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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Macbeth (Mäkbesh), der Sage nach im 11. Jahrh. Feldherr des schott. Königs Duncan VII., bemächtigte sich durch dessen Ermordung des Throns, wurde aber nach 10 Jahren von den zurückkehrenden Söhnen des Ermordeten durch einen Volksaufstand gestürzt. Diese Sage hat Shakspeare den Stoff zu einem seiner berühmtesten Schauspiele gegeben.


Maccaluba, Schlammvulkan auf Sicilien, nördl. von Agrigent, nur einige hundert Fuß hoch, stößt langsam heißen Thonschlamm und Gase aus.


Maccaroni, ital. Nudeln von Waizenmehl, Parmesankäse und Milch, die Lieblingsspeise der Italiener. M. heißt bei den Italienern auch der Hanswurst.


Maccaronische Gedichte, eine Form der komischen Poesie, wobei z. B. deutsche Worte mit lat. Endungen, deutsche Sätze in lat. Construction u. lat. Worte unter deutsche gemischt werden. Diese Poesie kam in Italien auf (Tisi degli Odasi gest. 1488, Folengo gest. 1544) u. ging nach Frankreich u. Deutschland über. Ein größeres deutsches m.s Gedicht ist die Floia 1593, am bekanntesten wohl das mit dem Hexameter "Fahrimus in schlittis schellantibus undique rollis" anfangende.


Macchiavelli (Makiawelli), Niccolo di Bernardo dei, einer der berühmtesten Staatsmänner und Schriftsteller der neuern Zeit, geb. 1469 zu Florenz aus einer altadeligen aber wenig begüterten Familie, classisch gebildet, namentlich durch den Staatsmann und Philologen Marcellus Virgilius, kam nach der 1493 erfolgten Vertreibung der Mediceer empor, leistete seinen Landsleuten die wichtigsten diplomatischen Dienste (so führte er 1500-1511 die Verhandlungen mit auswärtigen Mächten, namentlich am kaiserl., päpstl. und französ. Hofe) und wurde Staatssecretär. Als aber 1513 die Mediceer wiederum ans Ruder gelangten, wurde M. als einer der ersten seiner Aemter entsetzt, bald wegen angeblicher Theilnahme an einer Verschwörung gegen Johann von Medici eingekerkert, gefoltert, nach seiner Freilassung auf sein kleines Landgütchen außerhalb Florenz verbannt. Hier schrieb er seinen weltberühmten Fürsten (il principe) und seine Meisterwerke. Ersteres Buch widmete er dem Lorenzo von Medici und forderte ihn darin auf, sich an die Spitze Italiens zu stellen und "die Barbaren" d. h. die herrschsüchtigen Fremden zu vertreiben. Durch dies Buch verschüttete er es bei seinen Mitbürgern, durch seine Discorsi abermals mit den Mediceern. Durch die Päpste Leo X. und Clemens VII. gewann er zwar seine volle Freiheit u. wiederum Einfluß auf Staatsangelegenheiten (sein Leo X. gegebener Rath, die republikanische Verfassung in Florenz also einzurichten, daß die Oberherrschaft der Mediceer gesichert bleibe, ward befolgt), aber keine Aemter. Im Ganzen ärntete M. den Undank der Welt in einem solchen Grade, daß selber sein Todesjahr unbekannt ist und zwischen 1527-31 gesetzt wird. Außer historischen u. politischen Abhandlungen über Lucca, Pisa, das deutsche Reich u. s. f. Biographien, Gesandtschaftsberichten, Gutachten, Reden, Briefen (letztere herausgeg. von Heinr. Leo, Berl. 1826) u. poetischen Erzeugnissen sind M.s Hauptwerke die Geschichte von Florenz, die Zeit von 1215-1494 umfassend u. auch ins Deutsche übersetzt; die Discorsi, Erörterungen voll republikanischer Gluth über die 10 ersten Bücher des Livius; eine Arte della guerra (Agosto 1521). Letztgenanntes Werk fand Friedrich II. beachtenswerth, gegen den "Fürsten" des M. aber, der unter die bedeutendsten u. zugleich berüchtigsten Bücher gehört, die jemals erschienen, in viele Sprachen, sogar ins Arabische übersetzt wurde und zugleich dem raffinirten Egoismus, insofern sich derselbe im Gebiet der Politik geltend macht, den Namen M.smus oder macchiavellistische Politik gab, versuchte sich der Preußenkönig in seinen jüngern Jahren durch einen "Antimacchiavell", ließ sich aber dadurch in seiner eigenen macchiavellistischen Politik nicht im mindesten beirren. Der "Fürst" des M. lehrt, wie die auf verschiedene Weise erworbenen fürstlichen Herrschaften zu führen und zu erhalten seien u. läuft auf das Raisonnement hinaus: der Vortheil sei der Gott der Politik, berechnende Klugheit ihr


Macbeth (Mäkbesh), der Sage nach im 11. Jahrh. Feldherr des schott. Königs Duncan VII., bemächtigte sich durch dessen Ermordung des Throns, wurde aber nach 10 Jahren von den zurückkehrenden Söhnen des Ermordeten durch einen Volksaufstand gestürzt. Diese Sage hat Shakspeare den Stoff zu einem seiner berühmtesten Schauspiele gegeben.


Maccaluba, Schlammvulkan auf Sicilien, nördl. von Agrigent, nur einige hundert Fuß hoch, stößt langsam heißen Thonschlamm und Gase aus.


Maccaroni, ital. Nudeln von Waizenmehl, Parmesankäse und Milch, die Lieblingsspeise der Italiener. M. heißt bei den Italienern auch der Hanswurst.


Maccaronische Gedichte, eine Form der komischen Poesie, wobei z. B. deutsche Worte mit lat. Endungen, deutsche Sätze in lat. Construction u. lat. Worte unter deutsche gemischt werden. Diese Poesie kam in Italien auf (Tisi degli Odasi gest. 1488, Folengo gest. 1544) u. ging nach Frankreich u. Deutschland über. Ein größeres deutsches m.s Gedicht ist die Floia 1593, am bekanntesten wohl das mit dem Hexameter „Fahrimus in schlittis schellantibus undique rollis“ anfangende.


Macchiavelli (Makiawelli), Niccolo di Bernardo dei, einer der berühmtesten Staatsmänner und Schriftsteller der neuern Zeit, geb. 1469 zu Florenz aus einer altadeligen aber wenig begüterten Familie, classisch gebildet, namentlich durch den Staatsmann und Philologen Marcellus Virgilius, kam nach der 1493 erfolgten Vertreibung der Mediceer empor, leistete seinen Landsleuten die wichtigsten diplomatischen Dienste (so führte er 1500–1511 die Verhandlungen mit auswärtigen Mächten, namentlich am kaiserl., päpstl. und französ. Hofe) und wurde Staatssecretär. Als aber 1513 die Mediceer wiederum ans Ruder gelangten, wurde M. als einer der ersten seiner Aemter entsetzt, bald wegen angeblicher Theilnahme an einer Verschwörung gegen Johann von Medici eingekerkert, gefoltert, nach seiner Freilassung auf sein kleines Landgütchen außerhalb Florenz verbannt. Hier schrieb er seinen weltberühmten Fürsten (il principe) und seine Meisterwerke. Ersteres Buch widmete er dem Lorenzo von Medici und forderte ihn darin auf, sich an die Spitze Italiens zu stellen und „die Barbaren“ d. h. die herrschsüchtigen Fremden zu vertreiben. Durch dies Buch verschüttete er es bei seinen Mitbürgern, durch seine Discorsi abermals mit den Mediceern. Durch die Päpste Leo X. und Clemens VII. gewann er zwar seine volle Freiheit u. wiederum Einfluß auf Staatsangelegenheiten (sein Leo X. gegebener Rath, die republikanische Verfassung in Florenz also einzurichten, daß die Oberherrschaft der Mediceer gesichert bleibe, ward befolgt), aber keine Aemter. Im Ganzen ärntete M. den Undank der Welt in einem solchen Grade, daß selber sein Todesjahr unbekannt ist und zwischen 1527–31 gesetzt wird. Außer historischen u. politischen Abhandlungen über Lucca, Pisa, das deutsche Reich u. s. f. Biographien, Gesandtschaftsberichten, Gutachten, Reden, Briefen (letztere herausgeg. von Heinr. Leo, Berl. 1826) u. poetischen Erzeugnissen sind M.s Hauptwerke die Geschichte von Florenz, die Zeit von 1215–1494 umfassend u. auch ins Deutsche übersetzt; die Discorsi, Erörterungen voll republikanischer Gluth über die 10 ersten Bücher des Livius; eine Arte della guerra (Agosto 1521). Letztgenanntes Werk fand Friedrich II. beachtenswerth, gegen den „Fürsten“ des M. aber, der unter die bedeutendsten u. zugleich berüchtigsten Bücher gehört, die jemals erschienen, in viele Sprachen, sogar ins Arabische übersetzt wurde und zugleich dem raffinirten Egoismus, insofern sich derselbe im Gebiet der Politik geltend macht, den Namen M.smus oder macchiavellistische Politik gab, versuchte sich der Preußenkönig in seinen jüngern Jahren durch einen „Antimacchiavell“, ließ sich aber dadurch in seiner eigenen macchiavellistischen Politik nicht im mindesten beirren. Der „Fürst“ des M. lehrt, wie die auf verschiedene Weise erworbenen fürstlichen Herrschaften zu führen und zu erhalten seien u. läuft auf das Raisonnement hinaus: der Vortheil sei der Gott der Politik, berechnende Klugheit ihr

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[56/0057] Macbeth (Mäkbesh), der Sage nach im 11. Jahrh. Feldherr des schott. Königs Duncan VII., bemächtigte sich durch dessen Ermordung des Throns, wurde aber nach 10 Jahren von den zurückkehrenden Söhnen des Ermordeten durch einen Volksaufstand gestürzt. Diese Sage hat Shakspeare den Stoff zu einem seiner berühmtesten Schauspiele gegeben. Maccaluba, Schlammvulkan auf Sicilien, nördl. von Agrigent, nur einige hundert Fuß hoch, stößt langsam heißen Thonschlamm und Gase aus. Maccaroni, ital. Nudeln von Waizenmehl, Parmesankäse und Milch, die Lieblingsspeise der Italiener. M. heißt bei den Italienern auch der Hanswurst. Maccaronische Gedichte, eine Form der komischen Poesie, wobei z. B. deutsche Worte mit lat. Endungen, deutsche Sätze in lat. Construction u. lat. Worte unter deutsche gemischt werden. Diese Poesie kam in Italien auf (Tisi degli Odasi gest. 1488, Folengo gest. 1544) u. ging nach Frankreich u. Deutschland über. Ein größeres deutsches m.s Gedicht ist die Floia 1593, am bekanntesten wohl das mit dem Hexameter „Fahrimus in schlittis schellantibus undique rollis“ anfangende. Macchiavelli (Makiawelli), Niccolo di Bernardo dei, einer der berühmtesten Staatsmänner und Schriftsteller der neuern Zeit, geb. 1469 zu Florenz aus einer altadeligen aber wenig begüterten Familie, classisch gebildet, namentlich durch den Staatsmann und Philologen Marcellus Virgilius, kam nach der 1493 erfolgten Vertreibung der Mediceer empor, leistete seinen Landsleuten die wichtigsten diplomatischen Dienste (so führte er 1500–1511 die Verhandlungen mit auswärtigen Mächten, namentlich am kaiserl., päpstl. und französ. Hofe) und wurde Staatssecretär. Als aber 1513 die Mediceer wiederum ans Ruder gelangten, wurde M. als einer der ersten seiner Aemter entsetzt, bald wegen angeblicher Theilnahme an einer Verschwörung gegen Johann von Medici eingekerkert, gefoltert, nach seiner Freilassung auf sein kleines Landgütchen außerhalb Florenz verbannt. Hier schrieb er seinen weltberühmten Fürsten (il principe) und seine Meisterwerke. Ersteres Buch widmete er dem Lorenzo von Medici und forderte ihn darin auf, sich an die Spitze Italiens zu stellen und „die Barbaren“ d. h. die herrschsüchtigen Fremden zu vertreiben. Durch dies Buch verschüttete er es bei seinen Mitbürgern, durch seine Discorsi abermals mit den Mediceern. Durch die Päpste Leo X. und Clemens VII. gewann er zwar seine volle Freiheit u. wiederum Einfluß auf Staatsangelegenheiten (sein Leo X. gegebener Rath, die republikanische Verfassung in Florenz also einzurichten, daß die Oberherrschaft der Mediceer gesichert bleibe, ward befolgt), aber keine Aemter. Im Ganzen ärntete M. den Undank der Welt in einem solchen Grade, daß selber sein Todesjahr unbekannt ist und zwischen 1527–31 gesetzt wird. Außer historischen u. politischen Abhandlungen über Lucca, Pisa, das deutsche Reich u. s. f. Biographien, Gesandtschaftsberichten, Gutachten, Reden, Briefen (letztere herausgeg. von Heinr. Leo, Berl. 1826) u. poetischen Erzeugnissen sind M.s Hauptwerke die Geschichte von Florenz, die Zeit von 1215–1494 umfassend u. auch ins Deutsche übersetzt; die Discorsi, Erörterungen voll republikanischer Gluth über die 10 ersten Bücher des Livius; eine Arte della guerra (Agosto 1521). Letztgenanntes Werk fand Friedrich II. beachtenswerth, gegen den „Fürsten“ des M. aber, der unter die bedeutendsten u. zugleich berüchtigsten Bücher gehört, die jemals erschienen, in viele Sprachen, sogar ins Arabische übersetzt wurde und zugleich dem raffinirten Egoismus, insofern sich derselbe im Gebiet der Politik geltend macht, den Namen M.smus oder macchiavellistische Politik gab, versuchte sich der Preußenkönig in seinen jüngern Jahren durch einen „Antimacchiavell“, ließ sich aber dadurch in seiner eigenen macchiavellistischen Politik nicht im mindesten beirren. Der „Fürst“ des M. lehrt, wie die auf verschiedene Weise erworbenen fürstlichen Herrschaften zu führen und zu erhalten seien u. läuft auf das Raisonnement hinaus: der Vortheil sei der Gott der Politik, berechnende Klugheit ihr

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/57>, abgerufen am 24.11.2024.