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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Adel- und Bauernstande durch den von der Krone begünstigten Proselytismus fortwährend an die russ.-griech. Kirche verliert. Hauptstadt ist Riga; eingetheilt ist L. in die Kreise Riga, Wenden, Dorpat, Pernau, Oesel. - L. gehörte ursprünglich zu Rußland; die Colonisation begann 1158 durch Bremer u. Lübecker Kaufleute, seit 1186 erfolgte allmälig die Unterwerfung der Einw. Die livländ. Schwertritter verbanden sich mit dem deutschen Orden und bemächtigten sich L.s, Esthlands, Kurlands u. Semgallens (vgl. die betr. Art. u. Deutscher Orden), der es bis zur Auslösung seiner Macht in den Ostseeprovinzen behauptete. 1561 fiel es an Polen und war der Zankapfel zwischen diesem, Rußland u. Schweden; letzteres gewann es 1660 im Frieden zu Oliva, verlor es aber 1721 an Rußland. (Kohl: die deutsch-russ. Ostseeprovinzen, Stuttgart 1840; Kruse's Necrolivonica und Urgeschichte der Ostseeprovinzen.)


Livonese, russ. Münze = 96 Kopeken.


Livorno (bei den Alten Portus Herculis, P. Labronius, Liburnus), toscan. Stadt am mittelländ. Meere, zählt mit der Insel Gorgona 85000 E., hat einen Hafen, Dom, ist Bischofssitz, mit Florenz durch eine Eisenbahn u. mit dem Arno durch einen Kanal verbunden. L. ist durch seinen Freihafen ein bedeutender Handelsplatz. der auf Kosten von Pisa aufkam; der Handel befindet sich jedoch meist in fremden Händen und die Bevölkerung ist eine sehr gemischte (über 20000 Juden) und turbulente. L. hat Fabriken für Korallen- und Alabasterwaaren, Seide, Papier, Leder, Tabak, Liqueure u. s. w.


Livre (frz. liwr), eigentlich Pfund, französ. Rechnungsmünze bis zur Revolution; ein Livre Tournois war = 7 Sgr. 9 7/10 Pfg. - 22 kr. C.-M.; ein L. Paris galt ein Viertel mehr. - L., im gemeinen Leben noch Benennung für das metrische Pfund der Kilogramme.


Livree, frz., die der königl. Dienerschaft unentgeltlich gelieferte Kleidung zu Hoffesten; Bedientenkleidung.


Lixivia, lat., Lauge; Lixiviation, Auslaugung.


Ljusna, schwed. Fluß, entspringt im Jämtland-Län, mündet nördlich von Gefle in den bottnischen Busen.


Llanos, die großen Ebenen der südamerikan. Republik Venezuela, theils mit üppigem Graswuchs, theils mit Flugsand bedeckt, mit wenigen tafelförmigen Erhöhungen, werden auf 14000 #M. berechnet u. sind von unzähligen wilden u. halbwilden Pferden u. Rindern belebt. Die Hirten (Llaneros) sind Halbnomaden, meistens Mischlinge, kühne Reiter, welche in dem Revolutionskriege den Spaniern am meisten geschadet haben.


Llorente (Ljorente). Don Juan Antonio, der bekannte freisinnige Sekretär und Geschichtschreiber der span. Hof- u. Staatsinquisition, geb. 1756 zu Rincondel-Solo in Aragonien, erhielt schon 1770 die Tonsur, studierte die Rechte, wurde 1779 Priester. Bereits 1782 wurde er Generalvicar des Bisthums Calahorra, 1789 Inquisitionssekretär in Madrid, wurde wiederholt beseitigt und suchte dafür im Bunde mit dem gestürzten Minister Jovellanos, der Gräfin Montijo u. a. Spanien politisch und kirchlich im Sinne des Liberalismus umzugestalten. Als Godoy 1805 die Fueros des Baskenlandes vernichtete, vertheidigte dies L. in seinen Noticias historicas de las tres provincias vascongadas etc., wurde dafür Kanzler der Universität Madrid, Ritter u. s. w., sogar Mitglied der patriotischen Gesellschaft der baskischen Provinzen. Der Kampf des span. Volkes gegen die frz. Zwingherrschaft fand den L. auf Seite der Josefinos, u. diese machten ihn zum Staatsrath; er vollzog das Decret, welches die Klöster aufhob, wurde Generaldirector der aus den Säcularisationen gewonnenen "Nationalgüter", bald aber des Unterschleifs verdächtigt und anderwärts verwendet, bis er in Josephs Auftrag seine Geschichte der Inquisition, deren Archiv ihm ganz zur Verfügung gestellt war, ausarbeiten konnte. Nach dem Sturze der Josefinos ging L. als Verbannter nach Paris u. gab hier sein Hauptwerk heraus, welches Al. Pellier als histoire critique de l'inquisition sofort ins Französ. übertrug (Par.

Adel- und Bauernstande durch den von der Krone begünstigten Proselytismus fortwährend an die russ.-griech. Kirche verliert. Hauptstadt ist Riga; eingetheilt ist L. in die Kreise Riga, Wenden, Dorpat, Pernau, Oesel. – L. gehörte ursprünglich zu Rußland; die Colonisation begann 1158 durch Bremer u. Lübecker Kaufleute, seit 1186 erfolgte allmälig die Unterwerfung der Einw. Die livländ. Schwertritter verbanden sich mit dem deutschen Orden und bemächtigten sich L.s, Esthlands, Kurlands u. Semgallens (vgl. die betr. Art. u. Deutscher Orden), der es bis zur Auslösung seiner Macht in den Ostseeprovinzen behauptete. 1561 fiel es an Polen und war der Zankapfel zwischen diesem, Rußland u. Schweden; letzteres gewann es 1660 im Frieden zu Oliva, verlor es aber 1721 an Rußland. (Kohl: die deutsch-russ. Ostseeprovinzen, Stuttgart 1840; Kruseʼs Necrolivonica und Urgeschichte der Ostseeprovinzen.)


Livonese, russ. Münze = 96 Kopeken.


Livorno (bei den Alten Portus Herculis, P. Labronius, Liburnus), toscan. Stadt am mittelländ. Meere, zählt mit der Insel Gorgona 85000 E., hat einen Hafen, Dom, ist Bischofssitz, mit Florenz durch eine Eisenbahn u. mit dem Arno durch einen Kanal verbunden. L. ist durch seinen Freihafen ein bedeutender Handelsplatz. der auf Kosten von Pisa aufkam; der Handel befindet sich jedoch meist in fremden Händen und die Bevölkerung ist eine sehr gemischte (über 20000 Juden) und turbulente. L. hat Fabriken für Korallen- und Alabasterwaaren, Seide, Papier, Leder, Tabak, Liqueure u. s. w.


Livre (frz. liwr), eigentlich Pfund, französ. Rechnungsmünze bis zur Revolution; ein Livre Tournois war = 7 Sgr. 9 7/10 Pfg. – 22 kr. C.-M.; ein L. Paris galt ein Viertel mehr. – L., im gemeinen Leben noch Benennung für das metrische Pfund der Kilogramme.


Livrée, frz., die der königl. Dienerschaft unentgeltlich gelieferte Kleidung zu Hoffesten; Bedientenkleidung.


Lixivia, lat., Lauge; Lixiviation, Auslaugung.


Ljusna, schwed. Fluß, entspringt im Jämtland-Län, mündet nördlich von Gefle in den bottnischen Busen.


Llanos, die großen Ebenen der südamerikan. Republik Venezuela, theils mit üppigem Graswuchs, theils mit Flugsand bedeckt, mit wenigen tafelförmigen Erhöhungen, werden auf 14000 □M. berechnet u. sind von unzähligen wilden u. halbwilden Pferden u. Rindern belebt. Die Hirten (Llaneros) sind Halbnomaden, meistens Mischlinge, kühne Reiter, welche in dem Revolutionskriege den Spaniern am meisten geschadet haben.


Llorente (Ljorente). Don Juan Antonio, der bekannte freisinnige Sekretär und Geschichtschreiber der span. Hof- u. Staatsinquisition, geb. 1756 zu Rincondel-Solo in Aragonien, erhielt schon 1770 die Tonsur, studierte die Rechte, wurde 1779 Priester. Bereits 1782 wurde er Generalvicar des Bisthums Calahorra, 1789 Inquisitionssekretär in Madrid, wurde wiederholt beseitigt und suchte dafür im Bunde mit dem gestürzten Minister Jovellanos, der Gräfin Montijo u. a. Spanien politisch und kirchlich im Sinne des Liberalismus umzugestalten. Als Godoy 1805 die Fueros des Baskenlandes vernichtete, vertheidigte dies L. in seinen Noticias historicas de las tres provincias vascongadas etc., wurde dafür Kanzler der Universität Madrid, Ritter u. s. w., sogar Mitglied der patriotischen Gesellschaft der baskischen Provinzen. Der Kampf des span. Volkes gegen die frz. Zwingherrschaft fand den L. auf Seite der Josefinos, u. diese machten ihn zum Staatsrath; er vollzog das Decret, welches die Klöster aufhob, wurde Generaldirector der aus den Säcularisationen gewonnenen „Nationalgüter“, bald aber des Unterschleifs verdächtigt und anderwärts verwendet, bis er in Josephs Auftrag seine Geschichte der Inquisition, deren Archiv ihm ganz zur Verfügung gestellt war, ausarbeiten konnte. Nach dem Sturze der Josefinos ging L. als Verbannter nach Paris u. gab hier sein Hauptwerk heraus, welches Al. Pellier als histoire critique de lʼinquisition sofort ins Französ. übertrug (Par.

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[12/0013] Adel- und Bauernstande durch den von der Krone begünstigten Proselytismus fortwährend an die russ.-griech. Kirche verliert. Hauptstadt ist Riga; eingetheilt ist L. in die Kreise Riga, Wenden, Dorpat, Pernau, Oesel. – L. gehörte ursprünglich zu Rußland; die Colonisation begann 1158 durch Bremer u. Lübecker Kaufleute, seit 1186 erfolgte allmälig die Unterwerfung der Einw. Die livländ. Schwertritter verbanden sich mit dem deutschen Orden und bemächtigten sich L.s, Esthlands, Kurlands u. Semgallens (vgl. die betr. Art. u. Deutscher Orden), der es bis zur Auslösung seiner Macht in den Ostseeprovinzen behauptete. 1561 fiel es an Polen und war der Zankapfel zwischen diesem, Rußland u. Schweden; letzteres gewann es 1660 im Frieden zu Oliva, verlor es aber 1721 an Rußland. (Kohl: die deutsch-russ. Ostseeprovinzen, Stuttgart 1840; Kruseʼs Necrolivonica und Urgeschichte der Ostseeprovinzen.) Livonese, russ. Münze = 96 Kopeken. Livorno (bei den Alten Portus Herculis, P. Labronius, Liburnus), toscan. Stadt am mittelländ. Meere, zählt mit der Insel Gorgona 85000 E., hat einen Hafen, Dom, ist Bischofssitz, mit Florenz durch eine Eisenbahn u. mit dem Arno durch einen Kanal verbunden. L. ist durch seinen Freihafen ein bedeutender Handelsplatz. der auf Kosten von Pisa aufkam; der Handel befindet sich jedoch meist in fremden Händen und die Bevölkerung ist eine sehr gemischte (über 20000 Juden) und turbulente. L. hat Fabriken für Korallen- und Alabasterwaaren, Seide, Papier, Leder, Tabak, Liqueure u. s. w. Livre (frz. liwr), eigentlich Pfund, französ. Rechnungsmünze bis zur Revolution; ein Livre Tournois war = 7 Sgr. 9 7/10 Pfg. – 22 kr. C.-M.; ein L. Paris galt ein Viertel mehr. – L., im gemeinen Leben noch Benennung für das metrische Pfund der Kilogramme. Livrée, frz., die der königl. Dienerschaft unentgeltlich gelieferte Kleidung zu Hoffesten; Bedientenkleidung. Lixivia, lat., Lauge; Lixiviation, Auslaugung. Ljusna, schwed. Fluß, entspringt im Jämtland-Län, mündet nördlich von Gefle in den bottnischen Busen. Llanos, die großen Ebenen der südamerikan. Republik Venezuela, theils mit üppigem Graswuchs, theils mit Flugsand bedeckt, mit wenigen tafelförmigen Erhöhungen, werden auf 14000 □M. berechnet u. sind von unzähligen wilden u. halbwilden Pferden u. Rindern belebt. Die Hirten (Llaneros) sind Halbnomaden, meistens Mischlinge, kühne Reiter, welche in dem Revolutionskriege den Spaniern am meisten geschadet haben. Llorente (Ljorente). Don Juan Antonio, der bekannte freisinnige Sekretär und Geschichtschreiber der span. Hof- u. Staatsinquisition, geb. 1756 zu Rincondel-Solo in Aragonien, erhielt schon 1770 die Tonsur, studierte die Rechte, wurde 1779 Priester. Bereits 1782 wurde er Generalvicar des Bisthums Calahorra, 1789 Inquisitionssekretär in Madrid, wurde wiederholt beseitigt und suchte dafür im Bunde mit dem gestürzten Minister Jovellanos, der Gräfin Montijo u. a. Spanien politisch und kirchlich im Sinne des Liberalismus umzugestalten. Als Godoy 1805 die Fueros des Baskenlandes vernichtete, vertheidigte dies L. in seinen Noticias historicas de las tres provincias vascongadas etc., wurde dafür Kanzler der Universität Madrid, Ritter u. s. w., sogar Mitglied der patriotischen Gesellschaft der baskischen Provinzen. Der Kampf des span. Volkes gegen die frz. Zwingherrschaft fand den L. auf Seite der Josefinos, u. diese machten ihn zum Staatsrath; er vollzog das Decret, welches die Klöster aufhob, wurde Generaldirector der aus den Säcularisationen gewonnenen „Nationalgüter“, bald aber des Unterschleifs verdächtigt und anderwärts verwendet, bis er in Josephs Auftrag seine Geschichte der Inquisition, deren Archiv ihm ganz zur Verfügung gestellt war, ausarbeiten konnte. Nach dem Sturze der Josefinos ging L. als Verbannter nach Paris u. gab hier sein Hauptwerk heraus, welches Al. Pellier als histoire critique de lʼinquisition sofort ins Französ. übertrug (Par.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/13>, abgerufen am 24.11.2024.