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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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beraubt. Eine andere Form der D. ist die repräsentative, die in der nordamerikan. Union ihre bedeutendste Entwickelung gefunden hat; in ihr gibt der Einzelne seine Rechte zur Ausübung der höchsten Staatsgewalt an einen andern, den Mann seiner Wahl, einen Repräsentanten ab u. übt also seinen Antheil an der allgemeinen Volkssouveränität nur mittelbar. Diese repräsentative D. befriedigte die neuesten Republikaner nicht; sie verlangten reelle Gleichheit, d. h. denselben Lebensgenuß, den sonst Rang, Reichthum und Bildung geben; folgerichtig müßte diese D. zur Beraubung des Vermöglichen, zur Aechtung der Gebildeten, u. durch das Wegfallen des Triebs zum Erwerbe und höherer Erkenntniß zur allgemeinen Fäulniß führen. An eine Ausführung dieser demokratischen Idee ist nicht zu denken; das ihr zu Grunde liegende Gelüsten kann sich aber gelegentlich bei einer Revolution durch Mord und Raub äußern und wahrscheinlich hätten wir ohne Cavaignacs Sieg in der Junischlacht 1849 davon ein Beispiel im großen Maßstabe erlebt. - Demokratische Elemente finden sich in jeder Verfassung, ohne daß diese deßwegen eine D. ist; wo z. B. für alle Staatsbürger dasselbe Recht ist, alle zu den Staatsämtern befähigt sind, insofern sie die gesetzlichen Bedingungen erfüllen können, verhältnißmäßig die gleichen Lasten tragen u. s. w.; ebenso in den Corporationen, denen die Gleichberechtigung aller Mitglieder zu Grunde liegt; aber auch sie stellen gewisse Bedingungen, weil unter tüchtigen Menschen nur der die gleiche Berechtigung empfangen kann, der seine eigene Tüchtigkeit beweist, od. hinlängliche Bürgschaft für sich leistet. - Demokrat, Anhänger der demokratischen Staatsverfassung; demokratisch, was sich auf D. bezieht.


Demokritos, geb. in Abdera 460 v. Chr., bekannter Philosoph, der alles Thun der Menschen lächerlich gefunden haben soll, bildete die Atomistik des Leucipp weiter aus; die Atomen (s. d. Art.) sind nach ihm unendlich, der Qualität nach gleich, der Gestalt nach ungleich; sie trennt der leere Raum, der so unendlich wie sie ist. Aus ihrer Anziehung u. Abstoßung bildet sich alle Erscheinung, in beständigem Entstehen u. Vergehen. Die Seele besteht aus den feinsten Feueratomen; alle Bewegung derselben und alle Erkenntniß ist Folge äußerer Eindrücke. Die Glückseligkeit setzte D. in Seelenruhe, weisen Genuß, vernünftige Thätigkeit. Von seinen vielen, bei den Alten sehr geachteten Schriften philosophischen, mathematischen, naturphilosophischen u. geographischen Inhalts ist keine auf uns gekommen.


Demoliren, lat., zerstören, Festungswerke schleifen.


Demonetisation, lat., Herabsetzung od. Außercurssetzung einer Münze; davon demonetisiren.


Demonstration, lat., Beweis durch Vorzeigen des Gegenstandes; logischer Beweis; Willens- od. Gesinnungsäußerung durch bestimmte Handlungen; im Kriegswesen eine Bewegung, um den Feind über den wirklichen Zweck irre zu führen. - Demonstrativ, beweisend; zum Beweise gehörig.


Demonte, piemontesischer Flecken in der Provinz Coni an der Stura, mit 6000 E.; Bleigruben.


Demontiren, feindliche Geschütze durch das Feuer der eigenen Geschütze zerstören oder doch so beschädigen, daß sie auf längere oder kürzere Zeit unbrauchbar sind; eine Festung d., die Geschütze von den Wällen abführen; D., auch Kanonen oder Mörser von den Lafetten nehmen.


Demoralisation, lat., Entsittlichung, Ehrlosigkeit; demoralisiren, entsittlichen.


De mortuis nil nisi bene, latein. Sprichwort: Von den Todten nur das Gute (gesprochen)!


Demos, griech., das gemeine Volk, das gesammte Volk; Ortsgemeinde; Demarch, Gemeindevorsteher.


Demosthenes, geb. 384 zu Athen, bildete sich zum anerkannt größten politischen Redner des ganzen Alterthums; Ueberzeugungstreue, Liebe zu seinem Vaterlande beseelen seine Reden, die aller Künstelei und Ziererei ledig in kräftiger und klarer Sprache mit schlagender Beweisführung ihren Gegenstand bemeistern u. die edleren Leidenschaften in dem Herzen des Hörers anregen. Er

beraubt. Eine andere Form der D. ist die repräsentative, die in der nordamerikan. Union ihre bedeutendste Entwickelung gefunden hat; in ihr gibt der Einzelne seine Rechte zur Ausübung der höchsten Staatsgewalt an einen andern, den Mann seiner Wahl, einen Repräsentanten ab u. übt also seinen Antheil an der allgemeinen Volkssouveränität nur mittelbar. Diese repräsentative D. befriedigte die neuesten Republikaner nicht; sie verlangten reelle Gleichheit, d. h. denselben Lebensgenuß, den sonst Rang, Reichthum und Bildung geben; folgerichtig müßte diese D. zur Beraubung des Vermöglichen, zur Aechtung der Gebildeten, u. durch das Wegfallen des Triebs zum Erwerbe und höherer Erkenntniß zur allgemeinen Fäulniß führen. An eine Ausführung dieser demokratischen Idee ist nicht zu denken; das ihr zu Grunde liegende Gelüsten kann sich aber gelegentlich bei einer Revolution durch Mord und Raub äußern und wahrscheinlich hätten wir ohne Cavaignacs Sieg in der Junischlacht 1849 davon ein Beispiel im großen Maßstabe erlebt. – Demokratische Elemente finden sich in jeder Verfassung, ohne daß diese deßwegen eine D. ist; wo z. B. für alle Staatsbürger dasselbe Recht ist, alle zu den Staatsämtern befähigt sind, insofern sie die gesetzlichen Bedingungen erfüllen können, verhältnißmäßig die gleichen Lasten tragen u. s. w.; ebenso in den Corporationen, denen die Gleichberechtigung aller Mitglieder zu Grunde liegt; aber auch sie stellen gewisse Bedingungen, weil unter tüchtigen Menschen nur der die gleiche Berechtigung empfangen kann, der seine eigene Tüchtigkeit beweist, od. hinlängliche Bürgschaft für sich leistet. – Demokrat, Anhänger der demokratischen Staatsverfassung; demokratisch, was sich auf D. bezieht.


Demokritos, geb. in Abdera 460 v. Chr., bekannter Philosoph, der alles Thun der Menschen lächerlich gefunden haben soll, bildete die Atomistik des Leucipp weiter aus; die Atomen (s. d. Art.) sind nach ihm unendlich, der Qualität nach gleich, der Gestalt nach ungleich; sie trennt der leere Raum, der so unendlich wie sie ist. Aus ihrer Anziehung u. Abstoßung bildet sich alle Erscheinung, in beständigem Entstehen u. Vergehen. Die Seele besteht aus den feinsten Feueratomen; alle Bewegung derselben und alle Erkenntniß ist Folge äußerer Eindrücke. Die Glückseligkeit setzte D. in Seelenruhe, weisen Genuß, vernünftige Thätigkeit. Von seinen vielen, bei den Alten sehr geachteten Schriften philosophischen, mathematischen, naturphilosophischen u. geographischen Inhalts ist keine auf uns gekommen.


Demoliren, lat., zerstören, Festungswerke schleifen.


Demonetisation, lat., Herabsetzung od. Außercurssetzung einer Münze; davon demonetisiren.


Demonstration, lat., Beweis durch Vorzeigen des Gegenstandes; logischer Beweis; Willens- od. Gesinnungsäußerung durch bestimmte Handlungen; im Kriegswesen eine Bewegung, um den Feind über den wirklichen Zweck irre zu führen. – Demonstrativ, beweisend; zum Beweise gehörig.


Demonte, piemontesischer Flecken in der Provinz Coni an der Stura, mit 6000 E.; Bleigruben.


Demontiren, feindliche Geschütze durch das Feuer der eigenen Geschütze zerstören oder doch so beschädigen, daß sie auf längere oder kürzere Zeit unbrauchbar sind; eine Festung d., die Geschütze von den Wällen abführen; D., auch Kanonen oder Mörser von den Lafetten nehmen.


Demoralisation, lat., Entsittlichung, Ehrlosigkeit; demoralisiren, entsittlichen.


De mortuis nil nisi bene, latein. Sprichwort: Von den Todten nur das Gute (gesprochen)!


Demos, griech., das gemeine Volk, das gesammte Volk; Ortsgemeinde; Demarch, Gemeindevorsteher.


Demosthenes, geb. 384 zu Athen, bildete sich zum anerkannt größten politischen Redner des ganzen Alterthums; Ueberzeugungstreue, Liebe zu seinem Vaterlande beseelen seine Reden, die aller Künstelei und Ziererei ledig in kräftiger und klarer Sprache mit schlagender Beweisführung ihren Gegenstand bemeistern u. die edleren Leidenschaften in dem Herzen des Hörers anregen. Er

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[320/0321] beraubt. Eine andere Form der D. ist die repräsentative, die in der nordamerikan. Union ihre bedeutendste Entwickelung gefunden hat; in ihr gibt der Einzelne seine Rechte zur Ausübung der höchsten Staatsgewalt an einen andern, den Mann seiner Wahl, einen Repräsentanten ab u. übt also seinen Antheil an der allgemeinen Volkssouveränität nur mittelbar. Diese repräsentative D. befriedigte die neuesten Republikaner nicht; sie verlangten reelle Gleichheit, d. h. denselben Lebensgenuß, den sonst Rang, Reichthum und Bildung geben; folgerichtig müßte diese D. zur Beraubung des Vermöglichen, zur Aechtung der Gebildeten, u. durch das Wegfallen des Triebs zum Erwerbe und höherer Erkenntniß zur allgemeinen Fäulniß führen. An eine Ausführung dieser demokratischen Idee ist nicht zu denken; das ihr zu Grunde liegende Gelüsten kann sich aber gelegentlich bei einer Revolution durch Mord und Raub äußern und wahrscheinlich hätten wir ohne Cavaignacs Sieg in der Junischlacht 1849 davon ein Beispiel im großen Maßstabe erlebt. – Demokratische Elemente finden sich in jeder Verfassung, ohne daß diese deßwegen eine D. ist; wo z. B. für alle Staatsbürger dasselbe Recht ist, alle zu den Staatsämtern befähigt sind, insofern sie die gesetzlichen Bedingungen erfüllen können, verhältnißmäßig die gleichen Lasten tragen u. s. w.; ebenso in den Corporationen, denen die Gleichberechtigung aller Mitglieder zu Grunde liegt; aber auch sie stellen gewisse Bedingungen, weil unter tüchtigen Menschen nur der die gleiche Berechtigung empfangen kann, der seine eigene Tüchtigkeit beweist, od. hinlängliche Bürgschaft für sich leistet. – Demokrat, Anhänger der demokratischen Staatsverfassung; demokratisch, was sich auf D. bezieht. Demokritos, geb. in Abdera 460 v. Chr., bekannter Philosoph, der alles Thun der Menschen lächerlich gefunden haben soll, bildete die Atomistik des Leucipp weiter aus; die Atomen (s. d. Art.) sind nach ihm unendlich, der Qualität nach gleich, der Gestalt nach ungleich; sie trennt der leere Raum, der so unendlich wie sie ist. Aus ihrer Anziehung u. Abstoßung bildet sich alle Erscheinung, in beständigem Entstehen u. Vergehen. Die Seele besteht aus den feinsten Feueratomen; alle Bewegung derselben und alle Erkenntniß ist Folge äußerer Eindrücke. Die Glückseligkeit setzte D. in Seelenruhe, weisen Genuß, vernünftige Thätigkeit. Von seinen vielen, bei den Alten sehr geachteten Schriften philosophischen, mathematischen, naturphilosophischen u. geographischen Inhalts ist keine auf uns gekommen. Demoliren, lat., zerstören, Festungswerke schleifen. Demonetisation, lat., Herabsetzung od. Außercurssetzung einer Münze; davon demonetisiren. Demonstration, lat., Beweis durch Vorzeigen des Gegenstandes; logischer Beweis; Willens- od. Gesinnungsäußerung durch bestimmte Handlungen; im Kriegswesen eine Bewegung, um den Feind über den wirklichen Zweck irre zu führen. – Demonstrativ, beweisend; zum Beweise gehörig. Demonte, piemontesischer Flecken in der Provinz Coni an der Stura, mit 6000 E.; Bleigruben. Demontiren, feindliche Geschütze durch das Feuer der eigenen Geschütze zerstören oder doch so beschädigen, daß sie auf längere oder kürzere Zeit unbrauchbar sind; eine Festung d., die Geschütze von den Wällen abführen; D., auch Kanonen oder Mörser von den Lafetten nehmen. Demoralisation, lat., Entsittlichung, Ehrlosigkeit; demoralisiren, entsittlichen. De mortuis nil nisi bene, latein. Sprichwort: Von den Todten nur das Gute (gesprochen)! Demos, griech., das gemeine Volk, das gesammte Volk; Ortsgemeinde; Demarch, Gemeindevorsteher. Demosthenes, geb. 384 zu Athen, bildete sich zum anerkannt größten politischen Redner des ganzen Alterthums; Ueberzeugungstreue, Liebe zu seinem Vaterlande beseelen seine Reden, die aller Künstelei und Ziererei ledig in kräftiger und klarer Sprache mit schlagender Beweisführung ihren Gegenstand bemeistern u. die edleren Leidenschaften in dem Herzen des Hörers anregen. Er

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/321>, abgerufen am 22.11.2024.