Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.eine Corticalsubstanz und einen Axencylinder, zugleich erscheint dann die N.substanz als körnige Masse. Die sympathischen Fasern haben einen gleichen Bau, nur sind dieselben von beträchtlich kleinerem Durchmesser. In physiologischer Beziehung haben die N. dreierlei Functionen vorzustehen, nämlich der Bewegung und dem Stoffwechsel in peripherischer Richtung und der Perception der Außenwelt in ihrer centralen Thätigkeitsrichtung. Jede einzelne Primitivfaser scheint nur ausschließlich einer dieser 3 Functionen vorstehen zu können. Vom physiologischen Standpunkt aus theilt man das gesammte N.system in 1) das Cerebrospinal-N.system: Gehirn, Rückenmark u. die davon entspringenden N. umfassend; 2) das Gangliensystem, die Ganglien und die davon abgehenden N. begreifend. Ersteres steht den eigentlich thierischen Functionen der Bewegung und Empfindung, letzteres dem Stoffwechsel, der mehr vegetativen Sphäre des animalischen Körpers vor. Die beschreibende Anatomie theilt die N. in 1) Gehirn-N., 2) Rückenmarks-N. und 3) Ganglien-N. Von Gehirn-N., die in ihrem Verlauf und in der Vertheilung ihrer Zweige die größte Beständigkeit zeigen, zählt man 12 Paare von N., nämlich das Paar 1) des Geruchs-N., 2) Seh-N., 3) Augenmuskel. N., 4) Rollmuskel-N., 5) des dreiästigen N., 6) des äußeren Augenmuskel-N., 7) des Gesichts-N., 8) Gehör-N., 9) Zungenschlund-N., 10) des herumschweifenden od. Lungenmagen-N., 11) des Bei-N., 12) des Unterzungen-N. Der Rückenmarks-N. gibt es 1) 8 Hals-N., 2) 12 Rücken. N., 3) 5 oder 6 Lenden-N., 4) 5 oder 6 Kreuz-N. Das Ganglien- oder sympathische N.-system. in seinem Verlauf und seiner Vertheilung das unbeständigste, wird eingetheilt 1) in den Kopf- u. Hals-, 2) Brust- u. 3) Unterleibstheil. Es besteht aus einer Anzahl von Centralpunkten, Ganglien, von welchen Verbindungszweige zu andern Ganglien und zum Cerebrospinal-N.systeme gehen. Das größte Ganglion im Kopf ist das halbmondförmige, in der Brust das Herzgeflecht, im Unterleib das Sonnengeflecht (g. solare) in der Nähe des Magens. Nervenfieber, nervöses Fieber, wird dasjenige Fieber genannt, das durch die Mitleidenschaft, in welche es die Centralorgane des Nervensystems, namentlich das Gehirn und Rückenmark, zieht, einen das Leben sehr gefährdenden Charakter an sich trägt. Spricht man von dem N. als einem specifischen Krankheitsprozeß, so ist darunter immer der Typhus, in der Regel typhus abdominalis, verstanden. Mit den Beiworten lenta versatilis zu febris nervosa bezeichneten die Aerzte der älteren Schule gewöhnlich noch den langsamen oder wechselnden Verlauf eines solchen Fiebers. Ein nervöses Fieber kann sich den Symptomen der verschiedensten Krankheiten beigesellen, ja die letzten Stunden des menschlichen Lebens lassen in der Regel das Bild dieses Zustandes sehen. Von einem bestimmten Verlauf kann unter solchen Umständen keine Rede sein. Anlangend die ärztliche Behandlung, so muß in erster Reihe diese von dem primären Leiden abhängig sein, und nur die Berücksichtigung der noch für den Verlauf der Krankheit nothwendigen Gesammtkräfte des Organismus kann im gegebenen Fall die Anwendung der flüchtigen Reizmittel der sog. nervina valeriana, serpentaria, Aether, Moschus, nothwendig machen. Immerhin werden aber das Chlor und die mineralischen Säuren zur Bewältigung der Gefäßaufregung nicht zu entbehrende Medicamente insbesondere im Anfang einer solchen Krankheit sein. Nervenkrankheiten, Neurosen, Neuralgien, sind solche, deren Symptome vorzugsweise in perverser Thätigkeit einzelner Theile des Nervensystems bestehen. Auch spricht man in einem anderen Sinne von N., nämlich wenn das materielle Substrat für den Verlauf eines Krankheitssymptomencomplexes die Substanz der Nerven selbst ist. In diesem Sinne spricht man von Nerven-Entzündung, Nervenschwund (Atrophie). Die gewöhnliche Gebrauchsweise bleibt jedoch die erstere und nach jener Auffassung theilt man die N. als abstracte Bilder der tausenderlei stets verschiedenen Einzelfälle in 3 Klassen: eine Corticalsubstanz und einen Axencylinder, zugleich erscheint dann die N.substanz als körnige Masse. Die sympathischen Fasern haben einen gleichen Bau, nur sind dieselben von beträchtlich kleinerem Durchmesser. In physiologischer Beziehung haben die N. dreierlei Functionen vorzustehen, nämlich der Bewegung und dem Stoffwechsel in peripherischer Richtung und der Perception der Außenwelt in ihrer centralen Thätigkeitsrichtung. Jede einzelne Primitivfaser scheint nur ausschließlich einer dieser 3 Functionen vorstehen zu können. Vom physiologischen Standpunkt aus theilt man das gesammte N.system in 1) das Cerebrospinal-N.system: Gehirn, Rückenmark u. die davon entspringenden N. umfassend; 2) das Gangliensystem, die Ganglien und die davon abgehenden N. begreifend. Ersteres steht den eigentlich thierischen Functionen der Bewegung und Empfindung, letzteres dem Stoffwechsel, der mehr vegetativen Sphäre des animalischen Körpers vor. Die beschreibende Anatomie theilt die N. in 1) Gehirn-N., 2) Rückenmarks-N. und 3) Ganglien-N. Von Gehirn-N., die in ihrem Verlauf und in der Vertheilung ihrer Zweige die größte Beständigkeit zeigen, zählt man 12 Paare von N., nämlich das Paar 1) des Geruchs-N., 2) Seh-N., 3) Augenmuskel. N., 4) Rollmuskel-N., 5) des dreiästigen N., 6) des äußeren Augenmuskel-N., 7) des Gesichts-N., 8) Gehör-N., 9) Zungenschlund-N., 10) des herumschweifenden od. Lungenmagen-N., 11) des Bei-N., 12) des Unterzungen-N. Der Rückenmarks-N. gibt es 1) 8 Hals-N., 2) 12 Rücken. N., 3) 5 oder 6 Lenden-N., 4) 5 oder 6 Kreuz-N. Das Ganglien- oder sympathische N.-system. in seinem Verlauf und seiner Vertheilung das unbeständigste, wird eingetheilt 1) in den Kopf- u. Hals-, 2) Brust- u. 3) Unterleibstheil. Es besteht aus einer Anzahl von Centralpunkten, Ganglien, von welchen Verbindungszweige zu andern Ganglien und zum Cerebrospinal-N.systeme gehen. Das größte Ganglion im Kopf ist das halbmondförmige, in der Brust das Herzgeflecht, im Unterleib das Sonnengeflecht (g. solare) in der Nähe des Magens. Nervenfieber, nervöses Fieber, wird dasjenige Fieber genannt, das durch die Mitleidenschaft, in welche es die Centralorgane des Nervensystems, namentlich das Gehirn und Rückenmark, zieht, einen das Leben sehr gefährdenden Charakter an sich trägt. Spricht man von dem N. als einem specifischen Krankheitsprozeß, so ist darunter immer der Typhus, in der Regel typhus abdominalis, verstanden. Mit den Beiworten lenta versatilis zu febris nervosa bezeichneten die Aerzte der älteren Schule gewöhnlich noch den langsamen oder wechselnden Verlauf eines solchen Fiebers. Ein nervöses Fieber kann sich den Symptomen der verschiedensten Krankheiten beigesellen, ja die letzten Stunden des menschlichen Lebens lassen in der Regel das Bild dieses Zustandes sehen. Von einem bestimmten Verlauf kann unter solchen Umständen keine Rede sein. Anlangend die ärztliche Behandlung, so muß in erster Reihe diese von dem primären Leiden abhängig sein, und nur die Berücksichtigung der noch für den Verlauf der Krankheit nothwendigen Gesammtkräfte des Organismus kann im gegebenen Fall die Anwendung der flüchtigen Reizmittel der sog. nervina valeriana, serpentaria, Aether, Moschus, nothwendig machen. Immerhin werden aber das Chlor und die mineralischen Säuren zur Bewältigung der Gefäßaufregung nicht zu entbehrende Medicamente insbesondere im Anfang einer solchen Krankheit sein. Nervenkrankheiten, Neurosen, Neuralgien, sind solche, deren Symptome vorzugsweise in perverser Thätigkeit einzelner Theile des Nervensystems bestehen. Auch spricht man in einem anderen Sinne von N., nämlich wenn das materielle Substrat für den Verlauf eines Krankheitssymptomencomplexes die Substanz der Nerven selbst ist. In diesem Sinne spricht man von Nerven-Entzündung, Nervenschwund (Atrophie). Die gewöhnliche Gebrauchsweise bleibt jedoch die erstere und nach jener Auffassung theilt man die N. als abstracte Bilder der tausenderlei stets verschiedenen Einzelfälle in 3 Klassen: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0317" n="316"/> eine Corticalsubstanz und einen Axencylinder, zugleich erscheint dann die N.substanz als körnige Masse. Die sympathischen Fasern haben einen gleichen Bau, nur sind dieselben von beträchtlich kleinerem Durchmesser. 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Von Gehirn-N., die in ihrem Verlauf und in der Vertheilung ihrer Zweige die größte Beständigkeit zeigen, zählt man 12 Paare von N., nämlich das Paar 1) des Geruchs-N., 2) Seh-N., 3) Augenmuskel. N., 4) Rollmuskel-N., 5) des dreiästigen N., 6) des äußeren Augenmuskel-N., 7) des Gesichts-N., 8) Gehör-N., 9) Zungenschlund-N., 10) des herumschweifenden od. Lungenmagen-N., 11) des Bei-N., 12) des Unterzungen-N. Der Rückenmarks-N. gibt es 1) 8 Hals-N., 2) 12 Rücken. N., 3) 5 oder 6 Lenden-N., 4) 5 oder 6 Kreuz-N. Das Ganglien- oder sympathische N.-system. in seinem Verlauf und seiner Vertheilung das unbeständigste, wird eingetheilt 1) in den Kopf- u. Hals-, 2) Brust- u. 3) Unterleibstheil. Es besteht aus einer Anzahl von Centralpunkten, Ganglien, von welchen Verbindungszweige zu andern Ganglien und zum Cerebrospinal-N.systeme gehen. 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eine Corticalsubstanz und einen Axencylinder, zugleich erscheint dann die N.substanz als körnige Masse. Die sympathischen Fasern haben einen gleichen Bau, nur sind dieselben von beträchtlich kleinerem Durchmesser. In physiologischer Beziehung haben die N. dreierlei Functionen vorzustehen, nämlich der Bewegung und dem Stoffwechsel in peripherischer Richtung und der Perception der Außenwelt in ihrer centralen Thätigkeitsrichtung. Jede einzelne Primitivfaser scheint nur ausschließlich einer dieser 3 Functionen vorstehen zu können. Vom physiologischen Standpunkt aus theilt man das gesammte N.system in 1) das Cerebrospinal-N.system: Gehirn, Rückenmark u. die davon entspringenden N. umfassend; 2) das Gangliensystem, die Ganglien und die davon abgehenden N. begreifend. Ersteres steht den eigentlich thierischen Functionen der Bewegung und Empfindung, letzteres dem Stoffwechsel, der mehr vegetativen Sphäre des animalischen Körpers vor. Die beschreibende Anatomie theilt die N. in 1) Gehirn-N., 2) Rückenmarks-N. und 3) Ganglien-N. Von Gehirn-N., die in ihrem Verlauf und in der Vertheilung ihrer Zweige die größte Beständigkeit zeigen, zählt man 12 Paare von N., nämlich das Paar 1) des Geruchs-N., 2) Seh-N., 3) Augenmuskel. N., 4) Rollmuskel-N., 5) des dreiästigen N., 6) des äußeren Augenmuskel-N., 7) des Gesichts-N., 8) Gehör-N., 9) Zungenschlund-N., 10) des herumschweifenden od. Lungenmagen-N., 11) des Bei-N., 12) des Unterzungen-N. Der Rückenmarks-N. gibt es 1) 8 Hals-N., 2) 12 Rücken. N., 3) 5 oder 6 Lenden-N., 4) 5 oder 6 Kreuz-N. Das Ganglien- oder sympathische N.-system. in seinem Verlauf und seiner Vertheilung das unbeständigste, wird eingetheilt 1) in den Kopf- u. Hals-, 2) Brust- u. 3) Unterleibstheil. Es besteht aus einer Anzahl von Centralpunkten, Ganglien, von welchen Verbindungszweige zu andern Ganglien und zum Cerebrospinal-N.systeme gehen. Das größte Ganglion im Kopf ist das halbmondförmige, in der Brust das Herzgeflecht, im Unterleib das Sonnengeflecht (g. solare) in der Nähe des Magens.
Nervenfieber, nervöses Fieber, wird dasjenige Fieber genannt, das durch die Mitleidenschaft, in welche es die Centralorgane des Nervensystems, namentlich das Gehirn und Rückenmark, zieht, einen das Leben sehr gefährdenden Charakter an sich trägt. Spricht man von dem N. als einem specifischen Krankheitsprozeß, so ist darunter immer der Typhus, in der Regel typhus abdominalis, verstanden. Mit den Beiworten lenta versatilis zu febris nervosa bezeichneten die Aerzte der älteren Schule gewöhnlich noch den langsamen oder wechselnden Verlauf eines solchen Fiebers. Ein nervöses Fieber kann sich den Symptomen der verschiedensten Krankheiten beigesellen, ja die letzten Stunden des menschlichen Lebens lassen in der Regel das Bild dieses Zustandes sehen. Von einem bestimmten Verlauf kann unter solchen Umständen keine Rede sein. Anlangend die ärztliche Behandlung, so muß in erster Reihe diese von dem primären Leiden abhängig sein, und nur die Berücksichtigung der noch für den Verlauf der Krankheit nothwendigen Gesammtkräfte des Organismus kann im gegebenen Fall die Anwendung der flüchtigen Reizmittel der sog. nervina valeriana, serpentaria, Aether, Moschus, nothwendig machen. Immerhin werden aber das Chlor und die mineralischen Säuren zur Bewältigung der Gefäßaufregung nicht zu entbehrende Medicamente insbesondere im Anfang einer solchen Krankheit sein.
Nervenkrankheiten, Neurosen, Neuralgien, sind solche, deren Symptome vorzugsweise in perverser Thätigkeit einzelner Theile des Nervensystems bestehen. Auch spricht man in einem anderen Sinne von N., nämlich wenn das materielle Substrat für den Verlauf eines Krankheitssymptomencomplexes die Substanz der Nerven selbst ist. In diesem Sinne spricht man von Nerven-Entzündung, Nervenschwund (Atrophie). Die gewöhnliche Gebrauchsweise bleibt jedoch die erstere und nach jener Auffassung theilt man die N. als abstracte Bilder der tausenderlei stets verschiedenen Einzelfälle in 3 Klassen:
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