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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Kirchenväter lehren, hat noch kein Psycholog vorgebracht: Der Mensch besteht wesentlich aus Leib und S., sein Leib allerdings ist die Blüte der Materie, aber bloßes Werkzeug der S., die se ein unmittelbares Geschöpf Gottes, ein gottebenbildliches od. persönliches und unsterbliches Wesen, der Geist endlich keine von der S. verschiedene Substanz, sondern die S. selbst in ihrer Durchdringung vom hl. Geist od. in ihrer sittlichen Vollkommenheit. - Die Frage nach dem Sitze der S. ist eine müßige, wurde aber bis auf Cartesius Zeit häufig aufgeworfen und oft seltsam genug beantwortet; die weit wichtigere Frage nach dem Ursprunge der S. spielte auch in der Kirchengeschichte eine Rolle. Der bei Platon im Zusammenhange mit seiner Ideenlehre vorkommende Präexistantianismus behauptete, daß wir schon vor dem Eintritt in dieses zeitliche Leben existirt hätten, und daß der Leib lediglich ein Strafort der S. sei (Essäer, Marcioniten, Basilides, Origenes, Priscillianisten, Katharer); der Traducianismus oder Generatianismus ließ die S. gleichzeitig mit dem Leibe gezeugt werden, indem die S.nkeime seit Adam von Geschlecht zu Geschlecht sich fortpflanzten (Tertullian); entschieden besser als diese 2 Theorien stimmt mit der Kirchenlehre überein der Creatianismus mit der Anschauung: daß Leib und S. allerdings gleichzeitig entstünden, jedoch so, daß nur der Leib gezeugt, die S. dagegen unmittelbar von Gott geschaffen werde.


Seelenheilkunde, Psychiatrie, die Wissenschaft von den Ursachen und den Heilmethoden der Geisteskrankheiten. Diese werden gewöhnlich unterschieden als: Blödsinn, Verrücktheit u. Aberwitz, insofern die Störungen den Verstand, als Wahn- und Trübsinn, sofern sie das Gefühl, als Tollheit und Tobsucht, Willenlosigkeit, sofern sie das Willensvermögen betreffen, indessen ist es wohl sehr selten, daß nur eines der Seelenvermögen gestört wäre. Die Ursachen sind entweder körperliche: angeborne organische Fehler, Ausschweifungen im Trunke, der physischen Liebe, übermäßige Anstrengung, Zerrüttung des Gehirns, Nerven- u. Gangliensystems durch Krankheiten oder Verletzungen; oder geistige: die Leidenschaften der Liebe, des Zorns, der Furcht, des Stolzes etc., das Hingeben an das Spiel der Phantasie; Gewissensbisse, Aber- u. Unglauben. Die S. muß die Mittel anwenden, um diese Ursachen der Seelenkrankheiten zu heben, man kann also kein eigentlich es System der S. ausstellen. Vgl. Irrenhäuser. Verdienste um die S. erwarben sich: Chiarugi, Gualandi, Pinel, Esquirol, Pariset, Arnold, Crichton, Cox, Whrigt, Weickart, Horn, Nasse, Heinroth. Neueste Schriften von Heinroth, Friedrich, Griesinger, Kieser.


Seelenlehre, s. Psychologie.


Seelenmesse, s. Messe u. Erequien.


Seelenverkäufer hießen früher in Holland Leute, welche junge Leute für den Dienst der holländ.-ostind. Compagnie anwarben u. dabei alle schlechten Mittel spielen ließen, auch Gewalt anwandten. Für jedes Individuum erhielten sie einen auf 150 fl. lautenden Schuldschein (daher wurden sie auch Zettelverkäufer genannt), der nach u. nach von dem Solde des Angeworbenen abgezogen wurde. - S., gleichbedeutend mit Sklavenhändler, Kinderräuber, Werber.


Seelenwanderung, griech. Metempsychosis (Seelenwechsel) oder Metensomatosis (Leibeswechsel), die Lehre, die Seele schlage nach dem Tode ihres Leibes ihren Wohnsitz sofort wieder in einem andern Leibe auf. Die S. hat offenbar die Unsterblichkeit der Seele zur Voraussetzung und in den Religionen der Inder und alten Aegypter sowie in der Philosophie Platons einen vorherrschend ethischen Zweck. Im Einzelnen wurde sie verschieden gestaltet; die Inder nehmen eine S. durch Pflanzen- u. Thierleiber an, manche Negerstämme glauben nur an eine Wanderung durch verschiedene Menschenleiber, die alten Rabbinen behaupteten, Gott habe eine bestimmte Anzahl Judenseelen erschaffen, die immer wieder kämen, bis sie dereinst insgesammt im Thal Josaphat auferstünden. Die Lehre von der S. hat manches Empfehlende für den gesunden Menschenverstand und zudem ihre poetischen und nicht minder

Kirchenväter lehren, hat noch kein Psycholog vorgebracht: Der Mensch besteht wesentlich aus Leib und S., sein Leib allerdings ist die Blüte der Materie, aber bloßes Werkzeug der S., die se ein unmittelbares Geschöpf Gottes, ein gottebenbildliches od. persönliches und unsterbliches Wesen, der Geist endlich keine von der S. verschiedene Substanz, sondern die S. selbst in ihrer Durchdringung vom hl. Geist od. in ihrer sittlichen Vollkommenheit. – Die Frage nach dem Sitze der S. ist eine müßige, wurde aber bis auf Cartesius Zeit häufig aufgeworfen und oft seltsam genug beantwortet; die weit wichtigere Frage nach dem Ursprunge der S. spielte auch in der Kirchengeschichte eine Rolle. Der bei Platon im Zusammenhange mit seiner Ideenlehre vorkommende Präexistantianismus behauptete, daß wir schon vor dem Eintritt in dieses zeitliche Leben existirt hätten, und daß der Leib lediglich ein Strafort der S. sei (Essäer, Marcioniten, Basilides, Origenes, Priscillianisten, Katharer); der Traducianismus oder Generatianismus ließ die S. gleichzeitig mit dem Leibe gezeugt werden, indem die S.nkeime seit Adam von Geschlecht zu Geschlecht sich fortpflanzten (Tertullian); entschieden besser als diese 2 Theorien stimmt mit der Kirchenlehre überein der Creatianismus mit der Anschauung: daß Leib und S. allerdings gleichzeitig entstünden, jedoch so, daß nur der Leib gezeugt, die S. dagegen unmittelbar von Gott geschaffen werde.


Seelenheilkunde, Psychiatrie, die Wissenschaft von den Ursachen und den Heilmethoden der Geisteskrankheiten. Diese werden gewöhnlich unterschieden als: Blödsinn, Verrücktheit u. Aberwitz, insofern die Störungen den Verstand, als Wahn- und Trübsinn, sofern sie das Gefühl, als Tollheit und Tobsucht, Willenlosigkeit, sofern sie das Willensvermögen betreffen, indessen ist es wohl sehr selten, daß nur eines der Seelenvermögen gestört wäre. Die Ursachen sind entweder körperliche: angeborne organische Fehler, Ausschweifungen im Trunke, der physischen Liebe, übermäßige Anstrengung, Zerrüttung des Gehirns, Nerven- u. Gangliensystems durch Krankheiten oder Verletzungen; oder geistige: die Leidenschaften der Liebe, des Zorns, der Furcht, des Stolzes etc., das Hingeben an das Spiel der Phantasie; Gewissensbisse, Aber- u. Unglauben. Die S. muß die Mittel anwenden, um diese Ursachen der Seelenkrankheiten zu heben, man kann also kein eigentlich es System der S. ausstellen. Vgl. Irrenhäuser. Verdienste um die S. erwarben sich: Chiarugi, Gualandi, Pinel, Esquirol, Pariset, Arnold, Crichton, Cox, Whrigt, Weickart, Horn, Nasse, Heinroth. Neueste Schriften von Heinroth, Friedrich, Griesinger, Kieser.


Seelenlehre, s. Psychologie.


Seelenmesse, s. Messe u. Erequien.


Seelenverkäufer hießen früher in Holland Leute, welche junge Leute für den Dienst der holländ.-ostind. Compagnie anwarben u. dabei alle schlechten Mittel spielen ließen, auch Gewalt anwandten. Für jedes Individuum erhielten sie einen auf 150 fl. lautenden Schuldschein (daher wurden sie auch Zettelverkäufer genannt), der nach u. nach von dem Solde des Angeworbenen abgezogen wurde. – S., gleichbedeutend mit Sklavenhändler, Kinderräuber, Werber.


Seelenwanderung, griech. Metempsychosis (Seelenwechsel) oder Metensomatosis (Leibeswechsel), die Lehre, die Seele schlage nach dem Tode ihres Leibes ihren Wohnsitz sofort wieder in einem andern Leibe auf. Die S. hat offenbar die Unsterblichkeit der Seele zur Voraussetzung und in den Religionen der Inder und alten Aegypter sowie in der Philosophie Platons einen vorherrschend ethischen Zweck. Im Einzelnen wurde sie verschieden gestaltet; die Inder nehmen eine S. durch Pflanzen- u. Thierleiber an, manche Negerstämme glauben nur an eine Wanderung durch verschiedene Menschenleiber, die alten Rabbinen behaupteten, Gott habe eine bestimmte Anzahl Judenseelen erschaffen, die immer wieder kämen, bis sie dereinst insgesammt im Thal Josaphat auferstünden. Die Lehre von der S. hat manches Empfehlende für den gesunden Menschenverstand und zudem ihre poetischen und nicht minder

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[169/0170] Kirchenväter lehren, hat noch kein Psycholog vorgebracht: Der Mensch besteht wesentlich aus Leib und S., sein Leib allerdings ist die Blüte der Materie, aber bloßes Werkzeug der S., die se ein unmittelbares Geschöpf Gottes, ein gottebenbildliches od. persönliches und unsterbliches Wesen, der Geist endlich keine von der S. verschiedene Substanz, sondern die S. selbst in ihrer Durchdringung vom hl. Geist od. in ihrer sittlichen Vollkommenheit. – Die Frage nach dem Sitze der S. ist eine müßige, wurde aber bis auf Cartesius Zeit häufig aufgeworfen und oft seltsam genug beantwortet; die weit wichtigere Frage nach dem Ursprunge der S. spielte auch in der Kirchengeschichte eine Rolle. Der bei Platon im Zusammenhange mit seiner Ideenlehre vorkommende Präexistantianismus behauptete, daß wir schon vor dem Eintritt in dieses zeitliche Leben existirt hätten, und daß der Leib lediglich ein Strafort der S. sei (Essäer, Marcioniten, Basilides, Origenes, Priscillianisten, Katharer); der Traducianismus oder Generatianismus ließ die S. gleichzeitig mit dem Leibe gezeugt werden, indem die S.nkeime seit Adam von Geschlecht zu Geschlecht sich fortpflanzten (Tertullian); entschieden besser als diese 2 Theorien stimmt mit der Kirchenlehre überein der Creatianismus mit der Anschauung: daß Leib und S. allerdings gleichzeitig entstünden, jedoch so, daß nur der Leib gezeugt, die S. dagegen unmittelbar von Gott geschaffen werde. Seelenheilkunde, Psychiatrie, die Wissenschaft von den Ursachen und den Heilmethoden der Geisteskrankheiten. Diese werden gewöhnlich unterschieden als: Blödsinn, Verrücktheit u. Aberwitz, insofern die Störungen den Verstand, als Wahn- und Trübsinn, sofern sie das Gefühl, als Tollheit und Tobsucht, Willenlosigkeit, sofern sie das Willensvermögen betreffen, indessen ist es wohl sehr selten, daß nur eines der Seelenvermögen gestört wäre. Die Ursachen sind entweder körperliche: angeborne organische Fehler, Ausschweifungen im Trunke, der physischen Liebe, übermäßige Anstrengung, Zerrüttung des Gehirns, Nerven- u. Gangliensystems durch Krankheiten oder Verletzungen; oder geistige: die Leidenschaften der Liebe, des Zorns, der Furcht, des Stolzes etc., das Hingeben an das Spiel der Phantasie; Gewissensbisse, Aber- u. Unglauben. Die S. muß die Mittel anwenden, um diese Ursachen der Seelenkrankheiten zu heben, man kann also kein eigentlich es System der S. ausstellen. Vgl. Irrenhäuser. Verdienste um die S. erwarben sich: Chiarugi, Gualandi, Pinel, Esquirol, Pariset, Arnold, Crichton, Cox, Whrigt, Weickart, Horn, Nasse, Heinroth. Neueste Schriften von Heinroth, Friedrich, Griesinger, Kieser. Seelenlehre, s. Psychologie. Seelenmesse, s. Messe u. Erequien. Seelenverkäufer hießen früher in Holland Leute, welche junge Leute für den Dienst der holländ.-ostind. Compagnie anwarben u. dabei alle schlechten Mittel spielen ließen, auch Gewalt anwandten. Für jedes Individuum erhielten sie einen auf 150 fl. lautenden Schuldschein (daher wurden sie auch Zettelverkäufer genannt), der nach u. nach von dem Solde des Angeworbenen abgezogen wurde. – S., gleichbedeutend mit Sklavenhändler, Kinderräuber, Werber. Seelenwanderung, griech. Metempsychosis (Seelenwechsel) oder Metensomatosis (Leibeswechsel), die Lehre, die Seele schlage nach dem Tode ihres Leibes ihren Wohnsitz sofort wieder in einem andern Leibe auf. Die S. hat offenbar die Unsterblichkeit der Seele zur Voraussetzung und in den Religionen der Inder und alten Aegypter sowie in der Philosophie Platons einen vorherrschend ethischen Zweck. Im Einzelnen wurde sie verschieden gestaltet; die Inder nehmen eine S. durch Pflanzen- u. Thierleiber an, manche Negerstämme glauben nur an eine Wanderung durch verschiedene Menschenleiber, die alten Rabbinen behaupteten, Gott habe eine bestimmte Anzahl Judenseelen erschaffen, die immer wieder kämen, bis sie dereinst insgesammt im Thal Josaphat auferstünden. Die Lehre von der S. hat manches Empfehlende für den gesunden Menschenverstand und zudem ihre poetischen und nicht minder

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/170>, abgerufen am 29.11.2024.