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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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aber die Ertheilung eines solchen bei der Taufe selber war noch Jahrhunderte hindurch keineswegs geboten. Es war natürlich, daß man schon in der frühesten Zeit den Kindern gerne die Namen von biblischen Personen, von Heiligen und Martyrern beilegte, aber auch auf wunderbare Ereignisse (Lucilla) und christliche Tugenden (Fidel, Innocenz, Euseb, Pius u. s. f.) wurde Rücksicht genommen, mancher heidnische Personenname durch die Taufe gleichsam geheiligt und mancher griech. oder lat. T. (Theodor, Theophil, Adeodat) auch übersetzt. Die Reformation des 16. Jahrh. machte ihre Opposition wider die Kirche auch hinsichtlich der T.n geltend, indem man die Namen von Heiligen und Martyrern vermied und biblische wählte, das röm. Rituale dagegen empfiehlt soviel als möglich die Namen von Heiligen und schreibt einfach vor, obscöne, fabelhafte, lächerliche, an Götzen od. verruchte Menschen erinnernde Namen zu vermeiden. "Jesus" als T. kommt nur bei den Syrern in der Art vor, daß derselbe mit einem andern verschmolzen wird (Ebedjesu, Jesujab, Haranjesu). Daß weibliche T.n auch männlichen Kindern beigelegt werden, besonders der Name Maria, ist bekannt, obwohl in Deutschland weniger üblich als in Frankreich, Spanien u. s. f. Der Papst nimmt beim Antritte seines Pontificates, der Mönch u. die Nonne beim Ordensprofeß einen neuen Namen an, mancher Täufling erhält mehre, ein Täufling hoher Abkunft manchmal ein Dutzend und sogar noch mehr T. n. - Vgl. Namenstag, Natalis.


Taufzeugen, s. Taufe.


Tauler, Johannes, einer der größten Prediger des Dominikanerordens u. ein Hauptvertreter der mittelalterlichen Mystik, geb. um 1294 höchst wahrscheinlich zu Straßburg, nach seiner eigenen Aussage der Sohn wohlhabender Leute, trat etwa 1308 in den Dominikanerorden, wirkte in einer vom Interdict, von Kriegsnoth u. Pest schwer heimgesuchten Zeit, deren Leiden ganze Genossenschaften von Mystikern längs des Rheines hervorrufen halfen, als Priester und Prediger zu Straßburg, Basel, besonders auch in Köln, st. am 16. Juni 1361 zu Straßburg. Sein Leben ist im Einzelnen sehr unbekannt, seinen Mysticismus legte er vornämlich nieder in seinen Predigten sowie im Buche "von der Nachfolge des armen Lebens Christi"; derselbe hat eine vorherrschende praktische Richtung und sein pantheistischer Hintergrund blieb dem glaubenstreuen und sittenernsten Manne wohl selber ein Geheimniß. Ausgaben der Predigten zu Leipzig 1498, Basel, Köln u. s. f., latein. Uebersetzung von Surius (Köln 1548), neuhochdeutsche (Frankf. 1826, 3 Bde.) sowie die beste Ausgabe des armen Lebens Christi von J. F. H. Schlosser (Frankf. 1833). T. dichtete auch Kirchenlieder. Unter den vielen Schriften über ihn bemühen sich die prot., ihn als Protestanten vor der Reformation des 16. Jahrh. hinzustellen, wiewohl kein stichhaltiger Beweis hiefür beigebracht werden kann.


Taunton (Tahntn), Stadt in der engl. Grafschaft Somerset, mit 9000 E., blühender Industrie.


Taunus, Gebirge zwischen Main u. Lahn, 12-14 Meil. lang, im großen Feldberg bis 2605' ansteigend, enthält Eisen, Blei, Kupfer, Silber, ist außerordentlich reich an Mineralquellen, trägt als Rheingebirge edle Reben.


Taurien, Gouvern. in Südrußland, umfaßt die Krim (s. d.) u. die nogaische Steppe zwischen dem Dniepr und dem asowschen Meere, ist 1150 #M. groß, zählt 570000 E., der Mehrzahl nach mohammed. Tataren; Hauptst.: Simferopol.


Taurilia, lat., Stieropfer; taurocolla, Stierleim, der aus Füßen, Ohren u. Sehnen des Rindviehs bereitete Leim, der beste thierische.


Tauris, s. Tabris.


Tauroggen, russ.-lithauische Stadt unsern der preuß. Gränze, mit 1700 E.; 21. Juni 1807 Waffenstillstand zwischen Napoleon I. und Alexander I.; in der Mühle des nahen Dorfes Posarum (Poscherung) Convention zwischen York und Diebitsch (30. Dez. 1812).


Taurus, vorderasiat. Gebirge, bis 12000' hoch, s. Anatolien und Asien.


Tausch, lat. permutatio, vertragsmäßige Hingabe einer Sache für eine andere, mit der praescriptis verbis actio auf Erfüllung der Verbindlichkeiten; T.handel

aber die Ertheilung eines solchen bei der Taufe selber war noch Jahrhunderte hindurch keineswegs geboten. Es war natürlich, daß man schon in der frühesten Zeit den Kindern gerne die Namen von biblischen Personen, von Heiligen und Martyrern beilegte, aber auch auf wunderbare Ereignisse (Lucilla) und christliche Tugenden (Fidel, Innocenz, Euseb, Pius u. s. f.) wurde Rücksicht genommen, mancher heidnische Personenname durch die Taufe gleichsam geheiligt und mancher griech. oder lat. T. (Theodor, Theophil, Adeodat) auch übersetzt. Die Reformation des 16. Jahrh. machte ihre Opposition wider die Kirche auch hinsichtlich der T.n geltend, indem man die Namen von Heiligen und Martyrern vermied und biblische wählte, das röm. Rituale dagegen empfiehlt soviel als möglich die Namen von Heiligen und schreibt einfach vor, obscöne, fabelhafte, lächerliche, an Götzen od. verruchte Menschen erinnernde Namen zu vermeiden. „Jesus“ als T. kommt nur bei den Syrern in der Art vor, daß derselbe mit einem andern verschmolzen wird (Ebedjesu, Jesujab, Haranjesu). Daß weibliche T.n auch männlichen Kindern beigelegt werden, besonders der Name Maria, ist bekannt, obwohl in Deutschland weniger üblich als in Frankreich, Spanien u. s. f. Der Papst nimmt beim Antritte seines Pontificates, der Mönch u. die Nonne beim Ordensprofeß einen neuen Namen an, mancher Täufling erhält mehre, ein Täufling hoher Abkunft manchmal ein Dutzend und sogar noch mehr T. n. – Vgl. Namenstag, Natalis.


Taufzeugen, s. Taufe.


Tauler, Johannes, einer der größten Prediger des Dominikanerordens u. ein Hauptvertreter der mittelalterlichen Mystik, geb. um 1294 höchst wahrscheinlich zu Straßburg, nach seiner eigenen Aussage der Sohn wohlhabender Leute, trat etwa 1308 in den Dominikanerorden, wirkte in einer vom Interdict, von Kriegsnoth u. Pest schwer heimgesuchten Zeit, deren Leiden ganze Genossenschaften von Mystikern längs des Rheines hervorrufen halfen, als Priester und Prediger zu Straßburg, Basel, besonders auch in Köln, st. am 16. Juni 1361 zu Straßburg. Sein Leben ist im Einzelnen sehr unbekannt, seinen Mysticismus legte er vornämlich nieder in seinen Predigten sowie im Buche „von der Nachfolge des armen Lebens Christi“; derselbe hat eine vorherrschende praktische Richtung und sein pantheistischer Hintergrund blieb dem glaubenstreuen und sittenernsten Manne wohl selber ein Geheimniß. Ausgaben der Predigten zu Leipzig 1498, Basel, Köln u. s. f., latein. Uebersetzung von Surius (Köln 1548), neuhochdeutsche (Frankf. 1826, 3 Bde.) sowie die beste Ausgabe des armen Lebens Christi von J. F. H. Schlosser (Frankf. 1833). T. dichtete auch Kirchenlieder. Unter den vielen Schriften über ihn bemühen sich die prot., ihn als Protestanten vor der Reformation des 16. Jahrh. hinzustellen, wiewohl kein stichhaltiger Beweis hiefür beigebracht werden kann.


Taunton (Tahntn), Stadt in der engl. Grafschaft Somerset, mit 9000 E., blühender Industrie.


Taunus, Gebirge zwischen Main u. Lahn, 12–14 Meil. lang, im großen Feldberg bis 2605' ansteigend, enthält Eisen, Blei, Kupfer, Silber, ist außerordentlich reich an Mineralquellen, trägt als Rheingebirge edle Reben.


Taurien, Gouvern. in Südrußland, umfaßt die Krim (s. d.) u. die nogaische Steppe zwischen dem Dniepr und dem asowschen Meere, ist 1150 □M. groß, zählt 570000 E., der Mehrzahl nach mohammed. Tataren; Hauptst.: Simferopol.


Taurilia, lat., Stieropfer; taurocolla, Stierleim, der aus Füßen, Ohren u. Sehnen des Rindviehs bereitete Leim, der beste thierische.


Tauris, s. Tabris.


Tauroggen, russ.-lithauische Stadt unsern der preuß. Gränze, mit 1700 E.; 21. Juni 1807 Waffenstillstand zwischen Napoleon I. und Alexander I.; in der Mühle des nahen Dorfes Posarum (Poscherung) Convention zwischen York und Diebitsch (30. Dez. 1812).


Taurus, vorderasiat. Gebirge, bis 12000' hoch, s. Anatolien und Asien.


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[422/0423] aber die Ertheilung eines solchen bei der Taufe selber war noch Jahrhunderte hindurch keineswegs geboten. Es war natürlich, daß man schon in der frühesten Zeit den Kindern gerne die Namen von biblischen Personen, von Heiligen und Martyrern beilegte, aber auch auf wunderbare Ereignisse (Lucilla) und christliche Tugenden (Fidel, Innocenz, Euseb, Pius u. s. f.) wurde Rücksicht genommen, mancher heidnische Personenname durch die Taufe gleichsam geheiligt und mancher griech. oder lat. T. (Theodor, Theophil, Adeodat) auch übersetzt. Die Reformation des 16. Jahrh. machte ihre Opposition wider die Kirche auch hinsichtlich der T.n geltend, indem man die Namen von Heiligen und Martyrern vermied und biblische wählte, das röm. Rituale dagegen empfiehlt soviel als möglich die Namen von Heiligen und schreibt einfach vor, obscöne, fabelhafte, lächerliche, an Götzen od. verruchte Menschen erinnernde Namen zu vermeiden. „Jesus“ als T. kommt nur bei den Syrern in der Art vor, daß derselbe mit einem andern verschmolzen wird (Ebedjesu, Jesujab, Haranjesu). Daß weibliche T.n auch männlichen Kindern beigelegt werden, besonders der Name Maria, ist bekannt, obwohl in Deutschland weniger üblich als in Frankreich, Spanien u. s. f. Der Papst nimmt beim Antritte seines Pontificates, der Mönch u. die Nonne beim Ordensprofeß einen neuen Namen an, mancher Täufling erhält mehre, ein Täufling hoher Abkunft manchmal ein Dutzend und sogar noch mehr T. n. – Vgl. Namenstag, Natalis. Taufzeugen, s. Taufe. Tauler, Johannes, einer der größten Prediger des Dominikanerordens u. ein Hauptvertreter der mittelalterlichen Mystik, geb. um 1294 höchst wahrscheinlich zu Straßburg, nach seiner eigenen Aussage der Sohn wohlhabender Leute, trat etwa 1308 in den Dominikanerorden, wirkte in einer vom Interdict, von Kriegsnoth u. Pest schwer heimgesuchten Zeit, deren Leiden ganze Genossenschaften von Mystikern längs des Rheines hervorrufen halfen, als Priester und Prediger zu Straßburg, Basel, besonders auch in Köln, st. am 16. Juni 1361 zu Straßburg. Sein Leben ist im Einzelnen sehr unbekannt, seinen Mysticismus legte er vornämlich nieder in seinen Predigten sowie im Buche „von der Nachfolge des armen Lebens Christi“; derselbe hat eine vorherrschende praktische Richtung und sein pantheistischer Hintergrund blieb dem glaubenstreuen und sittenernsten Manne wohl selber ein Geheimniß. Ausgaben der Predigten zu Leipzig 1498, Basel, Köln u. s. f., latein. Uebersetzung von Surius (Köln 1548), neuhochdeutsche (Frankf. 1826, 3 Bde.) sowie die beste Ausgabe des armen Lebens Christi von J. F. H. Schlosser (Frankf. 1833). T. dichtete auch Kirchenlieder. Unter den vielen Schriften über ihn bemühen sich die prot., ihn als Protestanten vor der Reformation des 16. Jahrh. hinzustellen, wiewohl kein stichhaltiger Beweis hiefür beigebracht werden kann. Taunton (Tahntn), Stadt in der engl. Grafschaft Somerset, mit 9000 E., blühender Industrie. Taunus, Gebirge zwischen Main u. Lahn, 12–14 Meil. lang, im großen Feldberg bis 2605' ansteigend, enthält Eisen, Blei, Kupfer, Silber, ist außerordentlich reich an Mineralquellen, trägt als Rheingebirge edle Reben. Taurien, Gouvern. in Südrußland, umfaßt die Krim (s. d.) u. die nogaische Steppe zwischen dem Dniepr und dem asowschen Meere, ist 1150 □M. groß, zählt 570000 E., der Mehrzahl nach mohammed. Tataren; Hauptst.: Simferopol. Taurilia, lat., Stieropfer; taurocolla, Stierleim, der aus Füßen, Ohren u. Sehnen des Rindviehs bereitete Leim, der beste thierische. Tauris, s. Tabris. Tauroggen, russ.-lithauische Stadt unsern der preuß. Gränze, mit 1700 E.; 21. Juni 1807 Waffenstillstand zwischen Napoleon I. und Alexander I.; in der Mühle des nahen Dorfes Posarum (Poscherung) Convention zwischen York und Diebitsch (30. Dez. 1812). Taurus, vorderasiat. Gebirge, bis 12000' hoch, s. Anatolien und Asien. Tausch, lat. permutatio, vertragsmäßige Hingabe einer Sache für eine andere, mit der praescriptis verbis actio auf Erfüllung der Verbindlichkeiten; T.handel

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/423>, abgerufen am 23.11.2024.