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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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er schon 1818 seine reichen Sammlungen seiner Vaterstadt vermacht hatte.


Walpole, Sir Robert, später Graf Oxford, geb. 1676 zu Hougthon, Sohn eines Edelmanns, kam 1700 in das Parlament, wurde whigistischer Parteiführer, 1714 Minister und blieb es bis 1742, war sehr thätig für die protest. Thronfolge u. regierte nach den Grundsätzen seiner Partei; in finanzieller Beziehung nicht rein beförderte er auch unfähige und schlechte Parteigenossen; er st. 1745. ("Memoirs of the life and administration of sir R. Walpole" London 1798.) Sein jüngster Sohn Horace W., geb. 1717, privatisirte seit 1767, st. 1797, engl. Schriftsteller von Witz und Laune, manchmal als Anekdotenkrämer, vielmal aber als Mann von gründlicher Bildung und scharfem Verstande auftretend, war auch Romandichter. (Schriften: Briefe; Memoiren; das Schloß von Otranto.) Sein Vetter Spencer Horatio W., geb. 1806, Tory, 1846 Parlamentsmitglied, war 1852 Mitglied des Ministeriums Derby.


Walpurgis, St., Walburg, eine Heilige des 8. Jahrh., von welcher außer großen Lobeserhebungen wenig Zuverlässiges bekannt ist; aus England von adeligen Eltern herstammend, die Schwester der hh. Willibald und Wunnebald, soll sie unter den Klosterfrauen gewesen sein, welche Bonifacius aus seinem Heimathlande herbeirief, um seine Mission in Deutschland zu unterstützen. Sie wurde um 750 Aebtissin des von ihrem Bruder Wunnebald in der Diöcese Eichstätt gegründeten Klosters Heidenheim u. st. jedenfalls erst nach 777. Ihre Reliquien befinden sich zu Eichstätt, ihr Gedächtnißtag, der 1. Mai, wurde namentlich deßhalb weltbekannt, weil an diesem Tage das zu ihrer Zeit noch keineswegs verdrängte Heidenthum ein Hauptfest feierte, an welches später die Sage erinnerte, daß in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, also in der W.nacht, die Hexen mit dem Satan ein Freudenfest feierten, dessen Hauptsitz der Blocksberg im Harzgebirge sein sollte. Noch vor nicht langer Zeit war das sogen. W. feuer nichts Seltenes, welches darin bestand, daß das abergläubische Volk am Abend vor W. tag Strohwische an lange Stangen band, anzündete u. damit her umlief, wodurch es Menschen und Vieh vor Hexenstreichen zu bewahren glaubte. - Vgl. Hexen.


Walrath, s. Kaschelot.


Walroß, lat. trichechus, eine Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Ruderfüße, im Oberkiefer mit 2 starken, abwärts gerichteten u. weit hervorragenden Eckzähnen. Nur eine Art: das gemeine W. (t. rosmarus), gegen 20' lang, 15-20 Ctr. schwer und mit 21/2' langen Eckzähnen; die dicke, für Waffen und Kugeln fast undurchdringliche Haut ist mit einzelnstehenden Haaren bedeckt. Die W.e leben in den nördl. Eismeeren in großen Heerden beisammen, lagern sich auf Eisschollen oder am Ufer u. nähren sich von Seetang u. Weichthieren; ihre Stimme ist ein furchtbares Brüllen. Angegriffen vertheidigt sich das W. mit Wuth, u. seine Jagd ist gefährlich, aber sie wird von den Walfischfängern wegen des seinen Thrans, der Haut und des schönen Elfenbeins der Stoßzähne des W.es eifrig betrieben.


Walsall (Uahlsäll), engl. Stadt in der Grafschaft Stafford, mit 27000 E., berühmten Manufacturen für Sattlerwaaren.


Walsingham (Uahlsinghämm), Sir Francis, geb. 1536 zu Chiselhurst in der engl. Grafschaft Kent, gest. 1590, Staatsmann unter Königin Elisabeth, leitete das Polizeiwesen, die geheimen Verhandlungen und die blutigen Verfolgungen der Katholiken u. war eines der Hauptwerkzeuge zum Verderben der Maria Stuart. ("The complete Ambassador" London 1655.)


Walter, Ferdinand, geb. 1794 zu Wetzlar, seit der Gründung der Universität Bonn (1818) Professor der Rechte daselbst, auch preuß. geh. Justizrath. Er hält Vorlesungen besonders über Kirchenrecht, röm. und deutsche Rechtsgeschichte, deutsches Privatrecht, Naturrecht u. juristische Encyclopädie. Sein verdienstlichstes Werk ist das "Lehrbuch des Kirchenrechts", zuerst 1822 erschienen, 1854 bereits in 11. Aufl.; es ist auch in das Französische (Paris 1840), Italienische (Pisa 1846) u. Spanische

er schon 1818 seine reichen Sammlungen seiner Vaterstadt vermacht hatte.


Walpole, Sir Robert, später Graf Oxford, geb. 1676 zu Hougthon, Sohn eines Edelmanns, kam 1700 in das Parlament, wurde whigistischer Parteiführer, 1714 Minister und blieb es bis 1742, war sehr thätig für die protest. Thronfolge u. regierte nach den Grundsätzen seiner Partei; in finanzieller Beziehung nicht rein beförderte er auch unfähige und schlechte Parteigenossen; er st. 1745. („Memoirs of the life and administration of sir R. Walpole“ London 1798.) Sein jüngster Sohn Horace W., geb. 1717, privatisirte seit 1767, st. 1797, engl. Schriftsteller von Witz und Laune, manchmal als Anekdotenkrämer, vielmal aber als Mann von gründlicher Bildung und scharfem Verstande auftretend, war auch Romandichter. (Schriften: Briefe; Memoiren; das Schloß von Otranto.) Sein Vetter Spencer Horatio W., geb. 1806, Tory, 1846 Parlamentsmitglied, war 1852 Mitglied des Ministeriums Derby.


Walpurgis, St., Walburg, eine Heilige des 8. Jahrh., von welcher außer großen Lobeserhebungen wenig Zuverlässiges bekannt ist; aus England von adeligen Eltern herstammend, die Schwester der hh. Willibald und Wunnebald, soll sie unter den Klosterfrauen gewesen sein, welche Bonifacius aus seinem Heimathlande herbeirief, um seine Mission in Deutschland zu unterstützen. Sie wurde um 750 Aebtissin des von ihrem Bruder Wunnebald in der Diöcese Eichstätt gegründeten Klosters Heidenheim u. st. jedenfalls erst nach 777. Ihre Reliquien befinden sich zu Eichstätt, ihr Gedächtnißtag, der 1. Mai, wurde namentlich deßhalb weltbekannt, weil an diesem Tage das zu ihrer Zeit noch keineswegs verdrängte Heidenthum ein Hauptfest feierte, an welches später die Sage erinnerte, daß in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, also in der W.nacht, die Hexen mit dem Satan ein Freudenfest feierten, dessen Hauptsitz der Blocksberg im Harzgebirge sein sollte. Noch vor nicht langer Zeit war das sogen. W. feuer nichts Seltenes, welches darin bestand, daß das abergläubische Volk am Abend vor W. tag Strohwische an lange Stangen band, anzündete u. damit her umlief, wodurch es Menschen und Vieh vor Hexenstreichen zu bewahren glaubte. – Vgl. Hexen.


Walrath, s. Kaschelot.


Walroß, lat. trichechus, eine Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Ruderfüße, im Oberkiefer mit 2 starken, abwärts gerichteten u. weit hervorragenden Eckzähnen. Nur eine Art: das gemeine W. (t. rosmarus), gegen 20' lang, 15–20 Ctr. schwer und mit 21/2' langen Eckzähnen; die dicke, für Waffen und Kugeln fast undurchdringliche Haut ist mit einzelnstehenden Haaren bedeckt. Die W.e leben in den nördl. Eismeeren in großen Heerden beisammen, lagern sich auf Eisschollen oder am Ufer u. nähren sich von Seetang u. Weichthieren; ihre Stimme ist ein furchtbares Brüllen. Angegriffen vertheidigt sich das W. mit Wuth, u. seine Jagd ist gefährlich, aber sie wird von den Walfischfängern wegen des seinen Thrans, der Haut und des schönen Elfenbeins der Stoßzähne des W.es eifrig betrieben.


Walsall (Uahlsäll), engl. Stadt in der Grafschaft Stafford, mit 27000 E., berühmten Manufacturen für Sattlerwaaren.


Walsingham (Uahlsinghämm), Sir Francis, geb. 1536 zu Chiselhurst in der engl. Grafschaft Kent, gest. 1590, Staatsmann unter Königin Elisabeth, leitete das Polizeiwesen, die geheimen Verhandlungen und die blutigen Verfolgungen der Katholiken u. war eines der Hauptwerkzeuge zum Verderben der Maria Stuart. („The complete Ambassador“ London 1655.)


Walter, Ferdinand, geb. 1794 zu Wetzlar, seit der Gründung der Universität Bonn (1818) Professor der Rechte daselbst, auch preuß. geh. Justizrath. Er hält Vorlesungen besonders über Kirchenrecht, röm. und deutsche Rechtsgeschichte, deutsches Privatrecht, Naturrecht u. juristische Encyclopädie. Sein verdienstlichstes Werk ist das „Lehrbuch des Kirchenrechts“, zuerst 1822 erschienen, 1854 bereits in 11. Aufl.; es ist auch in das Französische (Paris 1840), Italienische (Pisa 1846) u. Spanische

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[668/0669] er schon 1818 seine reichen Sammlungen seiner Vaterstadt vermacht hatte. Walpole, Sir Robert, später Graf Oxford, geb. 1676 zu Hougthon, Sohn eines Edelmanns, kam 1700 in das Parlament, wurde whigistischer Parteiführer, 1714 Minister und blieb es bis 1742, war sehr thätig für die protest. Thronfolge u. regierte nach den Grundsätzen seiner Partei; in finanzieller Beziehung nicht rein beförderte er auch unfähige und schlechte Parteigenossen; er st. 1745. („Memoirs of the life and administration of sir R. Walpole“ London 1798.) Sein jüngster Sohn Horace W., geb. 1717, privatisirte seit 1767, st. 1797, engl. Schriftsteller von Witz und Laune, manchmal als Anekdotenkrämer, vielmal aber als Mann von gründlicher Bildung und scharfem Verstande auftretend, war auch Romandichter. (Schriften: Briefe; Memoiren; das Schloß von Otranto.) Sein Vetter Spencer Horatio W., geb. 1806, Tory, 1846 Parlamentsmitglied, war 1852 Mitglied des Ministeriums Derby. Walpurgis, St., Walburg, eine Heilige des 8. Jahrh., von welcher außer großen Lobeserhebungen wenig Zuverlässiges bekannt ist; aus England von adeligen Eltern herstammend, die Schwester der hh. Willibald und Wunnebald, soll sie unter den Klosterfrauen gewesen sein, welche Bonifacius aus seinem Heimathlande herbeirief, um seine Mission in Deutschland zu unterstützen. Sie wurde um 750 Aebtissin des von ihrem Bruder Wunnebald in der Diöcese Eichstätt gegründeten Klosters Heidenheim u. st. jedenfalls erst nach 777. Ihre Reliquien befinden sich zu Eichstätt, ihr Gedächtnißtag, der 1. Mai, wurde namentlich deßhalb weltbekannt, weil an diesem Tage das zu ihrer Zeit noch keineswegs verdrängte Heidenthum ein Hauptfest feierte, an welches später die Sage erinnerte, daß in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, also in der W.nacht, die Hexen mit dem Satan ein Freudenfest feierten, dessen Hauptsitz der Blocksberg im Harzgebirge sein sollte. Noch vor nicht langer Zeit war das sogen. W. feuer nichts Seltenes, welches darin bestand, daß das abergläubische Volk am Abend vor W. tag Strohwische an lange Stangen band, anzündete u. damit her umlief, wodurch es Menschen und Vieh vor Hexenstreichen zu bewahren glaubte. – Vgl. Hexen. Walrath, s. Kaschelot. Walroß, lat. trichechus, eine Gattung Säugethiere aus der Ordnung der Ruderfüße, im Oberkiefer mit 2 starken, abwärts gerichteten u. weit hervorragenden Eckzähnen. Nur eine Art: das gemeine W. (t. rosmarus), gegen 20' lang, 15–20 Ctr. schwer und mit 21/2' langen Eckzähnen; die dicke, für Waffen und Kugeln fast undurchdringliche Haut ist mit einzelnstehenden Haaren bedeckt. Die W.e leben in den nördl. Eismeeren in großen Heerden beisammen, lagern sich auf Eisschollen oder am Ufer u. nähren sich von Seetang u. Weichthieren; ihre Stimme ist ein furchtbares Brüllen. Angegriffen vertheidigt sich das W. mit Wuth, u. seine Jagd ist gefährlich, aber sie wird von den Walfischfängern wegen des seinen Thrans, der Haut und des schönen Elfenbeins der Stoßzähne des W.es eifrig betrieben. Walsall (Uahlsäll), engl. Stadt in der Grafschaft Stafford, mit 27000 E., berühmten Manufacturen für Sattlerwaaren. Walsingham (Uahlsinghämm), Sir Francis, geb. 1536 zu Chiselhurst in der engl. Grafschaft Kent, gest. 1590, Staatsmann unter Königin Elisabeth, leitete das Polizeiwesen, die geheimen Verhandlungen und die blutigen Verfolgungen der Katholiken u. war eines der Hauptwerkzeuge zum Verderben der Maria Stuart. („The complete Ambassador“ London 1655.) Walter, Ferdinand, geb. 1794 zu Wetzlar, seit der Gründung der Universität Bonn (1818) Professor der Rechte daselbst, auch preuß. geh. Justizrath. Er hält Vorlesungen besonders über Kirchenrecht, röm. und deutsche Rechtsgeschichte, deutsches Privatrecht, Naturrecht u. juristische Encyclopädie. Sein verdienstlichstes Werk ist das „Lehrbuch des Kirchenrechts“, zuerst 1822 erschienen, 1854 bereits in 11. Aufl.; es ist auch in das Französische (Paris 1840), Italienische (Pisa 1846) u. Spanische

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/669>, abgerufen am 23.11.2024.