Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

dritten Umlauf um die 3fache Länge etc. Eine um einen Cylinder laufende S. heißt eine cylindrische (Schraubenlinie), um einen Kegel laufende eine konische S.


Spiralgefäße, s. Gefäße, Gefäßpflanzen, Pflanzen.


Spirdingsee, Schnardewiesee, See im preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, 13/4 #M. groß, fischreich, fließt durch den Pißck in die Narew ab.


Spiritualen, lat.-dtsch., die rigorose Partei im Franciskanerorden, die sich nach dem Tode des Stifters an den hl. Antonius von Padua (gest. 1231) anschloß und den Gemäßigteren so entschieden entgegentrat, daß sie sich sogar mit dem Papste überwarf und zu Kaiser Friedrich II. hielt. Bonaventuras Ansehen kam noch nach seinem Tode den S. zu gute, die sich selber spirituales (Geistige) od. zelatores (Eiferer) nannten. Die Päpste Gregor IX., Innocenz IV. und Nikolaus III. waren ihnen nichts weniger als günstig; als letzterer der Franciskanerregel durch die Bulle Exiit eine mildere Auslegung gab, schrieben die S. gegen Papst u. Kirche, weissagten ganz neue Zustände und führten die Prophezeihungen des Joachim von Floris (st. 1202) weiter aus. Die Vereinigung der S. mit den Cölestiner-Eremiten war nur vorübergehend ein Beruhigungsmittel, Benedict VIII. verfolgte sie endlich u. hob sie ganz auf (1302), aber sie tauchten stets von neuem auf und erregten Unruhen, die Strenge Johannes XXII. gegen sie hatte lediglich den Erfolg, daß sie unter dem Ordensgeneral Michael von Cesena zu Ludwig dem Bayer (1314-47) hielten. Endlich wurden sie vom Konstanzerconcil mit der Kirche ausgesöhnt und als Brüder der strengeren Observanz anerkannt. - Vgl. Franciskaner.


Spiritualismus (vom lat. spiritualis, geistig) heißt in der Philosophie zunächst der Gegensatz zum Materialismus (s. Materie), dann die Anschauung, welche den Geist und das Geistige allzu hoch, die Natur und alles Natürliche allzu nieder stellt; im engsten Sinne die Lehre, der menschliche Geist sei ein rein geistiges Wesen, das gar nichts Materielles an sich habe. Der S. ist philosophisch eine Einseitigkeit, wodurch der thatsächlich in der Welt vorhandene Zusammenhang zwischen Geist und Natur, Leib u. Seele sowie die Wechselwirkung derselben nicht nur völlig unbegreiflich gemacht, sondern folgerichtig geläugnet wird; er ist aber nicht minder theologisch eine Einseitigkeit, insofern man etwa nach dem Vorgange Platons den Leib lediglich als Körper der Seele od. nach dem Vorgange der Gnostiker, Manichäer u. mancher Mystiker das Fleisch als das durchaus teuflische u. zu ertödtende Princip im Menschen auffaßt; denn Christus selbst ist ja Fleisch geworden, die Auferstehung des Fleisches u. ein ewiges Leben lehrt der letzte Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses, das Fleisch soll hienieden nicht vernichtet, sondern vom Geiste beherrscht werden. In dem seit Beginn der wissenschaftlichen Entwicklung dauernden Kampfe zwischen S. u. Materialismus wird schließlich das Christenthum als die rechte Vermittlung beider Gegensätze dastehen. - Spiritualia, lat., geistige, geistliche Angelegenheiten, Sachen des Glaubens, der Kirche, Seelsorge; Spiritualien, geistige Getränke;spiritualisiren nennt man in der Scheidekunst: den Geist od. Spiritus aus etwas herausziehen, dann allgemein: vergeistigen, begeistern; Spiritualität, Geistigkeit, inneres Leben; spirituell, geistlich, geistvoll; spirituöse Getränke, geistige Getränke.


Spirituoso, ital., mit Geist.


Spiritus, lat., Hauch, Seele, Geist; in der griech. Grammatik der leise und starke Hauchlaut; Alkohol; starker Branntwein; s. cornu cervi, Hirschhorngeist; s. familiaris, Schutzgeist; s. rector, der leitende, belebende Geist; s. sanctus, der hl. Geist.


Spithead (Spithedd), s. Portsmouth.


Spitta, Karl Joh. Phil., einer der besten Vertreter der norddeutschen Lyrik in unserer Zeit, geb. 1801 zu Hannover, Pastor in Hameln und Wechold, 1847 Superintendent zu Wittingen, 1853 zu Peine im Hildesheim'schen. Seine Sammlung "Psalter und Harfe" (Lpz. 1833) hat bereits 16 Aufl. erlebt und die milden, frommen und zugleich wohllautenden Lieder verdienen sie, aber ächtpoetischer

dritten Umlauf um die 3fache Länge etc. Eine um einen Cylinder laufende S. heißt eine cylindrische (Schraubenlinie), um einen Kegel laufende eine konische S.


Spiralgefäße, s. Gefäße, Gefäßpflanzen, Pflanzen.


Spirdingsee, Schnardewiesee, See im preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, 13/4 □M. groß, fischreich, fließt durch den Pißck in die Narew ab.


Spiritualen, lat.-dtsch., die rigorose Partei im Franciskanerorden, die sich nach dem Tode des Stifters an den hl. Antonius von Padua (gest. 1231) anschloß und den Gemäßigteren so entschieden entgegentrat, daß sie sich sogar mit dem Papste überwarf und zu Kaiser Friedrich II. hielt. Bonaventuras Ansehen kam noch nach seinem Tode den S. zu gute, die sich selber spirituales (Geistige) od. zelatores (Eiferer) nannten. Die Päpste Gregor IX., Innocenz IV. und Nikolaus III. waren ihnen nichts weniger als günstig; als letzterer der Franciskanerregel durch die Bulle Exiit eine mildere Auslegung gab, schrieben die S. gegen Papst u. Kirche, weissagten ganz neue Zustände und führten die Prophezeihungen des Joachim von Floris (st. 1202) weiter aus. Die Vereinigung der S. mit den Cölestiner-Eremiten war nur vorübergehend ein Beruhigungsmittel, Benedict VIII. verfolgte sie endlich u. hob sie ganz auf (1302), aber sie tauchten stets von neuem auf und erregten Unruhen, die Strenge Johannes XXII. gegen sie hatte lediglich den Erfolg, daß sie unter dem Ordensgeneral Michael von Cesena zu Ludwig dem Bayer (1314–47) hielten. Endlich wurden sie vom Konstanzerconcil mit der Kirche ausgesöhnt und als Brüder der strengeren Observanz anerkannt. – Vgl. Franciskaner.


Spiritualismus (vom lat. spiritualis, geistig) heißt in der Philosophie zunächst der Gegensatz zum Materialismus (s. Materie), dann die Anschauung, welche den Geist und das Geistige allzu hoch, die Natur und alles Natürliche allzu nieder stellt; im engsten Sinne die Lehre, der menschliche Geist sei ein rein geistiges Wesen, das gar nichts Materielles an sich habe. Der S. ist philosophisch eine Einseitigkeit, wodurch der thatsächlich in der Welt vorhandene Zusammenhang zwischen Geist und Natur, Leib u. Seele sowie die Wechselwirkung derselben nicht nur völlig unbegreiflich gemacht, sondern folgerichtig geläugnet wird; er ist aber nicht minder theologisch eine Einseitigkeit, insofern man etwa nach dem Vorgange Platons den Leib lediglich als Körper der Seele od. nach dem Vorgange der Gnostiker, Manichäer u. mancher Mystiker das Fleisch als das durchaus teuflische u. zu ertödtende Princip im Menschen auffaßt; denn Christus selbst ist ja Fleisch geworden, die Auferstehung des Fleisches u. ein ewiges Leben lehrt der letzte Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses, das Fleisch soll hienieden nicht vernichtet, sondern vom Geiste beherrscht werden. In dem seit Beginn der wissenschaftlichen Entwicklung dauernden Kampfe zwischen S. u. Materialismus wird schließlich das Christenthum als die rechte Vermittlung beider Gegensätze dastehen. – Spiritualia, lat., geistige, geistliche Angelegenheiten, Sachen des Glaubens, der Kirche, Seelsorge; Spiritualien, geistige Getränke;spiritualisiren nennt man in der Scheidekunst: den Geist od. Spiritus aus etwas herausziehen, dann allgemein: vergeistigen, begeistern; Spiritualität, Geistigkeit, inneres Leben; spirituell, geistlich, geistvoll; spirituöse Getränke, geistige Getränke.


Spirituoso, ital., mit Geist.


Spiritus, lat., Hauch, Seele, Geist; in der griech. Grammatik der leise und starke Hauchlaut; Alkohol; starker Branntwein; s. cornu cervi, Hirschhorngeist; s. familiaris, Schutzgeist; s. rector, der leitende, belebende Geist; s. sanctus, der hl. Geist.


Spithead (Spithedd), s. Portsmouth.


Spitta, Karl Joh. Phil., einer der besten Vertreter der norddeutschen Lyrik in unserer Zeit, geb. 1801 zu Hannover, Pastor in Hameln und Wechold, 1847 Superintendent zu Wittingen, 1853 zu Peine im Hildesheim'schen. Seine Sammlung „Psalter und Harfe“ (Lpz. 1833) hat bereits 16 Aufl. erlebt und die milden, frommen und zugleich wohllautenden Lieder verdienen sie, aber ächtpoetischer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0291" n="290"/>
dritten Umlauf um die 3fache Länge etc. Eine um einen Cylinder laufende S. heißt eine <hi rendition="#g">cylindrische</hi> (Schraubenlinie), um einen Kegel laufende eine <hi rendition="#g">konische</hi> S.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Spiralgefäße</hi>, s. Gefäße, Gefäßpflanzen, Pflanzen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Spirdingsee</hi>, <hi rendition="#g">Schnardewiesee</hi>, See im preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, 1<hi rendition="#sup">3</hi>/<hi rendition="#sub">4</hi> &#x25A1;M. groß, fischreich, fließt durch den Pißck in die Narew ab.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Spiritualen</hi>, lat.-dtsch., die rigorose Partei im Franciskanerorden, die sich nach dem Tode des Stifters an den hl. Antonius von Padua (gest. 1231) anschloß und den Gemäßigteren so entschieden entgegentrat, daß sie sich sogar mit dem Papste überwarf und zu Kaiser Friedrich II. hielt. Bonaventuras Ansehen kam noch nach seinem Tode den S. zu gute, die sich selber <hi rendition="#i">spirituales</hi> (Geistige) od. <hi rendition="#i">zelatores</hi> (Eiferer) nannten. Die Päpste Gregor IX., Innocenz IV. und Nikolaus III. waren ihnen nichts weniger als günstig; als letzterer der Franciskanerregel durch die Bulle <hi rendition="#i">Exiit</hi> eine mildere Auslegung gab, schrieben die S. gegen Papst u. Kirche, weissagten ganz neue Zustände und führten die Prophezeihungen des Joachim von Floris (st. 1202) weiter aus. Die Vereinigung der S. mit den Cölestiner-Eremiten war nur vorübergehend ein Beruhigungsmittel, Benedict VIII. verfolgte sie endlich u. hob sie ganz auf (1302), aber sie tauchten stets von neuem auf und erregten Unruhen, die Strenge Johannes XXII. gegen sie hatte lediglich den Erfolg, daß sie unter dem Ordensgeneral Michael von Cesena zu Ludwig dem Bayer (1314&#x2013;47) hielten. Endlich wurden sie vom Konstanzerconcil mit der Kirche ausgesöhnt und als Brüder der strengeren Observanz anerkannt. &#x2013; Vgl. Franciskaner.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Spiritualismus</hi> (vom lat. <hi rendition="#i">spiritualis,</hi> geistig) heißt in der Philosophie zunächst der Gegensatz zum Materialismus (s. Materie), dann die Anschauung, welche den Geist und das Geistige allzu hoch, die Natur und alles Natürliche allzu nieder stellt; im engsten Sinne die Lehre, der menschliche Geist sei ein rein geistiges Wesen, das gar nichts Materielles an sich habe. Der S. ist philosophisch eine Einseitigkeit, wodurch der thatsächlich in der Welt vorhandene Zusammenhang zwischen Geist und Natur, Leib u. Seele sowie die Wechselwirkung derselben nicht nur völlig unbegreiflich gemacht, sondern folgerichtig geläugnet wird; er ist aber nicht minder theologisch eine Einseitigkeit, insofern man etwa nach dem Vorgange Platons den Leib lediglich als Körper der Seele od. nach dem Vorgange der Gnostiker, Manichäer u. mancher Mystiker das Fleisch als das durchaus teuflische u. zu ertödtende Princip im Menschen auffaßt; denn Christus selbst ist ja Fleisch geworden, die Auferstehung des Fleisches u. ein ewiges Leben lehrt der letzte Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses, das Fleisch soll hienieden nicht vernichtet, sondern vom Geiste beherrscht werden. In dem seit Beginn der wissenschaftlichen Entwicklung dauernden Kampfe zwischen S. u. Materialismus wird schließlich das Christenthum als die rechte Vermittlung beider Gegensätze dastehen. &#x2013; <hi rendition="#i">Spiritualia</hi>, lat., geistige, geistliche Angelegenheiten, Sachen des Glaubens, der Kirche, Seelsorge; <hi rendition="#g">Spiritualien</hi>, geistige Getränke;<hi rendition="#g">spiritualisiren</hi> nennt man in der Scheidekunst: den Geist od. Spiritus aus etwas herausziehen, dann allgemein: vergeistigen, begeistern; <hi rendition="#g">Spiritualität</hi>, Geistigkeit, inneres Leben; <hi rendition="#g">spirituell</hi>, geistlich, geistvoll; <hi rendition="#g">spirituöse Getränke</hi>, geistige Getränke.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Spirituoso</hi>, ital., mit Geist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Spiritus</hi>, lat., Hauch, Seele, Geist; in der griech. Grammatik der leise und starke Hauchlaut; Alkohol; starker Branntwein; <hi rendition="#i">s. cornu cervi</hi>, Hirschhorngeist; <hi rendition="#i">s. familiaris</hi>, Schutzgeist; <hi rendition="#i">s. rector</hi>, der leitende, belebende Geist; <hi rendition="#i">s. sanctus</hi>, der hl. Geist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Spithead</hi> (Spithedd), s. Portsmouth.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Spitta</hi>, Karl Joh. Phil., einer der besten Vertreter der norddeutschen Lyrik in unserer Zeit, geb. 1801 zu Hannover, Pastor in Hameln und Wechold, 1847 Superintendent zu Wittingen, 1853 zu Peine im Hildesheim'schen. Seine Sammlung &#x201E;Psalter und Harfe&#x201C; (Lpz. 1833) hat bereits 16 Aufl. erlebt und die milden, frommen und zugleich wohllautenden Lieder verdienen sie, aber ächtpoetischer
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0291] dritten Umlauf um die 3fache Länge etc. Eine um einen Cylinder laufende S. heißt eine cylindrische (Schraubenlinie), um einen Kegel laufende eine konische S. Spiralgefäße, s. Gefäße, Gefäßpflanzen, Pflanzen. Spirdingsee, Schnardewiesee, See im preuß. Reg.-Bez. Gumbinnen, 13/4 □M. groß, fischreich, fließt durch den Pißck in die Narew ab. Spiritualen, lat.-dtsch., die rigorose Partei im Franciskanerorden, die sich nach dem Tode des Stifters an den hl. Antonius von Padua (gest. 1231) anschloß und den Gemäßigteren so entschieden entgegentrat, daß sie sich sogar mit dem Papste überwarf und zu Kaiser Friedrich II. hielt. Bonaventuras Ansehen kam noch nach seinem Tode den S. zu gute, die sich selber spirituales (Geistige) od. zelatores (Eiferer) nannten. Die Päpste Gregor IX., Innocenz IV. und Nikolaus III. waren ihnen nichts weniger als günstig; als letzterer der Franciskanerregel durch die Bulle Exiit eine mildere Auslegung gab, schrieben die S. gegen Papst u. Kirche, weissagten ganz neue Zustände und führten die Prophezeihungen des Joachim von Floris (st. 1202) weiter aus. Die Vereinigung der S. mit den Cölestiner-Eremiten war nur vorübergehend ein Beruhigungsmittel, Benedict VIII. verfolgte sie endlich u. hob sie ganz auf (1302), aber sie tauchten stets von neuem auf und erregten Unruhen, die Strenge Johannes XXII. gegen sie hatte lediglich den Erfolg, daß sie unter dem Ordensgeneral Michael von Cesena zu Ludwig dem Bayer (1314–47) hielten. Endlich wurden sie vom Konstanzerconcil mit der Kirche ausgesöhnt und als Brüder der strengeren Observanz anerkannt. – Vgl. Franciskaner. Spiritualismus (vom lat. spiritualis, geistig) heißt in der Philosophie zunächst der Gegensatz zum Materialismus (s. Materie), dann die Anschauung, welche den Geist und das Geistige allzu hoch, die Natur und alles Natürliche allzu nieder stellt; im engsten Sinne die Lehre, der menschliche Geist sei ein rein geistiges Wesen, das gar nichts Materielles an sich habe. Der S. ist philosophisch eine Einseitigkeit, wodurch der thatsächlich in der Welt vorhandene Zusammenhang zwischen Geist und Natur, Leib u. Seele sowie die Wechselwirkung derselben nicht nur völlig unbegreiflich gemacht, sondern folgerichtig geläugnet wird; er ist aber nicht minder theologisch eine Einseitigkeit, insofern man etwa nach dem Vorgange Platons den Leib lediglich als Körper der Seele od. nach dem Vorgange der Gnostiker, Manichäer u. mancher Mystiker das Fleisch als das durchaus teuflische u. zu ertödtende Princip im Menschen auffaßt; denn Christus selbst ist ja Fleisch geworden, die Auferstehung des Fleisches u. ein ewiges Leben lehrt der letzte Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses, das Fleisch soll hienieden nicht vernichtet, sondern vom Geiste beherrscht werden. In dem seit Beginn der wissenschaftlichen Entwicklung dauernden Kampfe zwischen S. u. Materialismus wird schließlich das Christenthum als die rechte Vermittlung beider Gegensätze dastehen. – Spiritualia, lat., geistige, geistliche Angelegenheiten, Sachen des Glaubens, der Kirche, Seelsorge; Spiritualien, geistige Getränke;spiritualisiren nennt man in der Scheidekunst: den Geist od. Spiritus aus etwas herausziehen, dann allgemein: vergeistigen, begeistern; Spiritualität, Geistigkeit, inneres Leben; spirituell, geistlich, geistvoll; spirituöse Getränke, geistige Getränke. Spirituoso, ital., mit Geist. Spiritus, lat., Hauch, Seele, Geist; in der griech. Grammatik der leise und starke Hauchlaut; Alkohol; starker Branntwein; s. cornu cervi, Hirschhorngeist; s. familiaris, Schutzgeist; s. rector, der leitende, belebende Geist; s. sanctus, der hl. Geist. Spithead (Spithedd), s. Portsmouth. Spitta, Karl Joh. Phil., einer der besten Vertreter der norddeutschen Lyrik in unserer Zeit, geb. 1801 zu Hannover, Pastor in Hameln und Wechold, 1847 Superintendent zu Wittingen, 1853 zu Peine im Hildesheim'schen. Seine Sammlung „Psalter und Harfe“ (Lpz. 1833) hat bereits 16 Aufl. erlebt und die milden, frommen und zugleich wohllautenden Lieder verdienen sie, aber ächtpoetischer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/291
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/291>, abgerufen am 23.11.2024.