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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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einem ausgebreiteten Briefwechsel mit hervorragenden Persönlichkeiten bot. 1718 kam T. als Bibliothekar in das Profeßhaus der Jesuiten zu Paris u. st. 1739. Die lange Reihe seiner Abhandlungen, durch welche er sich namentlich auch um das Bibelstudium verdient machte, findet man im 42. Bd. der Memoires des Niceron verzeichnet.


Tournely (Turnli), Honorate, ein berühmter Dogmatiker, geb. 1658 zu Antibes in der Provence, anfangs Schweinhirt, dann durch einen geistlichen Oheim in Paris erzogen, 1686 Doctor der Sorbonne, an der er von 1692 an Theologie lehrte; st. 1729. T. war ein vielgeschmähter Gegner der Jansenisten, lieferte einen sehr brauchbaren Cursus theologicus scholastico dogmaticus et moralis (nachgedruckt zu Venedig 1728, Köln 1734) u. dgl. m.


Tournois (turnoa), Turnose, s. Livre.


Tournon (Turnong), Francois de, geb. 1489 zu T, Cardinal, franz. Minister, leitete unter Franz I. fast alle diplomatischen Verhandlungen u. ordnete die Finanzen; st. 1562 zu St. Germain en Laye. - Charles Thomas Maillard de T., geb. 1668 zu Turin, Cardinal, ging im Auftrage Clemens XI. nach China, um die Streitigkeiten der Jesuitenmissionäre mit denen der Dominikaner und Franziskaner zu untersuchen (es handelte sich um den Gebrauch des Wortes Tientschu d. h. Herr des Himmels für Gott, um die Zulassung einzelner chines. Gebräuche, welche die Jesuiten gestattet hatten). T. verfuhr einseitig gegen die Jesuiten u. fügte den christlichen Interessen in China beträchtlichen Schaden zu; er wurde von Kaiser Kanghi 1707 verhaftet, unter die Aufsicht der Portugiesen gestellt und st. 1710.


Tours (Tuhr), Hauptstadt des franz. Depart. Indre-Loire, an der Loire und der Eisenbahn von Paris nach Nantes, ist Sitz eines Erzbischofs, hat Seminar, mehre Colleges und klösterliche Institute, Gymnasium, Bibliothek, Museum, 34500 E., bedeutenden Gewerbsfleiß u. Handel; in der alten Kathedrale ein merkwürdiges Uhrwerk.


Tourville (Turwil), Anne Hilarion de Cotentin, Comte de, geb. 1642 zu T. in der Normandie, wurde Maltheserritter, war von 1660-67 als Commandant einer Fregatte der Schrecken der Barbaresken, wurde 1667 Schiffscapitän, focht 1669 bei Candia, 1671-77 gegen die Holländer u. Spanier, wurde Chef d'Escadre, Ruhmesgenosse Duquesnes vor Tunis und Algier, 1689 Viceadmiral, schlug 1690 den 10. Juli die vereinigte engl.-holländ. Flotte auf der Höhe von Dieppe, verlor dagegen am 29. Mai 1692 die Schlacht bei la Hogue, die er auf Befehl Ludwigs XIV. mit 63 Schiffen gegen 99 lieferte. Er nahm zwar 1693 bei Lagos 80 feindliche Levantefahrer weg u. machte noch einige glückliche Seezüge, konnte aber Englands Uebermacht zur See nicht mehr brechen; er st. 1701 zu Paris.


Toussaint (Tussäng), Anna Luize Geertruide, geb. 1812 zu Alkmaar, seit 1851 verheirathete Boosbom, berühmte holländ. Romanenschriftstellerin.


Toussaint l'Ouverture (Tussäng Luwertühr), geb. 1745 als Negersclave unweit Cap Francois auf Haiti, gab sich durch die Bibliothek seines Herrn einige Bildung, rettete diesen 1791 bei dem Negeraufstande auf das amerikan. Festland, war 1793 schon einer der ersten Anführer des Negerheeres, bewog dasselbe, nicht mit den Spaniern gegen Frankreich zu fechten, sondern mit diesem in Verbindung zu bleiben, wirkte Rochambeau unterstützend zur Vertreibung der Engländer mit und wurde dafür von dem Directorium zum Oberbefehlshaber ernannt. Nach dem Frieden von Amiens wollte Napoleon I. Haiti wieder unterwerfen u. entsandte unter seinem Schwager Leclerc eine starke Expedition; T. erlitt mehre Niederlagen, worauf er sich unterwarf. Ein ihm unterschobener u. aufgefangener Brief, in welchem T. von einer neuen Empörung sprach, gab zu seiner Verhaftung Veranlassung; er wurde 1802 auf Napoleons Befehl auf das Bergschloß Joux bei Besancon gebracht, wo er 1803 st.; da er Tausenden von Franzosen auf Haiti das Leben gerettet hatte, indem er dem blinden Wüthen der Neger Einhalt that, so ist die Behandlung, die er in

einem ausgebreiteten Briefwechsel mit hervorragenden Persönlichkeiten bot. 1718 kam T. als Bibliothekar in das Profeßhaus der Jesuiten zu Paris u. st. 1739. Die lange Reihe seiner Abhandlungen, durch welche er sich namentlich auch um das Bibelstudium verdient machte, findet man im 42. Bd. der Mémoires des Niceron verzeichnet.


Tournely (Turnli), Honorate, ein berühmter Dogmatiker, geb. 1658 zu Antibes in der Provence, anfangs Schweinhirt, dann durch einen geistlichen Oheim in Paris erzogen, 1686 Doctor der Sorbonne, an der er von 1692 an Theologie lehrte; st. 1729. T. war ein vielgeschmähter Gegner der Jansenisten, lieferte einen sehr brauchbaren Cursus theologicus scholastico dogmaticus et moralis (nachgedruckt zu Venedig 1728, Köln 1734) u. dgl. m.


Tournois (turnoa), Turnose, s. Livre.


Tournon (Turnong), François de, geb. 1489 zu T, Cardinal, franz. Minister, leitete unter Franz I. fast alle diplomatischen Verhandlungen u. ordnete die Finanzen; st. 1562 zu St. Germain en Laye. – Charles Thomas Maillard de T., geb. 1668 zu Turin, Cardinal, ging im Auftrage Clemens XI. nach China, um die Streitigkeiten der Jesuitenmissionäre mit denen der Dominikaner und Franziskaner zu untersuchen (es handelte sich um den Gebrauch des Wortes Tientschu d. h. Herr des Himmels für Gott, um die Zulassung einzelner chines. Gebräuche, welche die Jesuiten gestattet hatten). T. verfuhr einseitig gegen die Jesuiten u. fügte den christlichen Interessen in China beträchtlichen Schaden zu; er wurde von Kaiser Kanghi 1707 verhaftet, unter die Aufsicht der Portugiesen gestellt und st. 1710.


Tours (Tuhr), Hauptstadt des franz. Depart. Indre-Loire, an der Loire und der Eisenbahn von Paris nach Nantes, ist Sitz eines Erzbischofs, hat Seminar, mehre Colleges und klösterliche Institute, Gymnasium, Bibliothek, Museum, 34500 E., bedeutenden Gewerbsfleiß u. Handel; in der alten Kathedrale ein merkwürdiges Uhrwerk.


Tourville (Turwil), Anne Hilarion de Cotentin, Comte de, geb. 1642 zu T. in der Normandie, wurde Maltheserritter, war von 1660–67 als Commandant einer Fregatte der Schrecken der Barbaresken, wurde 1667 Schiffscapitän, focht 1669 bei Candia, 1671–77 gegen die Holländer u. Spanier, wurde Chef d'Escadre, Ruhmesgenosse Duquesnes vor Tunis und Algier, 1689 Viceadmiral, schlug 1690 den 10. Juli die vereinigte engl.-holländ. Flotte auf der Höhe von Dieppe, verlor dagegen am 29. Mai 1692 die Schlacht bei la Hogue, die er auf Befehl Ludwigs XIV. mit 63 Schiffen gegen 99 lieferte. Er nahm zwar 1693 bei Lagos 80 feindliche Levantefahrer weg u. machte noch einige glückliche Seezüge, konnte aber Englands Uebermacht zur See nicht mehr brechen; er st. 1701 zu Paris.


Toussaint (Tussäng), Anna Luize Geertruide, geb. 1812 zu Alkmaar, seit 1851 verheirathete Boosbom, berühmte holländ. Romanenschriftstellerin.


Toussaint l'Ouverture (Tussäng Luwertühr), geb. 1745 als Negersclave unweit Cap François auf Haiti, gab sich durch die Bibliothek seines Herrn einige Bildung, rettete diesen 1791 bei dem Negeraufstande auf das amerikan. Festland, war 1793 schon einer der ersten Anführer des Negerheeres, bewog dasselbe, nicht mit den Spaniern gegen Frankreich zu fechten, sondern mit diesem in Verbindung zu bleiben, wirkte Rochambeau unterstützend zur Vertreibung der Engländer mit und wurde dafür von dem Directorium zum Oberbefehlshaber ernannt. Nach dem Frieden von Amiens wollte Napoleon I. Haiti wieder unterwerfen u. entsandte unter seinem Schwager Leclerc eine starke Expedition; T. erlitt mehre Niederlagen, worauf er sich unterwarf. Ein ihm unterschobener u. aufgefangener Brief, in welchem T. von einer neuen Empörung sprach, gab zu seiner Verhaftung Veranlassung; er wurde 1802 auf Napoleons Befehl auf das Bergschloß Joux bei Besançon gebracht, wo er 1803 st.; da er Tausenden von Franzosen auf Haiti das Leben gerettet hatte, indem er dem blinden Wüthen der Neger Einhalt that, so ist die Behandlung, die er in

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[503/0504] einem ausgebreiteten Briefwechsel mit hervorragenden Persönlichkeiten bot. 1718 kam T. als Bibliothekar in das Profeßhaus der Jesuiten zu Paris u. st. 1739. Die lange Reihe seiner Abhandlungen, durch welche er sich namentlich auch um das Bibelstudium verdient machte, findet man im 42. Bd. der Mémoires des Niceron verzeichnet. Tournely (Turnli), Honorate, ein berühmter Dogmatiker, geb. 1658 zu Antibes in der Provence, anfangs Schweinhirt, dann durch einen geistlichen Oheim in Paris erzogen, 1686 Doctor der Sorbonne, an der er von 1692 an Theologie lehrte; st. 1729. T. war ein vielgeschmähter Gegner der Jansenisten, lieferte einen sehr brauchbaren Cursus theologicus scholastico dogmaticus et moralis (nachgedruckt zu Venedig 1728, Köln 1734) u. dgl. m. Tournois (turnoa), Turnose, s. Livre. Tournon (Turnong), François de, geb. 1489 zu T, Cardinal, franz. Minister, leitete unter Franz I. fast alle diplomatischen Verhandlungen u. ordnete die Finanzen; st. 1562 zu St. Germain en Laye. – Charles Thomas Maillard de T., geb. 1668 zu Turin, Cardinal, ging im Auftrage Clemens XI. nach China, um die Streitigkeiten der Jesuitenmissionäre mit denen der Dominikaner und Franziskaner zu untersuchen (es handelte sich um den Gebrauch des Wortes Tientschu d. h. Herr des Himmels für Gott, um die Zulassung einzelner chines. Gebräuche, welche die Jesuiten gestattet hatten). T. verfuhr einseitig gegen die Jesuiten u. fügte den christlichen Interessen in China beträchtlichen Schaden zu; er wurde von Kaiser Kanghi 1707 verhaftet, unter die Aufsicht der Portugiesen gestellt und st. 1710. Tours (Tuhr), Hauptstadt des franz. Depart. Indre-Loire, an der Loire und der Eisenbahn von Paris nach Nantes, ist Sitz eines Erzbischofs, hat Seminar, mehre Colleges und klösterliche Institute, Gymnasium, Bibliothek, Museum, 34500 E., bedeutenden Gewerbsfleiß u. Handel; in der alten Kathedrale ein merkwürdiges Uhrwerk. Tourville (Turwil), Anne Hilarion de Cotentin, Comte de, geb. 1642 zu T. in der Normandie, wurde Maltheserritter, war von 1660–67 als Commandant einer Fregatte der Schrecken der Barbaresken, wurde 1667 Schiffscapitän, focht 1669 bei Candia, 1671–77 gegen die Holländer u. Spanier, wurde Chef d'Escadre, Ruhmesgenosse Duquesnes vor Tunis und Algier, 1689 Viceadmiral, schlug 1690 den 10. Juli die vereinigte engl.-holländ. Flotte auf der Höhe von Dieppe, verlor dagegen am 29. Mai 1692 die Schlacht bei la Hogue, die er auf Befehl Ludwigs XIV. mit 63 Schiffen gegen 99 lieferte. Er nahm zwar 1693 bei Lagos 80 feindliche Levantefahrer weg u. machte noch einige glückliche Seezüge, konnte aber Englands Uebermacht zur See nicht mehr brechen; er st. 1701 zu Paris. Toussaint (Tussäng), Anna Luize Geertruide, geb. 1812 zu Alkmaar, seit 1851 verheirathete Boosbom, berühmte holländ. Romanenschriftstellerin. Toussaint l'Ouverture (Tussäng Luwertühr), geb. 1745 als Negersclave unweit Cap François auf Haiti, gab sich durch die Bibliothek seines Herrn einige Bildung, rettete diesen 1791 bei dem Negeraufstande auf das amerikan. Festland, war 1793 schon einer der ersten Anführer des Negerheeres, bewog dasselbe, nicht mit den Spaniern gegen Frankreich zu fechten, sondern mit diesem in Verbindung zu bleiben, wirkte Rochambeau unterstützend zur Vertreibung der Engländer mit und wurde dafür von dem Directorium zum Oberbefehlshaber ernannt. Nach dem Frieden von Amiens wollte Napoleon I. Haiti wieder unterwerfen u. entsandte unter seinem Schwager Leclerc eine starke Expedition; T. erlitt mehre Niederlagen, worauf er sich unterwarf. Ein ihm unterschobener u. aufgefangener Brief, in welchem T. von einer neuen Empörung sprach, gab zu seiner Verhaftung Veranlassung; er wurde 1802 auf Napoleons Befehl auf das Bergschloß Joux bei Besançon gebracht, wo er 1803 st.; da er Tausenden von Franzosen auf Haiti das Leben gerettet hatte, indem er dem blinden Wüthen der Neger Einhalt that, so ist die Behandlung, die er in

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/504>, abgerufen am 23.11.2024.