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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Ethelred II. jedoch (978-1010) erkaufte bereits den Frieden mit Silber; aber die Normannen (Dänen) hielten ihn nicht und deßwegen ließ der König 1002 alle ansässigen Dänen an einem Tage, 13. Nov., ermorden. Zur Rache verheerte nun der Dänenkönig Sueno England, Ethelreds Sohn jedoch, Edmund II., Eisenseite, bekämpfte Sueno und dessen Sohn Kanut mit Glück, wurde aber 1016 ermordet. Nun herrschten 1016 bis 1042 dän. Könige über England; zuerst Kanut II. oder Große 1016-1036, im Anfange grausam, immer aber kräftig und glücklich, zuletzt milde und fromm; nach seinem Tode kämpften seine Söhne Harald und Hardiknut um den Thron; als Harald 1040 gestorben, herrschte Hardiknut bis 1042, als ihn der Schlag traf. So erlosch die dän. männliche Linie und die Sachsen wählten Eduard III. (den Heiligen od. Bekenner), Ethelreds II. Sohn, der sich in der Normandie aufgehalten hatte, zum Könige; dieser sammelte die angelsächs. Gesetze und Gewohnheiten in einen Codex (Common Law) und machte sich dadurch verdient; st. 1066. Er hatte seinen Vetter Wilhelm von der Normandie (Ethelred II. hatte Emma, die Tochter Richards von der Normandie, geheirathet) zum Nachfolger bestimmt, allein von den Engländern wurde Herzog Harald von Wessex nach Edmunds Tode auf den Königsthron erhoben, den er aber nicht lange inne hatte; denn Wilhelm von der Normandie landete mit 60000 Normannen und gegen ihn verlor Harald den 14. Okt. 1066 bei Hastings Schlacht und Leben. Harald war der letzte angels. König, und seit dem Tage von Hastings herrschen die Normannen über das angels. Volk, bis beide zu einem verschmelzen. S. England.


Angelsächsische Literatur. Aus der Heidenzeit der Angelsachsen sind nur drei bedeutende Gedichte auf uns gekommen: das Beowulfs Lied, des Sängers Weitfahrt und die Schlacht bei Finnsburg. Mit der Bekehrung zum Christenthume nahm die Poesie einen neuen Aufschwung; es gab viele religiöse Dichtungen, aber! wir haben aus der Zeit vor Alfred von diesen Dichtungen nur einen Theil von denen des Kädmon, der erst im Mannesalter seine poetische Begabung aufschloß. Berühmter Gelehrter und Dichter war Aldhelm (geb. 656, st. 709 als Bischof von Sherburn), dessen angels. Gedichte aber verloren sind, obwohl sie Jahrhunderte im Munde des Volkes lebten. Am höchsten unter allen gelehrten Angelsachsen steht jedoch Beda, geb. 673, seit seinem 7. Jahre in dem Kloster Wearmouth oder dem benachbarten Jarrow. Er war hochberühmter Lehrer und sehr fruchtbarer Schriftsteller; er schrieb: Commentare zum A. u. N. Testament, eine Abhandlung über die Natur der Dinge, Homilien, eine Abhandlung über die Zeitrechnung, eine beträchtliche Anzahl grammat. und philol. Werke, die alle seine Belesenheit in den lat. und griech. Schriftstellern beurkunden, Uebersetzungen, und sein Hauptwerk: die Geschichte der engl. Kirche von der Ankunft der Sachsen bis 731. Zu jener Zeit war unter dem engl. Clerus ein reger Eifer zur Förderung der Wissenschaft; in den Klöstern schufen fleißige Abschreiber Bibliotheken und in den Schulen der Klöster lehrten strenge Mönche das Trivium und Quadrivium. Vieles zerstörte der normann. Sturm, aber Alfred baute wieder auf; er wurde der Classiker seines Volkes und durch ihn die westsächsische Sprache zur Schriftsprache (seine Werke s. Alfred); mit ihm beginnt eine neue Periode der a. L. Wir nennen: Odo, Erzbischof v. Canterbury, Fridegode, Ethelwold, Dunstan, Oswald, Wolstan, Bridferth, Aelfrik, den berühmten Uebersetzer eines großen Theils der hl. Schrift, seinen Nachfolger Aelfrik Bata. Von dem Abt Kynewulf von Peterborough haben wir das klassische Gedicht "Elene", auch "Juliana" ist wahrscheinlich von ihm. Unbekannt sind die Verfasser der Gedichte Andreas und Holofernes, von einer Menge lyrischer Dichtungen, namentlich Elegien und schönen Hymnen, des Siegeslieds auf die Schlacht von Brunanburg u. s. w. Durch die normann. Eroberung 1066 wurde aber die selbständige weitere Entwicklung der a. L. abgebrochen und so steht sie nur als eine Ruine unter der altgermanischen, von der deutsch. Wissenschaft

Ethelred II. jedoch (978–1010) erkaufte bereits den Frieden mit Silber; aber die Normannen (Dänen) hielten ihn nicht und deßwegen ließ der König 1002 alle ansässigen Dänen an einem Tage, 13. Nov., ermorden. Zur Rache verheerte nun der Dänenkönig Sueno England, Ethelreds Sohn jedoch, Edmund II., Eisenseite, bekämpfte Sueno und dessen Sohn Kanut mit Glück, wurde aber 1016 ermordet. Nun herrschten 1016 bis 1042 dän. Könige über England; zuerst Kanut II. oder Große 1016–1036, im Anfange grausam, immer aber kräftig und glücklich, zuletzt milde und fromm; nach seinem Tode kämpften seine Söhne Harald und Hardiknut um den Thron; als Harald 1040 gestorben, herrschte Hardiknut bis 1042, als ihn der Schlag traf. So erlosch die dän. männliche Linie und die Sachsen wählten Eduard III. (den Heiligen od. Bekenner), Ethelreds II. Sohn, der sich in der Normandie aufgehalten hatte, zum Könige; dieser sammelte die angelsächs. Gesetze und Gewohnheiten in einen Codex (Common Law) und machte sich dadurch verdient; st. 1066. Er hatte seinen Vetter Wilhelm von der Normandie (Ethelred II. hatte Emma, die Tochter Richards von der Normandie, geheirathet) zum Nachfolger bestimmt, allein von den Engländern wurde Herzog Harald von Wessex nach Edmunds Tode auf den Königsthron erhoben, den er aber nicht lange inne hatte; denn Wilhelm von der Normandie landete mit 60000 Normannen und gegen ihn verlor Harald den 14. Okt. 1066 bei Hastings Schlacht und Leben. Harald war der letzte angels. König, und seit dem Tage von Hastings herrschen die Normannen über das angels. Volk, bis beide zu einem verschmelzen. S. England.


Angelsächsische Literatur. Aus der Heidenzeit der Angelsachsen sind nur drei bedeutende Gedichte auf uns gekommen: das Beowulfs Lied, des Sängers Weitfahrt und die Schlacht bei Finnsburg. Mit der Bekehrung zum Christenthume nahm die Poesie einen neuen Aufschwung; es gab viele religiöse Dichtungen, aber! wir haben aus der Zeit vor Alfred von diesen Dichtungen nur einen Theil von denen des Kädmon, der erst im Mannesalter seine poetische Begabung aufschloß. Berühmter Gelehrter und Dichter war Aldhelm (geb. 656, st. 709 als Bischof von Sherburn), dessen angels. Gedichte aber verloren sind, obwohl sie Jahrhunderte im Munde des Volkes lebten. Am höchsten unter allen gelehrten Angelsachsen steht jedoch Beda, geb. 673, seit seinem 7. Jahre in dem Kloster Wearmouth oder dem benachbarten Jarrow. Er war hochberühmter Lehrer und sehr fruchtbarer Schriftsteller; er schrieb: Commentare zum A. u. N. Testament, eine Abhandlung über die Natur der Dinge, Homilien, eine Abhandlung über die Zeitrechnung, eine beträchtliche Anzahl grammat. und philol. Werke, die alle seine Belesenheit in den lat. und griech. Schriftstellern beurkunden, Uebersetzungen, und sein Hauptwerk: die Geschichte der engl. Kirche von der Ankunft der Sachsen bis 731. Zu jener Zeit war unter dem engl. Clerus ein reger Eifer zur Förderung der Wissenschaft; in den Klöstern schufen fleißige Abschreiber Bibliotheken und in den Schulen der Klöster lehrten strenge Mönche das Trivium und Quadrivium. Vieles zerstörte der normann. Sturm, aber Alfred baute wieder auf; er wurde der Classiker seines Volkes und durch ihn die westsächsische Sprache zur Schriftsprache (seine Werke s. Alfred); mit ihm beginnt eine neue Periode der a. L. Wir nennen: Odo, Erzbischof v. Canterbury, Fridegode, Ethelwold, Dunstan, Oswald, Wolstan, Bridferth, Aelfrik, den berühmten Uebersetzer eines großen Theils der hl. Schrift, seinen Nachfolger Aelfrik Bata. Von dem Abt Kynewulf von Peterborough haben wir das klassische Gedicht „Elene“, auch „Juliana“ ist wahrscheinlich von ihm. Unbekannt sind die Verfasser der Gedichte Andreas und Holofernes, von einer Menge lyrischer Dichtungen, namentlich Elegien und schönen Hymnen, des Siegeslieds auf die Schlacht von Brunanburg u. s. w. Durch die normann. Eroberung 1066 wurde aber die selbständige weitere Entwicklung der a. L. abgebrochen und so steht sie nur als eine Ruine unter der altgermanischen, von der deutsch. Wissenschaft

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[188/0189] Ethelred II. jedoch (978–1010) erkaufte bereits den Frieden mit Silber; aber die Normannen (Dänen) hielten ihn nicht und deßwegen ließ der König 1002 alle ansässigen Dänen an einem Tage, 13. Nov., ermorden. Zur Rache verheerte nun der Dänenkönig Sueno England, Ethelreds Sohn jedoch, Edmund II., Eisenseite, bekämpfte Sueno und dessen Sohn Kanut mit Glück, wurde aber 1016 ermordet. Nun herrschten 1016 bis 1042 dän. Könige über England; zuerst Kanut II. oder Große 1016–1036, im Anfange grausam, immer aber kräftig und glücklich, zuletzt milde und fromm; nach seinem Tode kämpften seine Söhne Harald und Hardiknut um den Thron; als Harald 1040 gestorben, herrschte Hardiknut bis 1042, als ihn der Schlag traf. So erlosch die dän. männliche Linie und die Sachsen wählten Eduard III. (den Heiligen od. Bekenner), Ethelreds II. Sohn, der sich in der Normandie aufgehalten hatte, zum Könige; dieser sammelte die angelsächs. Gesetze und Gewohnheiten in einen Codex (Common Law) und machte sich dadurch verdient; st. 1066. Er hatte seinen Vetter Wilhelm von der Normandie (Ethelred II. hatte Emma, die Tochter Richards von der Normandie, geheirathet) zum Nachfolger bestimmt, allein von den Engländern wurde Herzog Harald von Wessex nach Edmunds Tode auf den Königsthron erhoben, den er aber nicht lange inne hatte; denn Wilhelm von der Normandie landete mit 60000 Normannen und gegen ihn verlor Harald den 14. Okt. 1066 bei Hastings Schlacht und Leben. Harald war der letzte angels. König, und seit dem Tage von Hastings herrschen die Normannen über das angels. Volk, bis beide zu einem verschmelzen. S. England. Angelsächsische Literatur. Aus der Heidenzeit der Angelsachsen sind nur drei bedeutende Gedichte auf uns gekommen: das Beowulfs Lied, des Sängers Weitfahrt und die Schlacht bei Finnsburg. Mit der Bekehrung zum Christenthume nahm die Poesie einen neuen Aufschwung; es gab viele religiöse Dichtungen, aber! wir haben aus der Zeit vor Alfred von diesen Dichtungen nur einen Theil von denen des Kädmon, der erst im Mannesalter seine poetische Begabung aufschloß. Berühmter Gelehrter und Dichter war Aldhelm (geb. 656, st. 709 als Bischof von Sherburn), dessen angels. Gedichte aber verloren sind, obwohl sie Jahrhunderte im Munde des Volkes lebten. Am höchsten unter allen gelehrten Angelsachsen steht jedoch Beda, geb. 673, seit seinem 7. Jahre in dem Kloster Wearmouth oder dem benachbarten Jarrow. Er war hochberühmter Lehrer und sehr fruchtbarer Schriftsteller; er schrieb: Commentare zum A. u. N. Testament, eine Abhandlung über die Natur der Dinge, Homilien, eine Abhandlung über die Zeitrechnung, eine beträchtliche Anzahl grammat. und philol. Werke, die alle seine Belesenheit in den lat. und griech. Schriftstellern beurkunden, Uebersetzungen, und sein Hauptwerk: die Geschichte der engl. Kirche von der Ankunft der Sachsen bis 731. Zu jener Zeit war unter dem engl. Clerus ein reger Eifer zur Förderung der Wissenschaft; in den Klöstern schufen fleißige Abschreiber Bibliotheken und in den Schulen der Klöster lehrten strenge Mönche das Trivium und Quadrivium. Vieles zerstörte der normann. Sturm, aber Alfred baute wieder auf; er wurde der Classiker seines Volkes und durch ihn die westsächsische Sprache zur Schriftsprache (seine Werke s. Alfred); mit ihm beginnt eine neue Periode der a. L. Wir nennen: Odo, Erzbischof v. Canterbury, Fridegode, Ethelwold, Dunstan, Oswald, Wolstan, Bridferth, Aelfrik, den berühmten Uebersetzer eines großen Theils der hl. Schrift, seinen Nachfolger Aelfrik Bata. Von dem Abt Kynewulf von Peterborough haben wir das klassische Gedicht „Elene“, auch „Juliana“ ist wahrscheinlich von ihm. Unbekannt sind die Verfasser der Gedichte Andreas und Holofernes, von einer Menge lyrischer Dichtungen, namentlich Elegien und schönen Hymnen, des Siegeslieds auf die Schlacht von Brunanburg u. s. w. Durch die normann. Eroberung 1066 wurde aber die selbständige weitere Entwicklung der a. L. abgebrochen und so steht sie nur als eine Ruine unter der altgermanischen, von der deutsch. Wissenschaft

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/189>, abgerufen am 24.11.2024.