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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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für den Sklavenhandel. Andere Orte: Dschermeh, Sokna, Zuila, Traghan, Sebha, Tegerry, Meshruh, Wells.


Fiacre (Fiakr), Lohnkutscher in einer Stadt; der Pariser Nikol. Sauvage ist Urheber dieser Einrichtung u. von dessen Hause in der Straße St. Martin, dem Hotel de St. Fiacre, kommt die Benennung her.


Fiamingo, ital., Flamländer, ital. Beiname einiger niederländ. Maler, z. B. des Joh. von Calcar, Calvaert, Duquesnoy etc.


Fiasco, ital., Flasche; auch Wein- und Oelmaß in Toscana. - F., das Durchfallen einer Production auf dem Theater etc.


Fiat, lat., es geschehe! F. applicatio, man mache die Anwendung! F. justitia, pereat mundus! Gerechtigkeit geschehe und gehe darüber die Welt zu Grunde!


Fibel, vom lat. fibula, Griffel, mit welchem auf das zu Lesende gezeigt wird, daher Abc-buch.


Fibrin, Faserstoff; 1) vegetabilischer F., einer der die stickstoffhaltige Reihe der Elementarbestandtheile der Pflanzen bildenden Stoffe (die übrigen sind das Pflanzeneiweiß und der Käsestoff), zusammengesetzt aus 10 Atom Protein, 1 Atom Schwefel u. 1 Atom Phosphor, und Hauptbestandtheil aller Pflanzen. Er ist von schmutzig weißer Farbe, ohne Geruch u. Geschmack, von faseriger Textur, specifisch schwerer als das Wasser, zerstörbar durch Hitze und starke Säuren, und verbindet sich mit mehren Säuren, Metalloxyden u. Farbenstoffen. - 2) Thierischer F. bildet den Hauptbestandtheil aller festweichen Theile des Körpers, besonders der Muskeln, findet sich aber auch im Blute aufgelöst, u. scheidet sich aus demselben ab, wenn solches mit Luft vielfach in Bewegung gesetzt wird. Mit kaltem Wasser ausgewaschen erscheint er als schmutzig weißer, elastischer, geruch- und geschmackloser Stoff, unlöslich im kalten Wasser, Alkohol, Aether, u. in flüchtigen und fetten Oelen; in siedendem Wasser trennt er sich in einen löslichen Theil, der aufgelöst dem Wasser den Fleischbrühgeschmack gibt, u. in einen unlöslichen, der ganz zusammengeschrumpft zurückbleibt. Alkalien lösen den F. in der Wärme leicht auf unter Entwicklung von Ammoniak.


Ficelliren (frz. fiss-), mit Bindfaden umschnüren.


Fiche (frz. fisch), Fichet (fischäh), Spielmarke; Absteckepfahl. Fichiren (fisch-), einbohren.


Fichte, Joh. Gottlieb, geb. 1762 zu Rammenau in der Oberlausitz, studierte seit 1780 in Jena Theologie, doch eifriger Philosophie, und konnte wegen seiner religiösen Denkweise 1787 keine Landpredigerstelle in Sachsen erhalten. Nachdem er in Zürich, Leipzig und Warschau gelebt, überreichte er in Königsberg seine "Kritik aller Offenbarung" 1791 an Kant, der sich aber engherzig gegen ihn benahm. F. hatte die Schrift in 8 Tagen geschrieben, sie machte großes Aufsehen. Zogen die anonymen "Beiträge zur Berichtigung der Ansichten über die franz. Revolution" das Mißfallen der Regierungen auf sich, so gewann er durch andere Schriften Ruhm u. 1794 die Professur der Philosophie in dem damals sehr besuchten Jena. Ein von ihm eingeleiteter Aufsatz im "philosoph. Journal" mit offenbar antichristl. Tendenz und noch mehr sein Trotz gegen die weimar'sche Regierung brachten ihn 1798 um seine Stelle. F. wirkte nun in Berlin eifrig für Gründung der Hochschule, hielt trotz der Anwesenheit der Franzosen seine "Reden an die deutsche Nation", wurde Professor, 1810 Rector der Berliner Universität und st. 1814 mitten im Wirken für eine Wiedergeburt Deutschlands in seinem Sinne. - Die Philosophie war ihm Wissenschaftslehre, diese aber die Wissenschaft, welche die Möglichkeit u. Giltigkeit alles Wissens sowie die Möglichkeit von Grundsätzen, diese selbst und dadurch den Zusammenhang alles Wissens nachweist. Von Kant ausgehend schuf er eine Ichphilosophie, die nach Jakobis Urtheil auf einen umgekehrten, idealistischen Spinozismus hinauslief. Das Ich ist ihm die einzige Substanz, ist Alles in Allem, die Welt nichts Selbstständiges, sondern nur der Wiederschein der eigenen Thätigkeit des denkenden Ich. Als

für den Sklavenhandel. Andere Orte: Dschermeh, Sokna, Zuila, Traghan, Sebha, Tegerry, Meshruh, Wells.


Fiacre (Fiakr), Lohnkutscher in einer Stadt; der Pariser Nikol. Sauvage ist Urheber dieser Einrichtung u. von dessen Hause in der Straße St. Martin, dem Hôtel de St. Fiacre, kommt die Benennung her.


Fiamingo, ital., Flamländer, ital. Beiname einiger niederländ. Maler, z. B. des Joh. von Calcar, Calvaert, Duquesnoy etc.


Fiasco, ital., Flasche; auch Wein- und Oelmaß in Toscana. – F., das Durchfallen einer Production auf dem Theater etc.


Fiat, lat., es geschehe! F. applicatio, man mache die Anwendung! F. justitia, pereat mundus! Gerechtigkeit geschehe und gehe darüber die Welt zu Grunde!


Fibel, vom lat. fibula, Griffel, mit welchem auf das zu Lesende gezeigt wird, daher Abc-buch.


Fibrin, Faserstoff; 1) vegetabilischer F., einer der die stickstoffhaltige Reihe der Elementarbestandtheile der Pflanzen bildenden Stoffe (die übrigen sind das Pflanzeneiweiß und der Käsestoff), zusammengesetzt aus 10 Atom Protein, 1 Atom Schwefel u. 1 Atom Phosphor, und Hauptbestandtheil aller Pflanzen. Er ist von schmutzig weißer Farbe, ohne Geruch u. Geschmack, von faseriger Textur, specifisch schwerer als das Wasser, zerstörbar durch Hitze und starke Säuren, und verbindet sich mit mehren Säuren, Metalloxyden u. Farbenstoffen. – 2) Thierischer F. bildet den Hauptbestandtheil aller festweichen Theile des Körpers, besonders der Muskeln, findet sich aber auch im Blute aufgelöst, u. scheidet sich aus demselben ab, wenn solches mit Luft vielfach in Bewegung gesetzt wird. Mit kaltem Wasser ausgewaschen erscheint er als schmutzig weißer, elastischer, geruch- und geschmackloser Stoff, unlöslich im kalten Wasser, Alkohol, Aether, u. in flüchtigen und fetten Oelen; in siedendem Wasser trennt er sich in einen löslichen Theil, der aufgelöst dem Wasser den Fleischbrühgeschmack gibt, u. in einen unlöslichen, der ganz zusammengeschrumpft zurückbleibt. Alkalien lösen den F. in der Wärme leicht auf unter Entwicklung von Ammoniak.


Ficelliren (frz. fiss–), mit Bindfaden umschnüren.


Fiche (frz. fisch), Fichet (fischäh), Spielmarke; Absteckepfahl. Fichiren (fisch–), einbohren.


Fichte, Joh. Gottlieb, geb. 1762 zu Rammenau in der Oberlausitz, studierte seit 1780 in Jena Theologie, doch eifriger Philosophie, und konnte wegen seiner religiösen Denkweise 1787 keine Landpredigerstelle in Sachsen erhalten. Nachdem er in Zürich, Leipzig und Warschau gelebt, überreichte er in Königsberg seine „Kritik aller Offenbarung“ 1791 an Kant, der sich aber engherzig gegen ihn benahm. F. hatte die Schrift in 8 Tagen geschrieben, sie machte großes Aufsehen. Zogen die anonymen „Beiträge zur Berichtigung der Ansichten über die franz. Revolution“ das Mißfallen der Regierungen auf sich, so gewann er durch andere Schriften Ruhm u. 1794 die Professur der Philosophie in dem damals sehr besuchten Jena. Ein von ihm eingeleiteter Aufsatz im „philosoph. Journal“ mit offenbar antichristl. Tendenz und noch mehr sein Trotz gegen die weimarʼsche Regierung brachten ihn 1798 um seine Stelle. F. wirkte nun in Berlin eifrig für Gründung der Hochschule, hielt trotz der Anwesenheit der Franzosen seine „Reden an die deutsche Nation“, wurde Professor, 1810 Rector der Berliner Universität und st. 1814 mitten im Wirken für eine Wiedergeburt Deutschlands in seinem Sinne. – Die Philosophie war ihm Wissenschaftslehre, diese aber die Wissenschaft, welche die Möglichkeit u. Giltigkeit alles Wissens sowie die Möglichkeit von Grundsätzen, diese selbst und dadurch den Zusammenhang alles Wissens nachweist. Von Kant ausgehend schuf er eine Ichphilosophie, die nach Jakobis Urtheil auf einen umgekehrten, idealistischen Spinozismus hinauslief. Das Ich ist ihm die einzige Substanz, ist Alles in Allem, die Welt nichts Selbstständiges, sondern nur der Wiederschein der eigenen Thätigkeit des denkenden Ich. Als

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[698/0699] für den Sklavenhandel. Andere Orte: Dschermeh, Sokna, Zuila, Traghan, Sebha, Tegerry, Meshruh, Wells. Fiacre (Fiakr), Lohnkutscher in einer Stadt; der Pariser Nikol. Sauvage ist Urheber dieser Einrichtung u. von dessen Hause in der Straße St. Martin, dem Hôtel de St. Fiacre, kommt die Benennung her. Fiamingo, ital., Flamländer, ital. Beiname einiger niederländ. Maler, z. B. des Joh. von Calcar, Calvaert, Duquesnoy etc. Fiasco, ital., Flasche; auch Wein- und Oelmaß in Toscana. – F., das Durchfallen einer Production auf dem Theater etc. Fiat, lat., es geschehe! F. applicatio, man mache die Anwendung! F. justitia, pereat mundus! Gerechtigkeit geschehe und gehe darüber die Welt zu Grunde! Fibel, vom lat. fibula, Griffel, mit welchem auf das zu Lesende gezeigt wird, daher Abc-buch. Fibrin, Faserstoff; 1) vegetabilischer F., einer der die stickstoffhaltige Reihe der Elementarbestandtheile der Pflanzen bildenden Stoffe (die übrigen sind das Pflanzeneiweiß und der Käsestoff), zusammengesetzt aus 10 Atom Protein, 1 Atom Schwefel u. 1 Atom Phosphor, und Hauptbestandtheil aller Pflanzen. Er ist von schmutzig weißer Farbe, ohne Geruch u. Geschmack, von faseriger Textur, specifisch schwerer als das Wasser, zerstörbar durch Hitze und starke Säuren, und verbindet sich mit mehren Säuren, Metalloxyden u. Farbenstoffen. – 2) Thierischer F. bildet den Hauptbestandtheil aller festweichen Theile des Körpers, besonders der Muskeln, findet sich aber auch im Blute aufgelöst, u. scheidet sich aus demselben ab, wenn solches mit Luft vielfach in Bewegung gesetzt wird. Mit kaltem Wasser ausgewaschen erscheint er als schmutzig weißer, elastischer, geruch- und geschmackloser Stoff, unlöslich im kalten Wasser, Alkohol, Aether, u. in flüchtigen und fetten Oelen; in siedendem Wasser trennt er sich in einen löslichen Theil, der aufgelöst dem Wasser den Fleischbrühgeschmack gibt, u. in einen unlöslichen, der ganz zusammengeschrumpft zurückbleibt. Alkalien lösen den F. in der Wärme leicht auf unter Entwicklung von Ammoniak. Ficelliren (frz. fiss–), mit Bindfaden umschnüren. Fiche (frz. fisch), Fichet (fischäh), Spielmarke; Absteckepfahl. Fichiren (fisch–), einbohren. Fichte, Joh. Gottlieb, geb. 1762 zu Rammenau in der Oberlausitz, studierte seit 1780 in Jena Theologie, doch eifriger Philosophie, und konnte wegen seiner religiösen Denkweise 1787 keine Landpredigerstelle in Sachsen erhalten. Nachdem er in Zürich, Leipzig und Warschau gelebt, überreichte er in Königsberg seine „Kritik aller Offenbarung“ 1791 an Kant, der sich aber engherzig gegen ihn benahm. F. hatte die Schrift in 8 Tagen geschrieben, sie machte großes Aufsehen. Zogen die anonymen „Beiträge zur Berichtigung der Ansichten über die franz. Revolution“ das Mißfallen der Regierungen auf sich, so gewann er durch andere Schriften Ruhm u. 1794 die Professur der Philosophie in dem damals sehr besuchten Jena. Ein von ihm eingeleiteter Aufsatz im „philosoph. Journal“ mit offenbar antichristl. Tendenz und noch mehr sein Trotz gegen die weimarʼsche Regierung brachten ihn 1798 um seine Stelle. F. wirkte nun in Berlin eifrig für Gründung der Hochschule, hielt trotz der Anwesenheit der Franzosen seine „Reden an die deutsche Nation“, wurde Professor, 1810 Rector der Berliner Universität und st. 1814 mitten im Wirken für eine Wiedergeburt Deutschlands in seinem Sinne. – Die Philosophie war ihm Wissenschaftslehre, diese aber die Wissenschaft, welche die Möglichkeit u. Giltigkeit alles Wissens sowie die Möglichkeit von Grundsätzen, diese selbst und dadurch den Zusammenhang alles Wissens nachweist. Von Kant ausgehend schuf er eine Ichphilosophie, die nach Jakobis Urtheil auf einen umgekehrten, idealistischen Spinozismus hinauslief. Das Ich ist ihm die einzige Substanz, ist Alles in Allem, die Welt nichts Selbstständiges, sondern nur der Wiederschein der eigenen Thätigkeit des denkenden Ich. Als

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/699>, abgerufen am 26.06.2024.