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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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hl. Jungfrau u. a. m. Der Neuperser Chosroes II. plünderte J. u. soll namentlich mit Beihilfe der Juden 36000 od. gar 90000 Christen ermordet haben. doch 628 brachte Heraklius das von Chosroes geraubte hl. Kreuz wieder nach J. zurück. Kurz darauf (638) mußte sich J. an den Chalifen Omar ergeben; die noch vorhandene Kapitulationsurkunde gewährte den Christen übrigens sehr günstige Bedingungen. ihre Lage blieb erträglich u. der Weg nach J. den Wallfahrern offen. Harun al Raschid sandte sogar an Karl d. Gr. die Schlüssel zu den Thoren u. Kirchen. wohin Karl viele Stiftungen machte. Große Drangsale kamen nach der Zertrümmerung des Chalifates durch die seldschukkischen Türken über die Christen, als kräftige Antwort aus dem Abendlande die Kreuzzüge. Durch die Kreuzfahrer, welche am 15. Juli 1099 J. eroberten, entstand und blühte das Königreich J., dessen Mittelpunkt die Stadt J. selbst wurde, in welcher die Orden der Johanniter u. Tempelherren aufblühten. Unter den Königen von J. war nach Gottfried v. Bouillon (s. d.), dem zunächst Balduin I. (1100-18), Balduin II. (1118-31) u. Fulko von Anjou (1131-42) folgten, Balduin III. (s. Balduin). 1143-62. der tüchtigste. Seine Nachfolger wußten den Hader der verschiedenen Nationalitäten, von denen jede die vorherrschende sein wollte, nicht zu beherrschen, im Abendlande kühlte sich der Eifer für die Kreuzfahrten allmälig ab. Nachdem 1187 J. in Saladins Hände gefallen war, vertauschte Guido von Lusignan (s. d.) 1190 die Rolle eines Königs von J. mit der eines Königs von Cypern. Richard Löwenherz gab das Königreich J. an Heinrich von Champagne (1190-96), aber unter ihm u. seinen Nachfolgern Amalrich II. von Cypern und Johann von Brienne nahmen die Saracenen eine Besitzung nach der andern weg. Kaiser Friedrich II. gewann 1229 J. wieder, aber durch Unterhandlungen u. als der König von Navarra u. der Herzog von Bretagne seinen Waffenstillstand brachen, zerstörte der ägyptische Sultan mit chowaresmischen Türken J. u. schlug am 18. Oktbr. 1244 bei Gaza die Kreuzfahrer bis zur Vernichtung. Das ganze Königreich J. beschränkte sich bald nur noch auf das feste Ptolemais u. 1292 ging auch dies verloren, Papst und Concilien ermahnten fortan vergeblich zum Kampfe gegen die Türken, nur den Titel des Königs von J. führten die deutschen Kaiser u. a. Fürsten fort. J. kam 1382 an die Mamelucken. 1517 an die Pforte. 1833 an Mehemed Ali. 1840 wiederum an die Pforte, welche einen Pascha hineinsetzte. J., der Sitz eines kathol. Patriarchen, wurde 1841 Sitz eines protest. Bischofs, 1845 eines griech. Patriarchen und 1851 ein protestant. Diakonissenhaus daselbst errichtet. Für Herbeiführung des gegenwärtigen Krieges zwischen Rußland einerseits, der Türkei und ihren Verbündeten anderseits hat der alte Streit über die hl. Orte in J. der Diplomatie Vorwände herleihen müssen. - Vergl. die Werke des Amerikaners Robinson über Palästina (Palästina, deutsch in Halle 1841-43, 3 B.; Neue Untersuchungen über die Topographie J.s, Halle 1847), Dr. Sepp: Forschungen eines teutschen Reisenden in Jerusalem (im 19. B. der historisch-polit. Blätter), die Reisebeschreibungen von Schubert, Sieber, Berggren, Geramb; Abbe Dupuis: histoire et plan de Jerusalem et de ses faubourgs, Brux. 1844; Ritters Erdkunde im 16. Band.


Jerusalem , Joh. Friedr. Wilhelm, protestant. Kanzelredner, geb. 1709 zu Osnabrück, wurde Reiseprediger u. Erzieher des Erbprinzen von Braunschweig, stieg zum Vicepräsidenten des Consistoriums von Wolfenbüttel empor, st. 1789, nachdem er erlebt hatte, daß sein Sohn Karl Wilhelm 1773 sich erschoß, wo durch Göthe zur Dichtung seines Werther veranlaßt worden sein soll. J. war gleich Mosheim in dem Wahne befangen, man könne für die elegante Welt eine ganz besondere Religion ersinnen und versuchte dieses durch Nachahmung engl. Theologen. Nachgelassene Schriften Braunschweig 1792 bis 1793, 2 B.


Jesaias, Isaias, der 1. unter den 4 großen Propheten, der Sohn eines sonst unbekannten Amos, von den Rabbinen zum Bruder des Königs Amasias gemacht,

hl. Jungfrau u. a. m. Der Neuperser Chosroës II. plünderte J. u. soll namentlich mit Beihilfe der Juden 36000 od. gar 90000 Christen ermordet haben. doch 628 brachte Heraklius das von Chosroës geraubte hl. Kreuz wieder nach J. zurück. Kurz darauf (638) mußte sich J. an den Chalifen Omar ergeben; die noch vorhandene Kapitulationsurkunde gewährte den Christen übrigens sehr günstige Bedingungen. ihre Lage blieb erträglich u. der Weg nach J. den Wallfahrern offen. Harun al Raschid sandte sogar an Karl d. Gr. die Schlüssel zu den Thoren u. Kirchen. wohin Karl viele Stiftungen machte. Große Drangsale kamen nach der Zertrümmerung des Chalifates durch die seldschukkischen Türken über die Christen, als kräftige Antwort aus dem Abendlande die Kreuzzüge. Durch die Kreuzfahrer, welche am 15. Juli 1099 J. eroberten, entstand und blühte das Königreich J., dessen Mittelpunkt die Stadt J. selbst wurde, in welcher die Orden der Johanniter u. Tempelherren aufblühten. Unter den Königen von J. war nach Gottfried v. Bouillon (s. d.), dem zunächst Balduin I. (1100–18), Balduin II. (1118–31) u. Fulko von Anjou (1131–42) folgten, Balduin III. (s. Balduin). 1143–62. der tüchtigste. Seine Nachfolger wußten den Hader der verschiedenen Nationalitäten, von denen jede die vorherrschende sein wollte, nicht zu beherrschen, im Abendlande kühlte sich der Eifer für die Kreuzfahrten allmälig ab. Nachdem 1187 J. in Saladins Hände gefallen war, vertauschte Guido von Lusignan (s. d.) 1190 die Rolle eines Königs von J. mit der eines Königs von Cypern. Richard Löwenherz gab das Königreich J. an Heinrich von Champagne (1190–96), aber unter ihm u. seinen Nachfolgern Amalrich II. von Cypern und Johann von Brienne nahmen die Saracenen eine Besitzung nach der andern weg. Kaiser Friedrich II. gewann 1229 J. wieder, aber durch Unterhandlungen u. als der König von Navarra u. der Herzog von Bretagne seinen Waffenstillstand brachen, zerstörte der ägyptische Sultan mit chowaresmischen Türken J. u. schlug am 18. Oktbr. 1244 bei Gaza die Kreuzfahrer bis zur Vernichtung. Das ganze Königreich J. beschränkte sich bald nur noch auf das feste Ptolemais u. 1292 ging auch dies verloren, Papst und Concilien ermahnten fortan vergeblich zum Kampfe gegen die Türken, nur den Titel des Königs von J. führten die deutschen Kaiser u. a. Fürsten fort. J. kam 1382 an die Mamelucken. 1517 an die Pforte. 1833 an Mehemed Ali. 1840 wiederum an die Pforte, welche einen Pascha hineinsetzte. J., der Sitz eines kathol. Patriarchen, wurde 1841 Sitz eines protest. Bischofs, 1845 eines griech. Patriarchen und 1851 ein protestant. Diakonissenhaus daselbst errichtet. Für Herbeiführung des gegenwärtigen Krieges zwischen Rußland einerseits, der Türkei und ihren Verbündeten anderseits hat der alte Streit über die hl. Orte in J. der Diplomatie Vorwände herleihen müssen. – Vergl. die Werke des Amerikaners Robinson über Palästina (Palästina, deutsch in Halle 1841–43, 3 B.; Neue Untersuchungen über die Topographie J.s, Halle 1847), Dr. Sepp: Forschungen eines teutschen Reisenden in Jerusalem (im 19. B. der historisch-polit. Blätter), die Reisebeschreibungen von Schubert, Sieber, Berggren, Geramb; Abbé Dupuis: histoire et plan de Jérusalem et de ses faubourgs, Brux. 1844; Ritters Erdkunde im 16. Band.


Jerusalem , Joh. Friedr. Wilhelm, protestant. Kanzelredner, geb. 1709 zu Osnabrück, wurde Reiseprediger u. Erzieher des Erbprinzen von Braunschweig, stieg zum Vicepräsidenten des Consistoriums von Wolfenbüttel empor, st. 1789, nachdem er erlebt hatte, daß sein Sohn Karl Wilhelm 1773 sich erschoß, wo durch Göthe zur Dichtung seines Werther veranlaßt worden sein soll. J. war gleich Mosheim in dem Wahne befangen, man könne für die elegante Welt eine ganz besondere Religion ersinnen und versuchte dieses durch Nachahmung engl. Theologen. Nachgelassene Schriften Braunschweig 1792 bis 1793, 2 B.


Jesaias, Isaias, der 1. unter den 4 großen Propheten, der Sohn eines sonst unbekannten Amos, von den Rabbinen zum Bruder des Königs Amasias gemacht,

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[480/0481] hl. Jungfrau u. a. m. Der Neuperser Chosroës II. plünderte J. u. soll namentlich mit Beihilfe der Juden 36000 od. gar 90000 Christen ermordet haben. doch 628 brachte Heraklius das von Chosroës geraubte hl. Kreuz wieder nach J. zurück. Kurz darauf (638) mußte sich J. an den Chalifen Omar ergeben; die noch vorhandene Kapitulationsurkunde gewährte den Christen übrigens sehr günstige Bedingungen. ihre Lage blieb erträglich u. der Weg nach J. den Wallfahrern offen. Harun al Raschid sandte sogar an Karl d. Gr. die Schlüssel zu den Thoren u. Kirchen. wohin Karl viele Stiftungen machte. Große Drangsale kamen nach der Zertrümmerung des Chalifates durch die seldschukkischen Türken über die Christen, als kräftige Antwort aus dem Abendlande die Kreuzzüge. Durch die Kreuzfahrer, welche am 15. Juli 1099 J. eroberten, entstand und blühte das Königreich J., dessen Mittelpunkt die Stadt J. selbst wurde, in welcher die Orden der Johanniter u. Tempelherren aufblühten. Unter den Königen von J. war nach Gottfried v. Bouillon (s. d.), dem zunächst Balduin I. (1100–18), Balduin II. (1118–31) u. Fulko von Anjou (1131–42) folgten, Balduin III. (s. Balduin). 1143–62. der tüchtigste. Seine Nachfolger wußten den Hader der verschiedenen Nationalitäten, von denen jede die vorherrschende sein wollte, nicht zu beherrschen, im Abendlande kühlte sich der Eifer für die Kreuzfahrten allmälig ab. Nachdem 1187 J. in Saladins Hände gefallen war, vertauschte Guido von Lusignan (s. d.) 1190 die Rolle eines Königs von J. mit der eines Königs von Cypern. Richard Löwenherz gab das Königreich J. an Heinrich von Champagne (1190–96), aber unter ihm u. seinen Nachfolgern Amalrich II. von Cypern und Johann von Brienne nahmen die Saracenen eine Besitzung nach der andern weg. Kaiser Friedrich II. gewann 1229 J. wieder, aber durch Unterhandlungen u. als der König von Navarra u. der Herzog von Bretagne seinen Waffenstillstand brachen, zerstörte der ägyptische Sultan mit chowaresmischen Türken J. u. schlug am 18. Oktbr. 1244 bei Gaza die Kreuzfahrer bis zur Vernichtung. Das ganze Königreich J. beschränkte sich bald nur noch auf das feste Ptolemais u. 1292 ging auch dies verloren, Papst und Concilien ermahnten fortan vergeblich zum Kampfe gegen die Türken, nur den Titel des Königs von J. führten die deutschen Kaiser u. a. Fürsten fort. J. kam 1382 an die Mamelucken. 1517 an die Pforte. 1833 an Mehemed Ali. 1840 wiederum an die Pforte, welche einen Pascha hineinsetzte. J., der Sitz eines kathol. Patriarchen, wurde 1841 Sitz eines protest. Bischofs, 1845 eines griech. Patriarchen und 1851 ein protestant. Diakonissenhaus daselbst errichtet. Für Herbeiführung des gegenwärtigen Krieges zwischen Rußland einerseits, der Türkei und ihren Verbündeten anderseits hat der alte Streit über die hl. Orte in J. der Diplomatie Vorwände herleihen müssen. – Vergl. die Werke des Amerikaners Robinson über Palästina (Palästina, deutsch in Halle 1841–43, 3 B.; Neue Untersuchungen über die Topographie J.s, Halle 1847), Dr. Sepp: Forschungen eines teutschen Reisenden in Jerusalem (im 19. B. der historisch-polit. Blätter), die Reisebeschreibungen von Schubert, Sieber, Berggren, Geramb; Abbé Dupuis: histoire et plan de Jérusalem et de ses faubourgs, Brux. 1844; Ritters Erdkunde im 16. Band. Jerusalem , Joh. Friedr. Wilhelm, protestant. Kanzelredner, geb. 1709 zu Osnabrück, wurde Reiseprediger u. Erzieher des Erbprinzen von Braunschweig, stieg zum Vicepräsidenten des Consistoriums von Wolfenbüttel empor, st. 1789, nachdem er erlebt hatte, daß sein Sohn Karl Wilhelm 1773 sich erschoß, wo durch Göthe zur Dichtung seines Werther veranlaßt worden sein soll. J. war gleich Mosheim in dem Wahne befangen, man könne für die elegante Welt eine ganz besondere Religion ersinnen und versuchte dieses durch Nachahmung engl. Theologen. Nachgelassene Schriften Braunschweig 1792 bis 1793, 2 B. Jesaias, Isaias, der 1. unter den 4 großen Propheten, der Sohn eines sonst unbekannten Amos, von den Rabbinen zum Bruder des Königs Amasias gemacht,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/481>, abgerufen am 23.11.2024.