Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.in kathol. Ländern mehr oder minder feindlich entgegentrat, wurden sie in protestant. nachgeahmt, am frühesten zu London 1758. Magdalenenstrom, in Südamerika, durchströmt den Freistaat Neugranada von Süden nach Norden, schwillt in der Regenzeit zu einem gewaltig strömenden See an, wimmelt von großen Alligatoren, soll neuester Zeit von einer nordamerik. Gesellschaft mit Dampfschiffen befahren werden. Magdeburg, Hauptstadt der preuß. Provinz Sachsen, Festung ersten Rangs, besteht aus 4 Theilen: Altstadt, Sternschanze, Citadelle, Thurmschanze oder Friedrichsstadt, sowie 2 Vorstädten, hat ohne Militär 71000 E., ist Sitz der Provinzialbehörden, des Generalcommandos des 4. preuß. Armeecorps. Das bemerkenswertheste Gebäude ist der gothische Dom mit dem Grabmale Ottos d. Gr. M. ist ein er der bedeutendsten deutschen Handelsplätze, steht durch Eisenbahnen mit Hamburg, Berlin, Leipzig und Braunschweig in Verbindung, außerdem wird der Verkehr durch die Elbeschiffahrt befördert. Sehr bedeutend ist ferner auch die Industrie in Leder, Wolle, Baumwolle, Tabak, Seife, Cichorie, Rübenzucker, chemischen Fabrikaten. - M. soll schon zur Zeit Karls d. Gr. bestanden haben, erhielt aber erst durch Otto d. Gr. Bedeutung, der 967 das Erzbisthum gründete, das im Zeitalter der Reformation zu Gunsten eines brandenburg. Prinzen säcularisirt wurde. Die Stadt, die durch die Reformation reichsfrei zu werden hoffte, erreichte von Sachsen und Brandenburg gehindert ihren Zweck nicht u. erlitt im 30jährigen Kriege, den 10. Mai 1641, die bekannte Zerstörung. Im westfäl. Frieden fiel das ganze ehemalige Erzstift an Brandenburg; 1806 übergab der Commandant Kleist M. mit mehr als 22000 Mann. 800 Kanonen, 1 Mill. Pfund Pulver und Lebensmittel für mehr als ein Vierteljahr nach 14tägiger Blokade an das bedeutend schwächere Corps des Marschalls Ney, der nicht einmal Belagerungsgeschütz hatte; hingegen behauptete der französ. General Lemarois die Festung bis zum 14. Mai 1814, wo er an der Abdankung Napoleons nicht mehr zweifeln konnte. (Geschichte der Stadt M., von Wolter, Magdeburg 1845.) Magdeburgerbörde, s. Börde. Magdeburger Centurien, s. Centurien. Magdeburger Halbkugeln, s. Guerike. Magellan, Fernando de, eigentlich Magalhaens, Portugiese, zeichnete sich durch kriegerischen Muth in Ostindien aus, wurde zurückgesetzt und trat darüber erzürnt in span. Dienste. Er erhielt den Auftrag, den Gedanken des Columbus, nach Ostindien in westlicher Richtung einen Weg zu finden, auszuführen. Am 20. Septbr. 1519 fuhr er mit 5 Schiffen von San Lucar ab, steuerte, an der südamerikan. Küste angelangt, südwärts, erreichte durch die nach ihm benannte Straße den stillen Ocean, entdeckte die Ladronen und Philippinen, blieb aber am 26. Apr. 1521 in einem Gefechte gegen die Malayen der Insel Matan; ein Schiff kam am 7. Sept. 1522 nach San Lucar zurück und vollbrachte also glücklich die erste Umschiffung der Erde. Ihre Beschreibung gab 1811 Amoretti zum erstenmale heraus u. M. zeigt sich darin als ebenbürtiger Nachfolger des Columbus. Einer seiner Nachkommen, J. Hyacinth, gest. 1790 in England, erfand die Bereitung der künstlichen Mineralwasser, ein anderer, Dom Rodrigo de Fonseca, geb. 1787, hat in den portugies. Wirren als ein Haupt der constitutionellen Partei eine Rolle gespielt, war mehrmals Minister. Magellan'sche Wolken, Lichtnebel am südl. Himmel. Magelone, altfranzös. Ritterroman, 1178 von dem Provencalen Bernard de Treviers poetisch behandelt, ging fast zu allen europ. Nationen über u. wurde ein deutsches Volksbuch (bearbeitet von Meister Veit Warbeck, Augsb. 1535, in neuester Zeit von Gustav Schwab). Magen, Magschaft, im deutschen Familienrecht die Seitenverwandten, von denen nach dem Sachsenspiegel Geschwisterkinder, nach dem Schwabenspiegel Geschwister das erste Glied bilden. Vater-M. sind die vom Vater od. väterlichen in kathol. Ländern mehr oder minder feindlich entgegentrat, wurden sie in protestant. nachgeahmt, am frühesten zu London 1758. Magdalenenstrom, in Südamerika, durchströmt den Freistaat Neugranada von Süden nach Norden, schwillt in der Regenzeit zu einem gewaltig strömenden See an, wimmelt von großen Alligatoren, soll neuester Zeit von einer nordamerik. Gesellschaft mit Dampfschiffen befahren werden. Magdeburg, Hauptstadt der preuß. Provinz Sachsen, Festung ersten Rangs, besteht aus 4 Theilen: Altstadt, Sternschanze, Citadelle, Thurmschanze oder Friedrichsstadt, sowie 2 Vorstädten, hat ohne Militär 71000 E., ist Sitz der Provinzialbehörden, des Generalcommandos des 4. preuß. Armeecorps. Das bemerkenswertheste Gebäude ist der gothische Dom mit dem Grabmale Ottos d. Gr. M. ist ein er der bedeutendsten deutschen Handelsplätze, steht durch Eisenbahnen mit Hamburg, Berlin, Leipzig und Braunschweig in Verbindung, außerdem wird der Verkehr durch die Elbeschiffahrt befördert. Sehr bedeutend ist ferner auch die Industrie in Leder, Wolle, Baumwolle, Tabak, Seife, Cichorie, Rübenzucker, chemischen Fabrikaten. – M. soll schon zur Zeit Karls d. Gr. bestanden haben, erhielt aber erst durch Otto d. Gr. Bedeutung, der 967 das Erzbisthum gründete, das im Zeitalter der Reformation zu Gunsten eines brandenburg. Prinzen säcularisirt wurde. Die Stadt, die durch die Reformation reichsfrei zu werden hoffte, erreichte von Sachsen und Brandenburg gehindert ihren Zweck nicht u. erlitt im 30jährigen Kriege, den 10. Mai 1641, die bekannte Zerstörung. Im westfäl. Frieden fiel das ganze ehemalige Erzstift an Brandenburg; 1806 übergab der Commandant Kleist M. mit mehr als 22000 Mann. 800 Kanonen, 1 Mill. Pfund Pulver und Lebensmittel für mehr als ein Vierteljahr nach 14tägiger Blokade an das bedeutend schwächere Corps des Marschalls Ney, der nicht einmal Belagerungsgeschütz hatte; hingegen behauptete der französ. General Lemarois die Festung bis zum 14. Mai 1814, wo er an der Abdankung Napoleons nicht mehr zweifeln konnte. (Geschichte der Stadt M., von Wolter, Magdeburg 1845.) Magdeburgerbörde, s. Börde. Magdeburger Centurien, s. Centurien. Magdeburger Halbkugeln, s. Guerike. Magellan, Fernando de, eigentlich Magalhaens, Portugiese, zeichnete sich durch kriegerischen Muth in Ostindien aus, wurde zurückgesetzt und trat darüber erzürnt in span. Dienste. Er erhielt den Auftrag, den Gedanken des Columbus, nach Ostindien in westlicher Richtung einen Weg zu finden, auszuführen. Am 20. Septbr. 1519 fuhr er mit 5 Schiffen von San Lucar ab, steuerte, an der südamerikan. Küste angelangt, südwärts, erreichte durch die nach ihm benannte Straße den stillen Ocean, entdeckte die Ladronen und Philippinen, blieb aber am 26. Apr. 1521 in einem Gefechte gegen die Malayen der Insel Matan; ein Schiff kam am 7. Sept. 1522 nach San Lucar zurück und vollbrachte also glücklich die erste Umschiffung der Erde. Ihre Beschreibung gab 1811 Amoretti zum erstenmale heraus u. M. zeigt sich darin als ebenbürtiger Nachfolger des Columbus. Einer seiner Nachkommen, J. Hyacinth, gest. 1790 in England, erfand die Bereitung der künstlichen Mineralwasser, ein anderer, Dom Rodrigo de Fonseca, geb. 1787, hat in den portugies. Wirren als ein Haupt der constitutionellen Partei eine Rolle gespielt, war mehrmals Minister. Magellan'sche Wolken, Lichtnebel am südl. Himmel. Magelone, altfranzös. Ritterroman, 1178 von dem Provençalen Bernard de Treviers poetisch behandelt, ging fast zu allen europ. Nationen über u. wurde ein deutsches Volksbuch (bearbeitet von Meister Veit Warbeck, Augsb. 1535, in neuester Zeit von Gustav Schwab). Magen, Magschaft, im deutschen Familienrecht die Seitenverwandten, von denen nach dem Sachsenspiegel Geschwisterkinder, nach dem Schwabenspiegel Geschwister das erste Glied bilden. Vater-M. sind die vom Vater od. väterlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0066" n="65"/> in kathol. 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M. ist ein er der bedeutendsten deutschen Handelsplätze, steht durch Eisenbahnen mit Hamburg, Berlin, Leipzig und Braunschweig in Verbindung, außerdem wird der Verkehr durch die Elbeschiffahrt befördert. Sehr bedeutend ist ferner auch die Industrie in Leder, Wolle, Baumwolle, Tabak, Seife, Cichorie, Rübenzucker, chemischen Fabrikaten. – M. soll schon zur Zeit Karls d. Gr. bestanden haben, erhielt aber erst durch Otto d. Gr. Bedeutung, der 967 das Erzbisthum gründete, das im Zeitalter der Reformation zu Gunsten eines brandenburg. Prinzen säcularisirt wurde. Die Stadt, die durch die Reformation reichsfrei zu werden hoffte, erreichte von Sachsen und Brandenburg gehindert ihren Zweck nicht u. erlitt im 30jährigen Kriege, den 10. Mai 1641, die bekannte Zerstörung. Im westfäl. Frieden fiel das ganze ehemalige Erzstift an Brandenburg; 1806 übergab der Commandant Kleist M. mit mehr als 22000 Mann. 800 Kanonen, 1 Mill. Pfund Pulver und Lebensmittel für mehr als ein Vierteljahr nach 14tägiger Blokade an das bedeutend schwächere Corps des Marschalls Ney, der nicht einmal Belagerungsgeschütz hatte; hingegen behauptete der französ. General Lemarois die Festung bis zum 14. Mai 1814, wo er an der Abdankung Napoleons nicht mehr zweifeln konnte. (Geschichte der Stadt M., von Wolter, Magdeburg 1845.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Magdeburgerbörde</hi>, s. Börde.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Magdeburger Centurien</hi>, s. Centurien.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Magdeburger Halbkugeln</hi>, s. Guerike.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Magellan</hi>, Fernando de, eigentlich <hi rendition="#g">Magalhaens</hi>, Portugiese, zeichnete sich durch kriegerischen Muth in Ostindien aus, wurde zurückgesetzt und trat darüber erzürnt in span. Dienste. 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in kathol. Ländern mehr oder minder feindlich entgegentrat, wurden sie in protestant. nachgeahmt, am frühesten zu London 1758.
Magdalenenstrom, in Südamerika, durchströmt den Freistaat Neugranada von Süden nach Norden, schwillt in der Regenzeit zu einem gewaltig strömenden See an, wimmelt von großen Alligatoren, soll neuester Zeit von einer nordamerik. Gesellschaft mit Dampfschiffen befahren werden.
Magdeburg, Hauptstadt der preuß. Provinz Sachsen, Festung ersten Rangs, besteht aus 4 Theilen: Altstadt, Sternschanze, Citadelle, Thurmschanze oder Friedrichsstadt, sowie 2 Vorstädten, hat ohne Militär 71000 E., ist Sitz der Provinzialbehörden, des Generalcommandos des 4. preuß. Armeecorps. Das bemerkenswertheste Gebäude ist der gothische Dom mit dem Grabmale Ottos d. Gr. M. ist ein er der bedeutendsten deutschen Handelsplätze, steht durch Eisenbahnen mit Hamburg, Berlin, Leipzig und Braunschweig in Verbindung, außerdem wird der Verkehr durch die Elbeschiffahrt befördert. Sehr bedeutend ist ferner auch die Industrie in Leder, Wolle, Baumwolle, Tabak, Seife, Cichorie, Rübenzucker, chemischen Fabrikaten. – M. soll schon zur Zeit Karls d. Gr. bestanden haben, erhielt aber erst durch Otto d. Gr. Bedeutung, der 967 das Erzbisthum gründete, das im Zeitalter der Reformation zu Gunsten eines brandenburg. Prinzen säcularisirt wurde. Die Stadt, die durch die Reformation reichsfrei zu werden hoffte, erreichte von Sachsen und Brandenburg gehindert ihren Zweck nicht u. erlitt im 30jährigen Kriege, den 10. Mai 1641, die bekannte Zerstörung. Im westfäl. Frieden fiel das ganze ehemalige Erzstift an Brandenburg; 1806 übergab der Commandant Kleist M. mit mehr als 22000 Mann. 800 Kanonen, 1 Mill. Pfund Pulver und Lebensmittel für mehr als ein Vierteljahr nach 14tägiger Blokade an das bedeutend schwächere Corps des Marschalls Ney, der nicht einmal Belagerungsgeschütz hatte; hingegen behauptete der französ. General Lemarois die Festung bis zum 14. Mai 1814, wo er an der Abdankung Napoleons nicht mehr zweifeln konnte. (Geschichte der Stadt M., von Wolter, Magdeburg 1845.)
Magdeburgerbörde, s. Börde.
Magdeburger Centurien, s. Centurien.
Magdeburger Halbkugeln, s. Guerike.
Magellan, Fernando de, eigentlich Magalhaens, Portugiese, zeichnete sich durch kriegerischen Muth in Ostindien aus, wurde zurückgesetzt und trat darüber erzürnt in span. Dienste. Er erhielt den Auftrag, den Gedanken des Columbus, nach Ostindien in westlicher Richtung einen Weg zu finden, auszuführen. Am 20. Septbr. 1519 fuhr er mit 5 Schiffen von San Lucar ab, steuerte, an der südamerikan. Küste angelangt, südwärts, erreichte durch die nach ihm benannte Straße den stillen Ocean, entdeckte die Ladronen und Philippinen, blieb aber am 26. Apr. 1521 in einem Gefechte gegen die Malayen der Insel Matan; ein Schiff kam am 7. Sept. 1522 nach San Lucar zurück und vollbrachte also glücklich die erste Umschiffung der Erde. Ihre Beschreibung gab 1811 Amoretti zum erstenmale heraus u. M. zeigt sich darin als ebenbürtiger Nachfolger des Columbus. Einer seiner Nachkommen, J. Hyacinth, gest. 1790 in England, erfand die Bereitung der künstlichen Mineralwasser, ein anderer, Dom Rodrigo de Fonseca, geb. 1787, hat in den portugies. Wirren als ein Haupt der constitutionellen Partei eine Rolle gespielt, war mehrmals Minister.
Magellan'sche Wolken, Lichtnebel am südl. Himmel.
Magelone, altfranzös. Ritterroman, 1178 von dem Provençalen Bernard de Treviers poetisch behandelt, ging fast zu allen europ. Nationen über u. wurde ein deutsches Volksbuch (bearbeitet von Meister Veit Warbeck, Augsb. 1535, in neuester Zeit von Gustav Schwab).
Magen, Magschaft, im deutschen Familienrecht die Seitenverwandten, von denen nach dem Sachsenspiegel Geschwisterkinder, nach dem Schwabenspiegel Geschwister das erste Glied bilden. Vater-M. sind die vom Vater od. väterlichen
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