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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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anisatum, lichtgrau, mit Anisgeruch, von Tischlern und Drechslern verarbeitet.


Anjou (frz. Angschuh), das gallischrömische Andegavum, ehemalige Provinz Frankreichs, an der untern Loire, Sarthe und Mayenne, jetzt Departement Maine-Loire, und theilweise Depart. der Maine und Sarthe. A. hatte seit den Karolingern eigene Grafen, deren Geschlecht 1060 ausstarb; es erbte nun an das Haus Gatinais, von dem die englische Dynastie der Plantagenets abstammte (1153-1485). 1164 kam Anjou als Erbe an Heinrich II. von England, den ersten Plantagenet, wurde aber schon 1204 von den Franzosen zurückerobert und königl. Prinzen verliehen, von denen Karl Neapel eroberte und eine eigene Dynastie gründete. Nach dem Untergange des neapolitanischen Hauses A. zog es Ludwig XI. 1484 für die Krone ein und seitdem wurde A. nur einigemal Titel für königl. Prinzen.


Anjouweine, gute Weine aus Anjou, hitzig, ölig und dunkelgelb, im Alter süß; der beste wächst bei Saumur.


Anke, ein edler Fisch, als Rheinanke im Rhein und Bodensee, als Illanke in der Ill u. s. w., zu der Gattung der Lachse gehörig bis 30 Pf. schwer. 2. Das Hinterhaupt, die Nackengrube, altdeutsch und noch oberdeutsch. 3. Die Butter, altdeutsch und ebenfalls noch oberdeutsch. 4. Bei Gürtlern und anderen Metallarbeitern eine messingene Tafel mit runden Grübchen zum Schlagen der Bleche.


Anker, das bekannte Werkzeug zum Festhalten der Schiffe, indem es sich in den Meeresgrund einhackt. Der A. besteht aus einer starken eisernen Stange, der A.ruthe, die sich unten an 2 starke eiserne Arme anschließt, welche sich in starke, scharfe, dreieckige Spitzen, die Schaufeln endigen; die Spitzen der Schaufeln heißen Diamant. Oben ist die A.ruthe viereckig und geht durch ein starkes mit Eisen beschlagenes Querholz, den A.stock; zu oberst hat die A.ruthe ein Loch, das A.auge; in diesem hängt der A. ring, an welchem ein starkes Tau vermittelst eines Knotens befestigt ist; ist das Tau unter 12'' stark, so heißt es Ankerseil, ist es 12-24'' stark, Kabel. Die Größe der A. ist verschieden, die schwersten 7-10000 Pf. Jedes Schiff hat 3 Hauptanker: den Nothanker, den schwersten von allen, der nur in der Noth ausgeworfen wird; den gewöhnlich gebrauchten Haupt-A., und den minder schweren Nacht-A., welcher bei nur kurzem Aufenthalte gebraucht wird. Große Schiffe führen noch mehr A. Von A. haben sich nun eine ziemliche Anzahl Redensarten gebildet: Ankern, vor A. gehen, d. h. anhalten; die A. lichten, d. h. heben, abfahren; in Gefahr wird das A. tau gekappt, d. h. abgehauen; vor A. treibt das Schiff, wenn der A. nicht im Grunde faßt und nachgeschleppt wird. A.boje ist eine Tonne oder ein Block, die mit einem Seile an dem A. befestigt ist, oben schwimmt und anzeigt, wo der A. liegt; A.geld ist eine Hafenabgabe für die Erlaubniß zu ankern, A. recht, die Freiheit von dieser Abgabe. - In der Baukunst sind A. Eisen oder Holzbande, um dem Holz oder Mauerwerk mehr Zusammenhang zu geben; Trag-A. bestehen aus einer Schiene mit einer Schraube und werden bei Decken und Gewölben angebracht, Zug-A. sollen das Ausweichen nach der Seite verhindern. Beim Faschinenbau sind A. gedrehte Baumäste, die mit dem einen Ende um die Faschine geschlungen, mit dem andern in der Brustwehr fest gepflöckt werden. - In der Uhr ist A. soviel als engl. Haken; beim Magnet das Eisenstück, welches an seine beiden Pole angelegt und von ihm festgehalten wieder andere Eisenstücke trägt.


Anklage eines Verbrechens vor Gericht. Auf die Anzeige (Denunciation) tritt zunächst die Voruntersuchung ein. Wird durch dieselbe das Vorhandensein des Verbrechens und die muthmaßliche Thäterschaft des Angeschuldigten constatirt, so wird alsdann die förmliche A. - bald durch eine gerichtliche A.kammek, bald durch die Regierung, bald durch die Staatsanwaltschaft, bald durch die A.jury - erlassen, welche beim Inquisitionsprozeß die Hauptuntersuchung und spätere gerichtliche Beurtheilung, bei der Jury das Hauptverfahren vor dem urtheilenden Geschwornengericht zur Folge hat. A. nennt man auch bei der gerichtlichen

anisatum, lichtgrau, mit Anisgeruch, von Tischlern und Drechslern verarbeitet.


Anjou (frz. Angschuh), das gallischrömische Andegavum, ehemalige Provinz Frankreichs, an der untern Loire, Sarthe und Mayenne, jetzt Departement Maine-Loire, und theilweise Depart. der Maine und Sarthe. A. hatte seit den Karolingern eigene Grafen, deren Geschlecht 1060 ausstarb; es erbte nun an das Haus Gatinais, von dem die englische Dynastie der Plantagenets abstammte (1153–1485). 1164 kam Anjou als Erbe an Heinrich II. von England, den ersten Plantagenet, wurde aber schon 1204 von den Franzosen zurückerobert und königl. Prinzen verliehen, von denen Karl Neapel eroberte und eine eigene Dynastie gründete. Nach dem Untergange des neapolitanischen Hauses A. zog es Ludwig XI. 1484 für die Krone ein und seitdem wurde A. nur einigemal Titel für königl. Prinzen.


Anjouweine, gute Weine aus Anjou, hitzig, ölig und dunkelgelb, im Alter süß; der beste wächst bei Saumur.


Anke, ein edler Fisch, als Rheinanke im Rhein und Bodensee, als Illanke in der Ill u. s. w., zu der Gattung der Lachse gehörig bis 30 Pf. schwer. 2. Das Hinterhaupt, die Nackengrube, altdeutsch und noch oberdeutsch. 3. Die Butter, altdeutsch und ebenfalls noch oberdeutsch. 4. Bei Gürtlern und anderen Metallarbeitern eine messingene Tafel mit runden Grübchen zum Schlagen der Bleche.


Anker, das bekannte Werkzeug zum Festhalten der Schiffe, indem es sich in den Meeresgrund einhackt. Der A. besteht aus einer starken eisernen Stange, der A.ruthe, die sich unten an 2 starke eiserne Arme anschließt, welche sich in starke, scharfe, dreieckige Spitzen, die Schaufeln endigen; die Spitzen der Schaufeln heißen Diamant. Oben ist die A.ruthe viereckig und geht durch ein starkes mit Eisen beschlagenes Querholz, den A.stock; zu oberst hat die A.ruthe ein Loch, das A.auge; in diesem hängt der A. ring, an welchem ein starkes Tau vermittelst eines Knotens befestigt ist; ist das Tau unter 12'' stark, so heißt es Ankerseil, ist es 12–24'' stark, Kabel. Die Größe der A. ist verschieden, die schwersten 7–10000 Pf. Jedes Schiff hat 3 Hauptanker: den Nothanker, den schwersten von allen, der nur in der Noth ausgeworfen wird; den gewöhnlich gebrauchten Haupt-A., und den minder schweren Nacht-A., welcher bei nur kurzem Aufenthalte gebraucht wird. Große Schiffe führen noch mehr A. Von A. haben sich nun eine ziemliche Anzahl Redensarten gebildet: Ankern, vor A. gehen, d. h. anhalten; die A. lichten, d. h. heben, abfahren; in Gefahr wird das A. tau gekappt, d. h. abgehauen; vor A. treibt das Schiff, wenn der A. nicht im Grunde faßt und nachgeschleppt wird. A.boje ist eine Tonne oder ein Block, die mit einem Seile an dem A. befestigt ist, oben schwimmt und anzeigt, wo der A. liegt; A.geld ist eine Hafenabgabe für die Erlaubniß zu ankern, A. recht, die Freiheit von dieser Abgabe. – In der Baukunst sind A. Eisen oder Holzbande, um dem Holz oder Mauerwerk mehr Zusammenhang zu geben; Trag-A. bestehen aus einer Schiene mit einer Schraube und werden bei Decken und Gewölben angebracht, Zug-A. sollen das Ausweichen nach der Seite verhindern. Beim Faschinenbau sind A. gedrehte Baumäste, die mit dem einen Ende um die Faschine geschlungen, mit dem andern in der Brustwehr fest gepflöckt werden. – In der Uhr ist A. soviel als engl. Haken; beim Magnet das Eisenstück, welches an seine beiden Pole angelegt und von ihm festgehalten wieder andere Eisenstücke trägt.


Anklage eines Verbrechens vor Gericht. Auf die Anzeige (Denunciation) tritt zunächst die Voruntersuchung ein. Wird durch dieselbe das Vorhandensein des Verbrechens und die muthmaßliche Thäterschaft des Angeschuldigten constatirt, so wird alsdann die förmliche A. – bald durch eine gerichtliche A.kammek, bald durch die Regierung, bald durch die Staatsanwaltschaft, bald durch die A.jury – erlassen, welche beim Inquisitionsprozeß die Hauptuntersuchung und spätere gerichtliche Beurtheilung, bei der Jury das Hauptverfahren vor dem urtheilenden Geschwornengericht zur Folge hat. A. nennt man auch bei der gerichtlichen

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[195/0196] anisatum, lichtgrau, mit Anisgeruch, von Tischlern und Drechslern verarbeitet. Anjou (frz. Angschuh), das gallischrömische Andegavum, ehemalige Provinz Frankreichs, an der untern Loire, Sarthe und Mayenne, jetzt Departement Maine-Loire, und theilweise Depart. der Maine und Sarthe. A. hatte seit den Karolingern eigene Grafen, deren Geschlecht 1060 ausstarb; es erbte nun an das Haus Gatinais, von dem die englische Dynastie der Plantagenets abstammte (1153–1485). 1164 kam Anjou als Erbe an Heinrich II. von England, den ersten Plantagenet, wurde aber schon 1204 von den Franzosen zurückerobert und königl. Prinzen verliehen, von denen Karl Neapel eroberte und eine eigene Dynastie gründete. Nach dem Untergange des neapolitanischen Hauses A. zog es Ludwig XI. 1484 für die Krone ein und seitdem wurde A. nur einigemal Titel für königl. Prinzen. Anjouweine, gute Weine aus Anjou, hitzig, ölig und dunkelgelb, im Alter süß; der beste wächst bei Saumur. Anke, ein edler Fisch, als Rheinanke im Rhein und Bodensee, als Illanke in der Ill u. s. w., zu der Gattung der Lachse gehörig bis 30 Pf. schwer. 2. Das Hinterhaupt, die Nackengrube, altdeutsch und noch oberdeutsch. 3. Die Butter, altdeutsch und ebenfalls noch oberdeutsch. 4. Bei Gürtlern und anderen Metallarbeitern eine messingene Tafel mit runden Grübchen zum Schlagen der Bleche. Anker, das bekannte Werkzeug zum Festhalten der Schiffe, indem es sich in den Meeresgrund einhackt. Der A. besteht aus einer starken eisernen Stange, der A.ruthe, die sich unten an 2 starke eiserne Arme anschließt, welche sich in starke, scharfe, dreieckige Spitzen, die Schaufeln endigen; die Spitzen der Schaufeln heißen Diamant. Oben ist die A.ruthe viereckig und geht durch ein starkes mit Eisen beschlagenes Querholz, den A.stock; zu oberst hat die A.ruthe ein Loch, das A.auge; in diesem hängt der A. ring, an welchem ein starkes Tau vermittelst eines Knotens befestigt ist; ist das Tau unter 12'' stark, so heißt es Ankerseil, ist es 12–24'' stark, Kabel. Die Größe der A. ist verschieden, die schwersten 7–10000 Pf. Jedes Schiff hat 3 Hauptanker: den Nothanker, den schwersten von allen, der nur in der Noth ausgeworfen wird; den gewöhnlich gebrauchten Haupt-A., und den minder schweren Nacht-A., welcher bei nur kurzem Aufenthalte gebraucht wird. Große Schiffe führen noch mehr A. Von A. haben sich nun eine ziemliche Anzahl Redensarten gebildet: Ankern, vor A. gehen, d. h. anhalten; die A. lichten, d. h. heben, abfahren; in Gefahr wird das A. tau gekappt, d. h. abgehauen; vor A. treibt das Schiff, wenn der A. nicht im Grunde faßt und nachgeschleppt wird. A.boje ist eine Tonne oder ein Block, die mit einem Seile an dem A. befestigt ist, oben schwimmt und anzeigt, wo der A. liegt; A.geld ist eine Hafenabgabe für die Erlaubniß zu ankern, A. recht, die Freiheit von dieser Abgabe. – In der Baukunst sind A. Eisen oder Holzbande, um dem Holz oder Mauerwerk mehr Zusammenhang zu geben; Trag-A. bestehen aus einer Schiene mit einer Schraube und werden bei Decken und Gewölben angebracht, Zug-A. sollen das Ausweichen nach der Seite verhindern. Beim Faschinenbau sind A. gedrehte Baumäste, die mit dem einen Ende um die Faschine geschlungen, mit dem andern in der Brustwehr fest gepflöckt werden. – In der Uhr ist A. soviel als engl. Haken; beim Magnet das Eisenstück, welches an seine beiden Pole angelegt und von ihm festgehalten wieder andere Eisenstücke trägt. Anklage eines Verbrechens vor Gericht. Auf die Anzeige (Denunciation) tritt zunächst die Voruntersuchung ein. Wird durch dieselbe das Vorhandensein des Verbrechens und die muthmaßliche Thäterschaft des Angeschuldigten constatirt, so wird alsdann die förmliche A. – bald durch eine gerichtliche A.kammek, bald durch die Regierung, bald durch die Staatsanwaltschaft, bald durch die A.jury – erlassen, welche beim Inquisitionsprozeß die Hauptuntersuchung und spätere gerichtliche Beurtheilung, bei der Jury das Hauptverfahren vor dem urtheilenden Geschwornengericht zur Folge hat. A. nennt man auch bei der gerichtlichen

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/196>, abgerufen am 21.11.2024.