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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Höhe erreichend, bekannt durch Weinbau an den Abhängen.


Harem, arab., das Unverletzliche; bei den Mohammedanern das Frauengemach.


Haren, Willem van, geb. 1710 zu Leeuwarden, gest. 1758, holländ. Dichter und Staatsbeamter; sein Bruder Onno Zwier van H., geb. 1713, gest. 1789, überragte ihn in beiden Beziehungen. ("Die Geusen", 4. Aufl. Amsterdam 1785.)


Harf, abyssinische Rechnungsmünze = 13/4 Sgr. = 51/2 kr. C.-M.


Harfe, eines der ältesten Saiteninstrumente, stellt einen mit Darmsaiten durchzogenen Triangel dar; die größte Seite bildet der Kasten od. Körper mit dem Resonanzboden, die obere der Hals, von dem als 3. Seite rechtwinklich die Vorderstange herunterläuft. Die Saiten laufen vom Resonanzboden zu den Stimmwirbeln im Halse, mit einem Umfang von 4-6 Octaven, die aber nur in diatonischer Tonfolge gestimmt sind. Die der Haupttonart fremdartigen halben Töne mußten deßhalb früher durch Umdrehen der Wirbel mit der Hand während des Spiels erzielt werden. Sehr vervollkommnend war deßhalb die Anwendung des Pedals, gewöhnlich aus 7 Tritten bestehend, wobei jene Umstimmung durch Fußtritt vermittelst eines eigenen Mechanismus geschieht, näher durch jeden Tritt eine Erhöhung um einen halben Ton durch alle Octaven des dem Tritte entsprechenden Tons.


Harfen, einfache oder doppelte Gerüste zum Aufbewahren oder Trocknen der Halmfrüchte, des Klees, Heus etc.


Harfleur (-öhr), früher Hareflot, französ. Stadt 1 Ml. von Havre mit 1800 E.; früher bedeutender, wurde es durch Havre überflügelt.


Hargne (frz. harnj'), lat. hernia, Bruch (s. d.).


Haricot (frz. ariko), die weiße Bohne.


Hariri, eigentl. Abu Mohammed el Kasem Ben Ali el H., der gepriesenste Erzähler Arabiens, auch zugleich Redner und Grammatiker, geb. um 1054 nach Chr. in der noch heute blühenden Handelsstadt Bassora (s. d. Art. Basrah), gest. zwischen 1121-1125 n. Chr. H. ist uns zumeist bekannt durch seine Makamen (Makamat, Sitzungen), eine Sammlung von Schelmengeschichten, die ein Ganzes bildet, insofern eine Hauptperson in allen vorkommt, und welche von F. Rückert (die Verwandlungen des Abu Seid von Serug, 3. Aufl. 1844, 2 B.) nicht sowohl streng übersetzt als mit unnachahmlicher Laune u. in class. Form frei bearbeitet wurde. Vollständ. arab. Ausg. durch Silvester de Sacy (2. Aufl. Par. 1847-53), lat. Uebersetzung von Peiper, Leipzig 1835.


Harlekin, ital. arlechino, franz. arlequin, ein Wort unbestimmten Ursprunges, bezeichnete schon im 15. Jahrh. die lustige Person der volksmäßigen italien. Komödie, welche ihre Rolle gewöhnlich improvisierte und später meist die eines mit allen möglichen Fehlern und lächerl. Untugenden behafteten, aber schlauen u. witzigen Bedienten durchführte. Rolle u. Tracht mahnten an die mimi centunculi, planipedes und sanniones rasis capitibus, von denen Cicero spricht, das ital. Wort zanni (Spaßmacher) an den sannio der Alten. Der Hanswurst der deutschen Fastnachtspiele des 15. und 16. Jahrh. entspricht dem ital. u. franz. H.; jedoch mit den Unterschieden, welche den ital. od. franz. Volkscharakter vom deutschen trennen. Dasselbe ist mehr od. minder beim Jack Pudding der Engländer, beim holländ. Pickelhäring der Fall und wie alle diese Namen des verkörperten Volkshumors von Lieblingsgerichten des Volkes hergenommen sind, so hatte der Italiener neben dem H. seinen Makkaroni, der Franzose seinen Jean Potage. Bekanntlich hat Gottsched den Hanswurst in Leipzig mit feierlicher Pedanterie vergraben lassen, E. Lessing u. Möser traten vergeblich als Kämpen für den Hanswurst auf. nur in Jahrmarktsbuden, bei Seiltänzerbanden u. s. f. spielt er als Bajazzo noch seine Rolle und während der Fastnacht sieht man die gewürfelte Tracht und Pritsche des H.


Harlem, holländ. Stadt 2 Ml. von Amsterdam mit 27000 E., einer schönen Domkirche mit der weltbekannten Orgel, ziemlicher Industrie, obwohl die Seide und Leinefabriken H.s ihre frühere Bedeutung nicht mehr haben.

Höhe erreichend, bekannt durch Weinbau an den Abhängen.


Harem, arab., das Unverletzliche; bei den Mohammedanern das Frauengemach.


Haren, Willem van, geb. 1710 zu Leeuwarden, gest. 1758, holländ. Dichter und Staatsbeamter; sein Bruder Onno Zwier van H., geb. 1713, gest. 1789, überragte ihn in beiden Beziehungen. („Die Geusen“, 4. Aufl. Amsterdam 1785.)


Harf, abyssinische Rechnungsmünze = 13/4 Sgr. = 51/2 kr. C.-M.


Harfe, eines der ältesten Saiteninstrumente, stellt einen mit Darmsaiten durchzogenen Triangel dar; die größte Seite bildet der Kasten od. Körper mit dem Resonanzboden, die obere der Hals, von dem als 3. Seite rechtwinklich die Vorderstange herunterläuft. Die Saiten laufen vom Resonanzboden zu den Stimmwirbeln im Halse, mit einem Umfang von 4–6 Octaven, die aber nur in diatonischer Tonfolge gestimmt sind. Die der Haupttonart fremdartigen halben Töne mußten deßhalb früher durch Umdrehen der Wirbel mit der Hand während des Spiels erzielt werden. Sehr vervollkommnend war deßhalb die Anwendung des Pedals, gewöhnlich aus 7 Tritten bestehend, wobei jene Umstimmung durch Fußtritt vermittelst eines eigenen Mechanismus geschieht, näher durch jeden Tritt eine Erhöhung um einen halben Ton durch alle Octaven des dem Tritte entsprechenden Tons.


Harfen, einfache oder doppelte Gerüste zum Aufbewahren oder Trocknen der Halmfrüchte, des Klees, Heus etc.


Harfleur (–öhr), früher Hareflot, französ. Stadt 1 Ml. von Havre mit 1800 E.; früher bedeutender, wurde es durch Havre überflügelt.


Hargne (frz. harnjʼ), lat. hernia, Bruch (s. d.).


Haricot (frz. ariko), die weiße Bohne.


Hariri, eigentl. Abu Mohammed el Kasem Ben Ali el H., der gepriesenste Erzähler Arabiens, auch zugleich Redner und Grammatiker, geb. um 1054 nach Chr. in der noch heute blühenden Handelsstadt Bassora (s. d. Art. Basrah), gest. zwischen 1121–1125 n. Chr. H. ist uns zumeist bekannt durch seine Makamen (Makâmât, Sitzungen), eine Sammlung von Schelmengeschichten, die ein Ganzes bildet, insofern eine Hauptperson in allen vorkommt, und welche von F. Rückert (die Verwandlungen des Abu Seid von Serug, 3. Aufl. 1844, 2 B.) nicht sowohl streng übersetzt als mit unnachahmlicher Laune u. in class. Form frei bearbeitet wurde. Vollständ. arab. Ausg. durch Silvester de Sacy (2. Aufl. Par. 1847–53), lat. Uebersetzung von Peiper, Leipzig 1835.


Harlekin, ital. arlechino, franz. arlequin, ein Wort unbestimmten Ursprunges, bezeichnete schon im 15. Jahrh. die lustige Person der volksmäßigen italien. Komödie, welche ihre Rolle gewöhnlich improvisierte und später meist die eines mit allen möglichen Fehlern und lächerl. Untugenden behafteten, aber schlauen u. witzigen Bedienten durchführte. Rolle u. Tracht mahnten an die mimi centunculi, planipedes und sanniones rasis capitibus, von denen Cicero spricht, das ital. Wort zanni (Spaßmacher) an den sannio der Alten. Der Hanswurst der deutschen Fastnachtspiele des 15. und 16. Jahrh. entspricht dem ital. u. franz. H.; jedoch mit den Unterschieden, welche den ital. od. franz. Volkscharakter vom deutschen trennen. Dasselbe ist mehr od. minder beim Jack Pudding der Engländer, beim holländ. Pickelhäring der Fall und wie alle diese Namen des verkörperten Volkshumors von Lieblingsgerichten des Volkes hergenommen sind, so hatte der Italiener neben dem H. seinen Makkaroni, der Franzose seinen Jean Potage. Bekanntlich hat Gottsched den Hanswurst in Leipzig mit feierlicher Pedanterie vergraben lassen, E. Lessing u. Möser traten vergeblich als Kämpen für den Hanswurst auf. nur in Jahrmarktsbuden, bei Seiltänzerbanden u. s. f. spielt er als Bajazzo noch seine Rolle und während der Fastnacht sieht man die gewürfelte Tracht und Pritsche des H.


Harlem, holländ. Stadt 2 Ml. von Amsterdam mit 27000 E., einer schönen Domkirche mit der weltbekannten Orgel, ziemlicher Industrie, obwohl die Seide und Leinefabriken H.s ihre frühere Bedeutung nicht mehr haben.

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[227/0228] Höhe erreichend, bekannt durch Weinbau an den Abhängen. Harem, arab., das Unverletzliche; bei den Mohammedanern das Frauengemach. Haren, Willem van, geb. 1710 zu Leeuwarden, gest. 1758, holländ. Dichter und Staatsbeamter; sein Bruder Onno Zwier van H., geb. 1713, gest. 1789, überragte ihn in beiden Beziehungen. („Die Geusen“, 4. Aufl. Amsterdam 1785.) Harf, abyssinische Rechnungsmünze = 13/4 Sgr. = 51/2 kr. C.-M. Harfe, eines der ältesten Saiteninstrumente, stellt einen mit Darmsaiten durchzogenen Triangel dar; die größte Seite bildet der Kasten od. Körper mit dem Resonanzboden, die obere der Hals, von dem als 3. Seite rechtwinklich die Vorderstange herunterläuft. Die Saiten laufen vom Resonanzboden zu den Stimmwirbeln im Halse, mit einem Umfang von 4–6 Octaven, die aber nur in diatonischer Tonfolge gestimmt sind. Die der Haupttonart fremdartigen halben Töne mußten deßhalb früher durch Umdrehen der Wirbel mit der Hand während des Spiels erzielt werden. Sehr vervollkommnend war deßhalb die Anwendung des Pedals, gewöhnlich aus 7 Tritten bestehend, wobei jene Umstimmung durch Fußtritt vermittelst eines eigenen Mechanismus geschieht, näher durch jeden Tritt eine Erhöhung um einen halben Ton durch alle Octaven des dem Tritte entsprechenden Tons. Harfen, einfache oder doppelte Gerüste zum Aufbewahren oder Trocknen der Halmfrüchte, des Klees, Heus etc. Harfleur (–öhr), früher Hareflot, französ. Stadt 1 Ml. von Havre mit 1800 E.; früher bedeutender, wurde es durch Havre überflügelt. Hargne (frz. harnjʼ), lat. hernia, Bruch (s. d.). Haricot (frz. ariko), die weiße Bohne. Hariri, eigentl. Abu Mohammed el Kasem Ben Ali el H., der gepriesenste Erzähler Arabiens, auch zugleich Redner und Grammatiker, geb. um 1054 nach Chr. in der noch heute blühenden Handelsstadt Bassora (s. d. Art. Basrah), gest. zwischen 1121–1125 n. Chr. H. ist uns zumeist bekannt durch seine Makamen (Makâmât, Sitzungen), eine Sammlung von Schelmengeschichten, die ein Ganzes bildet, insofern eine Hauptperson in allen vorkommt, und welche von F. Rückert (die Verwandlungen des Abu Seid von Serug, 3. Aufl. 1844, 2 B.) nicht sowohl streng übersetzt als mit unnachahmlicher Laune u. in class. Form frei bearbeitet wurde. Vollständ. arab. Ausg. durch Silvester de Sacy (2. Aufl. Par. 1847–53), lat. Uebersetzung von Peiper, Leipzig 1835. Harlekin, ital. arlechino, franz. arlequin, ein Wort unbestimmten Ursprunges, bezeichnete schon im 15. Jahrh. die lustige Person der volksmäßigen italien. Komödie, welche ihre Rolle gewöhnlich improvisierte und später meist die eines mit allen möglichen Fehlern und lächerl. Untugenden behafteten, aber schlauen u. witzigen Bedienten durchführte. Rolle u. Tracht mahnten an die mimi centunculi, planipedes und sanniones rasis capitibus, von denen Cicero spricht, das ital. Wort zanni (Spaßmacher) an den sannio der Alten. Der Hanswurst der deutschen Fastnachtspiele des 15. und 16. Jahrh. entspricht dem ital. u. franz. H.; jedoch mit den Unterschieden, welche den ital. od. franz. Volkscharakter vom deutschen trennen. Dasselbe ist mehr od. minder beim Jack Pudding der Engländer, beim holländ. Pickelhäring der Fall und wie alle diese Namen des verkörperten Volkshumors von Lieblingsgerichten des Volkes hergenommen sind, so hatte der Italiener neben dem H. seinen Makkaroni, der Franzose seinen Jean Potage. Bekanntlich hat Gottsched den Hanswurst in Leipzig mit feierlicher Pedanterie vergraben lassen, E. Lessing u. Möser traten vergeblich als Kämpen für den Hanswurst auf. nur in Jahrmarktsbuden, bei Seiltänzerbanden u. s. f. spielt er als Bajazzo noch seine Rolle und während der Fastnacht sieht man die gewürfelte Tracht und Pritsche des H. Harlem, holländ. Stadt 2 Ml. von Amsterdam mit 27000 E., einer schönen Domkirche mit der weltbekannten Orgel, ziemlicher Industrie, obwohl die Seide und Leinefabriken H.s ihre frühere Bedeutung nicht mehr haben.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/228>, abgerufen am 16.05.2024.