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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Pfalz und von Bayern, geb. 1724 als Pfalzgraf von Sulzbach, erbte 1742 die Kurpfalz, 1777 auch Bayern, ein kunst- und prachtliebender Herr, politisch bekannt durch die Bereitwilligkeit, mit welcher der kinderlose Fürst Bayern für die Niederlande an Oesterreich austauschen wollte, welcher Plan an dem Widerspruche der Agnaten von Pfalz-Zweibrücken, der Gegenwirkung Friedrichs II. und des von diesem gestifteten Fürstenbundes scheiterte; st. 1799.


Karl Wilhelm Ferdinand, geb. 1735, Herzog von Braunschweig von 1780-1807, ein sehr wohlwollender, in seiner Hofhaltung sparsamer, für gemeinnützige Unternehmungen aber sehr freigebiger Fürst, zeichnete sich im 7jährigen Kriege aus, obwohl er noch kein selbständiges Commando führte und erhielt nach Friedrichs II. Tod den Oberbefehl über das preuß. Heer. Sein Feldzug 1787 gegen die sog. holländ. Patrioten hatte einen schnellen Erfolg, einen weniger glücklichen jedoch der von 1792 gegen das revolutionäre Frankreich. Der Herzog nahm Longwy und Verdun, durchbrach die starke Stellung des Dumouriez in der Champagne, ließ sich aber von diesem durch Unterhandlungen hinhalten und wagte nach der Kanonade von Valmy die entscheidende Schlacht nicht. In Folge eines geheim gehaltenen Vergleichs mit Dumouriez zog er sich unbelästigt über die Mosel zurück. nahm 1793 Mainz, schlug die Franzosen bei Pirmasens, erstürmte mit Wurmser die Weißenburgerlinien, schlug die Franzosen noch einmal bei Kaiserslautern, mußte jedoch wie Wurmser gegen Ende des Jahres vor den wüthenden Angriffen der Franzosen über den Rhein zurückgehen. Im Kriege v. 1806 führte er gegen Napoleon den Oberbefehl, wurde bei Auerstädt tödtlich verwundet, mußte aus seinen Erblanden fliehen, da Napoleon die Neutralität derselben mit grausamem Hohne verweigerte, u. st. zu Ottensen bei Altona den 10. Novbr.


Karld'or, braunschweigische Goldmünze von Karl Wilhelm Ferdinand - 5 Thlr. Gold = etwa 8 fl. Conv.-M.


Karlisten, in Spanien die Anhänger des Don Carlos (s. Carlos).


Karlsbad, der bekannte Kurort in Böhmen, am Einflusse der Tepel in die Eger, in romantischem Thale, hat 5400 E., bürgerliche Industrie, aber seine Haupterwerbsquelle in dem Besuche der Bäder. Die kalten Mineralwasser werden weniger benutzt, um so mehr die warmen, z. B. der Sprudel, der 59°R. warm hoch aufwallend in der Minute 50 Eimer ergießt, der Mühl- u. Schloßbrunnen (45°R. und 38°R). Die Quellen enthalten: schwefel-, salz- und kohlensaures Natron, kohlensauren Kalk, weniger Flußspathkalk, kohlensaure Magnesia, phosphorsauren Kalk, Kieselerde, Manganoxyd etc. Vgl. Bad- u. Brunnenkuren. Die K.-Quellen sind auch durch manche Erscheinungen für den Chemiker und Geognosten von hohem Interesse. (Mannl: der Führer in K. u. seinen Umgebungen, 6. Aufl. Karlsbad 1853; Carro: "Vingt-huit ans d'observations et d'experience a Carlsbad", Karlsbad 1853.)


Karlsbader Beschlüsse, 1819 zu Karlsbad durch einen Ministerialcongreß gefaßt, durch den Bundestag zur allgemeinen Giltigkeit für Deutschland erhoben, betrafen die Executionsordnung für die Beschlüsse des Bundestags, die Einsetzung von Regierungsbevollmächtigten für die Universitäten, strenge Censur für die Zeitungen u. Schriften unter 20 Bogen u. die Niedersetzung der Central-Untersuchungs-Commission zu Mainz, die bekanntlich bis 1828 saß.


Karlsburg, Stadt und Festung in Siebenbürgen, an der Maros, Bischofssitz, Lyceum, Sternwarte, Bibliothek, 12300 E., darunter eine Anzahl Juden mit bürgerlichen Rechten.


Karlshafen, kurhess. Stadt an der Weser, mit 1800 E., Eisenwerk, Flußschiffahrt.


Karlshamm, schwed. Stadt an der Südküste, mit Hafen, Seehandel, Fischerei, 4000 E.


Karlskrona, schwed. Seestadt an der Südküste, Hauptort des gleichnamigen Län, Hafen, Station für die Scheerenflotte, Seearsenal, 14000 E.; Seehandel und Fischerei.

Pfalz und von Bayern, geb. 1724 als Pfalzgraf von Sulzbach, erbte 1742 die Kurpfalz, 1777 auch Bayern, ein kunst- und prachtliebender Herr, politisch bekannt durch die Bereitwilligkeit, mit welcher der kinderlose Fürst Bayern für die Niederlande an Oesterreich austauschen wollte, welcher Plan an dem Widerspruche der Agnaten von Pfalz-Zweibrücken, der Gegenwirkung Friedrichs II. und des von diesem gestifteten Fürstenbundes scheiterte; st. 1799.


Karl Wilhelm Ferdinand, geb. 1735, Herzog von Braunschweig von 1780–1807, ein sehr wohlwollender, in seiner Hofhaltung sparsamer, für gemeinnützige Unternehmungen aber sehr freigebiger Fürst, zeichnete sich im 7jährigen Kriege aus, obwohl er noch kein selbständiges Commando führte und erhielt nach Friedrichs II. Tod den Oberbefehl über das preuß. Heer. Sein Feldzug 1787 gegen die sog. holländ. Patrioten hatte einen schnellen Erfolg, einen weniger glücklichen jedoch der von 1792 gegen das revolutionäre Frankreich. Der Herzog nahm Longwy und Verdun, durchbrach die starke Stellung des Dumouriez in der Champagne, ließ sich aber von diesem durch Unterhandlungen hinhalten und wagte nach der Kanonade von Valmy die entscheidende Schlacht nicht. In Folge eines geheim gehaltenen Vergleichs mit Dumouriez zog er sich unbelästigt über die Mosel zurück. nahm 1793 Mainz, schlug die Franzosen bei Pirmasens, erstürmte mit Wurmser die Weißenburgerlinien, schlug die Franzosen noch einmal bei Kaiserslautern, mußte jedoch wie Wurmser gegen Ende des Jahres vor den wüthenden Angriffen der Franzosen über den Rhein zurückgehen. Im Kriege v. 1806 führte er gegen Napoleon den Oberbefehl, wurde bei Auerstädt tödtlich verwundet, mußte aus seinen Erblanden fliehen, da Napoleon die Neutralität derselben mit grausamem Hohne verweigerte, u. st. zu Ottensen bei Altona den 10. Novbr.


Karld'or, braunschweigische Goldmünze von Karl Wilhelm Ferdinand – 5 Thlr. Gold = etwa 8 fl. Conv.-M.


Karlisten, in Spanien die Anhänger des Don Carlos (s. Carlos).


Karlsbad, der bekannte Kurort in Böhmen, am Einflusse der Tepel in die Eger, in romantischem Thale, hat 5400 E., bürgerliche Industrie, aber seine Haupterwerbsquelle in dem Besuche der Bäder. Die kalten Mineralwasser werden weniger benutzt, um so mehr die warmen, z. B. der Sprudel, der 59°R. warm hoch aufwallend in der Minute 50 Eimer ergießt, der Mühl- u. Schloßbrunnen (45°R. und 38°R). Die Quellen enthalten: schwefel-, salz- und kohlensaures Natron, kohlensauren Kalk, weniger Flußspathkalk, kohlensaure Magnesia, phosphorsauren Kalk, Kieselerde, Manganoxyd etc. Vgl. Bad- u. Brunnenkuren. Die K.-Quellen sind auch durch manche Erscheinungen für den Chemiker und Geognosten von hohem Interesse. (Mannl: der Führer in K. u. seinen Umgebungen, 6. Aufl. Karlsbad 1853; Carro: „Vingt-huit ans dʼobservations et dʼexpérience à Carlsbad“, Karlsbad 1853.)


Karlsbader Beschlüsse, 1819 zu Karlsbad durch einen Ministerialcongreß gefaßt, durch den Bundestag zur allgemeinen Giltigkeit für Deutschland erhoben, betrafen die Executionsordnung für die Beschlüsse des Bundestags, die Einsetzung von Regierungsbevollmächtigten für die Universitäten, strenge Censur für die Zeitungen u. Schriften unter 20 Bogen u. die Niedersetzung der Central-Untersuchungs-Commission zu Mainz, die bekanntlich bis 1828 saß.


Karlsburg, Stadt und Festung in Siebenbürgen, an der Maros, Bischofssitz, Lyceum, Sternwarte, Bibliothek, 12300 E., darunter eine Anzahl Juden mit bürgerlichen Rechten.


Karlshafen, kurhess. Stadt an der Weser, mit 1800 E., Eisenwerk, Flußschiffahrt.


Karlshamm, schwed. Stadt an der Südküste, mit Hafen, Seehandel, Fischerei, 4000 E.


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[553/0554] Pfalz und von Bayern, geb. 1724 als Pfalzgraf von Sulzbach, erbte 1742 die Kurpfalz, 1777 auch Bayern, ein kunst- und prachtliebender Herr, politisch bekannt durch die Bereitwilligkeit, mit welcher der kinderlose Fürst Bayern für die Niederlande an Oesterreich austauschen wollte, welcher Plan an dem Widerspruche der Agnaten von Pfalz-Zweibrücken, der Gegenwirkung Friedrichs II. und des von diesem gestifteten Fürstenbundes scheiterte; st. 1799. Karl Wilhelm Ferdinand, geb. 1735, Herzog von Braunschweig von 1780–1807, ein sehr wohlwollender, in seiner Hofhaltung sparsamer, für gemeinnützige Unternehmungen aber sehr freigebiger Fürst, zeichnete sich im 7jährigen Kriege aus, obwohl er noch kein selbständiges Commando führte und erhielt nach Friedrichs II. Tod den Oberbefehl über das preuß. Heer. Sein Feldzug 1787 gegen die sog. holländ. Patrioten hatte einen schnellen Erfolg, einen weniger glücklichen jedoch der von 1792 gegen das revolutionäre Frankreich. Der Herzog nahm Longwy und Verdun, durchbrach die starke Stellung des Dumouriez in der Champagne, ließ sich aber von diesem durch Unterhandlungen hinhalten und wagte nach der Kanonade von Valmy die entscheidende Schlacht nicht. In Folge eines geheim gehaltenen Vergleichs mit Dumouriez zog er sich unbelästigt über die Mosel zurück. nahm 1793 Mainz, schlug die Franzosen bei Pirmasens, erstürmte mit Wurmser die Weißenburgerlinien, schlug die Franzosen noch einmal bei Kaiserslautern, mußte jedoch wie Wurmser gegen Ende des Jahres vor den wüthenden Angriffen der Franzosen über den Rhein zurückgehen. Im Kriege v. 1806 führte er gegen Napoleon den Oberbefehl, wurde bei Auerstädt tödtlich verwundet, mußte aus seinen Erblanden fliehen, da Napoleon die Neutralität derselben mit grausamem Hohne verweigerte, u. st. zu Ottensen bei Altona den 10. Novbr. Karld'or, braunschweigische Goldmünze von Karl Wilhelm Ferdinand – 5 Thlr. Gold = etwa 8 fl. Conv.-M. Karlisten, in Spanien die Anhänger des Don Carlos (s. Carlos). Karlsbad, der bekannte Kurort in Böhmen, am Einflusse der Tepel in die Eger, in romantischem Thale, hat 5400 E., bürgerliche Industrie, aber seine Haupterwerbsquelle in dem Besuche der Bäder. Die kalten Mineralwasser werden weniger benutzt, um so mehr die warmen, z. B. der Sprudel, der 59°R. warm hoch aufwallend in der Minute 50 Eimer ergießt, der Mühl- u. Schloßbrunnen (45°R. und 38°R). Die Quellen enthalten: schwefel-, salz- und kohlensaures Natron, kohlensauren Kalk, weniger Flußspathkalk, kohlensaure Magnesia, phosphorsauren Kalk, Kieselerde, Manganoxyd etc. Vgl. Bad- u. Brunnenkuren. Die K.-Quellen sind auch durch manche Erscheinungen für den Chemiker und Geognosten von hohem Interesse. (Mannl: der Führer in K. u. seinen Umgebungen, 6. Aufl. Karlsbad 1853; Carro: „Vingt-huit ans dʼobservations et dʼexpérience à Carlsbad“, Karlsbad 1853.) Karlsbader Beschlüsse, 1819 zu Karlsbad durch einen Ministerialcongreß gefaßt, durch den Bundestag zur allgemeinen Giltigkeit für Deutschland erhoben, betrafen die Executionsordnung für die Beschlüsse des Bundestags, die Einsetzung von Regierungsbevollmächtigten für die Universitäten, strenge Censur für die Zeitungen u. Schriften unter 20 Bogen u. die Niedersetzung der Central-Untersuchungs-Commission zu Mainz, die bekanntlich bis 1828 saß. Karlsburg, Stadt und Festung in Siebenbürgen, an der Maros, Bischofssitz, Lyceum, Sternwarte, Bibliothek, 12300 E., darunter eine Anzahl Juden mit bürgerlichen Rechten. Karlshafen, kurhess. Stadt an der Weser, mit 1800 E., Eisenwerk, Flußschiffahrt. Karlshamm, schwed. Stadt an der Südküste, mit Hafen, Seehandel, Fischerei, 4000 E. Karlskrona, schwed. Seestadt an der Südküste, Hauptort des gleichnamigen Län, Hafen, Station für die Scheerenflotte, Seearsenal, 14000 E.; Seehandel und Fischerei.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/554>, abgerufen am 23.11.2024.