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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Mäotis, bei den Römern der palus Maeotis das asowsche Meer, s. Asow.


Märchen, poetische Erzählung, in welcher zauberische Mächte in den natürlichen Gang der Begebenheiten eingreifen; das Volks-M. hat seine Wurzel im alten Götterglauben, der sich in den Glauben an Gnomen, Feen etc. umbildete; das Kunst-M. ist das willkürliche Erzeugniß des einzelnen Dichters.


Maerlant (Mar-), Jak. v., flandrischer Dichter, Maler und Bildhauer zu Damm bei Brügge, gest. um 1300, schrieb eine Reimchronik bis 1291 (herausgegeben zu Leyden 1784), ein Leben des hl. Franziskus und andere biblische od. legendarische Epen; Mehres ist noch ungedruckt.


Märtyrer, griech.-deutsch, Zeugen; in der Kirchensprache Blutzeugen d. h. solche Christen, welche um ihres Glaubens willen den Tod oder doch schwere Mißhandlungen und Verbannung erlitten, während die Bekenner (s. d.) mit Verlust des Vermögens u. der bürgerlichen Ehre davon kamen. Das Kennzeichen des wahren Martyrthums liegt darin, daß der Werth des irdischen Lebens keineswegs verkannt. Sünde und Unrecht aber als ein ärgeres Uebel denn der qualvollste Tod betrachtet wird u. alle Qualen die Liebe gegen die Quäler nicht auszulöschen vermögen. Die M. waren besonders in den ersten Jahrhunderten des Christenthums sehr zahlreich (vgl. Christenverfolgungen), haben aber bis in die neueste Zeit nicht gefehlt, zumal Christenverfolgungen in großartigem Maßstabe im gegenwärtigen Jahrh. in Japan, China u. s. w. vorkamen. Der Heldenmuth der M. fand früh öffentliche Anerkennung; man feierte ihre Todestage, verlas in den Kirchen ihre Namen sowie die Geschichte ihres Leidens und Sterbens (vgl. Acta martyrum), baute ob ihren Gräbern Kapellen, Kirchen (martyria), nicht minder zu Ehren ihres Namens, sammelte ihre Reliquien und setzte dieselben zur Verehrung aus. - Die 40 M., deren Andenken im Morgenlande noch heute hochgehalten wird u. deren Gedächtniß die kathol. Kirche am 10. März feiert, waren 40 Soldaten, welche zu Sebaste in Armenien 320 n. Chr. sich lieber bis zur Brust in einem Teiche eingefrieren und schließlich verbrennen ließen als ihrem Christenglauben entsagten. - Martyrologium, Verzeichniß der M. für den kirchlichen Gebrauch, nach den Monatstagen geordnet, deßhalb von den Griechen auch Menologien, Monatsverzeichnisse, genannt. Das berühmteste griech. M. stammt aus dem 9. Jahrh. u. wurde 1727 vom Cardinal Hannibal Urbini herausgegeben; für die kathol. Kirche gab das berühmteste, das sog. röm. M., welches Heilige aller Länder umfaßt, Baronius 1586 heraus. - Heutzutage wird häufig M. genannt, wer für irgend eine Sache, z. B. wegen seiner politischen Ansichten od. Bestrebungen, leidet und verfolgt wird.


März, vom lat. Martius, der 3. Monat des Jahrs, der Frühlingsmonat, ist durch die Bewegungen in Deutschland von 1848 historisch geworden, daher M. tage, M.errungenschaft, M. verein, vormärzlich und nachmärzlich.


Märzfeld (campus Martius), bei den alten Franken die jährlich im März (später im Mai) wiederkehrende Versammlung der Adeligen des Reichs mit ihrem Gefolge, die älteste Form des Reichstags.


Mäßigkeitsvereine, Vereine, welche darauf hinwirken, den Genuß berauschender Getränke zu beschränken oder gänzlich aufzuheben. Dergleichen gibt es besonders in England u. Irland, wo der Mäßigkeitsapostel Pater Mathew mit so großem Erfolge auftrat, dann in den skandinavischen Ländern, in den nordamerik. Freistaaten, wo die Gesetzgebung zum Theil auf puritanische Weise eingreift.


Mästung, Mast, das Fettmachen der Thiere durch reichliches u. passendes Futter u. Ruhe; am weitesten haben es die Engländer in dieser Kunst gebracht.


Mäusethurm, Thurm auf einer Rheininsel bei Bingen, hieß wegen seiner Bestimmung von Rheinschiffen Zoll zu erheben der Mauththurm; daran knüpfte sich die Sage, Erzbischof Hatto II. habe in ihm Zuflucht vor den Mäusen gesucht, die ihn wegen seines Frevels gegen die Armen verfolgten und auch auf seiner Rheininsel erreichten.


Mäotis, bei den Römern der palus Maeotis das asowsche Meer, s. Asow.


Märchen, poetische Erzählung, in welcher zauberische Mächte in den natürlichen Gang der Begebenheiten eingreifen; das Volks-M. hat seine Wurzel im alten Götterglauben, der sich in den Glauben an Gnomen, Feen etc. umbildete; das Kunst-M. ist das willkürliche Erzeugniß des einzelnen Dichters.


Maerlant (Mar–), Jak. v., flandrischer Dichter, Maler und Bildhauer zu Damm bei Brügge, gest. um 1300, schrieb eine Reimchronik bis 1291 (herausgegeben zu Leyden 1784), ein Leben des hl. Franziskus und andere biblische od. legendarische Epen; Mehres ist noch ungedruckt.


Märtyrer, griech.-deutsch, Zeugen; in der Kirchensprache Blutzeugen d. h. solche Christen, welche um ihres Glaubens willen den Tod oder doch schwere Mißhandlungen und Verbannung erlitten, während die Bekenner (s. d.) mit Verlust des Vermögens u. der bürgerlichen Ehre davon kamen. Das Kennzeichen des wahren Martyrthums liegt darin, daß der Werth des irdischen Lebens keineswegs verkannt. Sünde und Unrecht aber als ein ärgeres Uebel denn der qualvollste Tod betrachtet wird u. alle Qualen die Liebe gegen die Quäler nicht auszulöschen vermögen. Die M. waren besonders in den ersten Jahrhunderten des Christenthums sehr zahlreich (vgl. Christenverfolgungen), haben aber bis in die neueste Zeit nicht gefehlt, zumal Christenverfolgungen in großartigem Maßstabe im gegenwärtigen Jahrh. in Japan, China u. s. w. vorkamen. Der Heldenmuth der M. fand früh öffentliche Anerkennung; man feierte ihre Todestage, verlas in den Kirchen ihre Namen sowie die Geschichte ihres Leidens und Sterbens (vgl. Acta martyrum), baute ob ihren Gräbern Kapellen, Kirchen (martyria), nicht minder zu Ehren ihres Namens, sammelte ihre Reliquien und setzte dieselben zur Verehrung aus. – Die 40 M., deren Andenken im Morgenlande noch heute hochgehalten wird u. deren Gedächtniß die kathol. Kirche am 10. März feiert, waren 40 Soldaten, welche zu Sebaste in Armenien 320 n. Chr. sich lieber bis zur Brust in einem Teiche eingefrieren und schließlich verbrennen ließen als ihrem Christenglauben entsagten. – Martyrologium, Verzeichniß der M. für den kirchlichen Gebrauch, nach den Monatstagen geordnet, deßhalb von den Griechen auch Menologien, Monatsverzeichnisse, genannt. Das berühmteste griech. M. stammt aus dem 9. Jahrh. u. wurde 1727 vom Cardinal Hannibal Urbini herausgegeben; für die kathol. Kirche gab das berühmteste, das sog. röm. M., welches Heilige aller Länder umfaßt, Baronius 1586 heraus. – Heutzutage wird häufig M. genannt, wer für irgend eine Sache, z. B. wegen seiner politischen Ansichten od. Bestrebungen, leidet und verfolgt wird.


März, vom lat. Martius, der 3. Monat des Jahrs, der Frühlingsmonat, ist durch die Bewegungen in Deutschland von 1848 historisch geworden, daher M. tage, M.errungenschaft, M. verein, vormärzlich und nachmärzlich.


Märzfeld (campus Martius), bei den alten Franken die jährlich im März (später im Mai) wiederkehrende Versammlung der Adeligen des Reichs mit ihrem Gefolge, die älteste Form des Reichstags.


Mäßigkeitsvereine, Vereine, welche darauf hinwirken, den Genuß berauschender Getränke zu beschränken oder gänzlich aufzuheben. Dergleichen gibt es besonders in England u. Irland, wo der Mäßigkeitsapostel Pater Mathew mit so großem Erfolge auftrat, dann in den skandinavischen Ländern, in den nordamerik. Freistaaten, wo die Gesetzgebung zum Theil auf puritanische Weise eingreift.


Mästung, Mast, das Fettmachen der Thiere durch reichliches u. passendes Futter u. Ruhe; am weitesten haben es die Engländer in dieser Kunst gebracht.


Mäusethurm, Thurm auf einer Rheininsel bei Bingen, hieß wegen seiner Bestimmung von Rheinschiffen Zoll zu erheben der Mauththurm; daran knüpfte sich die Sage, Erzbischof Hatto II. habe in ihm Zuflucht vor den Mäusen gesucht, die ihn wegen seines Frevels gegen die Armen verfolgten und auch auf seiner Rheininsel erreichten.

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[63/0064] Mäotis, bei den Römern der palus Maeotis das asowsche Meer, s. Asow. Märchen, poetische Erzählung, in welcher zauberische Mächte in den natürlichen Gang der Begebenheiten eingreifen; das Volks-M. hat seine Wurzel im alten Götterglauben, der sich in den Glauben an Gnomen, Feen etc. umbildete; das Kunst-M. ist das willkürliche Erzeugniß des einzelnen Dichters. Maerlant (Mar–), Jak. v., flandrischer Dichter, Maler und Bildhauer zu Damm bei Brügge, gest. um 1300, schrieb eine Reimchronik bis 1291 (herausgegeben zu Leyden 1784), ein Leben des hl. Franziskus und andere biblische od. legendarische Epen; Mehres ist noch ungedruckt. Märtyrer, griech.-deutsch, Zeugen; in der Kirchensprache Blutzeugen d. h. solche Christen, welche um ihres Glaubens willen den Tod oder doch schwere Mißhandlungen und Verbannung erlitten, während die Bekenner (s. d.) mit Verlust des Vermögens u. der bürgerlichen Ehre davon kamen. Das Kennzeichen des wahren Martyrthums liegt darin, daß der Werth des irdischen Lebens keineswegs verkannt. Sünde und Unrecht aber als ein ärgeres Uebel denn der qualvollste Tod betrachtet wird u. alle Qualen die Liebe gegen die Quäler nicht auszulöschen vermögen. Die M. waren besonders in den ersten Jahrhunderten des Christenthums sehr zahlreich (vgl. Christenverfolgungen), haben aber bis in die neueste Zeit nicht gefehlt, zumal Christenverfolgungen in großartigem Maßstabe im gegenwärtigen Jahrh. in Japan, China u. s. w. vorkamen. Der Heldenmuth der M. fand früh öffentliche Anerkennung; man feierte ihre Todestage, verlas in den Kirchen ihre Namen sowie die Geschichte ihres Leidens und Sterbens (vgl. Acta martyrum), baute ob ihren Gräbern Kapellen, Kirchen (martyria), nicht minder zu Ehren ihres Namens, sammelte ihre Reliquien und setzte dieselben zur Verehrung aus. – Die 40 M., deren Andenken im Morgenlande noch heute hochgehalten wird u. deren Gedächtniß die kathol. Kirche am 10. März feiert, waren 40 Soldaten, welche zu Sebaste in Armenien 320 n. Chr. sich lieber bis zur Brust in einem Teiche eingefrieren und schließlich verbrennen ließen als ihrem Christenglauben entsagten. – Martyrologium, Verzeichniß der M. für den kirchlichen Gebrauch, nach den Monatstagen geordnet, deßhalb von den Griechen auch Menologien, Monatsverzeichnisse, genannt. Das berühmteste griech. M. stammt aus dem 9. Jahrh. u. wurde 1727 vom Cardinal Hannibal Urbini herausgegeben; für die kathol. Kirche gab das berühmteste, das sog. röm. M., welches Heilige aller Länder umfaßt, Baronius 1586 heraus. – Heutzutage wird häufig M. genannt, wer für irgend eine Sache, z. B. wegen seiner politischen Ansichten od. Bestrebungen, leidet und verfolgt wird. März, vom lat. Martius, der 3. Monat des Jahrs, der Frühlingsmonat, ist durch die Bewegungen in Deutschland von 1848 historisch geworden, daher M. tage, M.errungenschaft, M. verein, vormärzlich und nachmärzlich. Märzfeld (campus Martius), bei den alten Franken die jährlich im März (später im Mai) wiederkehrende Versammlung der Adeligen des Reichs mit ihrem Gefolge, die älteste Form des Reichstags. Mäßigkeitsvereine, Vereine, welche darauf hinwirken, den Genuß berauschender Getränke zu beschränken oder gänzlich aufzuheben. Dergleichen gibt es besonders in England u. Irland, wo der Mäßigkeitsapostel Pater Mathew mit so großem Erfolge auftrat, dann in den skandinavischen Ländern, in den nordamerik. Freistaaten, wo die Gesetzgebung zum Theil auf puritanische Weise eingreift. Mästung, Mast, das Fettmachen der Thiere durch reichliches u. passendes Futter u. Ruhe; am weitesten haben es die Engländer in dieser Kunst gebracht. Mäusethurm, Thurm auf einer Rheininsel bei Bingen, hieß wegen seiner Bestimmung von Rheinschiffen Zoll zu erheben der Mauththurm; daran knüpfte sich die Sage, Erzbischof Hatto II. habe in ihm Zuflucht vor den Mäusen gesucht, die ihn wegen seines Frevels gegen die Armen verfolgten und auch auf seiner Rheininsel erreichten.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/64>, abgerufen am 21.11.2024.