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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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in der Provinz Bergamo, einer der verdientesten Philologen und Alterthumsforscher, wurde 1813 Custos der ambrosianischen Bibliothek zu Mailand, 1819 der vaticanischen zu Rom, später deren Präfect, 1825 apostol. Protonotar und Secretär der Propaganda, 1838 Cardinal, 1843 Präfect der Congregation des Index, st. 1854. Er fand viele für verloren gehaltene classische u. kirchliche Schriften wieder auf, besonders in Palimpsesten (Scriptorum veterum nova collectio, 10 vol. Romae 1825-38; Classici autores e Codicibus Vaticanis editi, 10 vol. Rom. 1828-38; Spicilegium romanum, 10 vol. Rom. 1839-44; Nova Patrum bibliotheca, 6 vol., Rom. 1852-53)


Maiblume (convallaria), Pflanzengattung aus der Familie der smilaceae, bei uns in mehren Arten vorkommend: das bekannte Maiblümchen mit 2 Wurzelblättern u. wohlriechenden weißen glockenförmigen Blumen; die weißwurzlige M. (c. polygonata) mit seitwärts eingedrücktem Stengel, mit Stengelblättern u. röhrigen Blüten, schleimiger Wurzel, und die vielblütige M. (c. multiflora). Besonders in Busch- und Waldschluchten; alle 3 früher officinell.


Maidan, Meidan, arab., Marktplatz, Ebene; At-M., die Rennbahn zu Konstantinopel.


Maidstone (Mehdston), engl. Stadt. südöstl. von London am Medway, mit 20000 E., Leinwand- u. Papierfabriken, lebhaftem Handel.


Maier, vom lat. major, der Aufseher über die Arbeiter auf einem Landgute, Gutsverwalter; in einigen Gegenden der Besitzer eines zinspflichtigen Bauernguts, in anderen soviel als Gutsbesitzer.


Maifeld, s. Märzfeld.


Maikäfer, s. Laubkäfer.


Mail (mehl), das Felleisen; die reitende Post.


Mailand (ital. Milano), Hauptstadt der Lombardei in der Provinz M., an der Olona, 2 schiffbaren Kanälen und der lombard.-venetian. Eisenbahn gelegen, mit ungefähr 170000 E., ist eine der schönsten Städte Italiens, obwohl sie meist enge Straßen hat. Unter den 55 Kirchen ist die älteste die des heil. Ambrosius, in der die ital. Könige gekrönt wurden, die schönste der Dom aus weißem Marmor, 1386 im goth. Style begonnen, im 16. im antiken weiter geführt, von Napoleon u. Kaiser Franz II. im goth. vollendet, eines der herrlichsten Bauwerke. M. ist reich an Kunstwerken; in der Brera, dem ehemaligen Jesuitencollegium, jetzt Akademie der Wissenschaften und Künste, ist eine große Gemäldesammlung, besonders reich an Meisterwerken aus der lombard. u. bolognes. Schule; in dem Refectorium des Klosters Maria della Grazia befindet sich Leonardo da Vincis Abendmahl; kostbare Sammlungen besitzen einzelne Privaten. Die von dem hl. Karl Borromäus gegründete ambrosian. Bibliothek mit 15000 Handschriften. Unter den vielen wohlthätigen Anstalten zeichnet sich das große Hospital für 4000 Kranke aus; dasselbe hat auch ein ausgezeichnetes chemisches Laboratorium. Unter den 12 Theatern ist das della Scala das bedeutendste und faßt über 7000 Menschen; der große Circus oder Arena für Pferderennen, Kunstreiter. Seiltänzer u. dergl. faßt 36000 Menschen; schöne Spaziergänge bieten der Corso, die Porta Orientale, die ehemaligen Wälle und Basteien, die vielen öffentlichen Gärten. Die Industrie liefert Seide- u. Baumwollezeuge, Sammet, Geschmeide, Hüte, Papiere, Porzellan, Fayence u. dgl. - M. erscheint zuerst als die gallische Stadt Mediolanum und wurde um 222 v. Chr. röm. Colonie, während der Kaiserzeit die bedeutendste Stadt Italiens nach Rom. Im 5. Jahrh. wurde sie von den Hunnen geplündert, im 6. von den Ostgothen, weil sie zu den Byzantinern abgefallen war. Hierauf wurde sie longobard., unter Karl d. Gr. fränk., unter Otto d. Gr. deutsch, u. während der Verwirrung des Reichs unter Heinrich IV. u. V. erlangte M. allmälig republik. Freiheit. Als Friedrich I. die kaiserl. Rechte wieder geltend machte, war M. die wichtigste industrielle und merkantile Stadt jener Zeit und stellte 60000 Mann ins Feld. Obwohl 1158 von dem Kaiser zur Uebergabe gezwungen und 1162 zerstört, erhob sie sich schnell wieder und rettete bei Legnano 1176 die Freiheit der lombard. Städte. Nach inneren Stürmen herrschten mit Hilfe

in der Provinz Bergamo, einer der verdientesten Philologen und Alterthumsforscher, wurde 1813 Custos der ambrosianischen Bibliothek zu Mailand, 1819 der vaticanischen zu Rom, später deren Präfect, 1825 apostol. Protonotar und Secretär der Propaganda, 1838 Cardinal, 1843 Präfect der Congregation des Index, st. 1854. Er fand viele für verloren gehaltene classische u. kirchliche Schriften wieder auf, besonders in Palimpsesten (Scriptorum veterum nova collectio, 10 vol. Romae 1825–38; Classici autores e Codicibus Vaticanis editi, 10 vol. Rom. 1828–38; Spicilegium romanum, 10 vol. Rom. 1839–44; Nova Patrum bibliotheca, 6 vol., Rom. 1852–53)


Maiblume (convallaria), Pflanzengattung aus der Familie der smilaceae, bei uns in mehren Arten vorkommend: das bekannte Maiblümchen mit 2 Wurzelblättern u. wohlriechenden weißen glockenförmigen Blumen; die weißwurzlige M. (c. polygonata) mit seitwärts eingedrücktem Stengel, mit Stengelblättern u. röhrigen Blüten, schleimiger Wurzel, und die vielblütige M. (c. multiflora). Besonders in Busch- und Waldschluchten; alle 3 früher officinell.


Maidan, Meidan, arab., Marktplatz, Ebene; At-M., die Rennbahn zu Konstantinopel.


Maidstone (Mehdston), engl. Stadt. südöstl. von London am Medway, mit 20000 E., Leinwand- u. Papierfabriken, lebhaftem Handel.


Maier, vom lat. major, der Aufseher über die Arbeiter auf einem Landgute, Gutsverwalter; in einigen Gegenden der Besitzer eines zinspflichtigen Bauernguts, in anderen soviel als Gutsbesitzer.


Maifeld, s. Märzfeld.


Maikäfer, s. Laubkäfer.


Mail (mehl), das Felleisen; die reitende Post.


Mailand (ital. Milano), Hauptstadt der Lombardei in der Provinz M., an der Olona, 2 schiffbaren Kanälen und der lombard.-venetian. Eisenbahn gelegen, mit ungefähr 170000 E., ist eine der schönsten Städte Italiens, obwohl sie meist enge Straßen hat. Unter den 55 Kirchen ist die älteste die des heil. Ambrosius, in der die ital. Könige gekrönt wurden, die schönste der Dom aus weißem Marmor, 1386 im goth. Style begonnen, im 16. im antiken weiter geführt, von Napoleon u. Kaiser Franz II. im goth. vollendet, eines der herrlichsten Bauwerke. M. ist reich an Kunstwerken; in der Brera, dem ehemaligen Jesuitencollegium, jetzt Akademie der Wissenschaften und Künste, ist eine große Gemäldesammlung, besonders reich an Meisterwerken aus der lombard. u. bolognes. Schule; in dem Refectorium des Klosters Maria della Grazia befindet sich Leonardo da Vincis Abendmahl; kostbare Sammlungen besitzen einzelne Privaten. Die von dem hl. Karl Borromäus gegründete ambrosian. Bibliothek mit 15000 Handschriften. Unter den vielen wohlthätigen Anstalten zeichnet sich das große Hospital für 4000 Kranke aus; dasselbe hat auch ein ausgezeichnetes chemisches Laboratorium. Unter den 12 Theatern ist das della Scala das bedeutendste und faßt über 7000 Menschen; der große Circus oder Arena für Pferderennen, Kunstreiter. Seiltänzer u. dergl. faßt 36000 Menschen; schöne Spaziergänge bieten der Corso, die Porta Orientale, die ehemaligen Wälle und Basteien, die vielen öffentlichen Gärten. Die Industrie liefert Seide- u. Baumwollezeuge, Sammet, Geschmeide, Hüte, Papiere, Porzellan, Fayence u. dgl. – M. erscheint zuerst als die gallische Stadt Mediolanum und wurde um 222 v. Chr. röm. Colonie, während der Kaiserzeit die bedeutendste Stadt Italiens nach Rom. Im 5. Jahrh. wurde sie von den Hunnen geplündert, im 6. von den Ostgothen, weil sie zu den Byzantinern abgefallen war. Hierauf wurde sie longobard., unter Karl d. Gr. fränk., unter Otto d. Gr. deutsch, u. während der Verwirrung des Reichs unter Heinrich IV. u. V. erlangte M. allmälig republik. Freiheit. Als Friedrich I. die kaiserl. Rechte wieder geltend machte, war M. die wichtigste industrielle und merkantile Stadt jener Zeit und stellte 60000 Mann ins Feld. Obwohl 1158 von dem Kaiser zur Uebergabe gezwungen und 1162 zerstört, erhob sie sich schnell wieder und rettete bei Legnano 1176 die Freiheit der lombard. Städte. Nach inneren Stürmen herrschten mit Hilfe

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[72/0073] in der Provinz Bergamo, einer der verdientesten Philologen und Alterthumsforscher, wurde 1813 Custos der ambrosianischen Bibliothek zu Mailand, 1819 der vaticanischen zu Rom, später deren Präfect, 1825 apostol. Protonotar und Secretär der Propaganda, 1838 Cardinal, 1843 Präfect der Congregation des Index, st. 1854. Er fand viele für verloren gehaltene classische u. kirchliche Schriften wieder auf, besonders in Palimpsesten (Scriptorum veterum nova collectio, 10 vol. Romae 1825–38; Classici autores e Codicibus Vaticanis editi, 10 vol. Rom. 1828–38; Spicilegium romanum, 10 vol. Rom. 1839–44; Nova Patrum bibliotheca, 6 vol., Rom. 1852–53) Maiblume (convallaria), Pflanzengattung aus der Familie der smilaceae, bei uns in mehren Arten vorkommend: das bekannte Maiblümchen mit 2 Wurzelblättern u. wohlriechenden weißen glockenförmigen Blumen; die weißwurzlige M. (c. polygonata) mit seitwärts eingedrücktem Stengel, mit Stengelblättern u. röhrigen Blüten, schleimiger Wurzel, und die vielblütige M. (c. multiflora). Besonders in Busch- und Waldschluchten; alle 3 früher officinell. Maidan, Meidan, arab., Marktplatz, Ebene; At-M., die Rennbahn zu Konstantinopel. Maidstone (Mehdston), engl. Stadt. südöstl. von London am Medway, mit 20000 E., Leinwand- u. Papierfabriken, lebhaftem Handel. Maier, vom lat. major, der Aufseher über die Arbeiter auf einem Landgute, Gutsverwalter; in einigen Gegenden der Besitzer eines zinspflichtigen Bauernguts, in anderen soviel als Gutsbesitzer. Maifeld, s. Märzfeld. Maikäfer, s. Laubkäfer. Mail (mehl), das Felleisen; die reitende Post. Mailand (ital. Milano), Hauptstadt der Lombardei in der Provinz M., an der Olona, 2 schiffbaren Kanälen und der lombard.-venetian. Eisenbahn gelegen, mit ungefähr 170000 E., ist eine der schönsten Städte Italiens, obwohl sie meist enge Straßen hat. Unter den 55 Kirchen ist die älteste die des heil. Ambrosius, in der die ital. Könige gekrönt wurden, die schönste der Dom aus weißem Marmor, 1386 im goth. Style begonnen, im 16. im antiken weiter geführt, von Napoleon u. Kaiser Franz II. im goth. vollendet, eines der herrlichsten Bauwerke. M. ist reich an Kunstwerken; in der Brera, dem ehemaligen Jesuitencollegium, jetzt Akademie der Wissenschaften und Künste, ist eine große Gemäldesammlung, besonders reich an Meisterwerken aus der lombard. u. bolognes. Schule; in dem Refectorium des Klosters Maria della Grazia befindet sich Leonardo da Vincis Abendmahl; kostbare Sammlungen besitzen einzelne Privaten. Die von dem hl. Karl Borromäus gegründete ambrosian. Bibliothek mit 15000 Handschriften. Unter den vielen wohlthätigen Anstalten zeichnet sich das große Hospital für 4000 Kranke aus; dasselbe hat auch ein ausgezeichnetes chemisches Laboratorium. Unter den 12 Theatern ist das della Scala das bedeutendste und faßt über 7000 Menschen; der große Circus oder Arena für Pferderennen, Kunstreiter. Seiltänzer u. dergl. faßt 36000 Menschen; schöne Spaziergänge bieten der Corso, die Porta Orientale, die ehemaligen Wälle und Basteien, die vielen öffentlichen Gärten. Die Industrie liefert Seide- u. Baumwollezeuge, Sammet, Geschmeide, Hüte, Papiere, Porzellan, Fayence u. dgl. – M. erscheint zuerst als die gallische Stadt Mediolanum und wurde um 222 v. Chr. röm. Colonie, während der Kaiserzeit die bedeutendste Stadt Italiens nach Rom. Im 5. Jahrh. wurde sie von den Hunnen geplündert, im 6. von den Ostgothen, weil sie zu den Byzantinern abgefallen war. Hierauf wurde sie longobard., unter Karl d. Gr. fränk., unter Otto d. Gr. deutsch, u. während der Verwirrung des Reichs unter Heinrich IV. u. V. erlangte M. allmälig republik. Freiheit. Als Friedrich I. die kaiserl. Rechte wieder geltend machte, war M. die wichtigste industrielle und merkantile Stadt jener Zeit und stellte 60000 Mann ins Feld. Obwohl 1158 von dem Kaiser zur Uebergabe gezwungen und 1162 zerstört, erhob sie sich schnell wieder und rettete bei Legnano 1176 die Freiheit der lombard. Städte. Nach inneren Stürmen herrschten mit Hilfe

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/73>, abgerufen am 19.05.2024.