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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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sind, so ist es begreiflich, daß alle Päpste der letzten Zeit die Verbreitung von Bibeln untersagt haben, die nicht kirchlich approbirt sind; ebenso, daß mehrere Regierungen gegen die Propaganda einschritten, als sich polit. Wühlerei mit der Bibelverbreitung verband (Oesterreich. Rußland, die meisten italien. Staaten).


Bibelübersetzungen. Deren gibt es unendlich viele aus alter und neuer Zeit, daher hier nur die wichtigsten angeführt werden: Uebersetzung in das Griech., die alexandrin. oder die Septuaginta, um 130 v. Chr.; im 2. Jahrh. n. Chr. von Aquila, Theodotion u. Symmachus (in der Hexapla des Origenes enthalten). In das Chaldäische; solcher Uebersetzungen, Targumim, sind noch 6 vorhanden; kein einzelnes Targum umfaßt aber das ganze alte Testament, sondern nur einzelne Theile. - Syr.; 2 vollständige Uebersetzungen der Bibel, die Peschito, d. h. die einfache, weil an die Worte des Originals sich anschließend und die von dem monophys. Bischof Paul von Tela 616 n. Chr. nach der Septuaginta verfaßte. - Außerdem gibt es samaritan., arab., pers., kopt., abyssin., armen. (von Mesrop im 5. Jahrh.) Uebersetzungen. Von den lat. B. ist die Itala, die ital., nach der Septuaginta im A. T. die älteste; sie war durch Schreibirrungen und die Willkür der Abschreiber verunstaltet, daher Papst Damasus dem hl. Hieronymus 382 den Auftrag gab, den Text der Itala nach Handschriften zu corrigiren, was er mit dem N. T. und dem größten Theil des A. T.s durchführte. Die Vulgata, die jetzige kirchliche Uebersetzung der Katholiken, von dem hl. Hieronymus im A. T. aus dem Hebr. übersetzt und im N. T. die nach griech. Handschriften verbesserte Itala. Das Concilium von Trient hat die Vulgata für authentisch erklärt, d. h. als die Uebersetzung, aus der für die christliche Lehre giltige Beweise geführt werden dürfen. Die letzte Originalausgabe ist die von Clemens VIII. 1592 veranstaltete, von welcher alle folgenden Ausgaben (mit Ausnahme etwaiger Druckfehler) wörtlich abgedruckt werden sollen. - Als die slav. Völker bekehrt wurden, begannen die B. in die slav. Sprachen. so im 9. Jahrh. in das Mähr. durch Cyrillus und Methodius, im 10. Jahrh. in das Russ. u. s. w. In das Deutsche und zwar in das Goth. durch den goth. Bischof Ulfilas im 4. Jahrh.; diese Uebersetzung ist nur in Bruchstücken vorhanden, nämlich die 4 Evangelien (lückenhaft), die paulin. Briefe mit Ausnahme des Briefes an die Hebräer; einige Fragmente aus dem A. T. In das Angelsächs. im 8. und 9. Jahrh., jedoch, wie es scheint, nie vollständig von einer einzigen Person; derselbe Fall war es mit den Uebersetzungen in das Alt- und Mittelhochdeutsche. Von der Erfindung der Buchdruckerkunst bis zur Reformation erschienen wenigstens 20 deutsche B., die erste 1460 oder 1462 zu Mainz. es ist daher ganz falsch, daß Luther durch seine Uebersetzung die Bibel dem deutschen Volke zuerst zugänglich gemacht habe; Luthers Uebersetzung 1522 bis 1534; Zwinglis 1524-1531. Die neueste, von dem hl. Stuhle approbirte deutsche B. ist die von Allioli. - Seit der Erfindung der Buchdruckerkunst ist die Bibel auch in die roman. und die anderen europ. Sprachen fleißig übersetzt worden, sowohl von kirchlicher Seite als von nichtkirchlicher; z. B. span. Uebersetzung 1478; ital. 1471; franz. 1477; böhm. 1448; Calvins 1545. 1611 bekamen die Engländer die Royal Bible 1637 die Holländer die Staatenbibel.


Bibelverbote nennen die Protestanten die Vorschriften der Kirche das Bibellesen der Laien betreffend. Es folgt aus dem Begriffe der lehrenden Kirche, daß sie die Bibel, die eine Hauptquelle der Lehre, nicht jedem Schüler zum unbedingten Gebrauche hingeben kann. sondern die Benutzung derselben von dem Alter, der Bildung, der Gesinnung u. s. w. des einzelnen abhängig macht; sie muß denselben vor allem an das lebendige Wort der Kirche verweisen und davon überzeugt sein, daß derselbe das Wort der Kirche hört und befolgt, wenn sie ihm das geschriebene Wort, den Buchstaben, der sich von menschlicher Willkür so vieles gefallen lassen muß, in die Hände gibt, denn einen

sind, so ist es begreiflich, daß alle Päpste der letzten Zeit die Verbreitung von Bibeln untersagt haben, die nicht kirchlich approbirt sind; ebenso, daß mehrere Regierungen gegen die Propaganda einschritten, als sich polit. Wühlerei mit der Bibelverbreitung verband (Oesterreich. Rußland, die meisten italien. Staaten).


Bibelübersetzungen. Deren gibt es unendlich viele aus alter und neuer Zeit, daher hier nur die wichtigsten angeführt werden: Uebersetzung in das Griech., die alexandrin. oder die Septuaginta, um 130 v. Chr.; im 2. Jahrh. n. Chr. von Aquila, Theodotion u. Symmachus (in der Hexapla des Origenes enthalten). In das Chaldäische; solcher Uebersetzungen, Targumim, sind noch 6 vorhanden; kein einzelnes Targum umfaßt aber das ganze alte Testament, sondern nur einzelne Theile. – Syr.; 2 vollständige Uebersetzungen der Bibel, die Peschito, d. h. die einfache, weil an die Worte des Originals sich anschließend und die von dem monophys. Bischof Paul von Tela 616 n. Chr. nach der Septuaginta verfaßte. – Außerdem gibt es samaritan., arab., pers., kopt., abyssin., armen. (von Mesrop im 5. Jahrh.) Uebersetzungen. Von den lat. B. ist die Itala, die ital., nach der Septuaginta im A. T. die älteste; sie war durch Schreibirrungen und die Willkür der Abschreiber verunstaltet, daher Papst Damasus dem hl. Hieronymus 382 den Auftrag gab, den Text der Itala nach Handschriften zu corrigiren, was er mit dem N. T. und dem größten Theil des A. T.s durchführte. Die Vulgata, die jetzige kirchliche Uebersetzung der Katholiken, von dem hl. Hieronymus im A. T. aus dem Hebr. übersetzt und im N. T. die nach griech. Handschriften verbesserte Itala. Das Concilium von Trient hat die Vulgata für authentisch erklärt, d. h. als die Uebersetzung, aus der für die christliche Lehre giltige Beweise geführt werden dürfen. Die letzte Originalausgabe ist die von Clemens VIII. 1592 veranstaltete, von welcher alle folgenden Ausgaben (mit Ausnahme etwaiger Druckfehler) wörtlich abgedruckt werden sollen. – Als die slav. Völker bekehrt wurden, begannen die B. in die slav. Sprachen. so im 9. Jahrh. in das Mähr. durch Cyrillus und Methodius, im 10. Jahrh. in das Russ. u. s. w. In das Deutsche und zwar in das Goth. durch den goth. Bischof Ulfilas im 4. Jahrh.; diese Uebersetzung ist nur in Bruchstücken vorhanden, nämlich die 4 Evangelien (lückenhaft), die paulin. Briefe mit Ausnahme des Briefes an die Hebräer; einige Fragmente aus dem A. T. In das Angelsächs. im 8. und 9. Jahrh., jedoch, wie es scheint, nie vollständig von einer einzigen Person; derselbe Fall war es mit den Uebersetzungen in das Alt- und Mittelhochdeutsche. Von der Erfindung der Buchdruckerkunst bis zur Reformation erschienen wenigstens 20 deutsche B., die erste 1460 oder 1462 zu Mainz. es ist daher ganz falsch, daß Luther durch seine Uebersetzung die Bibel dem deutschen Volke zuerst zugänglich gemacht habe; Luthers Uebersetzung 1522 bis 1534; Zwinglis 1524–1531. Die neueste, von dem hl. Stuhle approbirte deutsche B. ist die von Allioli. – Seit der Erfindung der Buchdruckerkunst ist die Bibel auch in die roman. und die anderen europ. Sprachen fleißig übersetzt worden, sowohl von kirchlicher Seite als von nichtkirchlicher; z. B. span. Uebersetzung 1478; ital. 1471; franz. 1477; böhm. 1448; Calvins 1545. 1611 bekamen die Engländer die Royal Bible 1637 die Holländer die Staatenbibel.


Bibelverbote nennen die Protestanten die Vorschriften der Kirche das Bibellesen der Laien betreffend. Es folgt aus dem Begriffe der lehrenden Kirche, daß sie die Bibel, die eine Hauptquelle der Lehre, nicht jedem Schüler zum unbedingten Gebrauche hingeben kann. sondern die Benutzung derselben von dem Alter, der Bildung, der Gesinnung u. s. w. des einzelnen abhängig macht; sie muß denselben vor allem an das lebendige Wort der Kirche verweisen und davon überzeugt sein, daß derselbe das Wort der Kirche hört und befolgt, wenn sie ihm das geschriebene Wort, den Buchstaben, der sich von menschlicher Willkür so vieles gefallen lassen muß, in die Hände gibt, denn einen

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[527/0528] sind, so ist es begreiflich, daß alle Päpste der letzten Zeit die Verbreitung von Bibeln untersagt haben, die nicht kirchlich approbirt sind; ebenso, daß mehrere Regierungen gegen die Propaganda einschritten, als sich polit. Wühlerei mit der Bibelverbreitung verband (Oesterreich. Rußland, die meisten italien. Staaten). Bibelübersetzungen. Deren gibt es unendlich viele aus alter und neuer Zeit, daher hier nur die wichtigsten angeführt werden: Uebersetzung in das Griech., die alexandrin. oder die Septuaginta, um 130 v. Chr.; im 2. Jahrh. n. Chr. von Aquila, Theodotion u. Symmachus (in der Hexapla des Origenes enthalten). In das Chaldäische; solcher Uebersetzungen, Targumim, sind noch 6 vorhanden; kein einzelnes Targum umfaßt aber das ganze alte Testament, sondern nur einzelne Theile. – Syr.; 2 vollständige Uebersetzungen der Bibel, die Peschito, d. h. die einfache, weil an die Worte des Originals sich anschließend und die von dem monophys. Bischof Paul von Tela 616 n. Chr. nach der Septuaginta verfaßte. – Außerdem gibt es samaritan., arab., pers., kopt., abyssin., armen. (von Mesrop im 5. Jahrh.) Uebersetzungen. Von den lat. B. ist die Itala, die ital., nach der Septuaginta im A. T. die älteste; sie war durch Schreibirrungen und die Willkür der Abschreiber verunstaltet, daher Papst Damasus dem hl. Hieronymus 382 den Auftrag gab, den Text der Itala nach Handschriften zu corrigiren, was er mit dem N. T. und dem größten Theil des A. T.s durchführte. Die Vulgata, die jetzige kirchliche Uebersetzung der Katholiken, von dem hl. Hieronymus im A. T. aus dem Hebr. übersetzt und im N. T. die nach griech. Handschriften verbesserte Itala. Das Concilium von Trient hat die Vulgata für authentisch erklärt, d. h. als die Uebersetzung, aus der für die christliche Lehre giltige Beweise geführt werden dürfen. Die letzte Originalausgabe ist die von Clemens VIII. 1592 veranstaltete, von welcher alle folgenden Ausgaben (mit Ausnahme etwaiger Druckfehler) wörtlich abgedruckt werden sollen. – Als die slav. Völker bekehrt wurden, begannen die B. in die slav. Sprachen. so im 9. Jahrh. in das Mähr. durch Cyrillus und Methodius, im 10. Jahrh. in das Russ. u. s. w. In das Deutsche und zwar in das Goth. durch den goth. Bischof Ulfilas im 4. Jahrh.; diese Uebersetzung ist nur in Bruchstücken vorhanden, nämlich die 4 Evangelien (lückenhaft), die paulin. Briefe mit Ausnahme des Briefes an die Hebräer; einige Fragmente aus dem A. T. In das Angelsächs. im 8. und 9. Jahrh., jedoch, wie es scheint, nie vollständig von einer einzigen Person; derselbe Fall war es mit den Uebersetzungen in das Alt- und Mittelhochdeutsche. Von der Erfindung der Buchdruckerkunst bis zur Reformation erschienen wenigstens 20 deutsche B., die erste 1460 oder 1462 zu Mainz. es ist daher ganz falsch, daß Luther durch seine Uebersetzung die Bibel dem deutschen Volke zuerst zugänglich gemacht habe; Luthers Uebersetzung 1522 bis 1534; Zwinglis 1524–1531. Die neueste, von dem hl. Stuhle approbirte deutsche B. ist die von Allioli. – Seit der Erfindung der Buchdruckerkunst ist die Bibel auch in die roman. und die anderen europ. Sprachen fleißig übersetzt worden, sowohl von kirchlicher Seite als von nichtkirchlicher; z. B. span. Uebersetzung 1478; ital. 1471; franz. 1477; böhm. 1448; Calvins 1545. 1611 bekamen die Engländer die Royal Bible 1637 die Holländer die Staatenbibel. Bibelverbote nennen die Protestanten die Vorschriften der Kirche das Bibellesen der Laien betreffend. Es folgt aus dem Begriffe der lehrenden Kirche, daß sie die Bibel, die eine Hauptquelle der Lehre, nicht jedem Schüler zum unbedingten Gebrauche hingeben kann. sondern die Benutzung derselben von dem Alter, der Bildung, der Gesinnung u. s. w. des einzelnen abhängig macht; sie muß denselben vor allem an das lebendige Wort der Kirche verweisen und davon überzeugt sein, daß derselbe das Wort der Kirche hört und befolgt, wenn sie ihm das geschriebene Wort, den Buchstaben, der sich von menschlicher Willkür so vieles gefallen lassen muß, in die Hände gibt, denn einen

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/528>, abgerufen am 22.11.2024.