Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.derselben, daß sie einander entgegenwirken und so das Schiff zum Stehen bringen. Es kommt vor im Sturme, oder wenn man keine Anker auswerfen will, oder vor einem feindlichen Schiff, dem man sich ergeben muß. Beilik, grobes Wollentuch, in der Türkei zur Soldatenmontur gebraucht. Beilngries, bayer. Stadt im Kreise Mittelfranken, am Ludwigskanal, mit 1200 E., Sitz eines Landgerichts. Bein, so nennt man gewöhnlich die zur Fortbewegung dienenden Gliedmassen der Thiere und des Menschen, häufig auch gleichbedeutend mit Knochen gebraucht. Beinhai, s. Riesenhai. Beira, eine Provinz in Portugal, mit 1140000 E. auf 408 #M. Fläche. Boden und Klima sind sehr verschieden, die abgeflachte Westküste sandig und sumpfig, mit feuchter, ungesunder Luft, der Norden und Osten rauh und gebirgig, die Thäler dagegen fruchtbar mit mildem Klima. Produkte sind: Wein, Mais, Oliven, Südfrüchte, womit die Einwohner neben beträchtlicher Viehzucht einträglichen Handel treiben. Hauptstadt Coimbra. Beiram, auch Bairam, Name zweier Hauptfeste der Mohammedaner. Der große B. als Schluß des großen Fastens (Ramasan), dauert 3 Tage, der kleine B., um 70 Tage später, 4 Tage. Diese Tage sind die einzigen Belustigungstage der Türken, an denen alle Geschäfte ruhen. Der Sultan zeigt sich öffentlich, empfängt die Glückswünsche der Staatsbeamten, macht die Ernennungen bekannt etc. Beireis, Gottfr. Christoph, geb. 1730 zu Mühlhausen, 1759 Prof. der Physik, später der Medizin und Chirurgie zu Helmstädt, st. 1809 als Leibarzt des Herzogs Karl von Braunschweig. B. war ein gelehrter Mann, aber mehr berühmt durch das Eigenthümliche und Sonderbare seines Thuns und Treibens, als durch wirkliche der Wissenschaft geleistete Dienste. Durch Charlatanerie, Abgeschlossenheit u. Geheimthuerei wußte er einen mysteriösen Nimbus um sich zu verbreiten; auch ließ er gerne glauben, daß er im Besitze der Kunst, Gold zu machen sei. Berühmt waren seine Sammlungen an Münzen, Gemälden, physik. und mechan. Apparaten, die er auf seinen vielen Reisen sammelte. Die zu ihrer Anschaffung nöthigen Geldmittel erwarb er sich durch mehrere technische Erfindungen, wie bessere Bereitung des Karmins, des Essigs etc. Beirut, das altphönic. Berytus, am Fuße des terassenförmig abstürzenden Libanon, mit einer Rhede, 10000 E. B. ist Verkaufsplatz der syrischen Seide, der Sammelplatz der Karawanen nach Mekka, hat Baumwolle- und Seidenwebereien. Beisassen, im Gegensatze zu den eigentlichen Bürgern eines Ortes unterscheidet man die B., welche unter besonderm Schutze der Ortsobrigkeit analoge Vortheile wie die Bürger genießen, und die Zettelleute mit nur temporärem Schutz. Beisler, Hermann, Ritter von, geb. 1790 zu Bensheim, ging 1807 zur Armee, studierte nachher und trat in Civilstaatsdienst. 1815 ging er wieder zum Militär, ward später Regierungsrath in Ansbach, Passau, Augsburg und Regensburg, 1838 Regierungspräsident in Niederbayern und bald darauf Präsident des obersten Rechnungshofes; 1847 wurde er Verweser des Justizministeriums, 1848 Minister des Unterrichts und im nämlichen Jahr noch Minister des Innern. Auf das Verlangen der Kammer einer unmittelbaren Einführung der deutschen Grundrechte aber trat er mit seinen Collegen vom Ministerium ab und bezog wieder seinen früheren Posten. Schriften: "Beobachtungen über Staatsverfassung und Kriegswesen" 1822; "Betrachtungen über Gemeindeverfassung" 1831. Beistechen, was beilegen. Beit-el-Faki, Stadt in Südarabien, in der Landschaft Yemen, mit 5000 E. und starkem Kaffeehandel. Beitöne, Nebentöne, nennt man in der Musik die höhern Töne, die ein klingender Körper, z. B. Saite, außer seinem Grundtone hervorbringen kann. Hieher gehören die Flageolettöne der Saiteninstrumente. Um sie hervorzurufen, müssen die passenden Stellen der Saite genau getroffen werden, welche derselben, daß sie einander entgegenwirken und so das Schiff zum Stehen bringen. Es kommt vor im Sturme, oder wenn man keine Anker auswerfen will, oder vor einem feindlichen Schiff, dem man sich ergeben muß. Beilik, grobes Wollentuch, in der Türkei zur Soldatenmontur gebraucht. Beilngries, bayer. Stadt im Kreise Mittelfranken, am Ludwigskanal, mit 1200 E., Sitz eines Landgerichts. Bein, so nennt man gewöhnlich die zur Fortbewegung dienenden Gliedmassen der Thiere und des Menschen, häufig auch gleichbedeutend mit Knochen gebraucht. Beinhai, s. Riesenhai. Beira, eine Provinz in Portugal, mit 1140000 E. auf 408 □M. Fläche. Boden und Klima sind sehr verschieden, die abgeflachte Westküste sandig und sumpfig, mit feuchter, ungesunder Luft, der Norden und Osten rauh und gebirgig, die Thäler dagegen fruchtbar mit mildem Klima. Produkte sind: Wein, Mais, Oliven, Südfrüchte, womit die Einwohner neben beträchtlicher Viehzucht einträglichen Handel treiben. Hauptstadt Coimbra. Beiram, auch Bairam, Name zweier Hauptfeste der Mohammedaner. Der große B. als Schluß des großen Fastens (Ramasan), dauert 3 Tage, der kleine B., um 70 Tage später, 4 Tage. Diese Tage sind die einzigen Belustigungstage der Türken, an denen alle Geschäfte ruhen. Der Sultan zeigt sich öffentlich, empfängt die Glückswünsche der Staatsbeamten, macht die Ernennungen bekannt etc. Beireis, Gottfr. Christoph, geb. 1730 zu Mühlhausen, 1759 Prof. der Physik, später der Medizin und Chirurgie zu Helmstädt, st. 1809 als Leibarzt des Herzogs Karl von Braunschweig. B. war ein gelehrter Mann, aber mehr berühmt durch das Eigenthümliche und Sonderbare seines Thuns und Treibens, als durch wirkliche der Wissenschaft geleistete Dienste. Durch Charlatanerie, Abgeschlossenheit u. Geheimthuerei wußte er einen mysteriösen Nimbus um sich zu verbreiten; auch ließ er gerne glauben, daß er im Besitze der Kunst, Gold zu machen sei. Berühmt waren seine Sammlungen an Münzen, Gemälden, physik. und mechan. Apparaten, die er auf seinen vielen Reisen sammelte. Die zu ihrer Anschaffung nöthigen Geldmittel erwarb er sich durch mehrere technische Erfindungen, wie bessere Bereitung des Karmins, des Essigs etc. Beirut, das altphönic. Berytus, am Fuße des terassenförmig abstürzenden Libanon, mit einer Rhede, 10000 E. B. ist Verkaufsplatz der syrischen Seide, der Sammelplatz der Karawanen nach Mekka, hat Baumwolle- und Seidenwebereien. Beisassen, im Gegensatze zu den eigentlichen Bürgern eines Ortes unterscheidet man die B., welche unter besonderm Schutze der Ortsobrigkeit analoge Vortheile wie die Bürger genießen, und die Zettelleute mit nur temporärem Schutz. Beisler, Hermann, Ritter von, geb. 1790 zu Bensheim, ging 1807 zur Armee, studierte nachher und trat in Civilstaatsdienst. 1815 ging er wieder zum Militär, ward später Regierungsrath in Ansbach, Passau, Augsburg und Regensburg, 1838 Regierungspräsident in Niederbayern und bald darauf Präsident des obersten Rechnungshofes; 1847 wurde er Verweser des Justizministeriums, 1848 Minister des Unterrichts und im nämlichen Jahr noch Minister des Innern. Auf das Verlangen der Kammer einer unmittelbaren Einführung der deutschen Grundrechte aber trat er mit seinen Collegen vom Ministerium ab und bezog wieder seinen früheren Posten. Schriften: „Beobachtungen über Staatsverfassung und Kriegswesen“ 1822; „Betrachtungen über Gemeindeverfassung“ 1831. Beistechen, was beilegen. Beit-el-Faki, Stadt in Südarabien, in der Landschaft Yemen, mit 5000 E. und starkem Kaffeehandel. Beitöne, Nebentöne, nennt man in der Musik die höhern Töne, die ein klingender Körper, z. B. Saite, außer seinem Grundtone hervorbringen kann. Hieher gehören die Flageolettöne der Saiteninstrumente. Um sie hervorzurufen, müssen die passenden Stellen der Saite genau getroffen werden, welche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0464" n="463"/> derselben, daß sie einander entgegenwirken und so das Schiff zum Stehen bringen. Es kommt vor im Sturme, oder wenn man keine Anker auswerfen will, oder vor einem feindlichen Schiff, dem man sich ergeben muß.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Beilik</hi>, grobes Wollentuch, in der Türkei zur Soldatenmontur gebraucht.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Beilngries</hi>, bayer. 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Geheimthuerei wußte er einen mysteriösen Nimbus um sich zu verbreiten; auch ließ er gerne glauben, daß er im Besitze der Kunst, Gold zu machen sei. Berühmt waren seine Sammlungen an Münzen, Gemälden, physik. und mechan. Apparaten, die er auf seinen vielen Reisen sammelte. Die zu ihrer Anschaffung nöthigen Geldmittel erwarb er sich durch mehrere technische Erfindungen, wie bessere Bereitung des Karmins, des Essigs etc.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Beirut</hi>, das altphönic. Berytus, am Fuße des terassenförmig abstürzenden Libanon, mit einer Rhede, 10000 E. 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Auf das Verlangen der Kammer einer unmittelbaren Einführung der deutschen Grundrechte aber trat er mit seinen Collegen vom Ministerium ab und bezog wieder seinen früheren Posten. Schriften: „Beobachtungen über Staatsverfassung und Kriegswesen“ 1822; „Betrachtungen über Gemeindeverfassung“ 1831.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Beistechen</hi>, was beilegen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Beit-el-Faki</hi>, Stadt in Südarabien, in der Landschaft Yemen, mit 5000 E. und starkem Kaffeehandel.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Beitöne</hi>, Nebentöne, nennt man in der Musik die höhern Töne, die ein klingender Körper, z. B. Saite, außer seinem Grundtone hervorbringen kann. Hieher gehören die Flageolettöne der Saiteninstrumente. Um sie hervorzurufen, müssen die passenden Stellen der Saite genau getroffen werden, welche </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [463/0464]
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Beilik, grobes Wollentuch, in der Türkei zur Soldatenmontur gebraucht.
Beilngries, bayer. Stadt im Kreise Mittelfranken, am Ludwigskanal, mit 1200 E., Sitz eines Landgerichts.
Bein, so nennt man gewöhnlich die zur Fortbewegung dienenden Gliedmassen der Thiere und des Menschen, häufig auch gleichbedeutend mit Knochen gebraucht.
Beinhai, s. Riesenhai.
Beira, eine Provinz in Portugal, mit 1140000 E. auf 408 □M. Fläche. Boden und Klima sind sehr verschieden, die abgeflachte Westküste sandig und sumpfig, mit feuchter, ungesunder Luft, der Norden und Osten rauh und gebirgig, die Thäler dagegen fruchtbar mit mildem Klima. Produkte sind: Wein, Mais, Oliven, Südfrüchte, womit die Einwohner neben beträchtlicher Viehzucht einträglichen Handel treiben. Hauptstadt Coimbra.
Beiram, auch Bairam, Name zweier Hauptfeste der Mohammedaner. Der große B. als Schluß des großen Fastens (Ramasan), dauert 3 Tage, der kleine B., um 70 Tage später, 4 Tage. Diese Tage sind die einzigen Belustigungstage der Türken, an denen alle Geschäfte ruhen. Der Sultan zeigt sich öffentlich, empfängt die Glückswünsche der Staatsbeamten, macht die Ernennungen bekannt etc.
Beireis, Gottfr. Christoph, geb. 1730 zu Mühlhausen, 1759 Prof. der Physik, später der Medizin und Chirurgie zu Helmstädt, st. 1809 als Leibarzt des Herzogs Karl von Braunschweig. B. war ein gelehrter Mann, aber mehr berühmt durch das Eigenthümliche und Sonderbare seines Thuns und Treibens, als durch wirkliche der Wissenschaft geleistete Dienste. Durch Charlatanerie, Abgeschlossenheit u. Geheimthuerei wußte er einen mysteriösen Nimbus um sich zu verbreiten; auch ließ er gerne glauben, daß er im Besitze der Kunst, Gold zu machen sei. Berühmt waren seine Sammlungen an Münzen, Gemälden, physik. und mechan. Apparaten, die er auf seinen vielen Reisen sammelte. Die zu ihrer Anschaffung nöthigen Geldmittel erwarb er sich durch mehrere technische Erfindungen, wie bessere Bereitung des Karmins, des Essigs etc.
Beirut, das altphönic. Berytus, am Fuße des terassenförmig abstürzenden Libanon, mit einer Rhede, 10000 E. B. ist Verkaufsplatz der syrischen Seide, der Sammelplatz der Karawanen nach Mekka, hat Baumwolle- und Seidenwebereien.
Beisassen, im Gegensatze zu den eigentlichen Bürgern eines Ortes unterscheidet man die B., welche unter besonderm Schutze der Ortsobrigkeit analoge Vortheile wie die Bürger genießen, und die Zettelleute mit nur temporärem Schutz.
Beisler, Hermann, Ritter von, geb. 1790 zu Bensheim, ging 1807 zur Armee, studierte nachher und trat in Civilstaatsdienst. 1815 ging er wieder zum Militär, ward später Regierungsrath in Ansbach, Passau, Augsburg und Regensburg, 1838 Regierungspräsident in Niederbayern und bald darauf Präsident des obersten Rechnungshofes; 1847 wurde er Verweser des Justizministeriums, 1848 Minister des Unterrichts und im nämlichen Jahr noch Minister des Innern. Auf das Verlangen der Kammer einer unmittelbaren Einführung der deutschen Grundrechte aber trat er mit seinen Collegen vom Ministerium ab und bezog wieder seinen früheren Posten. Schriften: „Beobachtungen über Staatsverfassung und Kriegswesen“ 1822; „Betrachtungen über Gemeindeverfassung“ 1831.
Beistechen, was beilegen.
Beit-el-Faki, Stadt in Südarabien, in der Landschaft Yemen, mit 5000 E. und starkem Kaffeehandel.
Beitöne, Nebentöne, nennt man in der Musik die höhern Töne, die ein klingender Körper, z. B. Saite, außer seinem Grundtone hervorbringen kann. Hieher gehören die Flageolettöne der Saiteninstrumente. Um sie hervorzurufen, müssen die passenden Stellen der Saite genau getroffen werden, welche
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