Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.stas, die Männer des Fortschritts. M. war natürlich die Stütze der ersteren; diese verloren zwar das Vertrauen der Nation, weil sie den Bürgerkrieg nicht beenden konnten und wurden durch die Militärrevolution von la Granja (13. Aug. 1836) gestürzt, kamen jedoch durch die Corteswahlen wieder an das Ruder. Als Espartero den Bürgerkrieg beendigt hatte, führte M. den Plan aus, durch das Ayuntamientogesetz die Leitung der Gemeinden in die Gewalt der Regierung zu bringen, Espartero aber benützte den daraus entstandenen Aufstand so gewandt, daß M. keine andere Wahl hatte, als Spanien zu verlassen. Von Frankreich aus leitete sie alsdann die Coalition der Moderados und Demokraten gegen Espartero, durch welche dieser 1843 gestürzt wurde. Sie kehrte wieder nach Spanien zurück, ließ ihre schon 1833 mit einem Gardeunteroffizier Munnoz eingegangene morganatische Ehe feierlich einsegnen, denselben zum Herzog von Rianzares ernennen und bemühte sich noch eifriger als früher auf alle mögliche Weise für ihre zahlreiche Nachkommenschaft ein ungeheures Vermögen zusammenzuraffen. Dies Treiben war eine Hauptveranlassung zur Revolution im Juli 1854, durch welche sie abermals aus Spanien vertrieben wurde. Vgl. Spanien. Maria II. da Gloria, Königin von Portugal, geb. 4. April 1819 zu Rio Janeiro, Tochter Kaisers Pedro I. und der Leopoldine von Oesterreich, wurde 1826 Thronerbin von Portugal, als ihr Vater auf die Krone verzichtete, und ihrem Oheim, Dom Miguel, als Gemahlin bestimmt. Dieser bemächtigte sich jedoch der Krone und M. gelangte erst 1834 nach dem Sturze Miguels in den Besitz derselben. Ihr erster Gemahl, der Herzog Karl August von Leuchtenberg, st. schon nach 3 Monaten (1835), worauf sie 1836 einen Herzog von Sachsen-Koburg-Kohary heirathete; sie st. 15. Nov. 1853 im Wochenbette. Ueber ihre Regierung s. Portugal. Maria Luise, Gemahlin Königs Karl IV. von Spanien, geb. 9. Dec. 1751, Tochter Herzogs Philipp von Parma, 1765 vermählt, beherrschte ihren Gemahl vollständig und lebte mit Godoy, dem Herzog von Alcudia (s. d.) in einem Verhältnisse, das der königl. Familie u. Spanien Unheil brachte; sie st. 1819 zu Rom. Vergl. Spanien. Maria Louise, Napoleons I. 2. Gemahlin, Kaiserin der Franzosen von 1810-14, Tochter Kaisers Franz II. u. der Maria Theresia von Neapel, geb. 12. März 1791, vermählt 2. Apr. 1810, Mutter des Königs von Rom 20. März 1811. Sie wurde 1813 von Napoleon zur Regentin erklärt, ging 1814 nach Blois, weigerte sich aber, den Brüdern des Kaisers über die Loire zu folgen. Sie begab sich nach Napoleons Thronentsagung nach Schönbrunn und erhielt 1816 die Herzogthümer Parma u. Piacenza; sie war in 2. Ehe mit einem Grafen Neipperg vermählt u. st. 1847 den 18. Dec. zu Wien. Mariana, Juan, berühmter Geschichtschreiber, geb. 1537 zu Talavera in Spanien, wurde Jesuit, lehrte 13 Jahre Theologie in Italien und zu Paris, st. 1623 zu Toledo. Sein Hauptwerk ist eine für ihre Zeit classische Geschichte Spaniens, welche in 30 Büchern von den ältesten Zeiten bis 1516, alsdann übersichtlich bis 1612 geht. M. gab sie zuerst latein. heraus (Tolet. 1592 ff.), übersetzte sie alsdann frei und geistvoll ins Spanische (Toledo 1601) und erlebte noch mehre Auflagen; nach seinem Tode fanden sich auch Uebersetzer in andere Sprachen. Unter M.s andern Schriften wurde vor allem berüchtigt die Schrift de rege et de regis institutione (Tolet. 1599), weil M. darin, obwohl mit sehr großen Einschränkungen, den Tyrannenmord vertheidigte. Obwohl die Jesuiten Salmeron, Molina Lessius u. a. das Gegentheil ausdrücklich lehrten, der Ordensgeneral Aquaviva M.s Ansicht als eine abscheuliche verwarf u. sämmtlichen Ordensmitgliedern aufs Schärfste verbot, derlei Erörterungen ferner auch nur zu berühren, so dehnten dennoch die Gegner der Jesuiten M.s Lehre vom Tyrannen mord auf den Königsmord überhaupt aus u. schoben dem ganzen Orden M.s Ansicht in die Schuhe, vergessend, in welcher Weise Luther u. sogar der sanfte Melanchthon über den Tyrannenmord sich geäußert u. wie warm stas, die Männer des Fortschritts. M. war natürlich die Stütze der ersteren; diese verloren zwar das Vertrauen der Nation, weil sie den Bürgerkrieg nicht beenden konnten und wurden durch die Militärrevolution von la Granja (13. Aug. 1836) gestürzt, kamen jedoch durch die Corteswahlen wieder an das Ruder. Als Espartero den Bürgerkrieg beendigt hatte, führte M. den Plan aus, durch das Ayuntamientogesetz die Leitung der Gemeinden in die Gewalt der Regierung zu bringen, Espartero aber benützte den daraus entstandenen Aufstand so gewandt, daß M. keine andere Wahl hatte, als Spanien zu verlassen. Von Frankreich aus leitete sie alsdann die Coalition der Moderados und Demokraten gegen Espartero, durch welche dieser 1843 gestürzt wurde. Sie kehrte wieder nach Spanien zurück, ließ ihre schon 1833 mit einem Gardeunteroffizier Munnoz eingegangene morganatische Ehe feierlich einsegnen, denselben zum Herzog von Rianzares ernennen und bemühte sich noch eifriger als früher auf alle mögliche Weise für ihre zahlreiche Nachkommenschaft ein ungeheures Vermögen zusammenzuraffen. Dies Treiben war eine Hauptveranlassung zur Revolution im Juli 1854, durch welche sie abermals aus Spanien vertrieben wurde. Vgl. Spanien. Maria II. da Gloria, Königin von Portugal, geb. 4. April 1819 zu Rio Janeiro, Tochter Kaisers Pedro I. und der Leopoldine von Oesterreich, wurde 1826 Thronerbin von Portugal, als ihr Vater auf die Krone verzichtete, und ihrem Oheim, Dom Miguel, als Gemahlin bestimmt. Dieser bemächtigte sich jedoch der Krone und M. gelangte erst 1834 nach dem Sturze Miguels in den Besitz derselben. Ihr erster Gemahl, der Herzog Karl August von Leuchtenberg, st. schon nach 3 Monaten (1835), worauf sie 1836 einen Herzog von Sachsen-Koburg-Kohary heirathete; sie st. 15. Nov. 1853 im Wochenbette. Ueber ihre Regierung s. Portugal. Maria Luise, Gemahlin Königs Karl IV. von Spanien, geb. 9. Dec. 1751, Tochter Herzogs Philipp von Parma, 1765 vermählt, beherrschte ihren Gemahl vollständig und lebte mit Godoy, dem Herzog von Alcudia (s. d.) in einem Verhältnisse, das der königl. Familie u. Spanien Unheil brachte; sie st. 1819 zu Rom. Vergl. Spanien. Maria Louise, Napoleons I. 2. Gemahlin, Kaiserin der Franzosen von 1810–14, Tochter Kaisers Franz II. u. der Maria Theresia von Neapel, geb. 12. März 1791, vermählt 2. Apr. 1810, Mutter des Königs von Rom 20. März 1811. Sie wurde 1813 von Napoleon zur Regentin erklärt, ging 1814 nach Blois, weigerte sich aber, den Brüdern des Kaisers über die Loire zu folgen. Sie begab sich nach Napoleons Thronentsagung nach Schönbrunn und erhielt 1816 die Herzogthümer Parma u. Piacenza; sie war in 2. Ehe mit einem Grafen Neipperg vermählt u. st. 1847 den 18. Dec. zu Wien. Mariana, Juan, berühmter Geschichtschreiber, geb. 1537 zu Talavera in Spanien, wurde Jesuit, lehrte 13 Jahre Theologie in Italien und zu Paris, st. 1623 zu Toledo. Sein Hauptwerk ist eine für ihre Zeit classische Geschichte Spaniens, welche in 30 Büchern von den ältesten Zeiten bis 1516, alsdann übersichtlich bis 1612 geht. M. gab sie zuerst latein. heraus (Tolet. 1592 ff.), übersetzte sie alsdann frei und geistvoll ins Spanische (Toledo 1601) und erlebte noch mehre Auflagen; nach seinem Tode fanden sich auch Uebersetzer in andere Sprachen. Unter M.s andern Schriften wurde vor allem berüchtigt die Schrift de rege et de regis institutione (Tolet. 1599), weil M. darin, obwohl mit sehr großen Einschränkungen, den Tyrannenmord vertheidigte. Obwohl die Jesuiten Salmeron, Molina Lessius u. a. das Gegentheil ausdrücklich lehrten, der Ordensgeneral Aquaviva M.s Ansicht als eine abscheuliche verwarf u. sämmtlichen Ordensmitgliedern aufs Schärfste verbot, derlei Erörterungen ferner auch nur zu berühren, so dehnten dennoch die Gegner der Jesuiten M.s Lehre vom Tyrannen mord auf den Königsmord überhaupt aus u. schoben dem ganzen Orden M.s Ansicht in die Schuhe, vergessend, in welcher Weise Luther u. sogar der sanfte Melanchthon über den Tyrannenmord sich geäußert u. wie warm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0104" n="103"/> stas</hi>, die Männer des Fortschritts. M. war natürlich die Stütze der ersteren; diese verloren zwar das Vertrauen der Nation, weil sie den Bürgerkrieg nicht beenden konnten und wurden durch die Militärrevolution von la Granja (13. Aug. 1836) gestürzt, kamen jedoch durch die Corteswahlen wieder an das Ruder. Als Espartero den Bürgerkrieg beendigt hatte, führte M. den Plan aus, durch das Ayuntamientogesetz die Leitung der Gemeinden in die Gewalt der Regierung zu bringen, Espartero aber benützte den daraus entstandenen Aufstand so gewandt, daß M. keine andere Wahl hatte, als Spanien zu verlassen. Von Frankreich aus leitete sie alsdann die Coalition der Moderados und Demokraten gegen Espartero, durch welche dieser 1843 gestürzt wurde. Sie kehrte wieder nach Spanien zurück, ließ ihre schon 1833 mit einem Gardeunteroffizier Munnoz eingegangene morganatische Ehe feierlich einsegnen, denselben zum Herzog von Rianzares ernennen und bemühte sich noch eifriger als früher auf alle mögliche Weise für ihre zahlreiche Nachkommenschaft ein ungeheures Vermögen zusammenzuraffen. Dies Treiben war eine Hauptveranlassung zur Revolution im Juli 1854, durch welche sie abermals aus Spanien vertrieben wurde. Vgl. 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stas, die Männer des Fortschritts. M. war natürlich die Stütze der ersteren; diese verloren zwar das Vertrauen der Nation, weil sie den Bürgerkrieg nicht beenden konnten und wurden durch die Militärrevolution von la Granja (13. Aug. 1836) gestürzt, kamen jedoch durch die Corteswahlen wieder an das Ruder. Als Espartero den Bürgerkrieg beendigt hatte, führte M. den Plan aus, durch das Ayuntamientogesetz die Leitung der Gemeinden in die Gewalt der Regierung zu bringen, Espartero aber benützte den daraus entstandenen Aufstand so gewandt, daß M. keine andere Wahl hatte, als Spanien zu verlassen. Von Frankreich aus leitete sie alsdann die Coalition der Moderados und Demokraten gegen Espartero, durch welche dieser 1843 gestürzt wurde. Sie kehrte wieder nach Spanien zurück, ließ ihre schon 1833 mit einem Gardeunteroffizier Munnoz eingegangene morganatische Ehe feierlich einsegnen, denselben zum Herzog von Rianzares ernennen und bemühte sich noch eifriger als früher auf alle mögliche Weise für ihre zahlreiche Nachkommenschaft ein ungeheures Vermögen zusammenzuraffen. Dies Treiben war eine Hauptveranlassung zur Revolution im Juli 1854, durch welche sie abermals aus Spanien vertrieben wurde. Vgl. Spanien.
Maria II. da Gloria, Königin von Portugal, geb. 4. April 1819 zu Rio Janeiro, Tochter Kaisers Pedro I. und der Leopoldine von Oesterreich, wurde 1826 Thronerbin von Portugal, als ihr Vater auf die Krone verzichtete, und ihrem Oheim, Dom Miguel, als Gemahlin bestimmt. Dieser bemächtigte sich jedoch der Krone und M. gelangte erst 1834 nach dem Sturze Miguels in den Besitz derselben. Ihr erster Gemahl, der Herzog Karl August von Leuchtenberg, st. schon nach 3 Monaten (1835), worauf sie 1836 einen Herzog von Sachsen-Koburg-Kohary heirathete; sie st. 15. Nov. 1853 im Wochenbette. Ueber ihre Regierung s. Portugal.
Maria Luise, Gemahlin Königs Karl IV. von Spanien, geb. 9. Dec. 1751, Tochter Herzogs Philipp von Parma, 1765 vermählt, beherrschte ihren Gemahl vollständig und lebte mit Godoy, dem Herzog von Alcudia (s. d.) in einem Verhältnisse, das der königl. Familie u. Spanien Unheil brachte; sie st. 1819 zu Rom. Vergl. Spanien.
Maria Louise, Napoleons I. 2. Gemahlin, Kaiserin der Franzosen von 1810–14, Tochter Kaisers Franz II. u. der Maria Theresia von Neapel, geb. 12. März 1791, vermählt 2. Apr. 1810, Mutter des Königs von Rom 20. März 1811. Sie wurde 1813 von Napoleon zur Regentin erklärt, ging 1814 nach Blois, weigerte sich aber, den Brüdern des Kaisers über die Loire zu folgen. Sie begab sich nach Napoleons Thronentsagung nach Schönbrunn und erhielt 1816 die Herzogthümer Parma u. Piacenza; sie war in 2. Ehe mit einem Grafen Neipperg vermählt u. st. 1847 den 18. Dec. zu Wien.
Mariana, Juan, berühmter Geschichtschreiber, geb. 1537 zu Talavera in Spanien, wurde Jesuit, lehrte 13 Jahre Theologie in Italien und zu Paris, st. 1623 zu Toledo. Sein Hauptwerk ist eine für ihre Zeit classische Geschichte Spaniens, welche in 30 Büchern von den ältesten Zeiten bis 1516, alsdann übersichtlich bis 1612 geht. M. gab sie zuerst latein. heraus (Tolet. 1592 ff.), übersetzte sie alsdann frei und geistvoll ins Spanische (Toledo 1601) und erlebte noch mehre Auflagen; nach seinem Tode fanden sich auch Uebersetzer in andere Sprachen. Unter M.s andern Schriften wurde vor allem berüchtigt die Schrift de rege et de regis institutione (Tolet. 1599), weil M. darin, obwohl mit sehr großen Einschränkungen, den Tyrannenmord vertheidigte. Obwohl die Jesuiten Salmeron, Molina Lessius u. a. das Gegentheil ausdrücklich lehrten, der Ordensgeneral Aquaviva M.s Ansicht als eine abscheuliche verwarf u. sämmtlichen Ordensmitgliedern aufs Schärfste verbot, derlei Erörterungen ferner auch nur zu berühren, so dehnten dennoch die Gegner der Jesuiten M.s Lehre vom Tyrannen mord auf den Königsmord überhaupt aus u. schoben dem ganzen Orden M.s Ansicht in die Schuhe, vergessend, in welcher Weise Luther u. sogar der sanfte Melanchthon über den Tyrannenmord sich geäußert u. wie warm
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