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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Ausrundung u. Macht, durch die es gegen jeden Angriff von außen sich er gestellt ist, wenn es seine Kraft nicht in Eroberungskriegen vergeudet hat; unter ihm hob sich die franz. Literatur u. Kunst zur ersten in Europa, bemächtigte sich der franz. Geschmack und Gewerbsfleiß der Artikel, welche er noch unbestritten behauptet; er hat mit einem Worte in den Franzosen jenen Nationalgeist ausgebildet, der seitdem so manches Staunenswerthe geschaffen hat. L. XIV. st. 1. Sept. 1715, nachdem er bis auf seinen Urenkel Ludwig XV. alle seine legitimen Nachkommen hatte sterben sehen. (S. Simon: Memoires completes et authentiques sur le siecle de Louis XIV.; Paris 1829, 16 vol.) Vergl. Bd. II. S. 760.


Ludwig XV., Urenkel des Vorigen, geb. 15. Febr. 1710, folgte ihm 1715 auf dem Throne unter der Regentschaft des Herzogs von Orleans u. besaß denselben bis 1774. Regierte unumschränkt aber nie selbständig, sondern unter der Eingebung seiner Minister (Fleury, Choiseul, Bernis, Aiguillon), die durch des Königs Mätressen gehoben und gestürzt wurden. Unter ihm verlor der Thron die Ehrfurcht des Volkes, weil L. denselben durch niedere Wollust, Trägheit u. gemeine Speculationen entwürdigte, während die begabtesten Köpfe (die Encyclopädisten Voltaire, Rousseau etc.) mit der Staatsordnung wie mit der Religion einen planmäßigen Krieg führten. Anfangs war wenigstens die auswärtige Politik mit Glück und Verstand geleitet; indem sich Frankreich im poln. Thronfolgestreite mit Spanien und Sardinien 1733 gegen Oesterreich verband, gewann es im Wiener Frieden 1735 die Anwartschaft auf Lothringen. In dem österreich. Erbfolgekriege mißlang zwar der Plan die österr. Monarchie zu zertrümmern, aber die Waffenthaten des Marschalls von Sachsen und des Grafen Belleisle hielten wenigstens den französ. Kriegsruhm aufrecht, der später in dem 7jährigen Kriege, an dem L. XV. auf Eingebung der Pompadour Antheil nahm, vollständig verloren ging. Frankreich war zuletzt so heruntergekommen, daß es die Theilung von Polen geschehen ließ. Choiseul setzte 1764 die Aufhebung des Jesuitenordens durch, in welche der König jedoch nur sehr ungern willigte; unter dem gleichen Minister begann der Streit mit den Parlamenten, das Vorspiel der Revolution, in welchem nur die Regierung verlor, obwohl sie dieselben aufhob. L. sprach es in seiner letzten Zeit öfters selbst aus, daß sein Nachfolger bei der stätigen Zunahme des Deficits zusehen möge, wie er seinen Haushalt einrichte. Er st. 10. Mai 1774 an den Blattern. Ihm folgte sein Enkel:


Ludwig XVI., geb. 23. Aug. 1754, seit dem 10. Mai 1770 mit Marie Antoinette von Oesterreich vermählt, ein Fürst von einfachem, ernstem und wohlwollendem Wesen, der die Unhaltbarkeit des bisherigen Systems einsah, aber nicht Kraft genug hatte, mit demselben entschieden zu brechen und den Aufbau eines neuen mit eigener Hand zu beginnen. Daher sein immerwährendes Schwanken, das ihm, den Seinigen u. der constitutionellen Partei verderblich wurde. Ueber seine Regierung und Katastrophe s. Bd. II. S. 761 ff. (Soulavie: Memoires historiques et politiques du regne de Louis XVI., 6 vol. Paris 1801; Barriere: La cour et la ville sous Louis XIV., XV. et XVI.)


Ludwig XVII. nannten die französ. Royalisten nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. dessen Sohn, der am 27. März 1785 geb. und 1789 durch den Tod seines älteren Bruders Dauphin wurde. Er theilte die traurige Gefangenschaft seiner Eltern und wurde im Juni 1793 als L. Capet einem jakobin. Schuster Simon übergeben, der ihn durch rohe Behandlung gänzlich zerrüttete; er st. 8. Juni 1795 an der Rachitis. Sein Tod ist vollständig erwiesen; dennoch traten falsche L. XVII. auf u. fanden vielfach Glauben u. Unterstützung; so: Jean Marie Hervagault, ein Schneiderssohn zu St. Lo; Mathurin Bruneau von Vezins, der Sohn eines Holzschuhmachers; Henri Hebert, aus der Gegend von Rouen, gest. 1845 zu London, der sich Herzog von Richmont nannte; endlich ein preuß. Uhrenmacher, Karl Wilhelm Naundorf, der besonders bei alten adeligen Damen Unterstützung fand.


Ludwig XVIII., Stanislas Xaver, geb. 17. Nov. 1755, Bruder L.s XVI.,

Ausrundung u. Macht, durch die es gegen jeden Angriff von außen sich er gestellt ist, wenn es seine Kraft nicht in Eroberungskriegen vergeudet hat; unter ihm hob sich die franz. Literatur u. Kunst zur ersten in Europa, bemächtigte sich der franz. Geschmack und Gewerbsfleiß der Artikel, welche er noch unbestritten behauptet; er hat mit einem Worte in den Franzosen jenen Nationalgeist ausgebildet, der seitdem so manches Staunenswerthe geschaffen hat. L. XIV. st. 1. Sept. 1715, nachdem er bis auf seinen Urenkel Ludwig XV. alle seine legitimen Nachkommen hatte sterben sehen. (S. Simon: Mémoires complètes et authentiques sur le siècle de Louis XIV.; Paris 1829, 16 vol.) Vergl. Bd. II. S. 760.


Ludwig XV., Urenkel des Vorigen, geb. 15. Febr. 1710, folgte ihm 1715 auf dem Throne unter der Regentschaft des Herzogs von Orleans u. besaß denselben bis 1774. Regierte unumschränkt aber nie selbständig, sondern unter der Eingebung seiner Minister (Fleury, Choiseul, Bernis, Aiguillon), die durch des Königs Mätressen gehoben und gestürzt wurden. Unter ihm verlor der Thron die Ehrfurcht des Volkes, weil L. denselben durch niedere Wollust, Trägheit u. gemeine Speculationen entwürdigte, während die begabtesten Köpfe (die Encyclopädisten Voltaire, Rousseau etc.) mit der Staatsordnung wie mit der Religion einen planmäßigen Krieg führten. Anfangs war wenigstens die auswärtige Politik mit Glück und Verstand geleitet; indem sich Frankreich im poln. Thronfolgestreite mit Spanien und Sardinien 1733 gegen Oesterreich verband, gewann es im Wiener Frieden 1735 die Anwartschaft auf Lothringen. In dem österreich. Erbfolgekriege mißlang zwar der Plan die österr. Monarchie zu zertrümmern, aber die Waffenthaten des Marschalls von Sachsen und des Grafen Belleisle hielten wenigstens den französ. Kriegsruhm aufrecht, der später in dem 7jährigen Kriege, an dem L. XV. auf Eingebung der Pompadour Antheil nahm, vollständig verloren ging. Frankreich war zuletzt so heruntergekommen, daß es die Theilung von Polen geschehen ließ. Choiseul setzte 1764 die Aufhebung des Jesuitenordens durch, in welche der König jedoch nur sehr ungern willigte; unter dem gleichen Minister begann der Streit mit den Parlamenten, das Vorspiel der Revolution, in welchem nur die Regierung verlor, obwohl sie dieselben aufhob. L. sprach es in seiner letzten Zeit öfters selbst aus, daß sein Nachfolger bei der stätigen Zunahme des Deficits zusehen möge, wie er seinen Haushalt einrichte. Er st. 10. Mai 1774 an den Blattern. Ihm folgte sein Enkel:


Ludwig XVI., geb. 23. Aug. 1754, seit dem 10. Mai 1770 mit Marie Antoinette von Oesterreich vermählt, ein Fürst von einfachem, ernstem und wohlwollendem Wesen, der die Unhaltbarkeit des bisherigen Systems einsah, aber nicht Kraft genug hatte, mit demselben entschieden zu brechen und den Aufbau eines neuen mit eigener Hand zu beginnen. Daher sein immerwährendes Schwanken, das ihm, den Seinigen u. der constitutionellen Partei verderblich wurde. Ueber seine Regierung und Katastrophe s. Bd. II. S. 761 ff. (Soulavie: Mémoires historiques et politiques du règne de Louis XVI., 6 vol. Paris 1801; Barrière: La cour et la ville sous Louis XIV., XV. et XVI.)


Ludwig XVII. nannten die französ. Royalisten nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. dessen Sohn, der am 27. März 1785 geb. und 1789 durch den Tod seines älteren Bruders Dauphin wurde. Er theilte die traurige Gefangenschaft seiner Eltern und wurde im Juni 1793 als L. Capet einem jakobin. Schuster Simon übergeben, der ihn durch rohe Behandlung gänzlich zerrüttete; er st. 8. Juni 1795 an der Rachitis. Sein Tod ist vollständig erwiesen; dennoch traten falsche L. XVII. auf u. fanden vielfach Glauben u. Unterstützung; so: Jean Marie Hervagault, ein Schneiderssohn zu St. Lo; Mathurin Bruneau von Vezins, der Sohn eines Holzschuhmachers; Henri Hebert, aus der Gegend von Rouen, gest. 1845 zu London, der sich Herzog von Richmont nannte; endlich ein preuß. Uhrenmacher, Karl Wilhelm Naundorf, der besonders bei alten adeligen Damen Unterstützung fand.


Ludwig XVIII., Stanislas Xaver, geb. 17. Nov. 1755, Bruder L.s XVI.,

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[39/0040] Ausrundung u. Macht, durch die es gegen jeden Angriff von außen sich er gestellt ist, wenn es seine Kraft nicht in Eroberungskriegen vergeudet hat; unter ihm hob sich die franz. Literatur u. Kunst zur ersten in Europa, bemächtigte sich der franz. Geschmack und Gewerbsfleiß der Artikel, welche er noch unbestritten behauptet; er hat mit einem Worte in den Franzosen jenen Nationalgeist ausgebildet, der seitdem so manches Staunenswerthe geschaffen hat. L. XIV. st. 1. Sept. 1715, nachdem er bis auf seinen Urenkel Ludwig XV. alle seine legitimen Nachkommen hatte sterben sehen. (S. Simon: Mémoires complètes et authentiques sur le siècle de Louis XIV.; Paris 1829, 16 vol.) Vergl. Bd. II. S. 760. Ludwig XV., Urenkel des Vorigen, geb. 15. Febr. 1710, folgte ihm 1715 auf dem Throne unter der Regentschaft des Herzogs von Orleans u. besaß denselben bis 1774. Regierte unumschränkt aber nie selbständig, sondern unter der Eingebung seiner Minister (Fleury, Choiseul, Bernis, Aiguillon), die durch des Königs Mätressen gehoben und gestürzt wurden. Unter ihm verlor der Thron die Ehrfurcht des Volkes, weil L. denselben durch niedere Wollust, Trägheit u. gemeine Speculationen entwürdigte, während die begabtesten Köpfe (die Encyclopädisten Voltaire, Rousseau etc.) mit der Staatsordnung wie mit der Religion einen planmäßigen Krieg führten. Anfangs war wenigstens die auswärtige Politik mit Glück und Verstand geleitet; indem sich Frankreich im poln. Thronfolgestreite mit Spanien und Sardinien 1733 gegen Oesterreich verband, gewann es im Wiener Frieden 1735 die Anwartschaft auf Lothringen. In dem österreich. Erbfolgekriege mißlang zwar der Plan die österr. Monarchie zu zertrümmern, aber die Waffenthaten des Marschalls von Sachsen und des Grafen Belleisle hielten wenigstens den französ. Kriegsruhm aufrecht, der später in dem 7jährigen Kriege, an dem L. XV. auf Eingebung der Pompadour Antheil nahm, vollständig verloren ging. Frankreich war zuletzt so heruntergekommen, daß es die Theilung von Polen geschehen ließ. Choiseul setzte 1764 die Aufhebung des Jesuitenordens durch, in welche der König jedoch nur sehr ungern willigte; unter dem gleichen Minister begann der Streit mit den Parlamenten, das Vorspiel der Revolution, in welchem nur die Regierung verlor, obwohl sie dieselben aufhob. L. sprach es in seiner letzten Zeit öfters selbst aus, daß sein Nachfolger bei der stätigen Zunahme des Deficits zusehen möge, wie er seinen Haushalt einrichte. Er st. 10. Mai 1774 an den Blattern. Ihm folgte sein Enkel: Ludwig XVI., geb. 23. Aug. 1754, seit dem 10. Mai 1770 mit Marie Antoinette von Oesterreich vermählt, ein Fürst von einfachem, ernstem und wohlwollendem Wesen, der die Unhaltbarkeit des bisherigen Systems einsah, aber nicht Kraft genug hatte, mit demselben entschieden zu brechen und den Aufbau eines neuen mit eigener Hand zu beginnen. Daher sein immerwährendes Schwanken, das ihm, den Seinigen u. der constitutionellen Partei verderblich wurde. Ueber seine Regierung und Katastrophe s. Bd. II. S. 761 ff. (Soulavie: Mémoires historiques et politiques du règne de Louis XVI., 6 vol. Paris 1801; Barrière: La cour et la ville sous Louis XIV., XV. et XVI.) Ludwig XVII. nannten die französ. Royalisten nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. dessen Sohn, der am 27. März 1785 geb. und 1789 durch den Tod seines älteren Bruders Dauphin wurde. Er theilte die traurige Gefangenschaft seiner Eltern und wurde im Juni 1793 als L. Capet einem jakobin. Schuster Simon übergeben, der ihn durch rohe Behandlung gänzlich zerrüttete; er st. 8. Juni 1795 an der Rachitis. Sein Tod ist vollständig erwiesen; dennoch traten falsche L. XVII. auf u. fanden vielfach Glauben u. Unterstützung; so: Jean Marie Hervagault, ein Schneiderssohn zu St. Lo; Mathurin Bruneau von Vezins, der Sohn eines Holzschuhmachers; Henri Hebert, aus der Gegend von Rouen, gest. 1845 zu London, der sich Herzog von Richmont nannte; endlich ein preuß. Uhrenmacher, Karl Wilhelm Naundorf, der besonders bei alten adeligen Damen Unterstützung fand. Ludwig XVIII., Stanislas Xaver, geb. 17. Nov. 1755, Bruder L.s XVI.,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/40>, abgerufen am 24.11.2024.