Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

arundelischer Marmor, auf Paros oder Zea ausgegraben, von dem Grafen Arundel 1627 u. von dessen Enkel der Universität Oxford geschenkt, eine große Marmortafel, enthält eine nach Olympiaden geordnete kurze Darstellung der wichtigsten Ereignisse von Cekrops (1582 v. Chr.) bis 264 v. Chr.; am besten von Böckh in seinem Corpus inscriptionum Graecarum erklärt.


Marmose, das südamerik. Beutelthier.


Marmote, das Murmelthier.


Marne, Nebenfluß der Seine, entspringt auf dem Plateau von Langres, wird bei St. Dizier schiffbar, mündet nach 58 Ml. oberhalb Paris. In neuester Zeit ist die M. durch einen 36 Meil. langen Kanal mit dem Rheine verbunden. Das Depart. M., von der M., Aisne und Aube bewässert, ein Theil der Champagne, erzeugt auf seinem Kreideboden nicht hinreichend Cerealien, dagegen den berühmtesten Champagnerwein. Es ist 149 #M. groß und hat 373000 E. in 5 Arrondissements, 32 Cantons, 675 Gemeinden. Hauptstadt ist Chalons sur M. - Das Depart. Ober-M., den südöstl. Theil der Champagne u. einen Strich von Burgund umfassend, ist zum Theil gebirgig und hoch gelegen (Plateau von Langres), aber an Getreide ergiebiger als das vorige. hat ansehnliche Waldungen, Weinbau, bedeutenden Bergbau auf Eisen, lebhafte Industrie, besonders in Eisenwaaren. Es zählt auf 114 #M. 268000 E. in 3 Arrondissements, 28 Cantons, 550 Gemeinden; Hauptstadt ist Chaumont.


Marnix, s. Aldegonde.


Marode, ermattet; Marodeurs, Soldaten, die im Marsche zurückbleiben, sei es aus Erschöpfung od. um zu plündern u. andere Excesse zu machen, d. h. zu marodiren.


Marokko (Mogrib ul Aksa d. h. der äußerste Westen), Sultanat in Nordafrika zwischen dem Mittelmeer, dem atlant. Ocean, Biledulgerid u. Sahara, Algier. 10-14000 #M. großes Gebiet, von dem Atlas in mehren Zweigen durchzogen, an den Küsten fast überall sandig, fruchtbar im Innern, wenn die Bewässerung nicht fehlt. Die Einwohner, auf 81/2 Mill. geschätzt, sind Berbern, Araber, vermischt u. rein, Tuariks, in den Städten Mauren, Neger u. sehr bedrückte Juden. M. führt Getreide aus, Oel, Datteln, Gummi, Straußfedern u. treibt einen lebhaften Karawanenhandel in den Sudan, wo es europ. Fabrikate gegen Gold und Elfenbein austauscht. Die Industrie liefert Mützen. Seidegewebe, Corduan u. Saffian. Der Sultan, seit 1822 Mulei Abderrahman, führt als einer der Nachkommen des Propheten den Titel Sheriff (Heiliger) u. noch viele prächtig tönende dazu. Seine Regierung ist despotisch, indessen gehorchen ihm nur die Städte und die ackerbauenden Bezirke, die Nomaden in der Wüste sowie die Kabylen im Gebirge zahlen keinen Tribut. Das Land ist durch den Atlas in 2 Hälften getheilt; die nordwestl. begreift Fez und M. im engern Sinne mit der Provinz Sus, die südwestl. die Provinzen Tafilet, Sedschelmesa und Darah. Politisch ist Fez und M. in 28 Bezirke eingetheilt, die von Paschas und Kaids verwaltet werden, die meistens sultanischer Abkunft sind. Die Staatseinkünfte sollen 2600000 Piaster betragen, die Aus gaben nur 990000, die fast ganz auf das stehende Heer von 8000-10000 Mann, meistens geworbene od. gekaufte Neger, kommen. Der Sultan residirt gewöhnlich zu Mequinez (Meknäs); andere bedeutende Städte sind: Fez. M. Tetuan, Tanger, Teza, Elarisch, Saleh, Mogador, Tarudant. Die Spanier besitzen an der Nordküste: Ceuta, Melilla, Penon, Alhucenas. - Die Stadt M., eigentlich Marakesch d. h. die Geschmückte, liegt in einer außerordentlich fruchtbaren Ebene am Fuße des Atlas, hat 100000 E. u. sehr umfangreichen Handel. - M. hatte seit dem Zerfalle des Khalifats verschiedene Dynastien u. verschiedenen Umfang, griff unter den Morabeten und Almohaden auf die pyrenäische Halbinsel hinüber u. war bis zum Anfang des vorigen Jahrh. häufig im Kriege mit Portugal u. Spanien, auch mit andern christlichen Staaten, wenn diese die Verschonung mit marokkanischer Seeräuberei nicht durch Tribut abkauften. Revolutionen, wie sie im Oriente gewöhnlich sind, brachten mehre Dynastienwechsel, einer Revolution

arundelischer Marmor, auf Paros oder Zea ausgegraben, von dem Grafen Arundel 1627 u. von dessen Enkel der Universität Oxford geschenkt, eine große Marmortafel, enthält eine nach Olympiaden geordnete kurze Darstellung der wichtigsten Ereignisse von Cekrops (1582 v. Chr.) bis 264 v. Chr.; am besten von Böckh in seinem Corpus inscriptionum Graecarum erklärt.


Marmose, das südamerik. Beutelthier.


Marmote, das Murmelthier.


Marne, Nebenfluß der Seine, entspringt auf dem Plateau von Langres, wird bei St. Dizier schiffbar, mündet nach 58 Ml. oberhalb Paris. In neuester Zeit ist die M. durch einen 36 Meil. langen Kanal mit dem Rheine verbunden. Das Depart. M., von der M., Aisne und Aube bewässert, ein Theil der Champagne, erzeugt auf seinem Kreideboden nicht hinreichend Cerealien, dagegen den berühmtesten Champagnerwein. Es ist 149 □M. groß und hat 373000 E. in 5 Arrondissements, 32 Cantons, 675 Gemeinden. Hauptstadt ist Chalons sur M. – Das Depart. Ober-M., den südöstl. Theil der Champagne u. einen Strich von Burgund umfassend, ist zum Theil gebirgig und hoch gelegen (Plateau von Langres), aber an Getreide ergiebiger als das vorige. hat ansehnliche Waldungen, Weinbau, bedeutenden Bergbau auf Eisen, lebhafte Industrie, besonders in Eisenwaaren. Es zählt auf 114 □M. 268000 E. in 3 Arrondissements, 28 Cantons, 550 Gemeinden; Hauptstadt ist Chaumont.


Marnix, s. Aldegonde.


Marode, ermattet; Marodeurs, Soldaten, die im Marsche zurückbleiben, sei es aus Erschöpfung od. um zu plündern u. andere Excesse zu machen, d. h. zu marodiren.


Marokko (Mogrib ul Aksa d. h. der äußerste Westen), Sultanat in Nordafrika zwischen dem Mittelmeer, dem atlant. Ocean, Biledulgerid u. Sahara, Algier. 10–14000 □M. großes Gebiet, von dem Atlas in mehren Zweigen durchzogen, an den Küsten fast überall sandig, fruchtbar im Innern, wenn die Bewässerung nicht fehlt. Die Einwohner, auf 81/2 Mill. geschätzt, sind Berbern, Araber, vermischt u. rein, Tuariks, in den Städten Mauren, Neger u. sehr bedrückte Juden. M. führt Getreide aus, Oel, Datteln, Gummi, Straußfedern u. treibt einen lebhaften Karawanenhandel in den Sudan, wo es europ. Fabrikate gegen Gold und Elfenbein austauscht. Die Industrie liefert Mützen. Seidegewebe, Corduan u. Saffian. Der Sultan, seit 1822 Mulei Abderrahman, führt als einer der Nachkommen des Propheten den Titel Sheriff (Heiliger) u. noch viele prächtig tönende dazu. Seine Regierung ist despotisch, indessen gehorchen ihm nur die Städte und die ackerbauenden Bezirke, die Nomaden in der Wüste sowie die Kabylen im Gebirge zahlen keinen Tribut. Das Land ist durch den Atlas in 2 Hälften getheilt; die nordwestl. begreift Fez und M. im engern Sinne mit der Provinz Sus, die südwestl. die Provinzen Tafilet, Sedschelmesa und Darah. Politisch ist Fez und M. in 28 Bezirke eingetheilt, die von Paschas und Kaids verwaltet werden, die meistens sultanischer Abkunft sind. Die Staatseinkünfte sollen 2600000 Piaster betragen, die Aus gaben nur 990000, die fast ganz auf das stehende Heer von 8000–10000 Mann, meistens geworbene od. gekaufte Neger, kommen. Der Sultan residirt gewöhnlich zu Mequinez (Meknäs); andere bedeutende Städte sind: Fez. M. Tetuan, Tanger, Teza, Elarisch, Saleh, Mogador, Tarudant. Die Spanier besitzen an der Nordküste: Ceuta, Melilla, Penon, Alhucenas. – Die Stadt M., eigentlich Marakesch d. h. die Geschmückte, liegt in einer außerordentlich fruchtbaren Ebene am Fuße des Atlas, hat 100000 E. u. sehr umfangreichen Handel. – M. hatte seit dem Zerfalle des Khalifats verschiedene Dynastien u. verschiedenen Umfang, griff unter den Morabeten und Almohaden auf die pyrenäische Halbinsel hinüber u. war bis zum Anfang des vorigen Jahrh. häufig im Kriege mit Portugal u. Spanien, auch mit andern christlichen Staaten, wenn diese die Verschonung mit marokkanischer Seeräuberei nicht durch Tribut abkauften. Revolutionen, wie sie im Oriente gewöhnlich sind, brachten mehre Dynastienwechsel, einer Revolution

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="108"/><hi rendition="#g">arundelischer Marmor</hi>, auf Paros oder Zea ausgegraben, von dem Grafen Arundel 1627 u. von dessen Enkel der Universität Oxford geschenkt, eine große Marmortafel, enthält eine nach Olympiaden geordnete kurze Darstellung der wichtigsten Ereignisse von Cekrops (1582 v. Chr.) bis 264 v. Chr.; am besten von Böckh in seinem <hi rendition="#i">Corpus inscriptionum Graecarum</hi> erklärt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Marmose</hi>, das südamerik. Beutelthier.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Marmote</hi>, das Murmelthier.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Marne</hi>, Nebenfluß der Seine, entspringt auf dem Plateau von Langres, wird bei St. Dizier schiffbar, mündet nach 58 Ml. oberhalb Paris. In neuester Zeit ist die M. durch einen 36 Meil. langen Kanal mit dem Rheine verbunden. Das Depart. M., von der M., Aisne und Aube bewässert, ein Theil der Champagne, erzeugt auf seinem Kreideboden nicht hinreichend Cerealien, dagegen den berühmtesten Champagnerwein. Es ist 149 &#x25A1;M. groß und hat 373000 E. in 5 Arrondissements, 32 Cantons, 675 Gemeinden. Hauptstadt ist Chalons sur M. &#x2013; Das Depart. <hi rendition="#g">Ober</hi>-M., den südöstl. Theil der Champagne u. einen Strich von Burgund umfassend, ist zum Theil gebirgig und hoch gelegen (Plateau von Langres), aber an Getreide ergiebiger als das vorige. hat ansehnliche Waldungen, Weinbau, bedeutenden Bergbau auf Eisen, lebhafte Industrie, besonders in Eisenwaaren. Es zählt auf 114 &#x25A1;M. 268000 E. in 3 Arrondissements, 28 Cantons, 550 Gemeinden; Hauptstadt ist Chaumont.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Marnix</hi>, s. Aldegonde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Marode</hi>, ermattet; <hi rendition="#g">Marodeurs</hi>, Soldaten, die im Marsche zurückbleiben, sei es aus Erschöpfung od. um zu plündern u. andere Excesse zu machen, d. h. zu <hi rendition="#g">marodiren.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Marokko</hi> (Mogrib ul Aksa d. h. der äußerste Westen), Sultanat in Nordafrika zwischen dem Mittelmeer, dem atlant. Ocean, Biledulgerid u. Sahara, Algier. 10&#x2013;14000 &#x25A1;M. großes Gebiet, von dem Atlas in mehren Zweigen durchzogen, an den Küsten fast überall sandig, fruchtbar im Innern, wenn die Bewässerung nicht fehlt. Die Einwohner, auf 8<hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">2</hi> Mill. geschätzt, sind Berbern, Araber, vermischt u. rein, Tuariks, in den Städten Mauren, Neger u. sehr bedrückte Juden. M. führt Getreide aus, Oel, Datteln, Gummi, Straußfedern u. treibt einen lebhaften Karawanenhandel in den Sudan, wo es europ. Fabrikate gegen Gold und Elfenbein austauscht. Die Industrie liefert Mützen. Seidegewebe, Corduan u. Saffian. Der Sultan, seit 1822 Mulei Abderrahman, führt als einer der Nachkommen des Propheten den Titel Sheriff (Heiliger) u. noch viele prächtig tönende dazu. Seine Regierung ist despotisch, indessen gehorchen ihm nur die Städte und die ackerbauenden Bezirke, die Nomaden in der Wüste sowie die Kabylen im Gebirge zahlen keinen Tribut. Das Land ist durch den Atlas in 2 Hälften getheilt; die nordwestl. begreift Fez und M. im engern Sinne mit der Provinz Sus, die südwestl. die Provinzen Tafilet, Sedschelmesa und Darah. Politisch ist Fez und M. in 28 Bezirke eingetheilt, die von Paschas und Kaids verwaltet werden, die meistens sultanischer Abkunft sind. Die Staatseinkünfte sollen 2600000 Piaster betragen, die Aus gaben nur 990000, die fast ganz auf das stehende Heer von 8000&#x2013;10000 Mann, meistens geworbene od. gekaufte Neger, kommen. Der Sultan residirt gewöhnlich zu Mequinez (Meknäs); andere bedeutende Städte sind: Fez. M. Tetuan, Tanger, Teza, Elarisch, Saleh, Mogador, Tarudant. Die Spanier besitzen an der Nordküste: Ceuta, Melilla, Penon, Alhucenas. &#x2013; Die Stadt M., eigentlich <hi rendition="#g">Marakesch</hi> d. h. die Geschmückte, liegt in einer außerordentlich fruchtbaren Ebene am Fuße des Atlas, hat 100000 E. u. sehr umfangreichen Handel. &#x2013; M. hatte seit dem Zerfalle des Khalifats verschiedene Dynastien u. verschiedenen Umfang, griff unter den Morabeten und Almohaden auf die pyrenäische Halbinsel hinüber u. war bis zum Anfang des vorigen Jahrh. häufig im Kriege mit Portugal u. Spanien, auch mit andern christlichen Staaten, wenn diese die Verschonung mit marokkanischer Seeräuberei nicht durch Tribut abkauften. Revolutionen, wie sie im Oriente gewöhnlich sind, brachten mehre Dynastienwechsel, einer Revolution
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0109] arundelischer Marmor, auf Paros oder Zea ausgegraben, von dem Grafen Arundel 1627 u. von dessen Enkel der Universität Oxford geschenkt, eine große Marmortafel, enthält eine nach Olympiaden geordnete kurze Darstellung der wichtigsten Ereignisse von Cekrops (1582 v. Chr.) bis 264 v. Chr.; am besten von Böckh in seinem Corpus inscriptionum Graecarum erklärt. Marmose, das südamerik. Beutelthier. Marmote, das Murmelthier. Marne, Nebenfluß der Seine, entspringt auf dem Plateau von Langres, wird bei St. Dizier schiffbar, mündet nach 58 Ml. oberhalb Paris. In neuester Zeit ist die M. durch einen 36 Meil. langen Kanal mit dem Rheine verbunden. Das Depart. M., von der M., Aisne und Aube bewässert, ein Theil der Champagne, erzeugt auf seinem Kreideboden nicht hinreichend Cerealien, dagegen den berühmtesten Champagnerwein. Es ist 149 □M. groß und hat 373000 E. in 5 Arrondissements, 32 Cantons, 675 Gemeinden. Hauptstadt ist Chalons sur M. – Das Depart. Ober-M., den südöstl. Theil der Champagne u. einen Strich von Burgund umfassend, ist zum Theil gebirgig und hoch gelegen (Plateau von Langres), aber an Getreide ergiebiger als das vorige. hat ansehnliche Waldungen, Weinbau, bedeutenden Bergbau auf Eisen, lebhafte Industrie, besonders in Eisenwaaren. Es zählt auf 114 □M. 268000 E. in 3 Arrondissements, 28 Cantons, 550 Gemeinden; Hauptstadt ist Chaumont. Marnix, s. Aldegonde. Marode, ermattet; Marodeurs, Soldaten, die im Marsche zurückbleiben, sei es aus Erschöpfung od. um zu plündern u. andere Excesse zu machen, d. h. zu marodiren. Marokko (Mogrib ul Aksa d. h. der äußerste Westen), Sultanat in Nordafrika zwischen dem Mittelmeer, dem atlant. Ocean, Biledulgerid u. Sahara, Algier. 10–14000 □M. großes Gebiet, von dem Atlas in mehren Zweigen durchzogen, an den Küsten fast überall sandig, fruchtbar im Innern, wenn die Bewässerung nicht fehlt. Die Einwohner, auf 81/2 Mill. geschätzt, sind Berbern, Araber, vermischt u. rein, Tuariks, in den Städten Mauren, Neger u. sehr bedrückte Juden. M. führt Getreide aus, Oel, Datteln, Gummi, Straußfedern u. treibt einen lebhaften Karawanenhandel in den Sudan, wo es europ. Fabrikate gegen Gold und Elfenbein austauscht. Die Industrie liefert Mützen. Seidegewebe, Corduan u. Saffian. Der Sultan, seit 1822 Mulei Abderrahman, führt als einer der Nachkommen des Propheten den Titel Sheriff (Heiliger) u. noch viele prächtig tönende dazu. Seine Regierung ist despotisch, indessen gehorchen ihm nur die Städte und die ackerbauenden Bezirke, die Nomaden in der Wüste sowie die Kabylen im Gebirge zahlen keinen Tribut. Das Land ist durch den Atlas in 2 Hälften getheilt; die nordwestl. begreift Fez und M. im engern Sinne mit der Provinz Sus, die südwestl. die Provinzen Tafilet, Sedschelmesa und Darah. Politisch ist Fez und M. in 28 Bezirke eingetheilt, die von Paschas und Kaids verwaltet werden, die meistens sultanischer Abkunft sind. Die Staatseinkünfte sollen 2600000 Piaster betragen, die Aus gaben nur 990000, die fast ganz auf das stehende Heer von 8000–10000 Mann, meistens geworbene od. gekaufte Neger, kommen. Der Sultan residirt gewöhnlich zu Mequinez (Meknäs); andere bedeutende Städte sind: Fez. M. Tetuan, Tanger, Teza, Elarisch, Saleh, Mogador, Tarudant. Die Spanier besitzen an der Nordküste: Ceuta, Melilla, Penon, Alhucenas. – Die Stadt M., eigentlich Marakesch d. h. die Geschmückte, liegt in einer außerordentlich fruchtbaren Ebene am Fuße des Atlas, hat 100000 E. u. sehr umfangreichen Handel. – M. hatte seit dem Zerfalle des Khalifats verschiedene Dynastien u. verschiedenen Umfang, griff unter den Morabeten und Almohaden auf die pyrenäische Halbinsel hinüber u. war bis zum Anfang des vorigen Jahrh. häufig im Kriege mit Portugal u. Spanien, auch mit andern christlichen Staaten, wenn diese die Verschonung mit marokkanischer Seeräuberei nicht durch Tribut abkauften. Revolutionen, wie sie im Oriente gewöhnlich sind, brachten mehre Dynastienwechsel, einer Revolution

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:18Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/109
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/109>, abgerufen am 19.05.2024.