines Herrn. Die Frau des Pächters er-<lb/> kannte ihren Mann bald an der Stimme und ging also<lb/> mit einem Lichte hinaus. Als sie ihn in der sonder-<lb/> baren Lage sah, fragte sie nach der Ursache. „Marie,<lb/> sagte der Pächter mit lallender Zunge, ich bin auf dem<lb/> Wege von einem paar Schurken geplündert. Sie ha-<lb/> ben mir alles Geld gestohlen, und, was mich noch mehr<lb/> verdrießt, sie haben meinem Pferde den Kopf abge-<lb/> schnitten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Drei Wiener Stutzer fuhren in einem zweisitzigen<lb/> Wagen in den Prater. Als einige Gassenjungen sich<lb/> hinten aufstellen wollten, schrie der Fiaker:</p><lb/> <p>„Gehts no nit! Jhr Schlingel! sehts nit, daß<lb/> schon Drei eine sitzen?“</p> </div><lb/> <cb n="736"/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die amerikanischen Journale theilen interessante<lb/> Nachrichten über eine zu Baltimore durch eine Was-<lb/> serhose veranlasste Ueberschwemmung mit. Von 8 Uhr<lb/> Morgens bis 4 Uhr Nachmittags häuften sich von<lb/> Südwest kommende Wolken an, obschon die Atmo-<lb/> sphäre ganz ruhig blieb. Gegen 5 Uhr aber wurde<lb/> die Dunkelheit so groß, daß man in den Häusern Lich-<lb/> ter anzünden mußte. Ein leichter Wind aus Süd-<lb/> west führte kleine Regengüsse herbei, aber gegen 10 Uhr<lb/> stürzten solche Wassermassen herab, daß man gar keine<lb/> Tropfen mehr unterscheiden konnte. Dabei machte sich<lb/> eine Erderschütterung fühlbar, und eine der furchtbar-<lb/> sten Ueberschwemmungen setzte das Land unter Wasser.<lb/> Zwei und eine halbe Stunde lang glich das dumpfe<lb/> Heulen des Sturmes einem fernen Donner, und ein<lb/> Schlag ließ sich hören, wie bei dem Auffliegen einer<lb/> Pulvermühle. Die Verwüstungen erstreckten sich über<lb/> einen Raum von 16 Meilen. Die in der Bay aus-<lb/> mündenden Flüsse stiegen 40 Fuß über ihren gewöhnli-<lb/> chen Wasserstand. 20 Personen ertranken, und 50 Häu-<lb/> ser nebst 200 Magazinen wurden zerstört.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Ein junger Rechtsgelehrter in Wien trat einst bei<lb/> einem Balle einen Sekretär, der sehr dünne Beine hatte,<lb/> auf eines seiner Fußgestelle. Der Sekretär wurde wü-<lb/> thend, und fragte:</p><lb/> <p>„Na, So!“ glaubens etwa, daß i meine Beine<lb/> gestohlen habe?“</p><lb/> <p>‚‚‚‚Gott bewahr'!'''' war die Antwort, „hätten's<lb/> sich doch g'wiß da a Paar beßre ausg'sucht!''''</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb type="end"/> </body> </text> </TEI> [0008]
735 Conversationsblatt.. 736
[Abbildung]
Einige lustige junge Leute in einer Provinzialstadt
geriethen auf den Einfall, einem ehrlichen Pächter vom
Lande einen Streich zu spielen. Als dieser gerade in
der Stadt sich einen Rausch getrunken hatte und an ei-
nem finstern Abend wieder zurückkehren wollte, gingen
sie voraus, und lauerten am Wege, bis er käme. Sie
nahmen ihn vom Pferde, thaten, als leerten sie ihm
die Taschen aus, nahmen ihm aber nichts, und setzten
ihn dann wieder auf sein Pferd, doch, mit dem Ge-
sicht gegen den Schwanz hin. Um das Herunterfallen
zu verhüten, banden sie ihn an, gaben dem Pferd ei-
nen Peitschenschlag und ließen es laufen, wohin es woll-
te. Das Pferd war mit dem Wege gut bekannt, und
trabte also immer weiter, kam auch endlich glücklich vor
die Thüre seines Herrn. Die Frau des Pächters er-
kannte ihren Mann bald an der Stimme und ging also
mit einem Lichte hinaus. Als sie ihn in der sonder-
baren Lage sah, fragte sie nach der Ursache. „Marie,
sagte der Pächter mit lallender Zunge, ich bin auf dem
Wege von einem paar Schurken geplündert. Sie ha-
ben mir alles Geld gestohlen, und, was mich noch mehr
verdrießt, sie haben meinem Pferde den Kopf abge-
schnitten.
Drei Wiener Stutzer fuhren in einem zweisitzigen
Wagen in den Prater. Als einige Gassenjungen sich
hinten aufstellen wollten, schrie der Fiaker:
„Gehts no nit! Jhr Schlingel! sehts nit, daß
schon Drei eine sitzen?“
Die amerikanischen Journale theilen interessante
Nachrichten über eine zu Baltimore durch eine Was-
serhose veranlasste Ueberschwemmung mit. Von 8 Uhr
Morgens bis 4 Uhr Nachmittags häuften sich von
Südwest kommende Wolken an, obschon die Atmo-
sphäre ganz ruhig blieb. Gegen 5 Uhr aber wurde
die Dunkelheit so groß, daß man in den Häusern Lich-
ter anzünden mußte. Ein leichter Wind aus Süd-
west führte kleine Regengüsse herbei, aber gegen 10 Uhr
stürzten solche Wassermassen herab, daß man gar keine
Tropfen mehr unterscheiden konnte. Dabei machte sich
eine Erderschütterung fühlbar, und eine der furchtbar-
sten Ueberschwemmungen setzte das Land unter Wasser.
Zwei und eine halbe Stunde lang glich das dumpfe
Heulen des Sturmes einem fernen Donner, und ein
Schlag ließ sich hören, wie bei dem Auffliegen einer
Pulvermühle. Die Verwüstungen erstreckten sich über
einen Raum von 16 Meilen. Die in der Bay aus-
mündenden Flüsse stiegen 40 Fuß über ihren gewöhnli-
chen Wasserstand. 20 Personen ertranken, und 50 Häu-
ser nebst 200 Magazinen wurden zerstört.
Ein junger Rechtsgelehrter in Wien trat einst bei
einem Balle einen Sekretär, der sehr dünne Beine hatte,
auf eines seiner Fußgestelle. Der Sekretär wurde wü-
thend, und fragte:
„Na, So!“ glaubens etwa, daß i meine Beine
gestohlen habe?“
‚‚‚‚Gott bewahr'!'''' war die Antwort, „hätten's
sich doch g'wiß da a Paar beßre ausg'sucht!''''
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |