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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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seiner Mutter ab, aber erst 1624 mit dem Eintritte des Cardinals Richelieu in den Staatsrath erfolgte eine vollständige Wendung; die Hugenotten wurden als politische Partei vernichtet, die letzten Empörungsversuche des hohen Adels für immer niedergeschlagen, die Parlamente in enge Schranken gewiesen, die Kraft Frankreichs nach außen gegen Oesterreich u. Spanien gewandt; s. Frankreich. L. st. d. 14. Mai 1643. - L. XIV., Sohn des Vorigen, geb. d. 5. Septbr. 1638, König von 1643 bis 1715, regierte zuerst unter der Vormundschaft seiner Mutter, Anna von Oesterreich (eigentlich von Spanien), und der Leitung des Cardinals Mazarin, welche die Fronde (s. d.) mit Mühe besiegten, gewann im westfäl. Frieden 1648 den größeren Theil des Elsaß, in dem Pyrenäen-Frieden von Spanien Roussillon und Conflans. Nach dem Tode Mazarins (1661) ergriff er die Zügel der Regierung selbst und verschaffte Frankreich in jeder Beziehung den 1. Rang unter den europ. Mächten. Spanien entriß er 1667 Artois und Theile von Flandern und behauptete sie 1668 im Friedensschlusse zu Aachen; 1670 eroberte er Lothringen, griff 1672 Holland an, wurde zwar dadurch in einen Krieg mit Spanien u. Deutschland verwickelt, behielt aber im Frieden von Nimwegen 1678 doch mehre Gränzplätze in den span. Niederlanden, die Franche Comte und auf dem rechten Rheinufer Freiburg u. Breisach. Durch die Reunionskammern (s. d.) fügte er seinen Eroberungen noch manche Orte im Elsaß und den Niederlanden hinzu, nahm 1681 Straßburg mitten im Frieden weg, fing 1688 einen neuen Krieg mit Deutschland an, in welchem seine Waffen zwar meistens siegreich waren, ohne jedoch im Frieden zu Ryswick. 1697, Vortheile wie die früheren einzubringen. L. XIV. erreichte 1700 das Ziel seiner sehnlichsten Wünsche u. mit allen Mitteln unterstützter Plane: sein Enkel wurde von dem König Karl von Spanien zum Erben eingesetzt; aber damit begann auch der span. Erbfolgekrieg, in welchem das deutsche Reich, England, Holland, Savoyen und Portugal gegen Frankreich auftraten. Die Schlacht von Höchstädt (13. Aug. 1704) vertrieb die Franzosen aus Deutschland, die von Turin (1706) aus Italien, die von Oudenarde (1707) aus den Niederlanden, die feindlichen Armeen erschienen auf dem franz. Boden; Frankreich war erschöpft, aber in Spanien hatte L.s XIV. Enkel durch die Unterstützung der Nation die Oberhand gewonnen, u. der Tod Kaiser Josephs I., der seinen Bruder Karl, dem die Verbündeten die span. Krone zugedacht hatten, zum Erben der österr. Monarchie machte, löste das Bündniß der Mächte auf. Zuerst trat England, hierauf Holland zurück, das deutsche Reich aber gewährte dem Kaiser nicht so viele Mittel zur Fortsetzung des Kampfes, als Frankreich seinem Könige. Daher folgte auf den Frieden von Utrecht (1713) der von Baden u. Rastatt (1714), in welchem nur Spanien, Frankreich aber nichts verlor; doch erlebte es L. XIV., daß seine Absicht, die span. Kolonien dem französ. Handel zu öffnen, an der ererbten span. Politik scheiterten. Seine kriegerische Laufbahn war mit dem span. Erbfolgekriege geschlossen; dagegen waren seine letzten Jahre durch religiöse Parteiung beunruhigt, indem der Jansenismus (s. d.) zum Einschreiten der königl. Gewalt Veranlassung gab. Früher hatte L. XIV. nicht nur den päpstlichen Stuhl mit Uebermuth behandelt, sondern 1682 durch Declaration des gallicanischen Klerus 4 Punkte aufstellen lassen, welche unter Umständen zu einem förmlichen Schisma führen konnten (s. Gallikanische Kirche). Dagegen hob er 1685 das Edict von Nantes auf, wodurch er eine Masse Hugenotten zur Auswanderung trieb u. veranlaßte durch die Dragonaden und hohe Kopfsteuer den Aufstand der Camisarden (s. Dragonaden u. Camisarden). Diese verschiedene Handlungsweise war Ausfluß seiner despotischen Natur, die er in dem bekannten Ausspruche: l'etat c'est moi (ich bin der Staat) offenbarte u. demgemäß er auch seine Unterthanen so wie deren Eigenthum unbeschränkt verwenden zu dürfen glaubte. Dessenungeachtet wird er immer unter den größten Monarchen genannt werden; er gab durch seine Kriege Frankreich jene

seiner Mutter ab, aber erst 1624 mit dem Eintritte des Cardinals Richelieu in den Staatsrath erfolgte eine vollständige Wendung; die Hugenotten wurden als politische Partei vernichtet, die letzten Empörungsversuche des hohen Adels für immer niedergeschlagen, die Parlamente in enge Schranken gewiesen, die Kraft Frankreichs nach außen gegen Oesterreich u. Spanien gewandt; s. Frankreich. L. st. d. 14. Mai 1643. – L. XIV., Sohn des Vorigen, geb. d. 5. Septbr. 1638, König von 1643 bis 1715, regierte zuerst unter der Vormundschaft seiner Mutter, Anna von Oesterreich (eigentlich von Spanien), und der Leitung des Cardinals Mazarin, welche die Fronde (s. d.) mit Mühe besiegten, gewann im westfäl. Frieden 1648 den größeren Theil des Elsaß, in dem Pyrenäen-Frieden von Spanien Roussillon und Conflans. Nach dem Tode Mazarins (1661) ergriff er die Zügel der Regierung selbst und verschaffte Frankreich in jeder Beziehung den 1. Rang unter den europ. Mächten. Spanien entriß er 1667 Artois und Theile von Flandern und behauptete sie 1668 im Friedensschlusse zu Aachen; 1670 eroberte er Lothringen, griff 1672 Holland an, wurde zwar dadurch in einen Krieg mit Spanien u. Deutschland verwickelt, behielt aber im Frieden von Nimwegen 1678 doch mehre Gränzplätze in den span. Niederlanden, die Franche Comté und auf dem rechten Rheinufer Freiburg u. Breisach. Durch die Reunionskammern (s. d.) fügte er seinen Eroberungen noch manche Orte im Elsaß und den Niederlanden hinzu, nahm 1681 Straßburg mitten im Frieden weg, fing 1688 einen neuen Krieg mit Deutschland an, in welchem seine Waffen zwar meistens siegreich waren, ohne jedoch im Frieden zu Ryswick. 1697, Vortheile wie die früheren einzubringen. L. XIV. erreichte 1700 das Ziel seiner sehnlichsten Wünsche u. mit allen Mitteln unterstützter Plane: sein Enkel wurde von dem König Karl von Spanien zum Erben eingesetzt; aber damit begann auch der span. Erbfolgekrieg, in welchem das deutsche Reich, England, Holland, Savoyen und Portugal gegen Frankreich auftraten. Die Schlacht von Höchstädt (13. Aug. 1704) vertrieb die Franzosen aus Deutschland, die von Turin (1706) aus Italien, die von Oudenarde (1707) aus den Niederlanden, die feindlichen Armeen erschienen auf dem franz. Boden; Frankreich war erschöpft, aber in Spanien hatte L.s XIV. Enkel durch die Unterstützung der Nation die Oberhand gewonnen, u. der Tod Kaiser Josephs I., der seinen Bruder Karl, dem die Verbündeten die span. Krone zugedacht hatten, zum Erben der österr. Monarchie machte, löste das Bündniß der Mächte auf. Zuerst trat England, hierauf Holland zurück, das deutsche Reich aber gewährte dem Kaiser nicht so viele Mittel zur Fortsetzung des Kampfes, als Frankreich seinem Könige. Daher folgte auf den Frieden von Utrecht (1713) der von Baden u. Rastatt (1714), in welchem nur Spanien, Frankreich aber nichts verlor; doch erlebte es L. XIV., daß seine Absicht, die span. Kolonien dem französ. Handel zu öffnen, an der ererbten span. Politik scheiterten. Seine kriegerische Laufbahn war mit dem span. Erbfolgekriege geschlossen; dagegen waren seine letzten Jahre durch religiöse Parteiung beunruhigt, indem der Jansenismus (s. d.) zum Einschreiten der königl. Gewalt Veranlassung gab. Früher hatte L. XIV. nicht nur den päpstlichen Stuhl mit Uebermuth behandelt, sondern 1682 durch Declaration des gallicanischen Klerus 4 Punkte aufstellen lassen, welche unter Umständen zu einem förmlichen Schisma führen konnten (s. Gallikanische Kirche). Dagegen hob er 1685 das Edict von Nantes auf, wodurch er eine Masse Hugenotten zur Auswanderung trieb u. veranlaßte durch die Dragonaden und hohe Kopfsteuer den Aufstand der Camisarden (s. Dragonaden u. Camisarden). Diese verschiedene Handlungsweise war Ausfluß seiner despotischen Natur, die er in dem bekannten Ausspruche: lʼétat cʼest moi (ich bin der Staat) offenbarte u. demgemäß er auch seine Unterthanen so wie deren Eigenthum unbeschränkt verwenden zu dürfen glaubte. Dessenungeachtet wird er immer unter den größten Monarchen genannt werden; er gab durch seine Kriege Frankreich jene

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[38/0039] seiner Mutter ab, aber erst 1624 mit dem Eintritte des Cardinals Richelieu in den Staatsrath erfolgte eine vollständige Wendung; die Hugenotten wurden als politische Partei vernichtet, die letzten Empörungsversuche des hohen Adels für immer niedergeschlagen, die Parlamente in enge Schranken gewiesen, die Kraft Frankreichs nach außen gegen Oesterreich u. Spanien gewandt; s. Frankreich. L. st. d. 14. Mai 1643. – L. XIV., Sohn des Vorigen, geb. d. 5. Septbr. 1638, König von 1643 bis 1715, regierte zuerst unter der Vormundschaft seiner Mutter, Anna von Oesterreich (eigentlich von Spanien), und der Leitung des Cardinals Mazarin, welche die Fronde (s. d.) mit Mühe besiegten, gewann im westfäl. Frieden 1648 den größeren Theil des Elsaß, in dem Pyrenäen-Frieden von Spanien Roussillon und Conflans. Nach dem Tode Mazarins (1661) ergriff er die Zügel der Regierung selbst und verschaffte Frankreich in jeder Beziehung den 1. Rang unter den europ. Mächten. Spanien entriß er 1667 Artois und Theile von Flandern und behauptete sie 1668 im Friedensschlusse zu Aachen; 1670 eroberte er Lothringen, griff 1672 Holland an, wurde zwar dadurch in einen Krieg mit Spanien u. Deutschland verwickelt, behielt aber im Frieden von Nimwegen 1678 doch mehre Gränzplätze in den span. Niederlanden, die Franche Comté und auf dem rechten Rheinufer Freiburg u. Breisach. Durch die Reunionskammern (s. d.) fügte er seinen Eroberungen noch manche Orte im Elsaß und den Niederlanden hinzu, nahm 1681 Straßburg mitten im Frieden weg, fing 1688 einen neuen Krieg mit Deutschland an, in welchem seine Waffen zwar meistens siegreich waren, ohne jedoch im Frieden zu Ryswick. 1697, Vortheile wie die früheren einzubringen. L. XIV. erreichte 1700 das Ziel seiner sehnlichsten Wünsche u. mit allen Mitteln unterstützter Plane: sein Enkel wurde von dem König Karl von Spanien zum Erben eingesetzt; aber damit begann auch der span. Erbfolgekrieg, in welchem das deutsche Reich, England, Holland, Savoyen und Portugal gegen Frankreich auftraten. Die Schlacht von Höchstädt (13. Aug. 1704) vertrieb die Franzosen aus Deutschland, die von Turin (1706) aus Italien, die von Oudenarde (1707) aus den Niederlanden, die feindlichen Armeen erschienen auf dem franz. Boden; Frankreich war erschöpft, aber in Spanien hatte L.s XIV. Enkel durch die Unterstützung der Nation die Oberhand gewonnen, u. der Tod Kaiser Josephs I., der seinen Bruder Karl, dem die Verbündeten die span. Krone zugedacht hatten, zum Erben der österr. Monarchie machte, löste das Bündniß der Mächte auf. Zuerst trat England, hierauf Holland zurück, das deutsche Reich aber gewährte dem Kaiser nicht so viele Mittel zur Fortsetzung des Kampfes, als Frankreich seinem Könige. Daher folgte auf den Frieden von Utrecht (1713) der von Baden u. Rastatt (1714), in welchem nur Spanien, Frankreich aber nichts verlor; doch erlebte es L. XIV., daß seine Absicht, die span. Kolonien dem französ. Handel zu öffnen, an der ererbten span. Politik scheiterten. Seine kriegerische Laufbahn war mit dem span. Erbfolgekriege geschlossen; dagegen waren seine letzten Jahre durch religiöse Parteiung beunruhigt, indem der Jansenismus (s. d.) zum Einschreiten der königl. Gewalt Veranlassung gab. Früher hatte L. XIV. nicht nur den päpstlichen Stuhl mit Uebermuth behandelt, sondern 1682 durch Declaration des gallicanischen Klerus 4 Punkte aufstellen lassen, welche unter Umständen zu einem förmlichen Schisma führen konnten (s. Gallikanische Kirche). Dagegen hob er 1685 das Edict von Nantes auf, wodurch er eine Masse Hugenotten zur Auswanderung trieb u. veranlaßte durch die Dragonaden und hohe Kopfsteuer den Aufstand der Camisarden (s. Dragonaden u. Camisarden). Diese verschiedene Handlungsweise war Ausfluß seiner despotischen Natur, die er in dem bekannten Ausspruche: lʼétat cʼest moi (ich bin der Staat) offenbarte u. demgemäß er auch seine Unterthanen so wie deren Eigenthum unbeschränkt verwenden zu dürfen glaubte. Dessenungeachtet wird er immer unter den größten Monarchen genannt werden; er gab durch seine Kriege Frankreich jene

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/39>, abgerufen am 21.11.2024.