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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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ter-R. heißt er, wenn er sich als flockiger Staub, Glanz-R., wenn er sich wie eine glänzendschwarze Harzschicht ansetzt; er ist ein treffliches Düngmittel. Vgl. Rauch.


Russegger, Joseph, geb. 1802 zu Salzburg, Director der Berg- u. Forstakademie zu Schemnitz, Ritter seit 1853, berühmt durch seine "Reisen in Europa, Asien und Afrika" 7 Bde., mit Atlas, Stuttg. 1841-50.


Russell, altengl. normännische Familie, jedoch erst seit Heinrich VIII. reichbegütert und politisch bedeutend, merkwürdig durch ihre wighistische Haltung; Haupt der Familie ist der Herzog von Bedford. William R., geb. 1639, wurde 1683 mit Algernon Sidney wegen Theilnahme an der Ryehouseverschwörung gegen Karl II. hingerichtet. - Eduard R., Vetter des Vorigen, geb. 1651, erfocht 1692 den See sieg bei la Hogue, wurde Graf von Oxford, st. 1727. - Francis R., gegenwärtig Herzog von Bedford, ist 1788 geboren. Sein Bruder ist Lord John R., geb. 19. Aug. 1792, der bekannte wighistische Staatsmann; dieser trat 1813 in das Unterhaus, war Mitglied des Ministeriums Grey, das die Reformbill durchsetzte, u. seitdem jedes Whigministeriums, auch der Coalitionsministerien von 1853 u. 1854; 1855 vertrat er England in den Wiener Conferenzen u. war darauf kurze Zeit Colonialminister unter Palmerston.


Russinen, Ruthenen, slav., von Polen u. Russen verschiedenes Volk, in Galizien, Nordungarn, Volhynien und Podolien, unirte Griechen, in den russ. Provinzen durch Kaiser Nikolaus der russ.-griech. Kirche einverleibt, ein ackerbauendes, friedliches Volk, ohne Literatur.


Russisch-deutscher Krieg 1812-15. Napoleon I. nöthigte Rußland zum Kriege, indem er das Continentalsystem zur Bedingung seines Bundes mit dem Czaren machte, wodurch Rußlands Ausfuhr vernichtet worden wäre; Alexander I. konnte das Continentalsystem auch deßwegen nicht beibehalten, weil er sonst als ein Vasall in den Augen der russischen Nation erschienen wäre, welche ein solches Verhältniß nie geduldet hätte. Napoleon war wegen des fortdauernden spanischen Krieges entschlossen, dem russ. ein schleuniges Ende zu machen. Zu diesem Zwecke vereinigte er im April 1812 über 600000 Mann mit 1372 Geschützen an den russ. Gränzen u. überschritt am 24. Juni mit der Hauptmacht den Niemen; ein franz.-preuß. Corps unter Macdonald und York deckte die eine Flanke, indem es gegen Riga vordrang, ein österr.-sächs. unter Reynier und Schwarzenberg die andere, indem es in Volhynien vorrückte. Die russ. Streitkräfte betrugen Napoleon gegenüber 218000 M. mit 942 Geschützen; Kaiser Alexander I. befolgte den von deutschen Generalen ausgearbeiteten Plan, sich vor dem Feinde in das Innere des ungeheuren Reichs zurückzuziehen und erst dann, wenn die feindliche Macht durch Strapazen und Mangel hinlänglich geschwächt sein würde, den eigentlichen Kampf zu beginnen. Dieser Plan gelang auch vollständig; Napoleon drang über Wilna, Witepsk u. Smolensk vor, die russ. Armee mit Ungestümm drängend; diese vertheidigte aber nur Smolensk durch ihren Nachtrab mit Hartnäckigkeit u. stellte sich erst bei Borodino auf, um wo möglich Moskau durch eine Schlacht zu retten. Napoleon hatte bereits nicht mehr die Ueberzahl, doch gewann er am 6. Sept. die blutige Schlacht, ohne jedoch das russ. Heer vernichten zu können, das Moskau preisgebend bei Kaluga Stellung nahm. Der Besitz der Hauptstadt sicherte im besten Falle die Existenz der franz. Armee nur auf kurze Zeit, indem sie Obdach, Kleidung und Wohnung darbot, aber im Mittelpunkte eines feindlichen Landes, fern von seiner Operationsbasis, auf seine Armee beschränkt, konnte Napoleon sich unmöglich halten, selbst wenn Moskau nicht von den Russen angezündet worden wäre. Ein schneller Rückzug hätte einen Theil des Heeres gerettet, allein Napoleon trat diesen zu spät an (15. Oct.). Am 10. Novbr. fiel eine Kälte von 8-10° ein, welche die bivouakirenden Franzosen zu Tausenden aufrieb. Smolensk bot der retirirenden Armee keine Vorräthe, die Bande der Disciplin lösten sich immer mehr, doch blieb immer noch ein geordnetes Corps von etwa 30000 Mann übrig, mit dem Napoleon am 26.-28.

ter-R. heißt er, wenn er sich als flockiger Staub, Glanz-R., wenn er sich wie eine glänzendschwarze Harzschicht ansetzt; er ist ein treffliches Düngmittel. Vgl. Rauch.


Russegger, Joseph, geb. 1802 zu Salzburg, Director der Berg- u. Forstakademie zu Schemnitz, Ritter seit 1853, berühmt durch seine „Reisen in Europa, Asien und Afrika“ 7 Bde., mit Atlas, Stuttg. 1841–50.


Russell, altengl. normännische Familie, jedoch erst seit Heinrich VIII. reichbegütert und politisch bedeutend, merkwürdig durch ihre wighistische Haltung; Haupt der Familie ist der Herzog von Bedford. William R., geb. 1639, wurde 1683 mit Algernon Sidney wegen Theilnahme an der Ryehouseverschwörung gegen Karl II. hingerichtet. – Eduard R., Vetter des Vorigen, geb. 1651, erfocht 1692 den See sieg bei la Hogue, wurde Graf von Oxford, st. 1727. – Francis R., gegenwärtig Herzog von Bedford, ist 1788 geboren. Sein Bruder ist Lord John R., geb. 19. Aug. 1792, der bekannte wighistische Staatsmann; dieser trat 1813 in das Unterhaus, war Mitglied des Ministeriums Grey, das die Reformbill durchsetzte, u. seitdem jedes Whigministeriums, auch der Coalitionsministerien von 1853 u. 1854; 1855 vertrat er England in den Wiener Conferenzen u. war darauf kurze Zeit Colonialminister unter Palmerston.


Russinen, Ruthenen, slav., von Polen u. Russen verschiedenes Volk, in Galizien, Nordungarn, Volhynien und Podolien, unirte Griechen, in den russ. Provinzen durch Kaiser Nikolaus der russ.-griech. Kirche einverleibt, ein ackerbauendes, friedliches Volk, ohne Literatur.


Russisch-deutscher Krieg 1812–15. Napoleon I. nöthigte Rußland zum Kriege, indem er das Continentalsystem zur Bedingung seines Bundes mit dem Czaren machte, wodurch Rußlands Ausfuhr vernichtet worden wäre; Alexander I. konnte das Continentalsystem auch deßwegen nicht beibehalten, weil er sonst als ein Vasall in den Augen der russischen Nation erschienen wäre, welche ein solches Verhältniß nie geduldet hätte. Napoleon war wegen des fortdauernden spanischen Krieges entschlossen, dem russ. ein schleuniges Ende zu machen. Zu diesem Zwecke vereinigte er im April 1812 über 600000 Mann mit 1372 Geschützen an den russ. Gränzen u. überschritt am 24. Juni mit der Hauptmacht den Niemen; ein franz.-preuß. Corps unter Macdonald und York deckte die eine Flanke, indem es gegen Riga vordrang, ein österr.-sächs. unter Reynier und Schwarzenberg die andere, indem es in Volhynien vorrückte. Die russ. Streitkräfte betrugen Napoleon gegenüber 218000 M. mit 942 Geschützen; Kaiser Alexander I. befolgte den von deutschen Generalen ausgearbeiteten Plan, sich vor dem Feinde in das Innere des ungeheuren Reichs zurückzuziehen und erst dann, wenn die feindliche Macht durch Strapazen und Mangel hinlänglich geschwächt sein würde, den eigentlichen Kampf zu beginnen. Dieser Plan gelang auch vollständig; Napoleon drang über Wilna, Witepsk u. Smolensk vor, die russ. Armee mit Ungestümm drängend; diese vertheidigte aber nur Smolensk durch ihren Nachtrab mit Hartnäckigkeit u. stellte sich erst bei Borodino auf, um wo möglich Moskau durch eine Schlacht zu retten. Napoleon hatte bereits nicht mehr die Ueberzahl, doch gewann er am 6. Sept. die blutige Schlacht, ohne jedoch das russ. Heer vernichten zu können, das Moskau preisgebend bei Kaluga Stellung nahm. Der Besitz der Hauptstadt sicherte im besten Falle die Existenz der franz. Armee nur auf kurze Zeit, indem sie Obdach, Kleidung und Wohnung darbot, aber im Mittelpunkte eines feindlichen Landes, fern von seiner Operationsbasis, auf seine Armee beschränkt, konnte Napoleon sich unmöglich halten, selbst wenn Moskau nicht von den Russen angezündet worden wäre. Ein schneller Rückzug hätte einen Theil des Heeres gerettet, allein Napoleon trat diesen zu spät an (15. Oct.). Am 10. Novbr. fiel eine Kälte von 8–10° ein, welche die bivouakirenden Franzosen zu Tausenden aufrieb. Smolensk bot der retirirenden Armee keine Vorräthe, die Bande der Disciplin lösten sich immer mehr, doch blieb immer noch ein geordnetes Corps von etwa 30000 Mann übrig, mit dem Napoleon am 26.–28.

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[791/0792] ter-R. heißt er, wenn er sich als flockiger Staub, Glanz-R., wenn er sich wie eine glänzendschwarze Harzschicht ansetzt; er ist ein treffliches Düngmittel. Vgl. Rauch. Russegger, Joseph, geb. 1802 zu Salzburg, Director der Berg- u. Forstakademie zu Schemnitz, Ritter seit 1853, berühmt durch seine „Reisen in Europa, Asien und Afrika“ 7 Bde., mit Atlas, Stuttg. 1841–50. Russell, altengl. normännische Familie, jedoch erst seit Heinrich VIII. reichbegütert und politisch bedeutend, merkwürdig durch ihre wighistische Haltung; Haupt der Familie ist der Herzog von Bedford. William R., geb. 1639, wurde 1683 mit Algernon Sidney wegen Theilnahme an der Ryehouseverschwörung gegen Karl II. hingerichtet. – Eduard R., Vetter des Vorigen, geb. 1651, erfocht 1692 den See sieg bei la Hogue, wurde Graf von Oxford, st. 1727. – Francis R., gegenwärtig Herzog von Bedford, ist 1788 geboren. Sein Bruder ist Lord John R., geb. 19. Aug. 1792, der bekannte wighistische Staatsmann; dieser trat 1813 in das Unterhaus, war Mitglied des Ministeriums Grey, das die Reformbill durchsetzte, u. seitdem jedes Whigministeriums, auch der Coalitionsministerien von 1853 u. 1854; 1855 vertrat er England in den Wiener Conferenzen u. war darauf kurze Zeit Colonialminister unter Palmerston. Russinen, Ruthenen, slav., von Polen u. Russen verschiedenes Volk, in Galizien, Nordungarn, Volhynien und Podolien, unirte Griechen, in den russ. Provinzen durch Kaiser Nikolaus der russ.-griech. Kirche einverleibt, ein ackerbauendes, friedliches Volk, ohne Literatur. Russisch-deutscher Krieg 1812–15. Napoleon I. nöthigte Rußland zum Kriege, indem er das Continentalsystem zur Bedingung seines Bundes mit dem Czaren machte, wodurch Rußlands Ausfuhr vernichtet worden wäre; Alexander I. konnte das Continentalsystem auch deßwegen nicht beibehalten, weil er sonst als ein Vasall in den Augen der russischen Nation erschienen wäre, welche ein solches Verhältniß nie geduldet hätte. Napoleon war wegen des fortdauernden spanischen Krieges entschlossen, dem russ. ein schleuniges Ende zu machen. Zu diesem Zwecke vereinigte er im April 1812 über 600000 Mann mit 1372 Geschützen an den russ. Gränzen u. überschritt am 24. Juni mit der Hauptmacht den Niemen; ein franz.-preuß. Corps unter Macdonald und York deckte die eine Flanke, indem es gegen Riga vordrang, ein österr.-sächs. unter Reynier und Schwarzenberg die andere, indem es in Volhynien vorrückte. Die russ. Streitkräfte betrugen Napoleon gegenüber 218000 M. mit 942 Geschützen; Kaiser Alexander I. befolgte den von deutschen Generalen ausgearbeiteten Plan, sich vor dem Feinde in das Innere des ungeheuren Reichs zurückzuziehen und erst dann, wenn die feindliche Macht durch Strapazen und Mangel hinlänglich geschwächt sein würde, den eigentlichen Kampf zu beginnen. Dieser Plan gelang auch vollständig; Napoleon drang über Wilna, Witepsk u. Smolensk vor, die russ. Armee mit Ungestümm drängend; diese vertheidigte aber nur Smolensk durch ihren Nachtrab mit Hartnäckigkeit u. stellte sich erst bei Borodino auf, um wo möglich Moskau durch eine Schlacht zu retten. Napoleon hatte bereits nicht mehr die Ueberzahl, doch gewann er am 6. Sept. die blutige Schlacht, ohne jedoch das russ. Heer vernichten zu können, das Moskau preisgebend bei Kaluga Stellung nahm. Der Besitz der Hauptstadt sicherte im besten Falle die Existenz der franz. Armee nur auf kurze Zeit, indem sie Obdach, Kleidung und Wohnung darbot, aber im Mittelpunkte eines feindlichen Landes, fern von seiner Operationsbasis, auf seine Armee beschränkt, konnte Napoleon sich unmöglich halten, selbst wenn Moskau nicht von den Russen angezündet worden wäre. Ein schneller Rückzug hätte einen Theil des Heeres gerettet, allein Napoleon trat diesen zu spät an (15. Oct.). Am 10. Novbr. fiel eine Kälte von 8–10° ein, welche die bivouakirenden Franzosen zu Tausenden aufrieb. Smolensk bot der retirirenden Armee keine Vorräthe, die Bande der Disciplin lösten sich immer mehr, doch blieb immer noch ein geordnetes Corps von etwa 30000 Mann übrig, mit dem Napoleon am 26.–28.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/792>, abgerufen am 25.11.2024.