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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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in den ostind. Gewässern bis die Holländer glücklich gegen Spanien rebellirten u. seit dem Schlusse des 16. Jahrh. die Portugiesen in O. selbst angriffen; 1602 wurde die holländ.-ostind. Compagnie gegründet, welche allen späteren Unternehmungen dieser Art zum Muster diente. Von 1605-1665 nahmen sie den Portugiesen alle Hauptplätze bis auf Goa weg, zogen anfangs ungeheuren Gewinn, verfuhren aber unter allen europ. Nationen am habsüchtigsten und grausamsten gegen die Eingebornen. Mit ihnen concurrirten seit der Errichtung der engl.-ostind. Compagnie, 1600, die Engländer. Anfangs traten diese ziemlich schüchtern auf, wurden von den Holländern aus den Factoreien auf den Inseln verdrängt, erwarben jedoch Madras u. blieben in gutem Einvernehmen mit dem Großmogul, der deßwegen ihren Handel begünstigte. Unter Karl II. erhielt die engl. Compagnie Bombai und fast alle Privilegien, wie sie die holländ. besaß; 1708 vereinigte sie sich mit der rivalisirenden 2. Compagnie, gerieth aber seit 1740 durch den Gouverneur Dupleix der frz. Besitzungen (1665 gründete Colbert eine ostind. Handelsgesellschaft, die im Besitze von Pondichery weite Ausdehnung erlangte) in große Gefahr, und sie hatte ihre Rettung allein der damaligen frz. Regierung u. dem Genie Clives (s. d.) zu verdanken. Clive vernichtete die frz. Macht in Ostindien und eroberte Bengalen; Hyder Ali von Mysore, der die engl. Macht noch einmal in Gefahr brachte, wurde zuletzt doch zum Frieden genöthigt und sein Sohn Tippo Sahib verlor bei einem neuen Kriege zuerst die Hälfte seines Reichs, 1799 das Leben (vgl. Hastings, Hyder Ali, Mysore). Wellesley setzte das von Clive, Hastings und Cornwallis begonnene System, die einheimischen Fürsten zu entwaffnen u. eine engl. Militärmacht auf deren Kosten u. in ihren Ländern zu unterhalten, im großen Maßstabe fort, zertrümmerte von 1803-12 die Macht der Maratten, demüthigte 1813 Nepal u. 1818 die Maratten so vollständig, daß Lord Ellenborough 1843 nur den Scindia (Gwalior) nachzuholen brauchte. 1817 wurde Nepal abermals gezüchtigt, 1821-25 Birma für den Friedensbruch mit ansehnlichen Abtretungen bestraft und es folgte nun eine ziemlich lange Periode der Ruhe. Diese unterbrach 1836 der Feldzug der Perser gegen Herat (s. Afghanistan), der zur Occupation Afghanistans durch ein engl. Heer (1839) u. zu dem wechselvollen Kampfe bis 1842 führte. Der Scindia wurde 1843 unterworfen und im gleichen Jahre das Gebiet der Amirs von Sindh den britischen Besitzungen einverleibt; 1846 begannen die Sikhs ungereizt den Krieg gegen die Engländer, unterlagen aber in blutigen Schlachten (1846) und als sie 1849 sich aufs neue erhoben u. niedergeschmettert wurden, zogen die Engländer ihr Reich zu ihren indischen Besitzungen (s. Sikhs). Die Birmanen nöthigten 1852 die Engländer abermals zum Kriege u. verloren Pegu. So hat sich das engl.-ostind. Reich bereits auch in Hinterindien eine breite Standlinie geschaffen; denn es ist kaum denkbar, daß die halbcivilisirten Nachbarn die engl. Besitzungen in Ruhe lassen werden und eben dadurch nöthigen sie England zu neuen Kriegen und Eroberungen, obwohl dasselbe schwerlich nach andern Ländern in jener Weltgegend Gelüsten hat. (Mill: history of British India, London 1842-45; Fortsetzung von Wilson, London 1816-48.)


Ostindienfahrer, große Handelsschiffe, die um das Cap nach Ostindien fahren und in Kriegszeiten mit 20-40 Kanonen bewaffnet sind.


Ostindische Compagnie, bezeichnet in der Regel die engl., da diese die aller andern Nationen ungemein überflügelt hat. Sie wurde 1600 unter Elisabeth gegründet u. besteht gegenwärtig aus 2163 Actionären mit einer Jahresdividende von 630000 Pfd. Sterl., die aus den Einkünften bestritten wird. Bei ihrer Gründung u. Erneuerung (1708) erhielt sie wesentlich die Rechte der holländ. o. n. C., nämlich: das Monopol des Handels, das Recht in den bezeichneten Gegenden Kriegsschiffe u. Truppen zu halten, Festungen zu bauen, Krieg zu erklären, Frieden zu schließen etc. Die Verwaltung der politischen u. commerciellen Angelegenheiten war Ausschüssen

in den ostind. Gewässern bis die Holländer glücklich gegen Spanien rebellirten u. seit dem Schlusse des 16. Jahrh. die Portugiesen in O. selbst angriffen; 1602 wurde die holländ.-ostind. Compagnie gegründet, welche allen späteren Unternehmungen dieser Art zum Muster diente. Von 1605–1665 nahmen sie den Portugiesen alle Hauptplätze bis auf Goa weg, zogen anfangs ungeheuren Gewinn, verfuhren aber unter allen europ. Nationen am habsüchtigsten und grausamsten gegen die Eingebornen. Mit ihnen concurrirten seit der Errichtung der engl.-ostind. Compagnie, 1600, die Engländer. Anfangs traten diese ziemlich schüchtern auf, wurden von den Holländern aus den Factoreien auf den Inseln verdrängt, erwarben jedoch Madras u. blieben in gutem Einvernehmen mit dem Großmogul, der deßwegen ihren Handel begünstigte. Unter Karl II. erhielt die engl. Compagnie Bombai und fast alle Privilegien, wie sie die holländ. besaß; 1708 vereinigte sie sich mit der rivalisirenden 2. Compagnie, gerieth aber seit 1740 durch den Gouverneur Dupleix der frz. Besitzungen (1665 gründete Colbert eine ostind. Handelsgesellschaft, die im Besitze von Pondichery weite Ausdehnung erlangte) in große Gefahr, und sie hatte ihre Rettung allein der damaligen frz. Regierung u. dem Genie Clives (s. d.) zu verdanken. Clive vernichtete die frz. Macht in Ostindien und eroberte Bengalen; Hyder Ali von Mysore, der die engl. Macht noch einmal in Gefahr brachte, wurde zuletzt doch zum Frieden genöthigt und sein Sohn Tippo Sahib verlor bei einem neuen Kriege zuerst die Hälfte seines Reichs, 1799 das Leben (vgl. Hastings, Hyder Ali, Mysore). Wellesley setzte das von Clive, Hastings und Cornwallis begonnene System, die einheimischen Fürsten zu entwaffnen u. eine engl. Militärmacht auf deren Kosten u. in ihren Ländern zu unterhalten, im großen Maßstabe fort, zertrümmerte von 1803–12 die Macht der Maratten, demüthigte 1813 Nepal u. 1818 die Maratten so vollständig, daß Lord Ellenborough 1843 nur den Scindia (Gwalior) nachzuholen brauchte. 1817 wurde Nepal abermals gezüchtigt, 1821–25 Birma für den Friedensbruch mit ansehnlichen Abtretungen bestraft und es folgte nun eine ziemlich lange Periode der Ruhe. Diese unterbrach 1836 der Feldzug der Perser gegen Herat (s. Afghanistan), der zur Occupation Afghanistans durch ein engl. Heer (1839) u. zu dem wechselvollen Kampfe bis 1842 führte. Der Scindia wurde 1843 unterworfen und im gleichen Jahre das Gebiet der Amirs von Sindh den britischen Besitzungen einverleibt; 1846 begannen die Sikhs ungereizt den Krieg gegen die Engländer, unterlagen aber in blutigen Schlachten (1846) und als sie 1849 sich aufs neue erhoben u. niedergeschmettert wurden, zogen die Engländer ihr Reich zu ihren indischen Besitzungen (s. Sikhs). Die Birmanen nöthigten 1852 die Engländer abermals zum Kriege u. verloren Pegu. So hat sich das engl.-ostind. Reich bereits auch in Hinterindien eine breite Standlinie geschaffen; denn es ist kaum denkbar, daß die halbcivilisirten Nachbarn die engl. Besitzungen in Ruhe lassen werden und eben dadurch nöthigen sie England zu neuen Kriegen und Eroberungen, obwohl dasselbe schwerlich nach andern Ländern in jener Weltgegend Gelüsten hat. (Mill: history of British India, London 1842–45; Fortsetzung von Wilson, London 1816–48.)


Ostindienfahrer, große Handelsschiffe, die um das Cap nach Ostindien fahren und in Kriegszeiten mit 20–40 Kanonen bewaffnet sind.


Ostindische Compagnie, bezeichnet in der Regel die engl., da diese die aller andern Nationen ungemein überflügelt hat. Sie wurde 1600 unter Elisabeth gegründet u. besteht gegenwärtig aus 2163 Actionären mit einer Jahresdividende von 630000 Pfd. Sterl., die aus den Einkünften bestritten wird. Bei ihrer Gründung u. Erneuerung (1708) erhielt sie wesentlich die Rechte der holländ. o. n. C., nämlich: das Monopol des Handels, das Recht in den bezeichneten Gegenden Kriegsschiffe u. Truppen zu halten, Festungen zu bauen, Krieg zu erklären, Frieden zu schließen etc. Die Verwaltung der politischen u. commerciellen Angelegenheiten war Ausschüssen

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[429/0430] in den ostind. Gewässern bis die Holländer glücklich gegen Spanien rebellirten u. seit dem Schlusse des 16. Jahrh. die Portugiesen in O. selbst angriffen; 1602 wurde die holländ.-ostind. Compagnie gegründet, welche allen späteren Unternehmungen dieser Art zum Muster diente. Von 1605–1665 nahmen sie den Portugiesen alle Hauptplätze bis auf Goa weg, zogen anfangs ungeheuren Gewinn, verfuhren aber unter allen europ. Nationen am habsüchtigsten und grausamsten gegen die Eingebornen. Mit ihnen concurrirten seit der Errichtung der engl.-ostind. Compagnie, 1600, die Engländer. Anfangs traten diese ziemlich schüchtern auf, wurden von den Holländern aus den Factoreien auf den Inseln verdrängt, erwarben jedoch Madras u. blieben in gutem Einvernehmen mit dem Großmogul, der deßwegen ihren Handel begünstigte. Unter Karl II. erhielt die engl. Compagnie Bombai und fast alle Privilegien, wie sie die holländ. besaß; 1708 vereinigte sie sich mit der rivalisirenden 2. Compagnie, gerieth aber seit 1740 durch den Gouverneur Dupleix der frz. Besitzungen (1665 gründete Colbert eine ostind. Handelsgesellschaft, die im Besitze von Pondichery weite Ausdehnung erlangte) in große Gefahr, und sie hatte ihre Rettung allein der damaligen frz. Regierung u. dem Genie Clives (s. d.) zu verdanken. Clive vernichtete die frz. Macht in Ostindien und eroberte Bengalen; Hyder Ali von Mysore, der die engl. Macht noch einmal in Gefahr brachte, wurde zuletzt doch zum Frieden genöthigt und sein Sohn Tippo Sahib verlor bei einem neuen Kriege zuerst die Hälfte seines Reichs, 1799 das Leben (vgl. Hastings, Hyder Ali, Mysore). Wellesley setzte das von Clive, Hastings und Cornwallis begonnene System, die einheimischen Fürsten zu entwaffnen u. eine engl. Militärmacht auf deren Kosten u. in ihren Ländern zu unterhalten, im großen Maßstabe fort, zertrümmerte von 1803–12 die Macht der Maratten, demüthigte 1813 Nepal u. 1818 die Maratten so vollständig, daß Lord Ellenborough 1843 nur den Scindia (Gwalior) nachzuholen brauchte. 1817 wurde Nepal abermals gezüchtigt, 1821–25 Birma für den Friedensbruch mit ansehnlichen Abtretungen bestraft und es folgte nun eine ziemlich lange Periode der Ruhe. Diese unterbrach 1836 der Feldzug der Perser gegen Herat (s. Afghanistan), der zur Occupation Afghanistans durch ein engl. Heer (1839) u. zu dem wechselvollen Kampfe bis 1842 führte. Der Scindia wurde 1843 unterworfen und im gleichen Jahre das Gebiet der Amirs von Sindh den britischen Besitzungen einverleibt; 1846 begannen die Sikhs ungereizt den Krieg gegen die Engländer, unterlagen aber in blutigen Schlachten (1846) und als sie 1849 sich aufs neue erhoben u. niedergeschmettert wurden, zogen die Engländer ihr Reich zu ihren indischen Besitzungen (s. Sikhs). Die Birmanen nöthigten 1852 die Engländer abermals zum Kriege u. verloren Pegu. So hat sich das engl.-ostind. Reich bereits auch in Hinterindien eine breite Standlinie geschaffen; denn es ist kaum denkbar, daß die halbcivilisirten Nachbarn die engl. Besitzungen in Ruhe lassen werden und eben dadurch nöthigen sie England zu neuen Kriegen und Eroberungen, obwohl dasselbe schwerlich nach andern Ländern in jener Weltgegend Gelüsten hat. (Mill: history of British India, London 1842–45; Fortsetzung von Wilson, London 1816–48.) Ostindienfahrer, große Handelsschiffe, die um das Cap nach Ostindien fahren und in Kriegszeiten mit 20–40 Kanonen bewaffnet sind. Ostindische Compagnie, bezeichnet in der Regel die engl., da diese die aller andern Nationen ungemein überflügelt hat. Sie wurde 1600 unter Elisabeth gegründet u. besteht gegenwärtig aus 2163 Actionären mit einer Jahresdividende von 630000 Pfd. Sterl., die aus den Einkünften bestritten wird. Bei ihrer Gründung u. Erneuerung (1708) erhielt sie wesentlich die Rechte der holländ. o. n. C., nämlich: das Monopol des Handels, das Recht in den bezeichneten Gegenden Kriegsschiffe u. Truppen zu halten, Festungen zu bauen, Krieg zu erklären, Frieden zu schließen etc. Die Verwaltung der politischen u. commerciellen Angelegenheiten war Ausschüssen

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/430>, abgerufen am 22.11.2024.