Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.den Geist setzt, gleichviel ob dies im Gebiete der Wissenschaft (philosophischer, theoretischer M.) od. des Lebens (praktischer M., Genußsucht, Eigennutz) geschieht, ferner ob das Materielle mehr oder minder vergeistiget und verfeinert gedacht und genossen (seiner M.) oder ob das Geistige lediglich als Blüte der M. betrachtet und demgemäß behandelt werde. Materialist, der Anhänger einer materialistischen Weltanschauung. Handlungsweise; dann der Verkäufer von Materialwaaren (s. d.), der Droguist. Materiell, was zur M., zur Sache gehört; finanziell; sinnlich, genußsüchtig, eigennützig. Materiiren, künstliche Arbeit machen, das Meisterstück liefern. Maternitätssystem, das röm.-französ., in neuerer Zeit überhandnehmender Grundsatz, daß uneheliche Kinder der Mutter zuzusprechen seien und daß es gegen den Vater, so er sich nicht frei bekennt, keine Klage gebe. S. Vaterschaft. Mathema, griech., Lehrsatz. Mathematik, ist die Lehre von der Bestimmung und Berechnung der verschiedenen Arten der Größen: Größen der Zahl, des Raumes od. der Zeit. Man unterscheidet die reine und die angewandte M. Die reine M. behandelt die Größenverhältnisse an sich, ohne weitere Beziehung auf andere Dinge, und besteht in Arithmetik nebst Algebra als Lehre von den Zahlengrößen, u. in Geometrie als Lehre von den Raumgrößen. Die angewandte M., d. h. die Anwendung der M. auf andere Wissenschaften und Künste, zerfällt in physische M. und technische M. Die physische angewandte M. umfaßt die physikalischen Wissenschaften, als Mechanik, Dynamik, Statik, Hydraulik, Hydrostatik. Aerostatik, Optik, Dioptrik, Katoptrik, Perspective etc., endlich die Astronomie. Die technische M. begreift die bürgerliche Rechenkunst (mercantile, politische), die praktische Geometrie, die praktische Mechanik oder Maschinenlehre; ferner den mathematischen Theil der Baukunst, der Kriegswissenschaften, der Nautik. Die M. bietet in allen ihren Lehren eine Sicherheit und Gewißheit, wie sie in keiner andern Wissenschaft möglich ist, daher der Ausdruck "mathematische Gewißheit" soviel als absolute Gewißheit. - Die erste Ausbildung erhielt die M. durch die Griechen, besonders brachten sie die Raumlehre, die Geometrie, zu hoher Vollendung (Euklid. Archimed, Apollonius von Perga); nicht gleichen Schritt mit der Geometrie hielt die Zahlenlehre. Diese, die Arithmetik und Algebra, verdanken wir hauptsächlich den Arabern, welche die von den Griechen ihnen überlieferte M. eifrig betrieben u. nach Spanien verpflanzten. Ihre höhere Ausbildung erhielt die Zahlenlehre im 16. Jahrh. in Deutschland und Italien (Johann v. Gmünden, Regiomontanus, Tartaglia, Cardanus, Nunnez, Byrgius etc.). Endlich erfand Napier die Logarithmen, Descartes die analytische Geometrie, Newton und Leibniz die Infinitesimalrechnung. Von da an erreichte die M. eine vorher ungeahnte Höhe u. Ausdehnung und einen mächtigen Einfluß auf Leben und Wissenschaft, besonders durch Galilei, Pascal, Cassini, Huyghens, Halley, die Bernoulli, Euler, Maclaurin, Tob. Mayer, Hindenburg, Laplace, Lagrange, Gauß etc. Mathew (Mäshju), Theobald, geb. 1790 zu Thomastown in Irland, seit 1814 kath. Priester, trat seit 1833 mit ungeheurem Erfolge in Irland, England und Nordamerika als Apostel der Mäßigkeit auf, kehrte 1851 aus letzterem krank zurück und erhielt von der engl. Regierung eine Pension. Mathews (Mäshjus), Charles, geb. 1776 zu London, gest. 1837, engl. Komiker. Mathilde, die Heilige, Gemahlin König Heinrichs I., Mutter Ottos des Großen, von dem sie wegen ihrer Vorliebe für den jüngeren Sohn Heinrich einige Zeit viele Bedrängniß erlitt, die sie mit Ergebung ertrug, lebte viele Jahre der Gottseligkeit und den Werken der Barmherzigkeit, st. 968 in dem von ihr zu Quedlinburg gestifteten Kloster. Gedächtnißtag 14. März. - M. od. Mechthilde, die Selige, Tochter eines Grafen v. Andechs, geb. 1125, gest. 1163, Priorin von Dießen, Aebtissin von Edelstetten, Muster der Ascese, Andacht und Mildthätigkeit. Gedächtnißtag 3. Mai. den Geist setzt, gleichviel ob dies im Gebiete der Wissenschaft (philosophischer, theoretischer M.) od. des Lebens (praktischer M., Genußsucht, Eigennutz) geschieht, ferner ob das Materielle mehr oder minder vergeistiget und verfeinert gedacht und genossen (seiner M.) oder ob das Geistige lediglich als Blüte der M. betrachtet und demgemäß behandelt werde. Materialist, der Anhänger einer materialistischen Weltanschauung. Handlungsweise; dann der Verkäufer von Materialwaaren (s. d.), der Droguist. Materiell, was zur M., zur Sache gehört; finanziell; sinnlich, genußsüchtig, eigennützig. Materiiren, künstliche Arbeit machen, das Meisterstück liefern. Maternitätssystem, das röm.-französ., in neuerer Zeit überhandnehmender Grundsatz, daß uneheliche Kinder der Mutter zuzusprechen seien und daß es gegen den Vater, so er sich nicht frei bekennt, keine Klage gebe. S. Vaterschaft. Mathema, griech., Lehrsatz. Mathematik, ist die Lehre von der Bestimmung und Berechnung der verschiedenen Arten der Größen: Größen der Zahl, des Raumes od. der Zeit. Man unterscheidet die reine und die angewandte M. Die reine M. behandelt die Größenverhältnisse an sich, ohne weitere Beziehung auf andere Dinge, und besteht in Arithmetik nebst Algebra als Lehre von den Zahlengrößen, u. in Geometrie als Lehre von den Raumgrößen. Die angewandte M., d. h. die Anwendung der M. auf andere Wissenschaften und Künste, zerfällt in physische M. und technische M. Die physische angewandte M. umfaßt die physikalischen Wissenschaften, als Mechanik, Dynamik, Statik, Hydraulik, Hydrostatik. Aërostatik, Optik, Dioptrik, Katoptrik, Perspective etc., endlich die Astronomie. Die technische M. begreift die bürgerliche Rechenkunst (mercantile, politische), die praktische Geometrie, die praktische Mechanik oder Maschinenlehre; ferner den mathematischen Theil der Baukunst, der Kriegswissenschaften, der Nautik. Die M. bietet in allen ihren Lehren eine Sicherheit und Gewißheit, wie sie in keiner andern Wissenschaft möglich ist, daher der Ausdruck „mathematische Gewißheit“ soviel als absolute Gewißheit. – Die erste Ausbildung erhielt die M. durch die Griechen, besonders brachten sie die Raumlehre, die Geometrie, zu hoher Vollendung (Euklid. Archimed, Apollonius von Perga); nicht gleichen Schritt mit der Geometrie hielt die Zahlenlehre. Diese, die Arithmetik und Algebra, verdanken wir hauptsächlich den Arabern, welche die von den Griechen ihnen überlieferte M. eifrig betrieben u. nach Spanien verpflanzten. Ihre höhere Ausbildung erhielt die Zahlenlehre im 16. Jahrh. in Deutschland und Italien (Johann v. Gmünden, Regiomontanus, Tartaglia, Cardanus, Nunnez, Byrgius etc.). Endlich erfand Napier die Logarithmen, Descartes die analytische Geometrie, Newton und Leibniz die Infinitesimalrechnung. Von da an erreichte die M. eine vorher ungeahnte Höhe u. Ausdehnung und einen mächtigen Einfluß auf Leben und Wissenschaft, besonders durch Galilei, Pascal, Cassini, Huyghens, Halley, die Bernoulli, Euler, Maclaurin, Tob. Mayer, Hindenburg, Laplace, Lagrange, Gauß etc. Mathew (Mäshju), Theobald, geb. 1790 zu Thomastown in Irland, seit 1814 kath. Priester, trat seit 1833 mit ungeheurem Erfolge in Irland, England und Nordamerika als Apostel der Mäßigkeit auf, kehrte 1851 aus letzterem krank zurück und erhielt von der engl. Regierung eine Pension. Mathews (Mäshjus), Charles, geb. 1776 zu London, gest. 1837, engl. Komiker. Mathilde, die Heilige, Gemahlin König Heinrichs I., Mutter Ottos des Großen, von dem sie wegen ihrer Vorliebe für den jüngeren Sohn Heinrich einige Zeit viele Bedrängniß erlitt, die sie mit Ergebung ertrug, lebte viele Jahre der Gottseligkeit und den Werken der Barmherzigkeit, st. 968 in dem von ihr zu Quedlinburg gestifteten Kloster. Gedächtnißtag 14. März. – M. od. Mechthilde, die Selige, Tochter eines Grafen v. Andechs, geb. 1125, gest. 1163, Priorin von Dießen, Aebtissin von Edelstetten, Muster der Ascese, Andacht und Mildthätigkeit. Gedächtnißtag 3. 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Die M. bietet in allen ihren Lehren eine Sicherheit und Gewißheit, wie sie in keiner andern Wissenschaft möglich ist, daher der Ausdruck „mathematische Gewißheit“ soviel als absolute Gewißheit. – Die erste Ausbildung erhielt die M. durch die Griechen, besonders brachten sie die Raumlehre, die Geometrie, zu hoher Vollendung (Euklid. Archimed, Apollonius von Perga); nicht gleichen Schritt mit der Geometrie hielt die Zahlenlehre. Diese, die Arithmetik und Algebra, verdanken wir hauptsächlich den Arabern, welche die von den Griechen ihnen überlieferte M. eifrig betrieben u. nach Spanien verpflanzten. Ihre höhere Ausbildung erhielt die Zahlenlehre im 16. Jahrh. in Deutschland und Italien (Johann v. Gmünden, Regiomontanus, Tartaglia, Cardanus, Nunnez, Byrgius etc.). Endlich erfand Napier die Logarithmen, Descartes die analytische Geometrie, Newton und Leibniz die Infinitesimalrechnung. Von da an erreichte die M. eine vorher ungeahnte Höhe u. 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Materiiren, künstliche Arbeit machen, das Meisterstück liefern.
Maternitätssystem, das röm.-französ., in neuerer Zeit überhandnehmender Grundsatz, daß uneheliche Kinder der Mutter zuzusprechen seien und daß es gegen den Vater, so er sich nicht frei bekennt, keine Klage gebe. S. Vaterschaft.
Mathema, griech., Lehrsatz.
Mathematik, ist die Lehre von der Bestimmung und Berechnung der verschiedenen Arten der Größen: Größen der Zahl, des Raumes od. der Zeit. Man unterscheidet die reine und die angewandte M. Die reine M. behandelt die Größenverhältnisse an sich, ohne weitere Beziehung auf andere Dinge, und besteht in Arithmetik nebst Algebra als Lehre von den Zahlengrößen, u. in Geometrie als Lehre von den Raumgrößen. Die angewandte M., d. h. die Anwendung der M. auf andere Wissenschaften und Künste, zerfällt in physische M. und technische M. Die physische angewandte M. umfaßt die physikalischen Wissenschaften, als Mechanik, Dynamik, Statik, Hydraulik, Hydrostatik. Aërostatik, Optik, Dioptrik, Katoptrik, Perspective etc., endlich die Astronomie. Die technische M. begreift die bürgerliche Rechenkunst (mercantile, politische), die praktische Geometrie, die praktische Mechanik oder Maschinenlehre; ferner den mathematischen Theil der Baukunst, der Kriegswissenschaften, der Nautik. Die M. bietet in allen ihren Lehren eine Sicherheit und Gewißheit, wie sie in keiner andern Wissenschaft möglich ist, daher der Ausdruck „mathematische Gewißheit“ soviel als absolute Gewißheit. – Die erste Ausbildung erhielt die M. durch die Griechen, besonders brachten sie die Raumlehre, die Geometrie, zu hoher Vollendung (Euklid. Archimed, Apollonius von Perga); nicht gleichen Schritt mit der Geometrie hielt die Zahlenlehre. Diese, die Arithmetik und Algebra, verdanken wir hauptsächlich den Arabern, welche die von den Griechen ihnen überlieferte M. eifrig betrieben u. nach Spanien verpflanzten. Ihre höhere Ausbildung erhielt die Zahlenlehre im 16. Jahrh. in Deutschland und Italien (Johann v. Gmünden, Regiomontanus, Tartaglia, Cardanus, Nunnez, Byrgius etc.). Endlich erfand Napier die Logarithmen, Descartes die analytische Geometrie, Newton und Leibniz die Infinitesimalrechnung. Von da an erreichte die M. eine vorher ungeahnte Höhe u. Ausdehnung und einen mächtigen Einfluß auf Leben und Wissenschaft, besonders durch Galilei, Pascal, Cassini, Huyghens, Halley, die Bernoulli, Euler, Maclaurin, Tob. Mayer, Hindenburg, Laplace, Lagrange, Gauß etc.
Mathew (Mäshju), Theobald, geb. 1790 zu Thomastown in Irland, seit 1814 kath. Priester, trat seit 1833 mit ungeheurem Erfolge in Irland, England und Nordamerika als Apostel der Mäßigkeit auf, kehrte 1851 aus letzterem krank zurück und erhielt von der engl. Regierung eine Pension.
Mathews (Mäshjus), Charles, geb. 1776 zu London, gest. 1837, engl. Komiker.
Mathilde, die Heilige, Gemahlin König Heinrichs I., Mutter Ottos des Großen, von dem sie wegen ihrer Vorliebe für den jüngeren Sohn Heinrich einige Zeit viele Bedrängniß erlitt, die sie mit Ergebung ertrug, lebte viele Jahre der Gottseligkeit und den Werken der Barmherzigkeit, st. 968 in dem von ihr zu Quedlinburg gestifteten Kloster. Gedächtnißtag 14. März. – M. od. Mechthilde, die Selige, Tochter eines Grafen v. Andechs, geb. 1125, gest. 1163, Priorin von Dießen, Aebtissin von Edelstetten, Muster der Ascese, Andacht und Mildthätigkeit. Gedächtnißtag 3. Mai.
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