Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.eines der B.hörner, den 13. Sept. 1850 von Coaz erstiegen, erhebt sich 13508'. Ueber das B.joch führt eine stark gebrauchte Bergstraße aus dem Oberengadin nach Poschiavo, 6260' hoch; auf der Nordseite, unterhalb der Paßhöhe liegen 3 Wirthshäuser. die 2 Seen Lago nero und bianco und ein herrlicher, gefahrlos zu ersteigender Gletscher. Bernini, Giovanni Lorenzo, geb. 1598 zu Neapel, Maler, Bildhauer und Baumeister, in allen 3 Künsten der ausgezeichnetste seiner Zeit, d. h. in der Periode des Zerfalls der altitalien. Kunst. In der Baukunst ist er geziert und überladen, als Bildhauer und Maler ist er Gründer der sog. akadem. Schule, mit üppigen aber kraftlosen Gestalten. Er st. 1680. Bernis, Francois Joachim de Pierres, geb. 1715 zu St. Marcel de l'Ardeche, Geistlicher, aber dabei leichtfertiger Dichter, gewann die Gunst Ludwigs XV. und der Pompadour, wurde 1751 Gesandter in Venedig, vermittelte glücklich zwischen Venedig und Rom, 1757 Minister der auswärtigen Angelegenheiten, als welcher er die bekannte Allianz mit Oesterreich gegen Friedrich II. von Preußen schloß, die Frankreich weder Ehre noch Vortheil brachte. 1758 fiel er in Ungnade, nachdem er einige Tage vorher den Cardinalshut empfangen hatte; nach 5 Jahren jedoch gab ihm der König das Erzbisthum Albi und schickte ihn als Gesandten nach Rom, wo er für die Erwählung Clemens XIV. und die Aufhebung des Jesuitenordens thätig war. Er kehrte nie mehr nach Frankreich zurück und lebte nach dem Ausbruch der franz. Revolution bis 2. Nov. 1794 von einer Pension des span. Hofes. Oeuvres completes, Paris 1797. Seinen Briefwechsel mit Voltaire gab Bourgoing 1799 heraus. Bernoulli, Baseler Familie, aus Antwerpen stammend, welche eine Reihe ausgezeichneter Mathematiker aufzuweisen hat. Jakob B., geb. 1654, gest. 1705 als Professor der Mathematik in Basel, entwickelte die von Leibnitz aufgestellten Elemente der Differentialrechnung, berechnete die Curve eines fallenden Körpers, die Curve einer gespannten Kette, entdeckte die Eigenthümlichkeit der logarithmischen Spirale und wandte zuerst die Wahrscheinlichkeitsrechnung auf sociale Fragen an. Johann B., des vorigen Bruder, geb. 1667, gest. 1748 als Prof. in Basel, bildete mit Jakob B. die Differentialrechnung aus und erfand die Integral- und Exponentialrechnung. Daniel B., Sohn Jakobs, geb. 1700, gest. 1782 als Professor in Basel, ausgezeichneter Mathematiker u. Physiker, einer der Schöpfer der wissenschaftlichen Mechanik ("Hydrodynamik"). Außer diesen B. nennen wir noch Johann B., Bruder Daniels, geb. 1710, gest. 1790 als Prof. der Mathem. in Basel. Johann B., des vorigen Sohn, geb. 1744, gest. 1807 als königl. Astronom in Berlin. Dessen Bruder Jakob B., geb. 1759, gest. 1789 als Prof. der Mathematik in Petersburg. Christoph B., geb. 1782, technolog. Schriftsteller. Sein Sohn Johann Gustav, geb. 1811, Verfasser des "Vademecum des Mechanikers" 7. Auflage, Stuttgart 1851. Bernstadt, schles. Stadt im Regierungsbezirk Breslau, 3700 E., Wolle- und Leinweberei, Gerberei. - Stadt in der sächs. Oberlausitz, 1650 E., Tuch-, Leinen-, Nanking-, Kattunweberei und Wachsdruckerei. Bernstein, Agtstein, Succinit, gelbes Erdharz, Succinum Electrum. ein in den jüngern Erdschichten (im Diluvium und in Braunkohlenlagern) vorkommendes fossiles Harz eines untergegangenen Baumes, welches in mehreren Ländern. namentlich in den Ostseegegenden gegraben oder aus dem Meere mittelst Netzen aufgefangen wird. Es kommt meistens in rundlichen. rauhen, außen mit einem braunen oderschwärzlichen erdigen Ueberzug bedeckten Stücken von einem Loth bis zu einem Pfund Schwere vor. Innen ist der B. ganz oder beinahe durchsichtig, hellgelb, gelb oder rothbraun und schließt öfters Pflanzenreste oder Insekten ein. Er wird durch Reiben negativ electrisch, woher der Name Electrum. Schon die Phönicier kannten ihn als Handelsartikel und holten ihn an der Nordküste Deutschlands. - Der B. wird zu Schmucksachen, Pfeifenspitzen, eines der B.hörner, den 13. Sept. 1850 von Coaz erstiegen, erhebt sich 13508'. Ueber das B.joch führt eine stark gebrauchte Bergstraße aus dem Oberengadin nach Poschiavo, 6260' hoch; auf der Nordseite, unterhalb der Paßhöhe liegen 3 Wirthshäuser. die 2 Seen Lago nero und bianco und ein herrlicher, gefahrlos zu ersteigender Gletscher. Bernini, Giovanni Lorenzo, geb. 1598 zu Neapel, Maler, Bildhauer und Baumeister, in allen 3 Künsten der ausgezeichnetste seiner Zeit, d. h. in der Periode des Zerfalls der altitalien. Kunst. In der Baukunst ist er geziert und überladen, als Bildhauer und Maler ist er Gründer der sog. akadem. Schule, mit üppigen aber kraftlosen Gestalten. Er st. 1680. Bernis, François Joachim de Pierres, geb. 1715 zu St. Marcel de lʼArdèche, Geistlicher, aber dabei leichtfertiger Dichter, gewann die Gunst Ludwigs XV. und der Pompadour, wurde 1751 Gesandter in Venedig, vermittelte glücklich zwischen Venedig und Rom, 1757 Minister der auswärtigen Angelegenheiten, als welcher er die bekannte Allianz mit Oesterreich gegen Friedrich II. von Preußen schloß, die Frankreich weder Ehre noch Vortheil brachte. 1758 fiel er in Ungnade, nachdem er einige Tage vorher den Cardinalshut empfangen hatte; nach 5 Jahren jedoch gab ihm der König das Erzbisthum Albi und schickte ihn als Gesandten nach Rom, wo er für die Erwählung Clemens XIV. und die Aufhebung des Jesuitenordens thätig war. Er kehrte nie mehr nach Frankreich zurück und lebte nach dem Ausbruch der franz. Revolution bis 2. Nov. 1794 von einer Pension des span. Hofes. Oeuvres complètes, Paris 1797. Seinen Briefwechsel mit Voltaire gab Bourgoing 1799 heraus. Bernoulli, Baseler Familie, aus Antwerpen stammend, welche eine Reihe ausgezeichneter Mathematiker aufzuweisen hat. Jakob B., geb. 1654, gest. 1705 als Professor der Mathematik in Basel, entwickelte die von Leibnitz aufgestellten Elemente der Differentialrechnung, berechnete die Curve eines fallenden Körpers, die Curve einer gespannten Kette, entdeckte die Eigenthümlichkeit der logarithmischen Spirale und wandte zuerst die Wahrscheinlichkeitsrechnung auf sociale Fragen an. Johann B., des vorigen Bruder, geb. 1667, gest. 1748 als Prof. in Basel, bildete mit Jakob B. die Differentialrechnung aus und erfand die Integral- und Exponentialrechnung. Daniel B., Sohn Jakobs, geb. 1700, gest. 1782 als Professor in Basel, ausgezeichneter Mathematiker u. Physiker, einer der Schöpfer der wissenschaftlichen Mechanik („Hydrodynamik“). Außer diesen B. nennen wir noch Johann B., Bruder Daniels, geb. 1710, gest. 1790 als Prof. der Mathem. in Basel. Johann B., des vorigen Sohn, geb. 1744, gest. 1807 als königl. Astronom in Berlin. Dessen Bruder Jakob B., geb. 1759, gest. 1789 als Prof. der Mathematik in Petersburg. Christoph B., geb. 1782, technolog. Schriftsteller. Sein Sohn Johann Gustav, geb. 1811, Verfasser des „Vademecum des Mechanikers“ 7. Auflage, Stuttgart 1851. Bernstadt, schles. Stadt im Regierungsbezirk Breslau, 3700 E., Wolle- und Leinweberei, Gerberei. – Stadt in der sächs. Oberlausitz, 1650 E., Tuch-, Leinen-, Nanking-, Kattunweberei und Wachsdruckerei. Bernstein, Agtstein, Succinit, gelbes Erdharz, Succinum Electrum. ein in den jüngern Erdschichten (im Diluvium und in Braunkohlenlagern) vorkommendes fossiles Harz eines untergegangenen Baumes, welches in mehreren Ländern. namentlich in den Ostseegegenden gegraben oder aus dem Meere mittelst Netzen aufgefangen wird. Es kommt meistens in rundlichen. rauhen, außen mit einem braunen oderschwärzlichen erdigen Ueberzug bedeckten Stücken von einem Loth bis zu einem Pfund Schwere vor. Innen ist der B. ganz oder beinahe durchsichtig, hellgelb, gelb oder rothbraun und schließt öfters Pflanzenreste oder Insekten ein. Er wird durch Reiben negativ electrisch, woher der Name Electrum. Schon die Phönicier kannten ihn als Handelsartikel und holten ihn an der Nordküste Deutschlands. – Der B. wird zu Schmucksachen, Pfeifenspitzen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0505" n="504"/> eines der B.hörner, den 13. Sept. 1850 von Coaz erstiegen, erhebt sich 13508'. 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Bernini, Giovanni Lorenzo, geb. 1598 zu Neapel, Maler, Bildhauer und Baumeister, in allen 3 Künsten der ausgezeichnetste seiner Zeit, d. h. in der Periode des Zerfalls der altitalien. Kunst. In der Baukunst ist er geziert und überladen, als Bildhauer und Maler ist er Gründer der sog. akadem. Schule, mit üppigen aber kraftlosen Gestalten. Er st. 1680.
Bernis, François Joachim de Pierres, geb. 1715 zu St. Marcel de lʼArdèche, Geistlicher, aber dabei leichtfertiger Dichter, gewann die Gunst Ludwigs XV. und der Pompadour, wurde 1751 Gesandter in Venedig, vermittelte glücklich zwischen Venedig und Rom, 1757 Minister der auswärtigen Angelegenheiten, als welcher er die bekannte Allianz mit Oesterreich gegen Friedrich II. von Preußen schloß, die Frankreich weder Ehre noch Vortheil brachte. 1758 fiel er in Ungnade, nachdem er einige Tage vorher den Cardinalshut empfangen hatte; nach 5 Jahren jedoch gab ihm der König das Erzbisthum Albi und schickte ihn als Gesandten nach Rom, wo er für die Erwählung Clemens XIV. und die Aufhebung des Jesuitenordens thätig war. Er kehrte nie mehr nach Frankreich zurück und lebte nach dem Ausbruch der franz. Revolution bis 2. Nov. 1794 von einer Pension des span. Hofes. Oeuvres complètes, Paris 1797. Seinen Briefwechsel mit Voltaire gab Bourgoing 1799 heraus.
Bernoulli, Baseler Familie, aus Antwerpen stammend, welche eine Reihe ausgezeichneter Mathematiker aufzuweisen hat. Jakob B., geb. 1654, gest. 1705 als Professor der Mathematik in Basel, entwickelte die von Leibnitz aufgestellten Elemente der Differentialrechnung, berechnete die Curve eines fallenden Körpers, die Curve einer gespannten Kette, entdeckte die Eigenthümlichkeit der logarithmischen Spirale und wandte zuerst die Wahrscheinlichkeitsrechnung auf sociale Fragen an. Johann B., des vorigen Bruder, geb. 1667, gest. 1748 als Prof. in Basel, bildete mit Jakob B. die Differentialrechnung aus und erfand die Integral- und Exponentialrechnung. Daniel B., Sohn Jakobs, geb. 1700, gest. 1782 als Professor in Basel, ausgezeichneter Mathematiker u. Physiker, einer der Schöpfer der wissenschaftlichen Mechanik („Hydrodynamik“). Außer diesen B. nennen wir noch Johann B., Bruder Daniels, geb. 1710, gest. 1790 als Prof. der Mathem. in Basel. Johann B., des vorigen Sohn, geb. 1744, gest. 1807 als königl. Astronom in Berlin. Dessen Bruder Jakob B., geb. 1759, gest. 1789 als Prof. der Mathematik in Petersburg. Christoph B., geb. 1782, technolog. Schriftsteller. Sein Sohn Johann Gustav, geb. 1811, Verfasser des „Vademecum des Mechanikers“ 7. Auflage, Stuttgart 1851.
Bernstadt, schles. Stadt im Regierungsbezirk Breslau, 3700 E., Wolle- und Leinweberei, Gerberei. – Stadt in der sächs. Oberlausitz, 1650 E., Tuch-, Leinen-, Nanking-, Kattunweberei und Wachsdruckerei.
Bernstein, Agtstein, Succinit, gelbes Erdharz, Succinum Electrum. ein in den jüngern Erdschichten (im Diluvium und in Braunkohlenlagern) vorkommendes fossiles Harz eines untergegangenen Baumes, welches in mehreren Ländern. namentlich in den Ostseegegenden gegraben oder aus dem Meere mittelst Netzen aufgefangen wird. Es kommt meistens in rundlichen. rauhen, außen mit einem braunen oderschwärzlichen erdigen Ueberzug bedeckten Stücken von einem Loth bis zu einem Pfund Schwere vor. Innen ist der B. ganz oder beinahe durchsichtig, hellgelb, gelb oder rothbraun und schließt öfters Pflanzenreste oder Insekten ein. Er wird durch Reiben negativ electrisch, woher der Name Electrum. Schon die Phönicier kannten ihn als Handelsartikel und holten ihn an der Nordküste Deutschlands. – Der B. wird zu Schmucksachen, Pfeifenspitzen,
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