Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

bis auf die neueste Zeit", bis jetzt zum 3. B. 3 Abth. 1-2 Liefg. fortgeschritten, Leipz. 1854. Dazu "Leitfaden der allg. Literaturgeschichte", zum Gebrauch für höhere Bürger- und Realschulen herausg., Leipz. 1854. Schrieb auch eine Bibliotheca magica (1843) und psychologica (1845), über die Sagen vom ewigen Juden und vom Ritter Tannhäuser, ein "Handbuch der alten Numismatik" (Leipzig 1852 ff.), "Beiträge zur Geschichte der Gefäßbildnerei" (Dresden 1853) u. s. f.


Gräter, Friedrich David, geb. 1768 zu Schwäbisch-Hall, längere Zeit Rector des Gymnasiums in Ulm, gest. 1830, machte sich durch mehre Zeitschriften um die Kunde des nord. Alterthums verdient (Bragur; Braga und Hermode; Odina u. Teutona; Iduna u. Hermode), die jedoch nie lange dauerten.


Grätz, Gratz, Hauptstadt des österr. Herzogthums Steyermark, liegt an der Mur und der Wien-Triestiner Bahn in schöner Gegend, ist Sitz des Fürstbischofs von Seckau, der Landesbehörden, der Deutschordenscommende am Leech, hat 22 Kirchen, unter ihnen den schönen goth. Dom, 7 Klöster, eine 1586 errichtete, 1827 wieder hergestellte Universität, mit schönen Sammlungen, das Johanneum mit einer Zeichnungsakademie, viele andere Bildungsanstalten, zahlreiche wohlthät. Stiftungen, 65000 E., Fabriken von Stahl- u. Eisenwaaren, Kattun, Leder u. lebhaften Verkehr. Die ehemal. Citadelle, der Schloßberg, wurde 1809 von den Franzosen durch Bombardement zur Uebergabe gezwungen und geschleift. In der Domkirche ist Kaiser Ferdinand II. begraben.


Grävell, Max Karl Friedr. Wilh., geb. 1781 zu Belgard in Hinterpommern, preuß. Justizbeamter, diente in den Befreiungskriegen in der Landwehr, ward aber nach denselben wegen liberalen polit. Schriften u. Handlungen erst suspendirt, dann pensionirt, benutzte diese Muse zu Schriften über preuß. Justiz- und Verwaltungswesen, auch zu philosoph. Excursionen, die indessen keine Beachtung fanden. War 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt, Mitglied des letzten Reichsministeriums, u. wie alle Liberalen von 1813 Gegner der Linken. Damals schrieb er: "Mein Glaubensbekenntniß, angehend den polit. Zustand Deutschlands", Frankfurt 1849.


Grävius, d. h. Gräfe, geb. 1632 zu Naumburg, gest. 1703 als Prof. zu Utrecht, einer der besten Philologen seiner Zeit, der die damalige deutsche Geschmacklosigkeit nicht theilte; verdient durch Ausgaben einer Anzahl lat. Classiker und außerordentl. fleißige Schriften über röm. Geschichte und Alterthümer.


Graf, Wort, früher fälschlich von Grau, später ziemlich allgemein von Gerefa (Genosse), neuestens aus dem Celtischen abgeleitet, latein. mit comes übersetzt (daher comte, vicomte etc.), kommt zuerst im Gesetze der salischen Franken als "Grafio" vor u. bezeichnet den königl. Beamten, der in einem Gau die Person des Königs vertritt, d. h. zu Gericht sitzt, die Polizei ausübt u. die kgl. Abgaben einzieht, sowie im Kriege Hauptmann der wehrpflichtigen Mannschaft ist (der Stellvertreter eines G.en hieß lat. vicarius, davon das franz. viguier, auch vicecomes, davon vicomte, visconte). Außer diesen Gau-G.en gab es Pfalz-G.en (comites palatini), welche dem höchsten königl. Gerichte vorstanden und somit eine Art höherer Instanz bildeten; Send-G.en (missi dominici), welche der König zur Aufsicht über die G.en in die Provinzen schickte; Burg-G.en, die Vorsteher einer königl. Burg und des dazu gehörigen Bezirks; Mark-G.en, die G.en eines Gränzlandes. Indem G. gleichbedeutend mit öffentl. Beamter, Vorgesetzter genommen wurde, gab es Holz-, Salz-, Wasser-, Deich- etc. G.en. - Als die Würde der G.en erblich wurde, erlosch die ehemal. Bedeutung des Wortes, indem die Mitglieder einer solchen Familie den gräfl. Titel führten, ohne ein gräfl. Amt zu besitzen u. G.schaft nicht mehr G.enamt, sondern den von einem Adeligen gräfl. Abkunft beherrschten Bezirk bezeichnete. In Deutschland gehören die ehemals reichsunmittelbaren G.en jetzt als unterste Stufe dem hohen Adel an u. führen den Titel Erlaucht, die nicht ehemals reichsunmittelbaren G.en hingegen bilden die oberste

bis auf die neueste Zeit“, bis jetzt zum 3. B. 3 Abth. 1–2 Liefg. fortgeschritten, Leipz. 1854. Dazu „Leitfaden der allg. Literaturgeschichte“, zum Gebrauch für höhere Bürger- und Realschulen herausg., Leipz. 1854. Schrieb auch eine Bibliotheca magica (1843) und psychologica (1845), über die Sagen vom ewigen Juden und vom Ritter Tannhäuser, ein „Handbuch der alten Numismatik“ (Leipzig 1852 ff.), „Beiträge zur Geschichte der Gefäßbildnerei“ (Dresden 1853) u. s. f.


Gräter, Friedrich David, geb. 1768 zu Schwäbisch-Hall, längere Zeit Rector des Gymnasiums in Ulm, gest. 1830, machte sich durch mehre Zeitschriften um die Kunde des nord. Alterthums verdient (Bragur; Braga und Hermode; Odina u. Teutona; Iduna u. Hermode), die jedoch nie lange dauerten.


Grätz, Gratz, Hauptstadt des österr. Herzogthums Steyermark, liegt an der Mur und der Wien-Triestiner Bahn in schöner Gegend, ist Sitz des Fürstbischofs von Seckau, der Landesbehörden, der Deutschordenscommende am Leech, hat 22 Kirchen, unter ihnen den schönen goth. Dom, 7 Klöster, eine 1586 errichtete, 1827 wieder hergestellte Universität, mit schönen Sammlungen, das Johanneum mit einer Zeichnungsakademie, viele andere Bildungsanstalten, zahlreiche wohlthät. Stiftungen, 65000 E., Fabriken von Stahl- u. Eisenwaaren, Kattun, Leder u. lebhaften Verkehr. Die ehemal. Citadelle, der Schloßberg, wurde 1809 von den Franzosen durch Bombardement zur Uebergabe gezwungen und geschleift. In der Domkirche ist Kaiser Ferdinand II. begraben.


Grävell, Max Karl Friedr. Wilh., geb. 1781 zu Belgard in Hinterpommern, preuß. Justizbeamter, diente in den Befreiungskriegen in der Landwehr, ward aber nach denselben wegen liberalen polit. Schriften u. Handlungen erst suspendirt, dann pensionirt, benutzte diese Muse zu Schriften über preuß. Justiz- und Verwaltungswesen, auch zu philosoph. Excursionen, die indessen keine Beachtung fanden. War 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt, Mitglied des letzten Reichsministeriums, u. wie alle Liberalen von 1813 Gegner der Linken. Damals schrieb er: „Mein Glaubensbekenntniß, angehend den polit. Zustand Deutschlands“, Frankfurt 1849.


Grävius, d. h. Gräfe, geb. 1632 zu Naumburg, gest. 1703 als Prof. zu Utrecht, einer der besten Philologen seiner Zeit, der die damalige deutsche Geschmacklosigkeit nicht theilte; verdient durch Ausgaben einer Anzahl lat. Classiker und außerordentl. fleißige Schriften über röm. Geschichte und Alterthümer.


Graf, Wort, früher fälschlich von Grau, später ziemlich allgemein von Gerefa (Genosse), neuestens aus dem Celtischen abgeleitet, latein. mit comes übersetzt (daher comte, vicomte etc.), kommt zuerst im Gesetze der salischen Franken als „Grafio“ vor u. bezeichnet den königl. Beamten, der in einem Gau die Person des Königs vertritt, d. h. zu Gericht sitzt, die Polizei ausübt u. die kgl. Abgaben einzieht, sowie im Kriege Hauptmann der wehrpflichtigen Mannschaft ist (der Stellvertreter eines G.en hieß lat. vicarius, davon das franz. viguier, auch vicecomes, davon vicomte, visconte). Außer diesen Gau-G.en gab es Pfalz-G.en (comites palatini), welche dem höchsten königl. Gerichte vorstanden und somit eine Art höherer Instanz bildeten; Send-G.en (missi dominici), welche der König zur Aufsicht über die G.en in die Provinzen schickte; Burg-G.en, die Vorsteher einer königl. Burg und des dazu gehörigen Bezirks; Mark-G.en, die G.en eines Gränzlandes. Indem G. gleichbedeutend mit öffentl. Beamter, Vorgesetzter genommen wurde, gab es Holz-, Salz-, Wasser-, Deich- etc. G.en. – Als die Würde der G.en erblich wurde, erlosch die ehemal. Bedeutung des Wortes, indem die Mitglieder einer solchen Familie den gräfl. Titel führten, ohne ein gräfl. Amt zu besitzen u. G.schaft nicht mehr G.enamt, sondern den von einem Adeligen gräfl. Abkunft beherrschten Bezirk bezeichnete. In Deutschland gehören die ehemals reichsunmittelbaren G.en jetzt als unterste Stufe dem hohen Adel an u. führen den Titel Erlaucht, die nicht ehemals reichsunmittelbaren G.en hingegen bilden die oberste

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0123" n="122"/>
bis auf die neueste Zeit&#x201C;, bis jetzt zum 3. B. 3 Abth. 1&#x2013;2 Liefg. fortgeschritten, Leipz. 1854. Dazu &#x201E;Leitfaden der allg. Literaturgeschichte&#x201C;, zum Gebrauch für höhere Bürger- und Realschulen herausg., Leipz. 1854. Schrieb auch eine <hi rendition="#i">Bibliotheca magica</hi> (1843) und <hi rendition="#i">psychologica</hi> (1845), über die Sagen vom ewigen Juden und vom Ritter Tannhäuser, ein &#x201E;Handbuch der alten Numismatik&#x201C; (Leipzig 1852 ff.), &#x201E;Beiträge zur Geschichte der Gefäßbildnerei&#x201C; (Dresden 1853) u. s. f.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Gräter</hi>, Friedrich David, geb. 1768 zu Schwäbisch-Hall, längere Zeit Rector des Gymnasiums in Ulm, gest. 1830, machte sich durch mehre Zeitschriften um die Kunde des nord. Alterthums verdient (Bragur; Braga und Hermode; Odina u. Teutona; Iduna u. Hermode), die jedoch nie lange dauerten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Grätz, Gratz</hi>, Hauptstadt des österr. Herzogthums Steyermark, liegt an der Mur und der Wien-Triestiner Bahn in schöner Gegend, ist Sitz des Fürstbischofs von Seckau, der Landesbehörden, der Deutschordenscommende am Leech, hat 22 Kirchen, unter ihnen den schönen goth. Dom, 7 Klöster, eine 1586 errichtete, 1827 wieder hergestellte Universität, mit schönen Sammlungen, das Johanneum mit einer Zeichnungsakademie, viele andere Bildungsanstalten, zahlreiche wohlthät. Stiftungen, 65000 E., Fabriken von Stahl- u. Eisenwaaren, Kattun, Leder u. lebhaften Verkehr. Die ehemal. Citadelle, der Schloßberg, wurde 1809 von den Franzosen durch Bombardement zur Uebergabe gezwungen und geschleift. In der Domkirche ist Kaiser Ferdinand II. begraben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Grävell</hi>, Max Karl Friedr. Wilh., geb. 1781 zu Belgard in Hinterpommern, preuß. Justizbeamter, diente in den Befreiungskriegen in der Landwehr, ward aber nach denselben wegen liberalen polit. Schriften u. Handlungen erst suspendirt, dann pensionirt, benutzte diese Muse zu Schriften über preuß. Justiz- und Verwaltungswesen, auch zu philosoph. Excursionen, die indessen keine Beachtung fanden. War 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt, Mitglied des letzten Reichsministeriums, u. wie alle Liberalen von 1813 Gegner der Linken. Damals schrieb er: &#x201E;Mein Glaubensbekenntniß, angehend den polit. Zustand Deutschlands&#x201C;, Frankfurt 1849.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Grävius</hi>, d. h. Gräfe, geb. 1632 zu Naumburg, gest. 1703 als Prof. zu Utrecht, einer der besten Philologen seiner Zeit, der die damalige deutsche Geschmacklosigkeit nicht theilte; verdient durch Ausgaben einer Anzahl lat. Classiker und außerordentl. fleißige Schriften über röm. Geschichte und Alterthümer.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Graf</hi>, Wort, früher fälschlich von Grau, später ziemlich allgemein von Gerefa (Genosse), neuestens aus dem Celtischen abgeleitet, latein. mit <hi rendition="#i">comes</hi> übersetzt (daher <hi rendition="#i">comte, vicomte</hi> etc.), kommt zuerst im Gesetze der salischen Franken als &#x201E;Grafio&#x201C; vor u. bezeichnet den königl. Beamten, der in einem Gau die Person des Königs vertritt, d. h. zu Gericht sitzt, die Polizei ausübt u. die kgl. Abgaben einzieht, sowie im Kriege Hauptmann der wehrpflichtigen Mannschaft ist (der Stellvertreter eines G.en hieß lat. <hi rendition="#i">vicarius</hi>, davon das franz. <hi rendition="#i">viguier</hi>, auch <hi rendition="#i">vicecomes</hi>, davon <hi rendition="#i">vicomte, visconte</hi>). Außer diesen Gau-G.en gab es Pfalz-G.en <hi rendition="#i">(comites palatini)</hi>, welche dem höchsten königl. Gerichte vorstanden und somit eine Art höherer Instanz bildeten; Send-G.en <hi rendition="#i">(missi dominici)</hi>, welche der König zur Aufsicht über die G.en in die Provinzen schickte; Burg-G.en, die Vorsteher einer königl. Burg und des dazu gehörigen Bezirks; Mark-G.en, die G.en eines Gränzlandes. Indem G. gleichbedeutend mit öffentl. Beamter, Vorgesetzter genommen wurde, gab es Holz-, Salz-, Wasser-, Deich- etc. G.en. &#x2013; Als die Würde der G.en erblich wurde, erlosch die ehemal. Bedeutung des Wortes, indem die Mitglieder einer solchen Familie den gräfl. Titel führten, ohne ein gräfl. Amt zu besitzen u. G.schaft nicht mehr G.enamt, sondern den von einem Adeligen gräfl. Abkunft beherrschten Bezirk bezeichnete. In Deutschland gehören die ehemals reichsunmittelbaren G.en jetzt als unterste Stufe dem hohen Adel an u. führen den Titel Erlaucht, die nicht ehemals reichsunmittelbaren G.en hingegen bilden die oberste
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0123] bis auf die neueste Zeit“, bis jetzt zum 3. B. 3 Abth. 1–2 Liefg. fortgeschritten, Leipz. 1854. Dazu „Leitfaden der allg. Literaturgeschichte“, zum Gebrauch für höhere Bürger- und Realschulen herausg., Leipz. 1854. Schrieb auch eine Bibliotheca magica (1843) und psychologica (1845), über die Sagen vom ewigen Juden und vom Ritter Tannhäuser, ein „Handbuch der alten Numismatik“ (Leipzig 1852 ff.), „Beiträge zur Geschichte der Gefäßbildnerei“ (Dresden 1853) u. s. f. Gräter, Friedrich David, geb. 1768 zu Schwäbisch-Hall, längere Zeit Rector des Gymnasiums in Ulm, gest. 1830, machte sich durch mehre Zeitschriften um die Kunde des nord. Alterthums verdient (Bragur; Braga und Hermode; Odina u. Teutona; Iduna u. Hermode), die jedoch nie lange dauerten. Grätz, Gratz, Hauptstadt des österr. Herzogthums Steyermark, liegt an der Mur und der Wien-Triestiner Bahn in schöner Gegend, ist Sitz des Fürstbischofs von Seckau, der Landesbehörden, der Deutschordenscommende am Leech, hat 22 Kirchen, unter ihnen den schönen goth. Dom, 7 Klöster, eine 1586 errichtete, 1827 wieder hergestellte Universität, mit schönen Sammlungen, das Johanneum mit einer Zeichnungsakademie, viele andere Bildungsanstalten, zahlreiche wohlthät. Stiftungen, 65000 E., Fabriken von Stahl- u. Eisenwaaren, Kattun, Leder u. lebhaften Verkehr. Die ehemal. Citadelle, der Schloßberg, wurde 1809 von den Franzosen durch Bombardement zur Uebergabe gezwungen und geschleift. In der Domkirche ist Kaiser Ferdinand II. begraben. Grävell, Max Karl Friedr. Wilh., geb. 1781 zu Belgard in Hinterpommern, preuß. Justizbeamter, diente in den Befreiungskriegen in der Landwehr, ward aber nach denselben wegen liberalen polit. Schriften u. Handlungen erst suspendirt, dann pensionirt, benutzte diese Muse zu Schriften über preuß. Justiz- und Verwaltungswesen, auch zu philosoph. Excursionen, die indessen keine Beachtung fanden. War 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt, Mitglied des letzten Reichsministeriums, u. wie alle Liberalen von 1813 Gegner der Linken. Damals schrieb er: „Mein Glaubensbekenntniß, angehend den polit. Zustand Deutschlands“, Frankfurt 1849. Grävius, d. h. Gräfe, geb. 1632 zu Naumburg, gest. 1703 als Prof. zu Utrecht, einer der besten Philologen seiner Zeit, der die damalige deutsche Geschmacklosigkeit nicht theilte; verdient durch Ausgaben einer Anzahl lat. Classiker und außerordentl. fleißige Schriften über röm. Geschichte und Alterthümer. Graf, Wort, früher fälschlich von Grau, später ziemlich allgemein von Gerefa (Genosse), neuestens aus dem Celtischen abgeleitet, latein. mit comes übersetzt (daher comte, vicomte etc.), kommt zuerst im Gesetze der salischen Franken als „Grafio“ vor u. bezeichnet den königl. Beamten, der in einem Gau die Person des Königs vertritt, d. h. zu Gericht sitzt, die Polizei ausübt u. die kgl. Abgaben einzieht, sowie im Kriege Hauptmann der wehrpflichtigen Mannschaft ist (der Stellvertreter eines G.en hieß lat. vicarius, davon das franz. viguier, auch vicecomes, davon vicomte, visconte). Außer diesen Gau-G.en gab es Pfalz-G.en (comites palatini), welche dem höchsten königl. Gerichte vorstanden und somit eine Art höherer Instanz bildeten; Send-G.en (missi dominici), welche der König zur Aufsicht über die G.en in die Provinzen schickte; Burg-G.en, die Vorsteher einer königl. Burg und des dazu gehörigen Bezirks; Mark-G.en, die G.en eines Gränzlandes. Indem G. gleichbedeutend mit öffentl. Beamter, Vorgesetzter genommen wurde, gab es Holz-, Salz-, Wasser-, Deich- etc. G.en. – Als die Würde der G.en erblich wurde, erlosch die ehemal. Bedeutung des Wortes, indem die Mitglieder einer solchen Familie den gräfl. Titel führten, ohne ein gräfl. Amt zu besitzen u. G.schaft nicht mehr G.enamt, sondern den von einem Adeligen gräfl. Abkunft beherrschten Bezirk bezeichnete. In Deutschland gehören die ehemals reichsunmittelbaren G.en jetzt als unterste Stufe dem hohen Adel an u. führen den Titel Erlaucht, die nicht ehemals reichsunmittelbaren G.en hingegen bilden die oberste

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:08Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/123
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/123>, abgerufen am 15.05.2024.