Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.Lebensbeschreibungen des Mittelalters (die meisten sind abgedruckt in großen Sammelwerken, namentlich in denen von Goldast, Freher, Leibnitz, Muratori, Mabillon u. a., theilweise abgedruckt u. noch zu erwarten in den von Pertz herausgegebenen Monumenta Germaniae historica) bleiben eine unerschöpfliche Fundgrube für die K. Hatten im Mittelalter nur sehr wenige Versuche stattgefunden, allgemeine K.n zu schreiben, so daß kaum Haymo von Halberstadt (st. 853), der röm. Bibliothekar Anastasius (st. um 886), Adam von Bremen (s. d.), der Engländer Oderik Vitalis (st. nach 1142) und Bartholomäus von Lukka (st. 1327) zu nennen sind, so wurde dies vom 15. Jahrh. an anders, indem das Wiederaufleben der classischen Studien sowie die Erfindung der Buchdruckerkunst den Wissenschaften überhaupt, die Reformation der K. insbesondere einen großartigen Aufschwung verlieh. Schon in der Summa historialis, worin Antonius von Florenz (st. 1450) die Weltgeschichte von Adam bis 1439 n. Chr. behandelte, zeigt sich der Einfluß griechischer Bildung; Laurentius Valla (st. 1456) weckte die historische Kritik, der Benedictiner Tritenheim (st. 1516) studierte die Quellen, der Domherr Albrecht Cranz (st. 1517) wendete sich in einer K. von Norddeutschland zornig gegen die Gebrechen der Kirche. Von der nichtkathol. K. des 3. Zeitraumes gilt im Ganzen Menzels Wort: "Von der Verderbniß der alten Kirche ist Alles gesagt, ist Alles aufgedeckt worden; von den Tugenden. die sie bewahrte, hat man hartnäckig geschwiegen". Im 16. Jahrh. traten die Centuriatoren (s. Centurien) auf, ihnen entgegen der Cardinal Baronius (s. d.), welcher einerseits Fortsetzer, anderseits neue Gegner an den Lutheranern Kortholt u. Tribbechow sowie an den Reformirten: Casaubon. S. Basnage, Montacutius u. a. fand. Die Jesuiten, Mauriner u. Oratorianer leisteten zumeist nur Vorbereitendes aber Unsterbliches für die K. Von unübersehbar vielen Spezialwerken verdienen die Espanna sagrada (s. Florez) u. Gallia christiana sowie Möhlers Athanasius d. G. und Hurters Innocenz III. besonders hervorgehoben zu werden; von den Bearbeitern der allgemeinen K. in Frankreich: Godeau, der gallikanisch gesinnte Natalis Alexander, der grundgelehrte Tillemont, der für das gebildete Publikum schreibende Cl. Fleury, neuestens der Professor Rohrbacher, dessen Histoire universelle de l'eglise (Par. 1842-1848) bis zum Jahr 1848 geht. Unter den Italienern glänzten nach Baronius der Cardinal Orsi, Sacharelli, Zola, der Augustiner Berti, der Franzose Graveson, in neuester Zeit Delsignore. In Deutschland begnügten sich die Katholiken lange mit Auszügen aus Baronius, seit Maria Theresias Zeit traten die Josephiner auf, unter denen Dannenmayer (s. d.) am besten schrieb; eine neue Aera begründete der Graf Leopold von Stolberg mit seiner "Geschichte der Religion Jesu Christi" (vom 15. -47. Band fortgesetzt vom Major Kerz. gegenwärtig vom Dr. Brischar in Wien); trefflich schrieb Stolbergs Freund Th. Katerkamp (st. 1834), die Werke von A. Gfrörer u. Döllinger blieben bis jetzt leider unvollendet; die 2 besten vollständigen Handbücher der K. sind von J. J. Ritter (3. Aufl. Bonn 1846) und von I. Alzog (6. Aufl. Mainz 1855. 2 B.). Von den protestantischen Kirchenhistorikern seit dem 18. Jahrh. lieferte das umfassendste Werk Schröckh, dem sich die Rationalisten Tschirner, Henke, Spittler, Stäudlin anschlossen; gelten als die besten Planck (st. 1832) u. A. Neander in Berlin, als der geschmackvollste Hase. Kirchengewalt, potestas ecclesiastica, der Inbegriff aller Vollmachten, welche Jesus Christus, "Dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel wie auf Erden", dem Petrus und den übrigen Aposteln verlieh und welche den Nachfolgern derselben übertragen wird. Näheres in den Artikeln: Hierarchie, Kirchenrecht. Kirchengüter, bona ecclesiastica, Kirchenvermögen, patrimonium ecclesiae, die Gesammtheit des Eigenthums einer Kirche, bestehend in beweglichen und unbeweglichen Sachen, Grundbesitz, Kapitalien, nutzbringenden Rechten u. Renten, womit eine Kirche bei ihrer Gründung Lebensbeschreibungen des Mittelalters (die meisten sind abgedruckt in großen Sammelwerken, namentlich in denen von Goldast, Freher, Leibnitz, Muratori, Mabillon u. a., theilweise abgedruckt u. noch zu erwarten in den von Pertz herausgegebenen Monumenta Germaniae historica) bleiben eine unerschöpfliche Fundgrube für die K. Hatten im Mittelalter nur sehr wenige Versuche stattgefunden, allgemeine K.n zu schreiben, so daß kaum Haymo von Halberstadt (st. 853), der röm. Bibliothekar Anastasius (st. um 886), Adam von Bremen (s. d.), der Engländer Oderik Vitalis (st. nach 1142) und Bartholomäus von Lukka (st. 1327) zu nennen sind, so wurde dies vom 15. Jahrh. an anders, indem das Wiederaufleben der classischen Studien sowie die Erfindung der Buchdruckerkunst den Wissenschaften überhaupt, die Reformation der K. insbesondere einen großartigen Aufschwung verlieh. Schon in der Summa historialis, worin Antonius von Florenz (st. 1450) die Weltgeschichte von Adam bis 1439 n. Chr. behandelte, zeigt sich der Einfluß griechischer Bildung; Laurentius Valla (st. 1456) weckte die historische Kritik, der Benedictiner Tritenheim (st. 1516) studierte die Quellen, der Domherr Albrecht Cranz (st. 1517) wendete sich in einer K. von Norddeutschland zornig gegen die Gebrechen der Kirche. Von der nichtkathol. K. des 3. Zeitraumes gilt im Ganzen Menzels Wort: „Von der Verderbniß der alten Kirche ist Alles gesagt, ist Alles aufgedeckt worden; von den Tugenden. die sie bewahrte, hat man hartnäckig geschwiegen“. Im 16. Jahrh. traten die Centuriatoren (s. Centurien) auf, ihnen entgegen der Cardinal Baronius (s. d.), welcher einerseits Fortsetzer, anderseits neue Gegner an den Lutheranern Kortholt u. Tribbechow sowie an den Reformirten: Casaubon. S. Basnage, Montacutius u. a. fand. Die Jesuiten, Mauriner u. Oratorianer leisteten zumeist nur Vorbereitendes aber Unsterbliches für die K. Von unübersehbar vielen Spezialwerken verdienen die Espanna sagrada (s. Florez) u. Gallia christiana sowie Möhlers Athanasius d. G. und Hurters Innocenz III. besonders hervorgehoben zu werden; von den Bearbeitern der allgemeinen K. in Frankreich: Godeau, der gallikanisch gesinnte Natalis Alexander, der grundgelehrte Tillemont, der für das gebildete Publikum schreibende Cl. Fleury, neuestens der Professor Rohrbacher, dessen Histoire universelle de lʼéglise (Par. 1842–1848) bis zum Jahr 1848 geht. Unter den Italienern glänzten nach Baronius der Cardinal Orsi, Sacharelli, Zola, der Augustiner Berti, der Franzose Graveson, in neuester Zeit Delsignore. In Deutschland begnügten sich die Katholiken lange mit Auszügen aus Baronius, seit Maria Theresias Zeit traten die Josephiner auf, unter denen Dannenmayer (s. d.) am besten schrieb; eine neue Aera begründete der Graf Leopold von Stolberg mit seiner „Geschichte der Religion Jesu Christi“ (vom 15. –47. Band fortgesetzt vom Major Kerz. gegenwärtig vom Dr. Brischar in Wien); trefflich schrieb Stolbergs Freund Th. Katerkamp (st. 1834), die Werke von A. Gfrörer u. Döllinger blieben bis jetzt leider unvollendet; die 2 besten vollständigen Handbücher der K. sind von J. J. Ritter (3. Aufl. Bonn 1846) und von I. Alzog (6. Aufl. Mainz 1855. 2 B.). Von den protestantischen Kirchenhistorikern seit dem 18. Jahrh. lieferte das umfassendste Werk Schröckh, dem sich die Rationalisten Tschirner, Henke, Spittler, Stäudlin anschlossen; gelten als die besten Planck (st. 1832) u. A. Neander in Berlin, als der geschmackvollste Hase. Kirchengewalt, potestas ecclesiastica, der Inbegriff aller Vollmachten, welche Jesus Christus, „Dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel wie auf Erden“, dem Petrus und den übrigen Aposteln verlieh und welche den Nachfolgern derselben übertragen wird. Näheres in den Artikeln: Hierarchie, Kirchenrecht. Kirchengüter, bona ecclesiastica, Kirchenvermögen, patrimonium ecclesiae, die Gesammtheit des Eigenthums einer Kirche, bestehend in beweglichen und unbeweglichen Sachen, Grundbesitz, Kapitalien, nutzbringenden Rechten u. 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Centurien) auf, ihnen entgegen der Cardinal Baronius (s. d.), welcher einerseits Fortsetzer, anderseits neue Gegner an den Lutheranern Kortholt u. Tribbechow sowie an den Reformirten: Casaubon. S. Basnage, Montacutius u. a. fand. Die Jesuiten, Mauriner u. Oratorianer leisteten zumeist nur Vorbereitendes aber Unsterbliches für die K. Von unübersehbar vielen Spezialwerken verdienen die <hi rendition="#i">Espanna sagrada</hi> (s. Florez) u. <hi rendition="#i">Gallia christiana</hi> sowie Möhlers Athanasius d. G. und Hurters Innocenz III. besonders hervorgehoben zu werden; von den Bearbeitern der allgemeinen K. in <hi rendition="#g">Frankreich</hi>: Godeau, der gallikanisch gesinnte Natalis Alexander, der grundgelehrte Tillemont, der für das gebildete Publikum schreibende Cl. Fleury, neuestens der Professor Rohrbacher, dessen <hi rendition="#i">Histoire universelle de lʼéglise (Par</hi>. 1842–1848) bis zum Jahr 1848 geht. 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Lebensbeschreibungen des Mittelalters (die meisten sind abgedruckt in großen Sammelwerken, namentlich in denen von Goldast, Freher, Leibnitz, Muratori, Mabillon u. a., theilweise abgedruckt u. noch zu erwarten in den von Pertz herausgegebenen Monumenta Germaniae historica) bleiben eine unerschöpfliche Fundgrube für die K. Hatten im Mittelalter nur sehr wenige Versuche stattgefunden, allgemeine K.n zu schreiben, so daß kaum Haymo von Halberstadt (st. 853), der röm. Bibliothekar Anastasius (st. um 886), Adam von Bremen (s. d.), der Engländer Oderik Vitalis (st. nach 1142) und Bartholomäus von Lukka (st. 1327) zu nennen sind, so wurde dies vom 15. Jahrh. an anders, indem das Wiederaufleben der classischen Studien sowie die Erfindung der Buchdruckerkunst den Wissenschaften überhaupt, die Reformation der K. insbesondere einen großartigen Aufschwung verlieh. Schon in der Summa historialis, worin Antonius von Florenz (st. 1450) die Weltgeschichte von Adam bis 1439 n. Chr. behandelte, zeigt sich der Einfluß griechischer Bildung; Laurentius Valla (st. 1456) weckte die historische Kritik, der Benedictiner Tritenheim (st. 1516) studierte die Quellen, der Domherr Albrecht Cranz (st. 1517) wendete sich in einer K. von Norddeutschland zornig gegen die Gebrechen der Kirche. Von der nichtkathol. K. des 3. Zeitraumes gilt im Ganzen Menzels Wort: „Von der Verderbniß der alten Kirche ist Alles gesagt, ist Alles aufgedeckt worden; von den Tugenden. die sie bewahrte, hat man hartnäckig geschwiegen“. Im 16. Jahrh. traten die Centuriatoren (s. Centurien) auf, ihnen entgegen der Cardinal Baronius (s. d.), welcher einerseits Fortsetzer, anderseits neue Gegner an den Lutheranern Kortholt u. Tribbechow sowie an den Reformirten: Casaubon. S. Basnage, Montacutius u. a. fand. Die Jesuiten, Mauriner u. Oratorianer leisteten zumeist nur Vorbereitendes aber Unsterbliches für die K. Von unübersehbar vielen Spezialwerken verdienen die Espanna sagrada (s. Florez) u. Gallia christiana sowie Möhlers Athanasius d. G. und Hurters Innocenz III. besonders hervorgehoben zu werden; von den Bearbeitern der allgemeinen K. in Frankreich: Godeau, der gallikanisch gesinnte Natalis Alexander, der grundgelehrte Tillemont, der für das gebildete Publikum schreibende Cl. Fleury, neuestens der Professor Rohrbacher, dessen Histoire universelle de lʼéglise (Par. 1842–1848) bis zum Jahr 1848 geht. Unter den Italienern glänzten nach Baronius der Cardinal Orsi, Sacharelli, Zola, der Augustiner Berti, der Franzose Graveson, in neuester Zeit Delsignore. In Deutschland begnügten sich die Katholiken lange mit Auszügen aus Baronius, seit Maria Theresias Zeit traten die Josephiner auf, unter denen Dannenmayer (s. d.) am besten schrieb; eine neue Aera begründete der Graf Leopold von Stolberg mit seiner „Geschichte der Religion Jesu Christi“ (vom 15. –47. Band fortgesetzt vom Major Kerz. gegenwärtig vom Dr. Brischar in Wien); trefflich schrieb Stolbergs Freund Th. Katerkamp (st. 1834), die Werke von A. Gfrörer u. Döllinger blieben bis jetzt leider unvollendet; die 2 besten vollständigen Handbücher der K. sind von J. J. Ritter (3. Aufl. Bonn 1846) und von I. Alzog (6. Aufl. Mainz 1855. 2 B.). Von den protestantischen Kirchenhistorikern seit dem 18. Jahrh. lieferte das umfassendste Werk Schröckh, dem sich die Rationalisten Tschirner, Henke, Spittler, Stäudlin anschlossen; gelten als die besten Planck (st. 1832) u. A. Neander in Berlin, als der geschmackvollste Hase.
Kirchengewalt, potestas ecclesiastica, der Inbegriff aller Vollmachten, welche Jesus Christus, „Dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel wie auf Erden“, dem Petrus und den übrigen Aposteln verlieh und welche den Nachfolgern derselben übertragen wird. Näheres in den Artikeln: Hierarchie, Kirchenrecht.
Kirchengüter, bona ecclesiastica, Kirchenvermögen, patrimonium ecclesiae, die Gesammtheit des Eigenthums einer Kirche, bestehend in beweglichen und unbeweglichen Sachen, Grundbesitz, Kapitalien, nutzbringenden Rechten u. Renten, womit eine Kirche bei ihrer Gründung
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