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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Karlsruhe, Haupt- u. Residenzstadt des Großherzogthums Baden, im Mittelrheinkreise, am Hartwalde u. an der bad. Eisenbahn, mit 31500 E., in sandiger Gegend, gleich mehren deutschen Residenzen keine naturwüchsige, sondern willkürlich hervorgerufene Stadt, in Form eines Fächers durchaus regelmäßig gebaut, Sitz der Centralbehörden, mit einem Lyceum, einer polytechnischen und höheren Militärschule u. a. Unterrichtsanstalten, reicher Bibliothek, botanischem Garten, mehren schönen öffentlichen Gebäuden, großer Maschinenfabrik.


Karlsstadt, österr. Stadt u. Festung in Kroatien an der von hier an schiffbaren Kulpa, Sitz eines griech. nicht unirten Bischofs mit 6300 E., lebhaftem Handelsverkehr. Der K.er Gränzbezirk, ein Theil der croat. Militärgränze, besteht aus 4 Regimentsbezirken: dem Liccaner-, Ottochaczer-, Oguliner- und Szluinerregimente.


Karlsstadt, schwed. Stadt auf der Nordseite des Wenersees, auf einer Insel an der Mündung des Klaraelf, mit dem Festland durch 2 Brücken verbunden, Hauptort eines Läns, Bischofssitz mit schöner Domkirche, 4000 E., starkem Verkehr.


Karlsstadt, bayer. Stadt in Unterfranken am Main mit 2400 E., Wein-, Gemüse- und Obstbau.


Karlstadt, eigentlich Andreas Bodenstein, ein Mitarbeiter Luthers, geb. um 1483 zu Karlstadt in Franken, studierte zu Rom und Wittenberg, wurde in letzterem Orte Archidiakon, Burgpfarrer, Professor der Theologie und trat 1517 mit stürmischem Eifer sofort auf Luthers Seite. Für diesen schrieb er 1518 gegen Ed's Obelisci seine 370 apologeticae conclusiones, war bei der Leipziger Disputation 1519 und der erste, der an Weihnachten 1521 die Messe deutsch las, die Beicht wegwarf. das Abendmahl unter beiderlei Gestalt austheilte, Heiligenbilder und Altäre zerstörte, das Fastengebot öffentlich verhöhnte und öffentlich ein Weib nahm. Als Luther 1522 ihn aus Wittenberg trieb, machte sich K. zum Pfarrer in Orlamünde u. "verbesserte" das Kirchenwesen nach seiner Manier. Luther predigte 1524 leidenschaftlich gegen den alten Freund, dieser klagte leidenschaftlich beim Kurfürsten Friedrich, wurde aber als Revolutionär aus dem Lande gewiesen. Ergrimmt zeigte er nun in der Schrift: "Von dem widerchristlichen Mißbrauch des Herrn Brodes u. Kelchs", Luther habe keinen Grund für die Beibehaltung der Lehre von der wirklichen Gegenwart Christi im Abendmahl - der getroffene Luther wußte sich nur mit Grobheiten jener Art zu helfen, wie er und K. sie im schwarzen Bären zu Jena einander ins Gesicht warfen, und der Grund zu dem folgenschweren Abendmahlsstreit war gelegt. Das Elend zwang 1525 den K., um seiner Familie willen bei Luthern zu Kreuze zu kriechen und Stillschweigen zu versprechen. Er lebte zu Segrehna bei Wittenberg als Bauer, Krämer und Verächter der Wissenschaften bis 1528. Dann begann er von neuem gegen die Lutheraner zu schreiben. floh aber gewitziget in die Schweiz, wurde Diakon zu Zürich, Pfarrer zu Altstätten, 1535 Professor der Exegese zu Basel und st. 1541 daselbst.


Karmarsch, Karl, geb. 1803 zu Wien, Lehrer an dem polytechnischen Institute daselbst, seit 1830 Direktor der polytechnischen Schule zu Hannover, erbaute eine Gravirmaschine zum Copiren von Münzen und Reliefs, redigirt die Mittheilungen des Gewerbvereins für das Königreich Hannover, schrieb einen Grundriß der Chemie, Wien 1823, eine Einleitung in die mechanischen Lehren der Technologie, Wien 1825, einen Grundriß der mechanischen Technologie, Hannover 1837, mit Friedrich Heeren ein technologisches Wörterbuch, 2. Aufl. Prag 1853.


Karmel, Vorgebirge Palästinas, im jetzigen Paschalik Akre, 8 Meilen im Umfange, mit Wäldern und Thälern, reich an nie versiegenden Quellen, der Schauplatz der Wunder des Propheten Elias. Auf demselben finden sich Ruinen aus den Zeiten des Königreichs Jerusalem und ein 1830 erbautes Karmeliterkloster, wo die Pilger Aufnahme und Pflege finden.


Karmeliter, die, 1247 von Innocenz IV. fratres beatae Mariae de monte


Karlsruhe, Haupt- u. Residenzstadt des Großherzogthums Baden, im Mittelrheinkreise, am Hartwalde u. an der bad. Eisenbahn, mit 31500 E., in sandiger Gegend, gleich mehren deutschen Residenzen keine naturwüchsige, sondern willkürlich hervorgerufene Stadt, in Form eines Fächers durchaus regelmäßig gebaut, Sitz der Centralbehörden, mit einem Lyceum, einer polytechnischen und höheren Militärschule u. a. Unterrichtsanstalten, reicher Bibliothek, botanischem Garten, mehren schönen öffentlichen Gebäuden, großer Maschinenfabrik.


Karlsstadt, österr. Stadt u. Festung in Kroatien an der von hier an schiffbaren Kulpa, Sitz eines griech. nicht unirten Bischofs mit 6300 E., lebhaftem Handelsverkehr. Der K.er Gränzbezirk, ein Theil der croat. Militärgränze, besteht aus 4 Regimentsbezirken: dem Liccaner-, Ottochaczer-, Oguliner- und Szluinerregimente.


Karlsstadt, schwed. Stadt auf der Nordseite des Wenersees, auf einer Insel an der Mündung des Klaraelf, mit dem Festland durch 2 Brücken verbunden, Hauptort eines Läns, Bischofssitz mit schöner Domkirche, 4000 E., starkem Verkehr.


Karlsstadt, bayer. Stadt in Unterfranken am Main mit 2400 E., Wein-, Gemüse- und Obstbau.


Karlstadt, eigentlich Andreas Bodenstein, ein Mitarbeiter Luthers, geb. um 1483 zu Karlstadt in Franken, studierte zu Rom und Wittenberg, wurde in letzterem Orte Archidiakon, Burgpfarrer, Professor der Theologie und trat 1517 mit stürmischem Eifer sofort auf Luthers Seite. Für diesen schrieb er 1518 gegen Edʼs Obelisci seine 370 apologeticae conclusiones, war bei der Leipziger Disputation 1519 und der erste, der an Weihnachten 1521 die Messe deutsch las, die Beicht wegwarf. das Abendmahl unter beiderlei Gestalt austheilte, Heiligenbilder und Altäre zerstörte, das Fastengebot öffentlich verhöhnte und öffentlich ein Weib nahm. Als Luther 1522 ihn aus Wittenberg trieb, machte sich K. zum Pfarrer in Orlamünde u. „verbesserte“ das Kirchenwesen nach seiner Manier. Luther predigte 1524 leidenschaftlich gegen den alten Freund, dieser klagte leidenschaftlich beim Kurfürsten Friedrich, wurde aber als Revolutionär aus dem Lande gewiesen. Ergrimmt zeigte er nun in der Schrift: „Von dem widerchristlichen Mißbrauch des Herrn Brodes u. Kelchs“, Luther habe keinen Grund für die Beibehaltung der Lehre von der wirklichen Gegenwart Christi im Abendmahl – der getroffene Luther wußte sich nur mit Grobheiten jener Art zu helfen, wie er und K. sie im schwarzen Bären zu Jena einander ins Gesicht warfen, und der Grund zu dem folgenschweren Abendmahlsstreit war gelegt. Das Elend zwang 1525 den K., um seiner Familie willen bei Luthern zu Kreuze zu kriechen und Stillschweigen zu versprechen. Er lebte zu Segrehna bei Wittenberg als Bauer, Krämer und Verächter der Wissenschaften bis 1528. Dann begann er von neuem gegen die Lutheraner zu schreiben. floh aber gewitziget in die Schweiz, wurde Diakon zu Zürich, Pfarrer zu Altstätten, 1535 Professor der Exegese zu Basel und st. 1541 daselbst.


Karmarsch, Karl, geb. 1803 zu Wien, Lehrer an dem polytechnischen Institute daselbst, seit 1830 Direktor der polytechnischen Schule zu Hannover, erbaute eine Gravirmaschine zum Copiren von Münzen und Reliefs, redigirt die Mittheilungen des Gewerbvereins für das Königreich Hannover, schrieb einen Grundriß der Chemie, Wien 1823, eine Einleitung in die mechanischen Lehren der Technologie, Wien 1825, einen Grundriß der mechanischen Technologie, Hannover 1837, mit Friedrich Heeren ein technologisches Wörterbuch, 2. Aufl. Prag 1853.


Karmel, Vorgebirge Palästinas, im jetzigen Paschalik Akre, 8 Meilen im Umfange, mit Wäldern und Thälern, reich an nie versiegenden Quellen, der Schauplatz der Wunder des Propheten Elias. Auf demselben finden sich Ruinen aus den Zeiten des Königreichs Jerusalem und ein 1830 erbautes Karmeliterkloster, wo die Pilger Aufnahme und Pflege finden.


Karmeliter, die, 1247 von Innocenz IV. fratres beatae Mariae de monte

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[554/0555] Karlsruhe, Haupt- u. Residenzstadt des Großherzogthums Baden, im Mittelrheinkreise, am Hartwalde u. an der bad. Eisenbahn, mit 31500 E., in sandiger Gegend, gleich mehren deutschen Residenzen keine naturwüchsige, sondern willkürlich hervorgerufene Stadt, in Form eines Fächers durchaus regelmäßig gebaut, Sitz der Centralbehörden, mit einem Lyceum, einer polytechnischen und höheren Militärschule u. a. Unterrichtsanstalten, reicher Bibliothek, botanischem Garten, mehren schönen öffentlichen Gebäuden, großer Maschinenfabrik. Karlsstadt, österr. Stadt u. Festung in Kroatien an der von hier an schiffbaren Kulpa, Sitz eines griech. nicht unirten Bischofs mit 6300 E., lebhaftem Handelsverkehr. Der K.er Gränzbezirk, ein Theil der croat. Militärgränze, besteht aus 4 Regimentsbezirken: dem Liccaner-, Ottochaczer-, Oguliner- und Szluinerregimente. Karlsstadt, schwed. Stadt auf der Nordseite des Wenersees, auf einer Insel an der Mündung des Klaraelf, mit dem Festland durch 2 Brücken verbunden, Hauptort eines Läns, Bischofssitz mit schöner Domkirche, 4000 E., starkem Verkehr. Karlsstadt, bayer. Stadt in Unterfranken am Main mit 2400 E., Wein-, Gemüse- und Obstbau. Karlstadt, eigentlich Andreas Bodenstein, ein Mitarbeiter Luthers, geb. um 1483 zu Karlstadt in Franken, studierte zu Rom und Wittenberg, wurde in letzterem Orte Archidiakon, Burgpfarrer, Professor der Theologie und trat 1517 mit stürmischem Eifer sofort auf Luthers Seite. Für diesen schrieb er 1518 gegen Edʼs Obelisci seine 370 apologeticae conclusiones, war bei der Leipziger Disputation 1519 und der erste, der an Weihnachten 1521 die Messe deutsch las, die Beicht wegwarf. das Abendmahl unter beiderlei Gestalt austheilte, Heiligenbilder und Altäre zerstörte, das Fastengebot öffentlich verhöhnte und öffentlich ein Weib nahm. Als Luther 1522 ihn aus Wittenberg trieb, machte sich K. zum Pfarrer in Orlamünde u. „verbesserte“ das Kirchenwesen nach seiner Manier. Luther predigte 1524 leidenschaftlich gegen den alten Freund, dieser klagte leidenschaftlich beim Kurfürsten Friedrich, wurde aber als Revolutionär aus dem Lande gewiesen. Ergrimmt zeigte er nun in der Schrift: „Von dem widerchristlichen Mißbrauch des Herrn Brodes u. Kelchs“, Luther habe keinen Grund für die Beibehaltung der Lehre von der wirklichen Gegenwart Christi im Abendmahl – der getroffene Luther wußte sich nur mit Grobheiten jener Art zu helfen, wie er und K. sie im schwarzen Bären zu Jena einander ins Gesicht warfen, und der Grund zu dem folgenschweren Abendmahlsstreit war gelegt. Das Elend zwang 1525 den K., um seiner Familie willen bei Luthern zu Kreuze zu kriechen und Stillschweigen zu versprechen. Er lebte zu Segrehna bei Wittenberg als Bauer, Krämer und Verächter der Wissenschaften bis 1528. Dann begann er von neuem gegen die Lutheraner zu schreiben. floh aber gewitziget in die Schweiz, wurde Diakon zu Zürich, Pfarrer zu Altstätten, 1535 Professor der Exegese zu Basel und st. 1541 daselbst. Karmarsch, Karl, geb. 1803 zu Wien, Lehrer an dem polytechnischen Institute daselbst, seit 1830 Direktor der polytechnischen Schule zu Hannover, erbaute eine Gravirmaschine zum Copiren von Münzen und Reliefs, redigirt die Mittheilungen des Gewerbvereins für das Königreich Hannover, schrieb einen Grundriß der Chemie, Wien 1823, eine Einleitung in die mechanischen Lehren der Technologie, Wien 1825, einen Grundriß der mechanischen Technologie, Hannover 1837, mit Friedrich Heeren ein technologisches Wörterbuch, 2. Aufl. Prag 1853. Karmel, Vorgebirge Palästinas, im jetzigen Paschalik Akre, 8 Meilen im Umfange, mit Wäldern und Thälern, reich an nie versiegenden Quellen, der Schauplatz der Wunder des Propheten Elias. Auf demselben finden sich Ruinen aus den Zeiten des Königreichs Jerusalem und ein 1830 erbautes Karmeliterkloster, wo die Pilger Aufnahme und Pflege finden. Karmeliter, die, 1247 von Innocenz IV. fratres beatae Mariae de monte

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/555>, abgerufen am 23.11.2024.