Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.Philantropia, - ie, griech., Menschenliebe; Philantropen, Menschenfreunde; Philantropinismus, Erziehungssystem am Schlusse des vorigen Jahrh., welches die strenge Zucht, namentlich den physischen Zwang, die Anstrengung oder Arbeit beim Lernen, alles Formenwesen und alles Auswendiglernen entfernen, die Geistesvermögen durch Anschauung entwickeln, lediglich durch Ueberzeugung wirken wollte u. auch aus dem Verhältnisse der Geschlechter vor den Kindern kein Geheimniß machte. Haupt dieser pädagogischen Partei war Basedow (s. d.), der in Dessau ein Institut, Philantropin genannt, gründete, das sich jedoch nicht halten konnte. Als Reaction gegen Pedantismus, Schultyrannei, gegen die Vernachlässigung der Realien gegenüber den alten Sprachen, der Rücksichten auf die Gesundheit und die leibliche Entwicklung der Schüler, hat der P. sich ein unbestreitbares Verdienst erworben, so grundfalsch sonst seine Principien waren. Philemon, von dem Apostel Paulus bekehrter Christ zu Colossä, dessen Haus der christlichen Gemeinde daselbst zum Versammlungsorte diente; nach der Tradition war er Bischof zu Colossä u. wurde mit seiner Frau Appia unter Nero zu Colossä gemartert. Gedächtnißtag 22. Novbr. Philemon, aus Soli in Cilicien, gest. 262 v. Chr., mit Menander der Stifter der neuern attischen Komödie (Fragmente bei Meineke: "Fragmenta comicorum Graecorum", Bd. I. und II., Berlin 1839). - P., griech. Grammatiker, nach dem 5. Jahrh. n. Chr.; Verfasser eines "Lexicon technologicum" (herausg. von Osann, Berlin 1821). Philemon und Baucis, nach der griech. Mythe ein phrygisches Ehepaar, bei dem Zeus und Hermes, als sie die Erde besuchten, allein gastliche Aufnahme fanden und die dafür verschont blieben, als die ganze Gegend zur Strafe überfluthet wurde; sie starben nicht, sondern wurden im höchsten Alter von den Göttern in eine Eiche und Buche verwandelt. Philetärus, s. Pergamus. Philetas, griech. Elegiker aus Kos, Lehrer des Ptolemäus Philadelphus, von den Alten sehr geschätzt (Fragmente in Schneidewin's "Delectus poeseos elegiacae Graecorum", Göttingen 1838). Philhellenen d. h. Griechenfreunde, nannte man während des griech. Aufstandes Privatmänner, welche die Griechen durch Geldmittel unterstützten oder für sie die Waffen trugen; den deutschen P. wurde bekanntlich der schnödeste Undank zu Theil. Philidor, Andre Danican, geb. 1726 zu Dreux, gest. 1795 zu London, Operncomponist, nicht ohne Humor und Gewandtheit, verfiel aber auch in Ziererei und Spielerei; zugleich der berühmteste Schachspieler seiner Zeit. Philipp, griech. Philippos, Name 3 macedon. Könige. P. I., um 450 v. Chr., ist ohne Bedeutung, dagegen P. II., Sohn des Amyntas, der Gründer der macedon. Größe. Derselbe schwang sich 359 auf den Thron, schuf mit Einsicht u. Beharrlichkeit ein Heer u. regelmäßige Finanzen, vereinigte Macedonien, unterwarf die benachbarten illyr. und thrac. Stämme und bemächtigte sich hierauf der griech. Freistädte an den macedon. Küsten, zu deren Unterstützung Demosthenes vergebens die Athener aufrief. Die Unruhen in Thessalien gaben ihm Gelegenheit, sich dieses wichtige Land dienstbar zu machen, die heil. Kriege gegen die Phocenser (s. Phocis) sich in Mittelgriechenland festzusetzen, und als endlich Athen und Theben mit einigen kleineren griech. Republiken zu den Waffen griffen, erkämpfte P. 338 bei Chäronea die Oberherrschaft über Griechenland. Er mißbrauchte sie nicht, sondern ließ sich auf einem Tage zu Korinth zum Oberbefehlshaber einer nationalen, gegen Persien gerichteten Unternehmung erklären, wurde aber 336 von dem Macedonier Pausanias aus Privatrache ermordet. - P. III., Nachkomme des Demetrius Poliorketes, bestieg 221 v. Chr. den Thron, bewies Feldherrntalent und Staatsklugheit, machte sich aber bald bei allen Griechen verhaßt, statt sie als Bundesgenossen zu gewinnen. Seine Kriege gegen Messenier, Aetolier und Illyrier hatten keine entscheidenden Erfolge, und als sich die Römer einmischten, verlor Philantropia, – ie, griech., Menschenliebe; Philantropen, Menschenfreunde; Philantropinismus, Erziehungssystem am Schlusse des vorigen Jahrh., welches die strenge Zucht, namentlich den physischen Zwang, die Anstrengung oder Arbeit beim Lernen, alles Formenwesen und alles Auswendiglernen entfernen, die Geistesvermögen durch Anschauung entwickeln, lediglich durch Ueberzeugung wirken wollte u. auch aus dem Verhältnisse der Geschlechter vor den Kindern kein Geheimniß machte. Haupt dieser pädagogischen Partei war Basedow (s. d.), der in Dessau ein Institut, Philantropin genannt, gründete, das sich jedoch nicht halten konnte. Als Reaction gegen Pedantismus, Schultyrannei, gegen die Vernachlässigung der Realien gegenüber den alten Sprachen, der Rücksichten auf die Gesundheit und die leibliche Entwicklung der Schüler, hat der P. sich ein unbestreitbares Verdienst erworben, so grundfalsch sonst seine Principien waren. Philemon, von dem Apostel Paulus bekehrter Christ zu Colossä, dessen Haus der christlichen Gemeinde daselbst zum Versammlungsorte diente; nach der Tradition war er Bischof zu Colossä u. wurde mit seiner Frau Appia unter Nero zu Colossä gemartert. Gedächtnißtag 22. Novbr. Philemon, aus Soli in Cilicien, gest. 262 v. Chr., mit Menander der Stifter der neuern attischen Komödie (Fragmente bei Meineke: „Fragmenta comicorum Graecorum“, Bd. I. und II., Berlin 1839). – P., griech. Grammatiker, nach dem 5. Jahrh. n. Chr.; Verfasser eines „Lexicon technologicum“ (herausg. von Osann, Berlin 1821). Philemon und Baucis, nach der griech. Mythe ein phrygisches Ehepaar, bei dem Zeus und Hermes, als sie die Erde besuchten, allein gastliche Aufnahme fanden und die dafür verschont blieben, als die ganze Gegend zur Strafe überfluthet wurde; sie starben nicht, sondern wurden im höchsten Alter von den Göttern in eine Eiche und Buche verwandelt. Philetärus, s. Pergamus. Philetas, griech. Elegiker aus Kos, Lehrer des Ptolemäus Philadelphus, von den Alten sehr geschätzt (Fragmente in Schneidewinʼs „Delectus poeseos elegiacae Graecorum“, Göttingen 1838). Philhellenen d. h. Griechenfreunde, nannte man während des griech. Aufstandes Privatmänner, welche die Griechen durch Geldmittel unterstützten oder für sie die Waffen trugen; den deutschen P. wurde bekanntlich der schnödeste Undank zu Theil. Philidor, André Danican, geb. 1726 zu Dreux, gest. 1795 zu London, Operncomponist, nicht ohne Humor und Gewandtheit, verfiel aber auch in Ziererei und Spielerei; zugleich der berühmteste Schachspieler seiner Zeit. Philipp, griech. Philippos, Name 3 macedon. Könige. P. I., um 450 v. Chr., ist ohne Bedeutung, dagegen P. II., Sohn des Amyntas, der Gründer der macedon. Größe. Derselbe schwang sich 359 auf den Thron, schuf mit Einsicht u. Beharrlichkeit ein Heer u. regelmäßige Finanzen, vereinigte Macedonien, unterwarf die benachbarten illyr. und thrac. Stämme und bemächtigte sich hierauf der griech. Freistädte an den macedon. Küsten, zu deren Unterstützung Demosthenes vergebens die Athener aufrief. Die Unruhen in Thessalien gaben ihm Gelegenheit, sich dieses wichtige Land dienstbar zu machen, die heil. Kriege gegen die Phocenser (s. Phocis) sich in Mittelgriechenland festzusetzen, und als endlich Athen und Theben mit einigen kleineren griech. Republiken zu den Waffen griffen, erkämpfte P. 338 bei Chäronea die Oberherrschaft über Griechenland. Er mißbrauchte sie nicht, sondern ließ sich auf einem Tage zu Korinth zum Oberbefehlshaber einer nationalen, gegen Persien gerichteten Unternehmung erklären, wurde aber 336 von dem Macedonier Pausanias aus Privatrache ermordet. – P. III., Nachkomme des Demetrius Poliorketes, bestieg 221 v. Chr. den Thron, bewies Feldherrntalent und Staatsklugheit, machte sich aber bald bei allen Griechen verhaßt, statt sie als Bundesgenossen zu gewinnen. 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Er mißbrauchte sie nicht, sondern ließ sich auf einem Tage zu Korinth zum Oberbefehlshaber einer nationalen, gegen Persien gerichteten Unternehmung erklären, wurde aber 336 von dem Macedonier Pausanias aus Privatrache ermordet. – P. III., Nachkomme des Demetrius Poliorketes, bestieg 221 v. Chr. den Thron, bewies Feldherrntalent und Staatsklugheit, machte sich aber bald bei allen Griechen verhaßt, statt sie als Bundesgenossen zu gewinnen. Seine Kriege gegen Messenier, Aetolier und Illyrier hatten keine entscheidenden Erfolge, und als sich die Römer einmischten, verlor </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [524/0525]
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Philemon, von dem Apostel Paulus bekehrter Christ zu Colossä, dessen Haus der christlichen Gemeinde daselbst zum Versammlungsorte diente; nach der Tradition war er Bischof zu Colossä u. wurde mit seiner Frau Appia unter Nero zu Colossä gemartert. Gedächtnißtag 22. Novbr.
Philemon, aus Soli in Cilicien, gest. 262 v. Chr., mit Menander der Stifter der neuern attischen Komödie (Fragmente bei Meineke: „Fragmenta comicorum Graecorum“, Bd. I. und II., Berlin 1839). – P., griech. Grammatiker, nach dem 5. Jahrh. n. Chr.; Verfasser eines „Lexicon technologicum“ (herausg. von Osann, Berlin 1821).
Philemon und Baucis, nach der griech. Mythe ein phrygisches Ehepaar, bei dem Zeus und Hermes, als sie die Erde besuchten, allein gastliche Aufnahme fanden und die dafür verschont blieben, als die ganze Gegend zur Strafe überfluthet wurde; sie starben nicht, sondern wurden im höchsten Alter von den Göttern in eine Eiche und Buche verwandelt.
Philetärus, s. Pergamus.
Philetas, griech. Elegiker aus Kos, Lehrer des Ptolemäus Philadelphus, von den Alten sehr geschätzt (Fragmente in Schneidewinʼs „Delectus poeseos elegiacae Graecorum“, Göttingen 1838).
Philhellenen d. h. Griechenfreunde, nannte man während des griech. Aufstandes Privatmänner, welche die Griechen durch Geldmittel unterstützten oder für sie die Waffen trugen; den deutschen P. wurde bekanntlich der schnödeste Undank zu Theil.
Philidor, André Danican, geb. 1726 zu Dreux, gest. 1795 zu London, Operncomponist, nicht ohne Humor und Gewandtheit, verfiel aber auch in Ziererei und Spielerei; zugleich der berühmteste Schachspieler seiner Zeit.
Philipp, griech. Philippos, Name 3 macedon. Könige. P. I., um 450 v. Chr., ist ohne Bedeutung, dagegen P. II., Sohn des Amyntas, der Gründer der macedon. Größe. Derselbe schwang sich 359 auf den Thron, schuf mit Einsicht u. Beharrlichkeit ein Heer u. regelmäßige Finanzen, vereinigte Macedonien, unterwarf die benachbarten illyr. und thrac. Stämme und bemächtigte sich hierauf der griech. Freistädte an den macedon. Küsten, zu deren Unterstützung Demosthenes vergebens die Athener aufrief. Die Unruhen in Thessalien gaben ihm Gelegenheit, sich dieses wichtige Land dienstbar zu machen, die heil. Kriege gegen die Phocenser (s. Phocis) sich in Mittelgriechenland festzusetzen, und als endlich Athen und Theben mit einigen kleineren griech. Republiken zu den Waffen griffen, erkämpfte P. 338 bei Chäronea die Oberherrschaft über Griechenland. Er mißbrauchte sie nicht, sondern ließ sich auf einem Tage zu Korinth zum Oberbefehlshaber einer nationalen, gegen Persien gerichteten Unternehmung erklären, wurde aber 336 von dem Macedonier Pausanias aus Privatrache ermordet. – P. III., Nachkomme des Demetrius Poliorketes, bestieg 221 v. Chr. den Thron, bewies Feldherrntalent und Staatsklugheit, machte sich aber bald bei allen Griechen verhaßt, statt sie als Bundesgenossen zu gewinnen. Seine Kriege gegen Messenier, Aetolier und Illyrier hatten keine entscheidenden Erfolge, und als sich die Römer einmischten, verlor
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