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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Narbonne geb., in Mailand erzogen, Soldat, um den verfolgten Christen beistehen zu können. Er verband Energie mit solcher Klugheit, daß er vom Papste Gajus (283-296) zum defensor ecclesiae (d. h. Vertheidiger der Kirche, welcher Titel hier zum erstenmal vorkommt) ernannt wurde, dabei die Gunst des Kaisers Diocletian erwarb u. eine Befehlshaberstelle in der prätorianischen Leibwache erlangte. Nachdem die meisten seiner Freunde in der Diocletianischen Verfolgung umgekommen waren, bekannte er sich vor dem Kaiser als Christ u. ließ sich von demselben nicht zum Abfall bewegen; von den mauritanischen Bogenschützen mit Pfeilen bedeckt und für todt liegen gelassen, wurde er zwar gerettet, zeigte sich aber vor dem Kaiser, der ihn nun mit Stockschlägen umbringen ließ, was nach Tillemont 288 n. Chr. geschah. Gedächtnißtag 20. Januar, bei den Griechen der 18. Dez. Im 5. Jahrh. wurde zu Rom über S.s Grab eine Kirche erbaut, seit dem 7. Jahrh. gilt er auch als Patron wider die Pest. Cardinal Wisemann hat in seinem Roman "Kirche der Katakomben" diesen Heiligen zu einem Haupthelden gemacht.


Sebastian, König von Portugal 1557 bis 78, geb. 1554, unternahm 1578 einen Zug gegen Marokko, wo er einen Prätendenten gegen den Sultan Mulei Molech einsetzen wollte; am 4. August griff er mit 15000 Mann das 6mal stärkere marokkan. Heer bei Alkassar an und fand nach tapferem Kampfe mit den meisten der Seinigen den Untergang. Sein Leichnam wurde nicht aufgefunden od. nicht erkannt, daher später falsche S.e auftraten (vgl. Portugal).


Sebastiani Horace de la Porta, Graf von, französ. Marschall, geb. 1775 zu Porta auf Corsica, wurde früh Soldat, avancirte 1805 zum Divisionsgeneral, zeichnete sich 1809 in Spanien aus, wo er ein selbständiges Commando führte, hatte aber in den Feldzügen von 1812 bis 14 weniger Glück; als Diplomat bewies er 1806 in Konstantinopel viel Geschicklichkeit. Unter der Restauration war er 1819 und 1824-30 Deputirter u. ein Hauptredner der doctrinären Opposition; unter Louis Philipp einige Zeit Minister des Auswärtigen, leitete er die Geschäfte ganz nach der Anweisung des Königs; später ging er als Gesandter nach Neapel u. London, wurde 1840 Marschall, st. 1851. Sein Bruder Tiburce ist Divisionsgeneral.


Sebastopol, Sewastopol, russische Hauptfestung an der Südküste der Krim, 1786 von Katharina II. an der Stelle des Tatarendorfs Akthjar angelegt, in ihren großartigsten Werken aber Schöpfung Nikolaus I., hatte vor der Belagerung durch die Franzosen, Engländer, Türken und Sardinier 45000 E., von denen ein beträchtlicher Theil Soldaten, Matrosen und Arsenalarbeiter waren, schöne Kathedrale, öffentliche Gebäude, Quais etc. Es liegt an einer 2 Stunden weit in das Land einschneidenden, tiefen, gegen alle Winde sicheren Bai, die durch Landzungen in 5 kleinere Baien, die ebensoviele Häfen bilden, getheilt ist; das Quarantainefort, die Forts Alexander, Nikolaus u. Constantin sowie zahlreiche Batterien deckten die Einfahrt; herrliche Docks, durch einen Kanal aus der Tschernaja gespeist, dienten zum Bau der Kriegsschiffe. Die Südseite der Stadt war nur durch eine bastionirte Mauer und wenige Vorwerke befestigt; doch dauerte es vom 17. Octbr. 1854 bis 8. Sept. 1855, ehe die Franzosen nach unerhörten Anstrengungen sich der Bastion Malakoff bemächtigen konnten, worauf die Russen die Flotte im Hafen verbrannten und die öffentlichen Gebäude sprengten; das Zerstörungswerk vollendeten die Verbündeten durch Sprengung der Forts und Docks, die Russen durch das Bombardement von den Nordforts auf die Ruinen der Stadt.


Sebenico, österr.-dalmat. Stadt an der Mündung des Kerka in das adriat. Meer, Sitz eines kathol. u. griech. Bischofs, hat eine schöne gothische Kathedrale, Hafen, 7900 E., Wein-, Oel und Seidebau, Schiffahrt.


Sebesten (Sebestenae fructus), die schwarzen Brustbeeren, Früchte der Cordia mixa.


Sebnitz, sächs. Stadt im Kreisdir.-Bez. Dresden, mit 4100 E., Weberei, Papierfabrik.

Narbonne geb., in Mailand erzogen, Soldat, um den verfolgten Christen beistehen zu können. Er verband Energie mit solcher Klugheit, daß er vom Papste Gajus (283–296) zum defensor ecclesiae (d. h. Vertheidiger der Kirche, welcher Titel hier zum erstenmal vorkommt) ernannt wurde, dabei die Gunst des Kaisers Diocletian erwarb u. eine Befehlshaberstelle in der prätorianischen Leibwache erlangte. Nachdem die meisten seiner Freunde in der Diocletianischen Verfolgung umgekommen waren, bekannte er sich vor dem Kaiser als Christ u. ließ sich von demselben nicht zum Abfall bewegen; von den mauritanischen Bogenschützen mit Pfeilen bedeckt und für todt liegen gelassen, wurde er zwar gerettet, zeigte sich aber vor dem Kaiser, der ihn nun mit Stockschlägen umbringen ließ, was nach Tillemont 288 n. Chr. geschah. Gedächtnißtag 20. Januar, bei den Griechen der 18. Dez. Im 5. Jahrh. wurde zu Rom über S.s Grab eine Kirche erbaut, seit dem 7. Jahrh. gilt er auch als Patron wider die Pest. Cardinal Wisemann hat in seinem Roman „Kirche der Katakomben“ diesen Heiligen zu einem Haupthelden gemacht.


Sebastian, König von Portugal 1557 bis 78, geb. 1554, unternahm 1578 einen Zug gegen Marokko, wo er einen Prätendenten gegen den Sultan Mulei Molech einsetzen wollte; am 4. August griff er mit 15000 Mann das 6mal stärkere marokkan. Heer bei Alkassar an und fand nach tapferem Kampfe mit den meisten der Seinigen den Untergang. Sein Leichnam wurde nicht aufgefunden od. nicht erkannt, daher später falsche S.e auftraten (vgl. Portugal).


Sebastiani Horace de la Porta, Graf von, französ. Marschall, geb. 1775 zu Porta auf Corsica, wurde früh Soldat, avancirte 1805 zum Divisionsgeneral, zeichnete sich 1809 in Spanien aus, wo er ein selbständiges Commando führte, hatte aber in den Feldzügen von 1812 bis 14 weniger Glück; als Diplomat bewies er 1806 in Konstantinopel viel Geschicklichkeit. Unter der Restauration war er 1819 und 1824–30 Deputirter u. ein Hauptredner der doctrinären Opposition; unter Louis Philipp einige Zeit Minister des Auswärtigen, leitete er die Geschäfte ganz nach der Anweisung des Königs; später ging er als Gesandter nach Neapel u. London, wurde 1840 Marschall, st. 1851. Sein Bruder Tiburce ist Divisionsgeneral.


Sebastopol, Sewastopol, russische Hauptfestung an der Südküste der Krim, 1786 von Katharina II. an der Stelle des Tatarendorfs Akthjar angelegt, in ihren großartigsten Werken aber Schöpfung Nikolaus I., hatte vor der Belagerung durch die Franzosen, Engländer, Türken und Sardinier 45000 E., von denen ein beträchtlicher Theil Soldaten, Matrosen und Arsenalarbeiter waren, schöne Kathedrale, öffentliche Gebäude, Quais etc. Es liegt an einer 2 Stunden weit in das Land einschneidenden, tiefen, gegen alle Winde sicheren Bai, die durch Landzungen in 5 kleinere Baien, die ebensoviele Häfen bilden, getheilt ist; das Quarantainefort, die Forts Alexander, Nikolaus u. Constantin sowie zahlreiche Batterien deckten die Einfahrt; herrliche Docks, durch einen Kanal aus der Tschernaja gespeist, dienten zum Bau der Kriegsschiffe. Die Südseite der Stadt war nur durch eine bastionirte Mauer und wenige Vorwerke befestigt; doch dauerte es vom 17. Octbr. 1854 bis 8. Sept. 1855, ehe die Franzosen nach unerhörten Anstrengungen sich der Bastion Malakoff bemächtigen konnten, worauf die Russen die Flotte im Hafen verbrannten und die öffentlichen Gebäude sprengten; das Zerstörungswerk vollendeten die Verbündeten durch Sprengung der Forts und Docks, die Russen durch das Bombardement von den Nordforts auf die Ruinen der Stadt.


Sebenico, österr.-dalmat. Stadt an der Mündung des Kerka in das adriat. Meer, Sitz eines kathol. u. griech. Bischofs, hat eine schöne gothische Kathedrale, Hafen, 7900 E., Wein-, Oel und Seidebau, Schiffahrt.


Sebesten (Sebestenae fructus), die schwarzen Brustbeeren, Früchte der Cordia mixa.


Sebnitz, sächs. Stadt im Kreisdir.-Bez. Dresden, mit 4100 E., Weberei, Papierfabrik.

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[164/0165] Narbonne geb., in Mailand erzogen, Soldat, um den verfolgten Christen beistehen zu können. Er verband Energie mit solcher Klugheit, daß er vom Papste Gajus (283–296) zum defensor ecclesiae (d. h. Vertheidiger der Kirche, welcher Titel hier zum erstenmal vorkommt) ernannt wurde, dabei die Gunst des Kaisers Diocletian erwarb u. eine Befehlshaberstelle in der prätorianischen Leibwache erlangte. Nachdem die meisten seiner Freunde in der Diocletianischen Verfolgung umgekommen waren, bekannte er sich vor dem Kaiser als Christ u. ließ sich von demselben nicht zum Abfall bewegen; von den mauritanischen Bogenschützen mit Pfeilen bedeckt und für todt liegen gelassen, wurde er zwar gerettet, zeigte sich aber vor dem Kaiser, der ihn nun mit Stockschlägen umbringen ließ, was nach Tillemont 288 n. Chr. geschah. Gedächtnißtag 20. Januar, bei den Griechen der 18. Dez. Im 5. Jahrh. wurde zu Rom über S.s Grab eine Kirche erbaut, seit dem 7. Jahrh. gilt er auch als Patron wider die Pest. Cardinal Wisemann hat in seinem Roman „Kirche der Katakomben“ diesen Heiligen zu einem Haupthelden gemacht. Sebastian, König von Portugal 1557 bis 78, geb. 1554, unternahm 1578 einen Zug gegen Marokko, wo er einen Prätendenten gegen den Sultan Mulei Molech einsetzen wollte; am 4. August griff er mit 15000 Mann das 6mal stärkere marokkan. Heer bei Alkassar an und fand nach tapferem Kampfe mit den meisten der Seinigen den Untergang. Sein Leichnam wurde nicht aufgefunden od. nicht erkannt, daher später falsche S.e auftraten (vgl. Portugal). Sebastiani Horace de la Porta, Graf von, französ. Marschall, geb. 1775 zu Porta auf Corsica, wurde früh Soldat, avancirte 1805 zum Divisionsgeneral, zeichnete sich 1809 in Spanien aus, wo er ein selbständiges Commando führte, hatte aber in den Feldzügen von 1812 bis 14 weniger Glück; als Diplomat bewies er 1806 in Konstantinopel viel Geschicklichkeit. Unter der Restauration war er 1819 und 1824–30 Deputirter u. ein Hauptredner der doctrinären Opposition; unter Louis Philipp einige Zeit Minister des Auswärtigen, leitete er die Geschäfte ganz nach der Anweisung des Königs; später ging er als Gesandter nach Neapel u. London, wurde 1840 Marschall, st. 1851. Sein Bruder Tiburce ist Divisionsgeneral. Sebastopol, Sewastopol, russische Hauptfestung an der Südküste der Krim, 1786 von Katharina II. an der Stelle des Tatarendorfs Akthjar angelegt, in ihren großartigsten Werken aber Schöpfung Nikolaus I., hatte vor der Belagerung durch die Franzosen, Engländer, Türken und Sardinier 45000 E., von denen ein beträchtlicher Theil Soldaten, Matrosen und Arsenalarbeiter waren, schöne Kathedrale, öffentliche Gebäude, Quais etc. Es liegt an einer 2 Stunden weit in das Land einschneidenden, tiefen, gegen alle Winde sicheren Bai, die durch Landzungen in 5 kleinere Baien, die ebensoviele Häfen bilden, getheilt ist; das Quarantainefort, die Forts Alexander, Nikolaus u. Constantin sowie zahlreiche Batterien deckten die Einfahrt; herrliche Docks, durch einen Kanal aus der Tschernaja gespeist, dienten zum Bau der Kriegsschiffe. Die Südseite der Stadt war nur durch eine bastionirte Mauer und wenige Vorwerke befestigt; doch dauerte es vom 17. Octbr. 1854 bis 8. Sept. 1855, ehe die Franzosen nach unerhörten Anstrengungen sich der Bastion Malakoff bemächtigen konnten, worauf die Russen die Flotte im Hafen verbrannten und die öffentlichen Gebäude sprengten; das Zerstörungswerk vollendeten die Verbündeten durch Sprengung der Forts und Docks, die Russen durch das Bombardement von den Nordforts auf die Ruinen der Stadt. Sebenico, österr.-dalmat. Stadt an der Mündung des Kerka in das adriat. Meer, Sitz eines kathol. u. griech. Bischofs, hat eine schöne gothische Kathedrale, Hafen, 7900 E., Wein-, Oel und Seidebau, Schiffahrt. Sebesten (Sebestenae fructus), die schwarzen Brustbeeren, Früchte der Cordia mixa. Sebnitz, sächs. Stadt im Kreisdir.-Bez. Dresden, mit 4100 E., Weberei, Papierfabrik.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/165>, abgerufen am 25.11.2024.