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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Fetischanbeter, theilweise von den Portugiesen bekehrte Christen; Sklavenhandel wird nicht getrieben. An der Küste, die unerträglich heiß ist, haben die Portugiesen Niederlassungen; in St. Paolo de Loando residirt der Gouverneur. - Angolaholz, Färbeholz, ähnlich dem von Fernambuk.


Angora, das alte Ancyra, im türk. Anatolien, Stadt mit 20-30000 E., armen. Bischofsitz, berühmt durch Angora-Ziegen, -Katzen, -Kaninchen, die langes, seidenartiges Haar haben; Fabrikation von Kamelottezeugen, Kämelgarn. Hier wurden 1553 von Busbecq die röm. Inschriften aufgefunden, die als monumentum ancyranum bekannt sind. Concilien um 315, in der Sache der in der Verfolgung abtrünnig gewordenen aber reuigen Christen, 358 in dem arianischen Streite. Auf der nahen Ebene Völkerschlacht zwischen Timur u. Bajazet 1402.


Angornu, große Stadt in Mittelafrika, Sudan, am Tschadsee, Königreich Bornu; Handelsplatz, 30000 E.


Angoscha, Angoza, Landschaft im ostafrikan. Küstenlande Mozambique, von Negern und Arabern bewohnt, unter portug. Oberhoheit; Viehzucht, Reisbau. An der Küste gleichnamige Inseln.


Angostura, Stadt in der Guyana, Republik Venezuela, am Orinoko gelegen, 12000 E. Erster Platz von Bedeutung, der den Aufständischen der span. Colonien in die Hände fiel, 1818; das Jahr darauf Sitz des Congresses, der Neugranada und Venezuela zur Republik Columbia erklärte. Handel in Tabak, Zucker und Apothekerwaaren; unter diesen die


Angosturarinde, von der Galipea officinalis, einem Südamerika eigenthümlichen Baume; sie dient in Wechselfiebern, Durchfall, Ruhr u. s. w. Die unächte ist von Strychuns nux vomica; s. Strychnin.


Angouleme, Hauptst. des franz. Departements der Charente, ehemals der Landschaft Angoumois, 18600 E., Bischofsitz, Seminar, College, gelehrte Gesellschaften, öffentl. Bibliothek, Seeschule, Fabrikation von Leinwand, Wollentuch, Kupferkessel, Porzellan, Leder, von berühmtem Papier, Tapeten; Stückgießerei; starker Handel. Geburtsort Ravaillacs und Balzacs. Von ihr führte den herzoglichen Titel


Angouleme - Louis Antoine de Bourbon, ältester Sohn des Grafen Artois (Karls X.) und Maria Theresias von Savoyen, geb. 1775, wanderte 1789 aus, verheirathete sich 1796 mit der Tochter Ludwigs XVI., seiner Cousine, folgte 1814 dem Siegeszuge Wellingtons, zog den 12. März in Bordeaux ein und organisirte die Royalisten. Im J. 1815 bereiste er den Süden und wurde von dem Könige zum Generallieutenant erklärt, als Napoleon von Elba aus gelandet hatte. Er zog gegen denselben, errang einige Vortheile, wurde aber in St. Jaques von den Seinigen verlassen und gefangen. Napoleon entließ ihn auf einem schwed. Schiffe nach Barcelona und der Herzog sammelte an der span. Gränze die Royalisten, als ihm die Schlacht von Waterloo die Rückkehr nach Frankreich öffnete. 1819 ernannte ihn der König zum Präsidenten der Pairskammer, im Herbste stellte er den Frieden in Nismes und den Sevennen her, wo Katholiken und Protestanten ihre alte Fehde blutig erneuert hatten, 1823 leitete er den Feldzug nach Spanien, der Ferdinand VII. restaurirte und erwarb sich das Lob eines tüchtigen Feldherrn und eines gerechten, zur Milde geneigten Charakters. Die Juliusrevolution 1830 trieb ihn abermals in die Verbannung; er lebte zuerst in England und Schottland, dann in Prag, zuletzt in Görz, wo er 1844 starb.


Angouleme, Marie Therese Charlotte, Herzogin von A., geb. 1788 zu Versailles, Tochter Königs Ludwig XVI. und der Maria Antonia, unglücklicher Eltern unglückliches Kind. Sie wurde von der edlen Prinzessin Elisabeth erzogen, theilte die Gefangenschaft ihrer königl. Eltern und sah dieselben wie ihre Erzieherin durch das Henkerbeil sterben und ihren Bruder verkümmern. 1795 wurde sie gegen die gefangenen Conventsmitglieder, die Dumouriez den Oesterreichern überliefert hatte, ausgewechselt, lebte nun einige Zeit in Wien und heirathete 1799 den Herzog von A. in Mintau. Sie begleitete denselben beständig, sah 1814 Paris wieder und zog als Kronprinzessin

Fetischanbeter, theilweise von den Portugiesen bekehrte Christen; Sklavenhandel wird nicht getrieben. An der Küste, die unerträglich heiß ist, haben die Portugiesen Niederlassungen; in St. Paolo de Loando residirt der Gouverneur. – Angolaholz, Färbeholz, ähnlich dem von Fernambuk.


Angora, das alte Ancyra, im türk. Anatolien, Stadt mit 20–30000 E., armen. Bischofsitz, berühmt durch Angora-Ziegen, -Katzen, -Kaninchen, die langes, seidenartiges Haar haben; Fabrikation von Kamelottezeugen, Kämelgarn. Hier wurden 1553 von Busbecq die röm. Inschriften aufgefunden, die als monumentum ancyranum bekannt sind. Concilien um 315, in der Sache der in der Verfolgung abtrünnig gewordenen aber reuigen Christen, 358 in dem arianischen Streite. Auf der nahen Ebene Völkerschlacht zwischen Timur u. Bajazet 1402.


Angornu, große Stadt in Mittelafrika, Sudan, am Tschadsee, Königreich Bornu; Handelsplatz, 30000 E.


Angoscha, Angoza, Landschaft im ostafrikan. Küstenlande Mozambique, von Negern und Arabern bewohnt, unter portug. Oberhoheit; Viehzucht, Reisbau. An der Küste gleichnamige Inseln.


Angostura, Stadt in der Guyana, Republik Venezuela, am Orinoko gelegen, 12000 E. Erster Platz von Bedeutung, der den Aufständischen der span. Colonien in die Hände fiel, 1818; das Jahr darauf Sitz des Congresses, der Neugranada und Venezuela zur Republik Columbia erklärte. Handel in Tabak, Zucker und Apothekerwaaren; unter diesen die


Angosturarinde, von der Galipea officinalis, einem Südamerika eigenthümlichen Baume; sie dient in Wechselfiebern, Durchfall, Ruhr u. s. w. Die unächte ist von Strychuns nux vomica; s. Strychnin.


Angoulème, Hauptst. des franz. Departements der Charente, ehemals der Landschaft Angoumois, 18600 E., Bischofsitz, Seminar, College, gelehrte Gesellschaften, öffentl. Bibliothek, Seeschule, Fabrikation von Leinwand, Wollentuch, Kupferkessel, Porzellan, Leder, von berühmtem Papier, Tapeten; Stückgießerei; starker Handel. Geburtsort Ravaillacs und Balzacs. Von ihr führte den herzoglichen Titel


Angoulème – Louis Antoine de Bourbon, ältester Sohn des Grafen Artois (Karls X.) und Maria Theresias von Savoyen, geb. 1775, wanderte 1789 aus, verheirathete sich 1796 mit der Tochter Ludwigs XVI., seiner Cousine, folgte 1814 dem Siegeszuge Wellingtons, zog den 12. März in Bordeaux ein und organisirte die Royalisten. Im J. 1815 bereiste er den Süden und wurde von dem Könige zum Generallieutenant erklärt, als Napoleon von Elba aus gelandet hatte. Er zog gegen denselben, errang einige Vortheile, wurde aber in St. Jaques von den Seinigen verlassen und gefangen. Napoleon entließ ihn auf einem schwed. Schiffe nach Barcelona und der Herzog sammelte an der span. Gränze die Royalisten, als ihm die Schlacht von Waterloo die Rückkehr nach Frankreich öffnete. 1819 ernannte ihn der König zum Präsidenten der Pairskammer, im Herbste stellte er den Frieden in Nismes und den Sevennen her, wo Katholiken und Protestanten ihre alte Fehde blutig erneuert hatten, 1823 leitete er den Feldzug nach Spanien, der Ferdinand VII. restaurirte und erwarb sich das Lob eines tüchtigen Feldherrn und eines gerechten, zur Milde geneigten Charakters. Die Juliusrevolution 1830 trieb ihn abermals in die Verbannung; er lebte zuerst in England und Schottland, dann in Prag, zuletzt in Görz, wo er 1844 starb.


Angoulème, Marie Therese Charlotte, Herzogin von A., geb. 1788 zu Versailles, Tochter Königs Ludwig XVI. und der Maria Antonia, unglücklicher Eltern unglückliches Kind. Sie wurde von der edlen Prinzessin Elisabeth erzogen, theilte die Gefangenschaft ihrer königl. Eltern und sah dieselben wie ihre Erzieherin durch das Henkerbeil sterben und ihren Bruder verkümmern. 1795 wurde sie gegen die gefangenen Conventsmitglieder, die Dumouriez den Oesterreichern überliefert hatte, ausgewechselt, lebte nun einige Zeit in Wien und heirathete 1799 den Herzog von A. in Mintau. Sie begleitete denselben beständig, sah 1814 Paris wieder und zog als Kronprinzessin

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[191/0192] Fetischanbeter, theilweise von den Portugiesen bekehrte Christen; Sklavenhandel wird nicht getrieben. An der Küste, die unerträglich heiß ist, haben die Portugiesen Niederlassungen; in St. Paolo de Loando residirt der Gouverneur. – Angolaholz, Färbeholz, ähnlich dem von Fernambuk. Angora, das alte Ancyra, im türk. Anatolien, Stadt mit 20–30000 E., armen. Bischofsitz, berühmt durch Angora-Ziegen, -Katzen, -Kaninchen, die langes, seidenartiges Haar haben; Fabrikation von Kamelottezeugen, Kämelgarn. Hier wurden 1553 von Busbecq die röm. Inschriften aufgefunden, die als monumentum ancyranum bekannt sind. Concilien um 315, in der Sache der in der Verfolgung abtrünnig gewordenen aber reuigen Christen, 358 in dem arianischen Streite. Auf der nahen Ebene Völkerschlacht zwischen Timur u. Bajazet 1402. Angornu, große Stadt in Mittelafrika, Sudan, am Tschadsee, Königreich Bornu; Handelsplatz, 30000 E. Angoscha, Angoza, Landschaft im ostafrikan. Küstenlande Mozambique, von Negern und Arabern bewohnt, unter portug. Oberhoheit; Viehzucht, Reisbau. An der Küste gleichnamige Inseln. Angostura, Stadt in der Guyana, Republik Venezuela, am Orinoko gelegen, 12000 E. Erster Platz von Bedeutung, der den Aufständischen der span. Colonien in die Hände fiel, 1818; das Jahr darauf Sitz des Congresses, der Neugranada und Venezuela zur Republik Columbia erklärte. Handel in Tabak, Zucker und Apothekerwaaren; unter diesen die Angosturarinde, von der Galipea officinalis, einem Südamerika eigenthümlichen Baume; sie dient in Wechselfiebern, Durchfall, Ruhr u. s. w. Die unächte ist von Strychuns nux vomica; s. Strychnin. Angoulème, Hauptst. des franz. Departements der Charente, ehemals der Landschaft Angoumois, 18600 E., Bischofsitz, Seminar, College, gelehrte Gesellschaften, öffentl. Bibliothek, Seeschule, Fabrikation von Leinwand, Wollentuch, Kupferkessel, Porzellan, Leder, von berühmtem Papier, Tapeten; Stückgießerei; starker Handel. Geburtsort Ravaillacs und Balzacs. Von ihr führte den herzoglichen Titel Angoulème – Louis Antoine de Bourbon, ältester Sohn des Grafen Artois (Karls X.) und Maria Theresias von Savoyen, geb. 1775, wanderte 1789 aus, verheirathete sich 1796 mit der Tochter Ludwigs XVI., seiner Cousine, folgte 1814 dem Siegeszuge Wellingtons, zog den 12. März in Bordeaux ein und organisirte die Royalisten. Im J. 1815 bereiste er den Süden und wurde von dem Könige zum Generallieutenant erklärt, als Napoleon von Elba aus gelandet hatte. Er zog gegen denselben, errang einige Vortheile, wurde aber in St. Jaques von den Seinigen verlassen und gefangen. Napoleon entließ ihn auf einem schwed. Schiffe nach Barcelona und der Herzog sammelte an der span. Gränze die Royalisten, als ihm die Schlacht von Waterloo die Rückkehr nach Frankreich öffnete. 1819 ernannte ihn der König zum Präsidenten der Pairskammer, im Herbste stellte er den Frieden in Nismes und den Sevennen her, wo Katholiken und Protestanten ihre alte Fehde blutig erneuert hatten, 1823 leitete er den Feldzug nach Spanien, der Ferdinand VII. restaurirte und erwarb sich das Lob eines tüchtigen Feldherrn und eines gerechten, zur Milde geneigten Charakters. Die Juliusrevolution 1830 trieb ihn abermals in die Verbannung; er lebte zuerst in England und Schottland, dann in Prag, zuletzt in Görz, wo er 1844 starb. Angoulème, Marie Therese Charlotte, Herzogin von A., geb. 1788 zu Versailles, Tochter Königs Ludwig XVI. und der Maria Antonia, unglücklicher Eltern unglückliches Kind. Sie wurde von der edlen Prinzessin Elisabeth erzogen, theilte die Gefangenschaft ihrer königl. Eltern und sah dieselben wie ihre Erzieherin durch das Henkerbeil sterben und ihren Bruder verkümmern. 1795 wurde sie gegen die gefangenen Conventsmitglieder, die Dumouriez den Oesterreichern überliefert hatte, ausgewechselt, lebte nun einige Zeit in Wien und heirathete 1799 den Herzog von A. in Mintau. Sie begleitete denselben beständig, sah 1814 Paris wieder und zog als Kronprinzessin

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/192>, abgerufen am 21.11.2024.