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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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breit ist, von Trajan angelegt und Papst Benedikt XIV. restaurirt und vollendet. A. hat sehr schöne Gebäude, darunter 10 Kirchen, ist Bischofssitz, treibt lebhaften Handel und fabricirt Segeltuch, Tauwerke, Hüte, Papier, Leder, Seidenwaaren, sog. venetianische Seife. Es ist fest und hat eine starke Citadelle. - A. war eine Colonie von Syrakus, in der röm. Zeit Hauptstadt von Picenum, von Cäsar und Trajan begünstigt; nach der Römerzeit fiel es abwechselnd Gothen, Longobarden, Griechen und Saracenen in die Hände, ward unter den deutschen Kaisern eine Markgrafschaft und nahm an dem Kampfe gegen die Hohenstaufen tapfern Antheil. Es unterwarf sich dem päpstlichen Schutze und wurde 1532 besetzt und mit einer Citadelle versehen, als es die Türken bedrohten. 1796 nahmen es die Franzosen, 1799 die Oesterreicher, Russen und Türken, 1805 die Franzosen, 1815 kam es wieder unter päpstliche Herrschaft. 1832 besetzte es Louis Philippe und räumte es trotz der Protestationen des Papstes erst im Dezember 1838. An der Revolution von 1848 nahm A. lebhaften Antheil, wurde aber den 19. Juli 1849 von den Oesterreichern zur Uebergabe gezwungen.


Ancre, Marschall von, eigentlich ein florentinischer Graf Concino Concini, kam mit Maria von Medicis, der zweiten Gemahlin Heinrichs IV. an den franz. Hof und übte durch sein Weib Eleonora Dori, genannt Galligai, die Zofe der Königin war, auf diese selbst einen unbedingten Einfluß aus. Nach Heinrichs IV. Ermordung wurde er durch die Gunst der Königin-Regentin 1613 Marschall und erster Minister, kaufte das Marquisat Ancre, erbitterte das Volk durch seine Habsucht, die Großen durch seinen Stolz und begegnete selbst dem minderjährigen Ludwig XIII. respectwidrig. Dieser ließ ihn dafür durch den Hauptmann Luynes ermorden; das Volk holte den Leichnam aus der Gruft, hing ihn dann an den Galgen und zerschnitt ihn endlich in unzählige Stücke. Sein Weib wurde als Hexe angeklagt und enthauptet, das große Vermögen confiscirt.


Ancus Marcius, der vierte König von Rom, von 641-617 v. Chr., erwarb Ostia, befestigte den Janiculus, baute die hölzerne Brücke über den Tiber und siedelte die Bewohner von 4 bezwungenen latinischen Städten auf dem Aventinus an.


Ancyra, s. Angora.


Andalusien (eigentlich Vandalusien, von den Vandalen genannt), große Landschaft im südl. Spanien mit den Provinzen: Jaen, Granada, Almeria, Malaga, Sevilla, Cadix, Huelva, 1280 #M. groß, 3 Mill. E. Der östl. Theil ist Gebirgsland, in dem das Marianische Gebirge (Sierra Aroche, Morena) das Flußgebiet des Quadalquivir von dem der Quadiana und des Tajo trennt; das Thal des Quadalquivir senkt sich allmälig als Tiefebene hinab und ist Spaniens fruchtbarstes Thal; zwischen dem Quadalquivir und dem Meere, von den Vorgebirgen Trafalgar und Gibraltar bis Murcia erheben sich wieder Sierren, die in der Sierra Nevada die größte spanische Höhe, 11000', erreichen. Die Küsten und die Tiefebenen des Quadalquivir sind die wärmsten Landstriche Europa's, das europäische Afrika, und erzeugen Palmen, Baumwolle, Zucker, Südfrüchte, an den Anhöhen feurige Weine; man zieht Bienen, Seidenraupen, Kermesschildläuse. Die andalus. Pferde waren sonst berühmt, die fast wild aufwachsenden Stiere gelten als die besten zu den Stiergefechten. Der Bergbau ist in neuester Zeit sehr in Aufnahme gekommen; er liefert: Silber, Kupfer, Blei, Zink, Quecksilber, Steinkohlen. Der Kunstfleiß ist nicht beträchtlich, doch gibt es Fabriken in Seide, Baumwolle, Leder, Tabak; am meisten Industrie hat Sevilla, der erste Handelsplatz ist Cadix.


Andalusit, Mineral, bestehend aus 5-6 Theilen Thon, 3-4 Kiesel, etwas Kali, Eisen und Kalk.


Andamanen, Inselgruppe an der Küste von Siam im bengalischen Meerbusen, zu 140 #M. berechnet mit 6000 E., die schwarz, wollhaarig und sehr roh sind. Die einzelnen Inseln sind Groß-Andaman, Klein-A., Preparis, Barren mit Vulkan, Chatam, Narcondam, die Kokosinseln. Die Titularherrschaft gehört den Engländern.

breit ist, von Trajan angelegt und Papst Benedikt XIV. restaurirt und vollendet. A. hat sehr schöne Gebäude, darunter 10 Kirchen, ist Bischofssitz, treibt lebhaften Handel und fabricirt Segeltuch, Tauwerke, Hüte, Papier, Leder, Seidenwaaren, sog. venetianische Seife. Es ist fest und hat eine starke Citadelle. – A. war eine Colonie von Syrakus, in der röm. Zeit Hauptstadt von Picenum, von Cäsar und Trajan begünstigt; nach der Römerzeit fiel es abwechselnd Gothen, Longobarden, Griechen und Saracenen in die Hände, ward unter den deutschen Kaisern eine Markgrafschaft und nahm an dem Kampfe gegen die Hohenstaufen tapfern Antheil. Es unterwarf sich dem päpstlichen Schutze und wurde 1532 besetzt und mit einer Citadelle versehen, als es die Türken bedrohten. 1796 nahmen es die Franzosen, 1799 die Oesterreicher, Russen und Türken, 1805 die Franzosen, 1815 kam es wieder unter päpstliche Herrschaft. 1832 besetzte es Louis Philippe und räumte es trotz der Protestationen des Papstes erst im Dezember 1838. An der Revolution von 1848 nahm A. lebhaften Antheil, wurde aber den 19. Juli 1849 von den Oesterreichern zur Uebergabe gezwungen.


Ancre, Marschall von, eigentlich ein florentinischer Graf Concino Concini, kam mit Maria von Medicis, der zweiten Gemahlin Heinrichs IV. an den franz. Hof und übte durch sein Weib Eleonora Dori, genannt Galligaï, die Zofe der Königin war, auf diese selbst einen unbedingten Einfluß aus. Nach Heinrichs IV. Ermordung wurde er durch die Gunst der Königin-Regentin 1613 Marschall und erster Minister, kaufte das Marquisat Ancre, erbitterte das Volk durch seine Habsucht, die Großen durch seinen Stolz und begegnete selbst dem minderjährigen Ludwig XIII. respectwidrig. Dieser ließ ihn dafür durch den Hauptmann Luynes ermorden; das Volk holte den Leichnam aus der Gruft, hing ihn dann an den Galgen und zerschnitt ihn endlich in unzählige Stücke. Sein Weib wurde als Hexe angeklagt und enthauptet, das große Vermögen confiscirt.


Ancus Marcius, der vierte König von Rom, von 641–617 v. Chr., erwarb Ostia, befestigte den Janiculus, baute die hölzerne Brücke über den Tiber und siedelte die Bewohner von 4 bezwungenen latinischen Städten auf dem Aventinus an.


Ancyra, s. Angora.


Andalusien (eigentlich Vandalusien, von den Vandalen genannt), große Landschaft im südl. Spanien mit den Provinzen: Jaen, Granada, Almeria, Malaga, Sevilla, Cadix, Huelva, 1280 □M. groß, 3 Mill. E. Der östl. Theil ist Gebirgsland, in dem das Marianische Gebirge (Sierra Aroche, Morena) das Flußgebiet des Quadalquivir von dem der Quadiana und des Tajo trennt; das Thal des Quadalquivir senkt sich allmälig als Tiefebene hinab und ist Spaniens fruchtbarstes Thal; zwischen dem Quadalquivir und dem Meere, von den Vorgebirgen Trafalgar und Gibraltar bis Murcia erheben sich wieder Sierren, die in der Sierra Nevada die größte spanische Höhe, 11000', erreichen. Die Küsten und die Tiefebenen des Quadalquivir sind die wärmsten Landstriche Europaʼs, das europäische Afrika, und erzeugen Palmen, Baumwolle, Zucker, Südfrüchte, an den Anhöhen feurige Weine; man zieht Bienen, Seidenraupen, Kermesschildläuse. Die andalus. Pferde waren sonst berühmt, die fast wild aufwachsenden Stiere gelten als die besten zu den Stiergefechten. Der Bergbau ist in neuester Zeit sehr in Aufnahme gekommen; er liefert: Silber, Kupfer, Blei, Zink, Quecksilber, Steinkohlen. Der Kunstfleiß ist nicht beträchtlich, doch gibt es Fabriken in Seide, Baumwolle, Leder, Tabak; am meisten Industrie hat Sevilla, der erste Handelsplatz ist Cadix.


Andalusit, Mineral, bestehend aus 5–6 Theilen Thon, 3–4 Kiesel, etwas Kali, Eisen und Kalk.


Andamanen, Inselgruppe an der Küste von Siam im bengalischen Meerbusen, zu 140 □M. berechnet mit 6000 E., die schwarz, wollhaarig und sehr roh sind. Die einzelnen Inseln sind Groß-Andaman, Klein-A., Preparis, Barren mit Vulkan, Chatam, Narcondam, die Kokosinseln. Die Titularherrschaft gehört den Engländern.

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[178/0179] breit ist, von Trajan angelegt und Papst Benedikt XIV. restaurirt und vollendet. A. hat sehr schöne Gebäude, darunter 10 Kirchen, ist Bischofssitz, treibt lebhaften Handel und fabricirt Segeltuch, Tauwerke, Hüte, Papier, Leder, Seidenwaaren, sog. venetianische Seife. Es ist fest und hat eine starke Citadelle. – A. war eine Colonie von Syrakus, in der röm. Zeit Hauptstadt von Picenum, von Cäsar und Trajan begünstigt; nach der Römerzeit fiel es abwechselnd Gothen, Longobarden, Griechen und Saracenen in die Hände, ward unter den deutschen Kaisern eine Markgrafschaft und nahm an dem Kampfe gegen die Hohenstaufen tapfern Antheil. Es unterwarf sich dem päpstlichen Schutze und wurde 1532 besetzt und mit einer Citadelle versehen, als es die Türken bedrohten. 1796 nahmen es die Franzosen, 1799 die Oesterreicher, Russen und Türken, 1805 die Franzosen, 1815 kam es wieder unter päpstliche Herrschaft. 1832 besetzte es Louis Philippe und räumte es trotz der Protestationen des Papstes erst im Dezember 1838. An der Revolution von 1848 nahm A. lebhaften Antheil, wurde aber den 19. Juli 1849 von den Oesterreichern zur Uebergabe gezwungen. Ancre, Marschall von, eigentlich ein florentinischer Graf Concino Concini, kam mit Maria von Medicis, der zweiten Gemahlin Heinrichs IV. an den franz. Hof und übte durch sein Weib Eleonora Dori, genannt Galligaï, die Zofe der Königin war, auf diese selbst einen unbedingten Einfluß aus. Nach Heinrichs IV. Ermordung wurde er durch die Gunst der Königin-Regentin 1613 Marschall und erster Minister, kaufte das Marquisat Ancre, erbitterte das Volk durch seine Habsucht, die Großen durch seinen Stolz und begegnete selbst dem minderjährigen Ludwig XIII. respectwidrig. Dieser ließ ihn dafür durch den Hauptmann Luynes ermorden; das Volk holte den Leichnam aus der Gruft, hing ihn dann an den Galgen und zerschnitt ihn endlich in unzählige Stücke. Sein Weib wurde als Hexe angeklagt und enthauptet, das große Vermögen confiscirt. Ancus Marcius, der vierte König von Rom, von 641–617 v. Chr., erwarb Ostia, befestigte den Janiculus, baute die hölzerne Brücke über den Tiber und siedelte die Bewohner von 4 bezwungenen latinischen Städten auf dem Aventinus an. Ancyra, s. Angora. Andalusien (eigentlich Vandalusien, von den Vandalen genannt), große Landschaft im südl. Spanien mit den Provinzen: Jaen, Granada, Almeria, Malaga, Sevilla, Cadix, Huelva, 1280 □M. groß, 3 Mill. E. Der östl. Theil ist Gebirgsland, in dem das Marianische Gebirge (Sierra Aroche, Morena) das Flußgebiet des Quadalquivir von dem der Quadiana und des Tajo trennt; das Thal des Quadalquivir senkt sich allmälig als Tiefebene hinab und ist Spaniens fruchtbarstes Thal; zwischen dem Quadalquivir und dem Meere, von den Vorgebirgen Trafalgar und Gibraltar bis Murcia erheben sich wieder Sierren, die in der Sierra Nevada die größte spanische Höhe, 11000', erreichen. Die Küsten und die Tiefebenen des Quadalquivir sind die wärmsten Landstriche Europaʼs, das europäische Afrika, und erzeugen Palmen, Baumwolle, Zucker, Südfrüchte, an den Anhöhen feurige Weine; man zieht Bienen, Seidenraupen, Kermesschildläuse. Die andalus. Pferde waren sonst berühmt, die fast wild aufwachsenden Stiere gelten als die besten zu den Stiergefechten. Der Bergbau ist in neuester Zeit sehr in Aufnahme gekommen; er liefert: Silber, Kupfer, Blei, Zink, Quecksilber, Steinkohlen. Der Kunstfleiß ist nicht beträchtlich, doch gibt es Fabriken in Seide, Baumwolle, Leder, Tabak; am meisten Industrie hat Sevilla, der erste Handelsplatz ist Cadix. Andalusit, Mineral, bestehend aus 5–6 Theilen Thon, 3–4 Kiesel, etwas Kali, Eisen und Kalk. Andamanen, Inselgruppe an der Küste von Siam im bengalischen Meerbusen, zu 140 □M. berechnet mit 6000 E., die schwarz, wollhaarig und sehr roh sind. Die einzelnen Inseln sind Groß-Andaman, Klein-A., Preparis, Barren mit Vulkan, Chatam, Narcondam, die Kokosinseln. Die Titularherrschaft gehört den Engländern.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/179>, abgerufen am 21.11.2024.