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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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ganzes Jahrh. zurückhielten. Der achäische Bund vereinigte zuletzt nach hartem Kampfe gegen das widerstrebende Sparta den ganzen Peloponnes, selbst Megara und Athen, konnte es aber zu keinem Frieden mit den unruhigen u. treulosen Aetoliern bringen, und dieser Zwiespalt (Dualismus) verdarb G. Die Feindseligkeit der Aetolier mit Macedonien brachte zwischen dieser Macht und den Achäern ein befreundetes Verhältniß zu Stande, das zur macedon. Intervention führte; der Krieg Roms mit Macedonien verschaffte den Römern das Protectorat über G.; der Abfall der Aetolier zu König Antiochus von Syrien unterwarf die Aetolier der röm. Herrschaft (190), und als Macedonien untergegangen war (148) lösten die Römer den achäischen Bund auf, unter dem Vorwande, jede griech. Stadt habe das Recht frei zu sein. Dies erbitterte die Achäer und Arkadier dermaßen, daß sie aller Abmahnungen der Verständigen ungeachtet den Kampf gegen die röm. Riesenmacht unternahmen; ihre wenigen Tausende wurden bei Skarphea in Lokris u. auf dem Isthmus vernichtet, das reiche wehrlose Korinth ging in Flammen auf und 146 wurde G. unter dem Namen Achaja röm. Provinz. Selbst während der röm. Herrschaft machten die Griechen noch einmal einen Versuch ihrer Herren los zu werden, indem sie die Partei des Königs Mithridates nahmen; Athen mußte dieses hart büßen, indem Sulla einen Theil der Einwohner niederhauen und die Stadt einige Tage lang plündern ließ (86). - Unter den Römern gehörte G. zu den am meisten begünstigten Provinzen; die meisten Städte erfreuten sich röm. Municipalverfassungen, mehre Seeplätze wurden Handelsorte ersten Ranges, Cäsar baute Korinth wieder auf, Augustus verlieh Privilegien, Nero einige steuerfreie Jahre, Hadrian verwandte Millionen auf die Verschönerung Athens, u. die Reisebeschreibung des Pausanias beweist uns, daß G. noch zur Zeit der Antonine (180 n. Chr.) keineswegs im Verfalle und noch außerordentlich reich an Kunstschätzen aller Art war. Zwar empfanden die Griechen nicht selten den Druck proconsularischer Willkühr, dafür wurden sie gewissermaßen dadurch entschädigt, indem ihre Künstler, Schauspieler, Aerzte, Philosophen, Rhetoren, Grammatiker, Astrologen, Köche etc. die röm. Großen ausbeuteten und griech. Sklaven gelegentlich röm. Kaiser beherrschten (Claudius), wofür sie von strengen Römern Sophisten, Lügner etc. betitelt wurden. G. und vorzugsweise Athen blieb der Mittelpunkt des wissenschaftl. u. künstlerischen Lebens der alten Welt, bis zur Zeit der Völkerwanderung u. der byzantinischen Herrschaft, durch welche beide die antike Welt vernichtet wurde (Justinian I. schloß um 530 n. Chr. die Philosophenschulen zu Athen). Im 3. Jahrh. drangen die Gothen verwüstend in G. ein, im 4. verheerte es Alarich bis zu den Südspitzen des Peloponneses; germanische Seeräuber plünderten die Inseln und Küsten aus; im 6. Jahrh. zogen slav. Völker in das verödete Land, dessen Flüsse und Berge so wie die meisten Ortschaften seitdem slav. Namen tragen, zum Beweise, daß der größte Theil der jetzigen Bevölkerung nicht hellenischer sondern slav. Abkunft ist. Es gelang zwar den kräftigen byzantin. Dynastieen der Macedonier und Komnenen die eingewanderten Slaven zu unterwerfen u. zu byzantinisiren, aber G. wurde seit dem 11. Jahrh. ein Hauptziel für die Raubzüge der unteritalischen Normannen, ohne daß es denselben jedoch gelang, dauernde Eroberungen zu machen. Im 11. u. 12. Jahrh. begann bereits eine Lostrennung G.s von Konstantinopel, indem sich unabhängige Fürstenthümer (die sog. Despotate) bildeten. Als 1204 die Lateiner auf dem sog. 4. Kreuzzuge Konstantinopel erstürmten und aus den Trümmern des Reichs ein latein. Kaiserthum und eine große Anzahl von Fürstenthümern bildeten, bekam auch G. latein. Herren und es gab Herzoge od. Grafen von Athen, Theben, Achaja, Sparta, Vostitza etc., während die Venetianer sich der meisten Inseln bemächtigten. Alle diese Herrschaften haben für die Geschichte keinen Werth und fielen wenige Jahre nach der Eroberung Konstantinopels in die Gewalt der osman.

ganzes Jahrh. zurückhielten. Der achäische Bund vereinigte zuletzt nach hartem Kampfe gegen das widerstrebende Sparta den ganzen Peloponnes, selbst Megara und Athen, konnte es aber zu keinem Frieden mit den unruhigen u. treulosen Aetoliern bringen, und dieser Zwiespalt (Dualismus) verdarb G. Die Feindseligkeit der Aetolier mit Macedonien brachte zwischen dieser Macht und den Achäern ein befreundetes Verhältniß zu Stande, das zur macedon. Intervention führte; der Krieg Roms mit Macedonien verschaffte den Römern das Protectorat über G.; der Abfall der Aetolier zu König Antiochus von Syrien unterwarf die Aetolier der röm. Herrschaft (190), und als Macedonien untergegangen war (148) lösten die Römer den achäischen Bund auf, unter dem Vorwande, jede griech. Stadt habe das Recht frei zu sein. Dies erbitterte die Achäer und Arkadier dermaßen, daß sie aller Abmahnungen der Verständigen ungeachtet den Kampf gegen die röm. Riesenmacht unternahmen; ihre wenigen Tausende wurden bei Skarphea in Lokris u. auf dem Isthmus vernichtet, das reiche wehrlose Korinth ging in Flammen auf und 146 wurde G. unter dem Namen Achaja röm. Provinz. Selbst während der röm. Herrschaft machten die Griechen noch einmal einen Versuch ihrer Herren los zu werden, indem sie die Partei des Königs Mithridates nahmen; Athen mußte dieses hart büßen, indem Sulla einen Theil der Einwohner niederhauen und die Stadt einige Tage lang plündern ließ (86). – Unter den Römern gehörte G. zu den am meisten begünstigten Provinzen; die meisten Städte erfreuten sich röm. Municipalverfassungen, mehre Seeplätze wurden Handelsorte ersten Ranges, Cäsar baute Korinth wieder auf, Augustus verlieh Privilegien, Nero einige steuerfreie Jahre, Hadrian verwandte Millionen auf die Verschönerung Athens, u. die Reisebeschreibung des Pausanias beweist uns, daß G. noch zur Zeit der Antonine (180 n. Chr.) keineswegs im Verfalle und noch außerordentlich reich an Kunstschätzen aller Art war. Zwar empfanden die Griechen nicht selten den Druck proconsularischer Willkühr, dafür wurden sie gewissermaßen dadurch entschädigt, indem ihre Künstler, Schauspieler, Aerzte, Philosophen, Rhetoren, Grammatiker, Astrologen, Köche etc. die röm. Großen ausbeuteten und griech. Sklaven gelegentlich röm. Kaiser beherrschten (Claudius), wofür sie von strengen Römern Sophisten, Lügner etc. betitelt wurden. G. und vorzugsweise Athen blieb der Mittelpunkt des wissenschaftl. u. künstlerischen Lebens der alten Welt, bis zur Zeit der Völkerwanderung u. der byzantinischen Herrschaft, durch welche beide die antike Welt vernichtet wurde (Justinian I. schloß um 530 n. Chr. die Philosophenschulen zu Athen). Im 3. Jahrh. drangen die Gothen verwüstend in G. ein, im 4. verheerte es Alarich bis zu den Südspitzen des Peloponneses; germanische Seeräuber plünderten die Inseln und Küsten aus; im 6. Jahrh. zogen slav. Völker in das verödete Land, dessen Flüsse und Berge so wie die meisten Ortschaften seitdem slav. Namen tragen, zum Beweise, daß der größte Theil der jetzigen Bevölkerung nicht hellenischer sondern slav. Abkunft ist. Es gelang zwar den kräftigen byzantin. Dynastieen der Macedonier und Komnenen die eingewanderten Slaven zu unterwerfen u. zu byzantinisiren, aber G. wurde seit dem 11. Jahrh. ein Hauptziel für die Raubzüge der unteritalischen Normannen, ohne daß es denselben jedoch gelang, dauernde Eroberungen zu machen. Im 11. u. 12. Jahrh. begann bereits eine Lostrennung G.s von Konstantinopel, indem sich unabhängige Fürstenthümer (die sog. Despotate) bildeten. Als 1204 die Lateiner auf dem sog. 4. Kreuzzuge Konstantinopel erstürmten und aus den Trümmern des Reichs ein latein. Kaiserthum und eine große Anzahl von Fürstenthümern bildeten, bekam auch G. latein. Herren und es gab Herzoge od. Grafen von Athen, Theben, Achaja, Sparta, Vostitza etc., während die Venetianer sich der meisten Inseln bemächtigten. Alle diese Herrschaften haben für die Geschichte keinen Werth und fielen wenige Jahre nach der Eroberung Konstantinopels in die Gewalt der osman.

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[144/0145] ganzes Jahrh. zurückhielten. Der achäische Bund vereinigte zuletzt nach hartem Kampfe gegen das widerstrebende Sparta den ganzen Peloponnes, selbst Megara und Athen, konnte es aber zu keinem Frieden mit den unruhigen u. treulosen Aetoliern bringen, und dieser Zwiespalt (Dualismus) verdarb G. Die Feindseligkeit der Aetolier mit Macedonien brachte zwischen dieser Macht und den Achäern ein befreundetes Verhältniß zu Stande, das zur macedon. Intervention führte; der Krieg Roms mit Macedonien verschaffte den Römern das Protectorat über G.; der Abfall der Aetolier zu König Antiochus von Syrien unterwarf die Aetolier der röm. Herrschaft (190), und als Macedonien untergegangen war (148) lösten die Römer den achäischen Bund auf, unter dem Vorwande, jede griech. Stadt habe das Recht frei zu sein. Dies erbitterte die Achäer und Arkadier dermaßen, daß sie aller Abmahnungen der Verständigen ungeachtet den Kampf gegen die röm. Riesenmacht unternahmen; ihre wenigen Tausende wurden bei Skarphea in Lokris u. auf dem Isthmus vernichtet, das reiche wehrlose Korinth ging in Flammen auf und 146 wurde G. unter dem Namen Achaja röm. Provinz. Selbst während der röm. Herrschaft machten die Griechen noch einmal einen Versuch ihrer Herren los zu werden, indem sie die Partei des Königs Mithridates nahmen; Athen mußte dieses hart büßen, indem Sulla einen Theil der Einwohner niederhauen und die Stadt einige Tage lang plündern ließ (86). – Unter den Römern gehörte G. zu den am meisten begünstigten Provinzen; die meisten Städte erfreuten sich röm. Municipalverfassungen, mehre Seeplätze wurden Handelsorte ersten Ranges, Cäsar baute Korinth wieder auf, Augustus verlieh Privilegien, Nero einige steuerfreie Jahre, Hadrian verwandte Millionen auf die Verschönerung Athens, u. die Reisebeschreibung des Pausanias beweist uns, daß G. noch zur Zeit der Antonine (180 n. Chr.) keineswegs im Verfalle und noch außerordentlich reich an Kunstschätzen aller Art war. Zwar empfanden die Griechen nicht selten den Druck proconsularischer Willkühr, dafür wurden sie gewissermaßen dadurch entschädigt, indem ihre Künstler, Schauspieler, Aerzte, Philosophen, Rhetoren, Grammatiker, Astrologen, Köche etc. die röm. Großen ausbeuteten und griech. Sklaven gelegentlich röm. Kaiser beherrschten (Claudius), wofür sie von strengen Römern Sophisten, Lügner etc. betitelt wurden. G. und vorzugsweise Athen blieb der Mittelpunkt des wissenschaftl. u. künstlerischen Lebens der alten Welt, bis zur Zeit der Völkerwanderung u. der byzantinischen Herrschaft, durch welche beide die antike Welt vernichtet wurde (Justinian I. schloß um 530 n. Chr. die Philosophenschulen zu Athen). Im 3. Jahrh. drangen die Gothen verwüstend in G. ein, im 4. verheerte es Alarich bis zu den Südspitzen des Peloponneses; germanische Seeräuber plünderten die Inseln und Küsten aus; im 6. Jahrh. zogen slav. Völker in das verödete Land, dessen Flüsse und Berge so wie die meisten Ortschaften seitdem slav. Namen tragen, zum Beweise, daß der größte Theil der jetzigen Bevölkerung nicht hellenischer sondern slav. Abkunft ist. Es gelang zwar den kräftigen byzantin. Dynastieen der Macedonier und Komnenen die eingewanderten Slaven zu unterwerfen u. zu byzantinisiren, aber G. wurde seit dem 11. Jahrh. ein Hauptziel für die Raubzüge der unteritalischen Normannen, ohne daß es denselben jedoch gelang, dauernde Eroberungen zu machen. Im 11. u. 12. Jahrh. begann bereits eine Lostrennung G.s von Konstantinopel, indem sich unabhängige Fürstenthümer (die sog. Despotate) bildeten. Als 1204 die Lateiner auf dem sog. 4. Kreuzzuge Konstantinopel erstürmten und aus den Trümmern des Reichs ein latein. Kaiserthum und eine große Anzahl von Fürstenthümern bildeten, bekam auch G. latein. Herren und es gab Herzoge od. Grafen von Athen, Theben, Achaja, Sparta, Vostitza etc., während die Venetianer sich der meisten Inseln bemächtigten. Alle diese Herrschaften haben für die Geschichte keinen Werth und fielen wenige Jahre nach der Eroberung Konstantinopels in die Gewalt der osman.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/145>, abgerufen am 24.11.2024.