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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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mitnahm, wo er seine diplomatischen Talente entfaltete. Als Gesandter des Herzogs von Parma in Madrid stürzte er die Gräfin Orsini, welche König Philipp V. von Spanien beherrschte und brachte dessen Vermählung mit Elisabeth Farnese, Prinzessin von Parma, zu Stande. Dafür wurde er Grande von Spanien, erster Minister, Cardinal; er regierte nun Spanien, entwickelte eine Thätigkeit, welche Spanien wohlthätig anregte, unterdrückte aber auch die letzten ständischen Freiheiten. Um den Kindern aus der ersten Ehe seiner königlichen Gönnerin Kronen zu verschaffen, entwarf A. einen der kühnsten Plane, die je ersonnen wurden; er entriß Oesterreich durch raschen Ueberfall Neapel und Sicilien, aber nun mischte sich England ein, welches das Emporkommen der span. Seemacht hindern wollte und schlug die span. Flotte. Als A. den Regenten Frankreichs, den Herzog von Orleans, durch eine Hofrevolution stürzen wollte und dies mißlang, erklärte sich auch Frankreich gegen Spanien; A. aber wollte Oesterreich durch eine ungarische Revolution und einen Türkenkrieg beschäftigen, gegen England den Prätendenten unterstützen, Frankreich revolutioniren, er verband sich mit Carl XII. von Schweden und Peter dem Gr. von Rußland, als der Einmarsch eines franz. Heeres auf span. Gebiet Philipp V. schreckte und den Cardinal stürzte (1720). Dieser entfloh unter Lebensgefahr aus Spanien und irrte lange in Europa unter fremden Namen umher, wurde einmal auf Befehl Clemens XI. arretirt und zur Klosterbuße von 4 Jahren verurtheilt, doch 1723 von Innocenz XIII. vollständig begnadigt. A. st. 1752, 88jährig und hinterließ ein ungeheures Vermögen.


Albers, Joh. Christ., Arzt in Bremen, gest. 1821, schrieb über Kinderkrankheiten und erhielt von Napoleon den Preis für seine Schrift über den Croup. ("de tracheitide infantum".) - 2. Frdr. Joh. Herm., geb. 1805, seit 1831 Professor in Bonn, Patholog und Therapeut.


Albert, derselbe Name wie Albrecht ("der Mann hoher Abkunft"), daher öfters beide abwechselnd von derselben Person gebraucht.


Albert, Kasim., Herzog von Sachsen-Teschen, Sohn Augusts III. von Polen, geb. 1738, vermählt mit Maria Theresias Lieblingstochter Maria Christina der Oberstatthalterin der österr. Niederlande. Vertrieben durch den Aufstand von 1789 führte ihn General Bender zurück, der franz. Revolutionssturm vertrieb ihn abermals und den 6. Nov. 1792 verlor er die Schlacht von Jemappes und verließ im folgenden Jahre das Heer. Seine Gemahlin st. 1798, er selbst lebte bis 1822, und benutzte seine großen Einkünfte zu Sammlungen von Orginalzeichnungen großer Meister, von Kupferstichen, Büchern u. s. w., ebenso zu Werken der Wohlthätigkeit. Er legte die von ihm genannte Wasserleitung an, welche in einem gemauerten Canale von 51/2' T. und 2' Br. von der hohen Wand hergeleitet, in 16000 eisernen Röhren die Wiener Vorstädte Gumpendorf, Mariahilf, Laimgrube, Josephstadt, Neubau, Schottenfeld und St. Ulrich mit gutem Trinkwasser versorgt. Auch der Albert-Karasiza Canal in der ungar. Gespanschaft Barany ist sein Werk; 5700 Joch Wiesen wurden entsumpft.


Albert, Franz Aug. Carl Emm., Prinz von Sachsen-Koburg Gotha, geboren 26. Aug. 1819, den 10. Febr. 1840 mit Königin Victoria von England vermählt (Apanage 30000 Pfd. Sterl.); erhielt den Titel "Königl. Hoheit", "Gemahl ihrer allergnädigsten Majestät," wurde Feldmarschall, Gardeoberst, Kanzler der Universität Cambridge u. s. w. Prinz A. ist Freund der Musik, Malerei und Naturwissenschaften, nimmt an gemeinnützigen Vereinen u. dgl. Antheil, nicht aber an der Parteipolitik und ist deßwegen in England ziemlich populär.


Albert, geb. 1815, Sohn eines Bauers von Bury, lernte bei seinem Oheim, einem Techniker in Paris, arbeitete in mehreren Werkstätten und war Genosse geheimer Gesellschaften und verbrecherischer Umtriebe. Die Leiter der Revolution von 1848 machten ihn zum Regierungsmitgliede als "Arbeiter"; später brachte ihn seine Theilname

mitnahm, wo er seine diplomatischen Talente entfaltete. Als Gesandter des Herzogs von Parma in Madrid stürzte er die Gräfin Orsini, welche König Philipp V. von Spanien beherrschte und brachte dessen Vermählung mit Elisabeth Farnese, Prinzessin von Parma, zu Stande. Dafür wurde er Grande von Spanien, erster Minister, Cardinal; er regierte nun Spanien, entwickelte eine Thätigkeit, welche Spanien wohlthätig anregte, unterdrückte aber auch die letzten ständischen Freiheiten. Um den Kindern aus der ersten Ehe seiner königlichen Gönnerin Kronen zu verschaffen, entwarf A. einen der kühnsten Plane, die je ersonnen wurden; er entriß Oesterreich durch raschen Ueberfall Neapel und Sicilien, aber nun mischte sich England ein, welches das Emporkommen der span. Seemacht hindern wollte und schlug die span. Flotte. Als A. den Regenten Frankreichs, den Herzog von Orleans, durch eine Hofrevolution stürzen wollte und dies mißlang, erklärte sich auch Frankreich gegen Spanien; A. aber wollte Oesterreich durch eine ungarische Revolution und einen Türkenkrieg beschäftigen, gegen England den Prätendenten unterstützen, Frankreich revolutioniren, er verband sich mit Carl XII. von Schweden und Peter dem Gr. von Rußland, als der Einmarsch eines franz. Heeres auf span. Gebiet Philipp V. schreckte und den Cardinal stürzte (1720). Dieser entfloh unter Lebensgefahr aus Spanien und irrte lange in Europa unter fremden Namen umher, wurde einmal auf Befehl Clemens XI. arretirt und zur Klosterbuße von 4 Jahren verurtheilt, doch 1723 von Innocenz XIII. vollständig begnadigt. A. st. 1752, 88jährig und hinterließ ein ungeheures Vermögen.


Albers, Joh. Christ., Arzt in Bremen, gest. 1821, schrieb über Kinderkrankheiten und erhielt von Napoleon den Preis für seine Schrift über den Croup. („de tracheitide infantum“.) – 2. Frdr. Joh. Herm., geb. 1805, seit 1831 Professor in Bonn, Patholog und Therapeut.


Albert, derselbe Name wie Albrecht („der Mann hoher Abkunft“), daher öfters beide abwechselnd von derselben Person gebraucht.


Albert, Kasim., Herzog von Sachsen-Teschen, Sohn Augusts III. von Polen, geb. 1738, vermählt mit Maria Theresias Lieblingstochter Maria Christina der Oberstatthalterin der österr. Niederlande. Vertrieben durch den Aufstand von 1789 führte ihn General Bender zurück, der franz. Revolutionssturm vertrieb ihn abermals und den 6. Nov. 1792 verlor er die Schlacht von Jemappes und verließ im folgenden Jahre das Heer. Seine Gemahlin st. 1798, er selbst lebte bis 1822, und benutzte seine großen Einkünfte zu Sammlungen von Orginalzeichnungen großer Meister, von Kupferstichen, Büchern u. s. w., ebenso zu Werken der Wohlthätigkeit. Er legte die von ihm genannte Wasserleitung an, welche in einem gemauerten Canale von 51/2ʼ T. und 2' Br. von der hohen Wand hergeleitet, in 16000 eisernen Röhren die Wiener Vorstädte Gumpendorf, Mariahilf, Laimgrube, Josephstadt, Neubau, Schottenfeld und St. Ulrich mit gutem Trinkwasser versorgt. Auch der Albert-Karasiza Canal in der ungar. Gespanschaft Barany ist sein Werk; 5700 Joch Wiesen wurden entsumpft.


Albert, Franz Aug. Carl Emm., Prinz von Sachsen-Koburg Gotha, geboren 26. Aug. 1819, den 10. Febr. 1840 mit Königin Victoria von England vermählt (Apanage 30000 Pfd. Sterl.); erhielt den Titel „Königl. Hoheit“, „Gemahl ihrer allergnädigsten Majestät,“ wurde Feldmarschall, Gardeoberst, Kanzler der Universität Cambridge u. s. w. Prinz A. ist Freund der Musik, Malerei und Naturwissenschaften, nimmt an gemeinnützigen Vereinen u. dgl. Antheil, nicht aber an der Parteipolitik und ist deßwegen in England ziemlich populär.


Albert, geb. 1815, Sohn eines Bauers von Bury, lernte bei seinem Oheim, einem Techniker in Paris, arbeitete in mehreren Werkstätten und war Genosse geheimer Gesellschaften und verbrecherischer Umtriebe. Die Leiter der Revolution von 1848 machten ihn zum Regierungsmitgliede als „Arbeiter“; später brachte ihn seine Theilname

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[95/0096] mitnahm, wo er seine diplomatischen Talente entfaltete. Als Gesandter des Herzogs von Parma in Madrid stürzte er die Gräfin Orsini, welche König Philipp V. von Spanien beherrschte und brachte dessen Vermählung mit Elisabeth Farnese, Prinzessin von Parma, zu Stande. Dafür wurde er Grande von Spanien, erster Minister, Cardinal; er regierte nun Spanien, entwickelte eine Thätigkeit, welche Spanien wohlthätig anregte, unterdrückte aber auch die letzten ständischen Freiheiten. Um den Kindern aus der ersten Ehe seiner königlichen Gönnerin Kronen zu verschaffen, entwarf A. einen der kühnsten Plane, die je ersonnen wurden; er entriß Oesterreich durch raschen Ueberfall Neapel und Sicilien, aber nun mischte sich England ein, welches das Emporkommen der span. Seemacht hindern wollte und schlug die span. Flotte. Als A. den Regenten Frankreichs, den Herzog von Orleans, durch eine Hofrevolution stürzen wollte und dies mißlang, erklärte sich auch Frankreich gegen Spanien; A. aber wollte Oesterreich durch eine ungarische Revolution und einen Türkenkrieg beschäftigen, gegen England den Prätendenten unterstützen, Frankreich revolutioniren, er verband sich mit Carl XII. von Schweden und Peter dem Gr. von Rußland, als der Einmarsch eines franz. Heeres auf span. Gebiet Philipp V. schreckte und den Cardinal stürzte (1720). Dieser entfloh unter Lebensgefahr aus Spanien und irrte lange in Europa unter fremden Namen umher, wurde einmal auf Befehl Clemens XI. arretirt und zur Klosterbuße von 4 Jahren verurtheilt, doch 1723 von Innocenz XIII. vollständig begnadigt. A. st. 1752, 88jährig und hinterließ ein ungeheures Vermögen. Albers, Joh. Christ., Arzt in Bremen, gest. 1821, schrieb über Kinderkrankheiten und erhielt von Napoleon den Preis für seine Schrift über den Croup. („de tracheitide infantum“.) – 2. Frdr. Joh. Herm., geb. 1805, seit 1831 Professor in Bonn, Patholog und Therapeut. Albert, derselbe Name wie Albrecht („der Mann hoher Abkunft“), daher öfters beide abwechselnd von derselben Person gebraucht. Albert, Kasim., Herzog von Sachsen-Teschen, Sohn Augusts III. von Polen, geb. 1738, vermählt mit Maria Theresias Lieblingstochter Maria Christina der Oberstatthalterin der österr. Niederlande. Vertrieben durch den Aufstand von 1789 führte ihn General Bender zurück, der franz. Revolutionssturm vertrieb ihn abermals und den 6. Nov. 1792 verlor er die Schlacht von Jemappes und verließ im folgenden Jahre das Heer. Seine Gemahlin st. 1798, er selbst lebte bis 1822, und benutzte seine großen Einkünfte zu Sammlungen von Orginalzeichnungen großer Meister, von Kupferstichen, Büchern u. s. w., ebenso zu Werken der Wohlthätigkeit. Er legte die von ihm genannte Wasserleitung an, welche in einem gemauerten Canale von 51/2ʼ T. und 2' Br. von der hohen Wand hergeleitet, in 16000 eisernen Röhren die Wiener Vorstädte Gumpendorf, Mariahilf, Laimgrube, Josephstadt, Neubau, Schottenfeld und St. Ulrich mit gutem Trinkwasser versorgt. Auch der Albert-Karasiza Canal in der ungar. Gespanschaft Barany ist sein Werk; 5700 Joch Wiesen wurden entsumpft. Albert, Franz Aug. Carl Emm., Prinz von Sachsen-Koburg Gotha, geboren 26. Aug. 1819, den 10. Febr. 1840 mit Königin Victoria von England vermählt (Apanage 30000 Pfd. Sterl.); erhielt den Titel „Königl. Hoheit“, „Gemahl ihrer allergnädigsten Majestät,“ wurde Feldmarschall, Gardeoberst, Kanzler der Universität Cambridge u. s. w. Prinz A. ist Freund der Musik, Malerei und Naturwissenschaften, nimmt an gemeinnützigen Vereinen u. dgl. Antheil, nicht aber an der Parteipolitik und ist deßwegen in England ziemlich populär. Albert, geb. 1815, Sohn eines Bauers von Bury, lernte bei seinem Oheim, einem Techniker in Paris, arbeitete in mehreren Werkstätten und war Genosse geheimer Gesellschaften und verbrecherischer Umtriebe. Die Leiter der Revolution von 1848 machten ihn zum Regierungsmitgliede als „Arbeiter“; später brachte ihn seine Theilname

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/96>, abgerufen am 22.11.2024.